wissensbilanz: ortenau wieder einmal vorreiter wissensbilanz... · 2013. 10. 29. · wissensbilanz:...

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Auf Initiative der WRO hat eine Projektgruppe die Wissensbilanz für die Ortenau erstellt. Ergebnis: Kommunen und Wirtschaft sollten sich auf drei entschei- dende Zukunftsfak- toren konzentrieren – Bildung, Demografie und Europa. VON DORIS GEIGER Was ist was wert? Sicher- heit zum Beispiel. Oder Be- ziehungen. Was ist Wis- sen wert, wenn Menschen es nicht in Büchern nieder- schreiben? Der immateri- elle Wert der Nicht-Dinge ist mehr als ein Gefühl. Er kann sogar zum Politikum werden. Wie sonst ließe sich erklären, dass die Arbeit der Autobauer bei Porsche so- wohl in der Selbstwahrneh- mung als auch in der öffent- lichen Wahrnehmung so viel wertiger erscheint als die der Kollegen bei VW? Unternehmen müssen ei- ne Bilanz ziehen, genau wie die von Kanzlerin Merkel zitierte schwäbische Haus- frau auch. Als Haushalts- vorstand und als Unter- nehmenslenker muss ich wissen, was ich habe – und was ich nicht habe. Der Wert von Marken Und wie bilanziert man, was nicht auf dem Hof steht, auf der Bank oder in der Kasse liegt, was das Lager füllt oder gerade als Liefe- rung zum Kunden unter- wegs ist? Wie bilanziert man das Know-how der Mitar- beiter? Und mit was schla- gen die exzellenten Kunden- beziehungen zu Buche, die über Jahre mit viel Mühe aufgebaut wurden? Was macht Marken wie Apple, Coca-Cola oder eben Porsche so sexy, dass sie an der Börse mitunter weit hö- her bewertet werden, als es ihre Bücher hergeben? Seit dem Jahr 2002 wer- den Wissensbilanzen prak- tiziert, die genau das be- werten, von dem man schon immer wusste, dass es wert- voll ist – nur eben nicht wie sehr und vor allen Dingen, zu was es in Bezug stehen muss, um diesen Wert zu realisieren. Rund 200 Unternehmen in Deutschland wollten in den letzten sieben Jahren genau diesen Fragen auf den Grund gehen und erstellten eine Wissensbilanz. Darunter der Energieversorger Ener- gie Baden-Württemberg (EnBW), die Volks- und Raiffeisenbank Südpfalz, die Zentrale des Caritas- verbands in Freiburg, die M & M Software GmbH in St. Georgen, Fischer Werk- zeugtechnik in Endingen am Kaiserstuhl und jetzt ak- tuell die Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau GmbH mit ihren rund 50 kommu- nalen Gesellschaftern so- wie den 150 Unternehmen im Wirtschaftsbeirat. Standortmarketing Gründe, eine Wissens- bilanz zu ziehen, gab es für den WRO-Aufsichtsratsvor- sitzenden, den Oberkircher Oberbürgermeister Matthi- as Braun, genügend: »Die WRO hat als Wirtschafts- fördergesellschaft den Auf- trag, Standortmarketing zu betreiben«, so Braun. »Und weil im Zuge eines zu- sammenwachsenden Euro- pas gegenwärtig die Wachs- tumschancen neu verteilt werden, haben wir die Chan- ce ergriffen, als erster Land- kreis in Deutschland eine Wissensbilanz zu ziehen.« Für WRO-Geschäftsfüh- rer Manfred Hammes hängt der Erfolg eines Standor- tes wesentlich davon ab, wie es der Region gelingt, über Netzwerke auch die Bürger- schaft zu mobilisieren, ei- ne erfolgreiche Clusterent- wicklung zu betreiben und junge, gut ausgebildete Men- schen anzuziehen oder in der Region zu behalten. Im Klartext hat die Wis- sensbilanz zum Beispiel fol- gendes Ergebnis gebracht: Die Diskussionsteilnehmer waren in der Mehrheit der Ansicht, dass die Ortenauer eher wertkonservativ sind. Sie sind bodenständig, zu- verlässig und sehr mit ih- rer Gemeinde verwurzelt. Deshalb sind sie Fremden gegenüber eher skeptisch, weshalb diese es nicht ganz leicht haben, sich z.B. ins Dorfleben zu integrieren. Kommunalwahlen wer- den entscheidend geprägt von der Ortsverwurzelung und den Vereinsmitglied- schaften der Menschen. Da der Wertekanon der Or- tenauer nicht vom Statis- tischen Landesamt erfasst wird, war in diesem Punkt kein Abgleich mit »nackten Zahlen« möglich. Warum die Werthaltung der Men- schen in der Ortenau für die Wirtschaftsförderung wie- derum wichtig ist? Nur wer Lust hat, Verantwortung zu übernehmen, sich für ge- meinschaftliche Ziele und Zwecke einzusetzen und bürgerschaftliches Engage- ment zeigt, leistet einen Bei- trag zur Weiterentwicklung der Region. Wer eine herkömmliche Bilanz zieht, besitzt die Er- gebnisse der Vergangenheit schwarz auf weiß. Und er muss auch mit ihnen arbei- ten. Als Unternehmer zum Beispiel mit der Absicht, die Bank zu einer Kreditverga- be zu bewegen oder Anleger zum Aktienkauf zu motivie- ren. Wer eine Wissensbilanz zieht, kennt die Aufgaben für die Zukunft – und wer nicht an diesen arbeitet, ist töricht. Das Beispiel Fischer Eberhard Fischer grün- dete 1985 in Endingen ein Unternehmen für speziel- le Stanz- und Umformwerk- zeuge. Fischer, nach eige- ner Aussage zu 100 Prozent am Tropf der Automobilin- dustrie, hat noch nicht ein- mal über Kurzarbeit nach- denken müssen. In dem hoch spezialisierten Unter- nehmen mit 135 Mitarbei- tern müssen teilweise so- gar Überstunden geleistet werden. Fischer will keinen kausalen Zusammenhang zwischen der Wissensbilanz, die er mit seinen Leuten 2006 gezogen hat, und der guten Verfassung seines Unter- nehmens konstruieren, aber einer Sache ist er sich ge- wiss: »Ich bin seit der ersten Stunde auf das Wissen mei- ner Mitarbeiter angewiesen. Und das geht den meisten Unternehmen in unserem Land so. Wir sind nicht Ex- portweltmeister dank un- serer nicht vorhandenen Bodenschätze, sondern un- sere Wirtschaft ist eine der besten, weil Wissen unser höchstes Gut ist.« Die Hälfte der Fischer- Mannschaft sind Eigenge- wächse – einen Mitarbei- ter zu entlassen, wäre für Fischer ein herber Verlust. Auch menschlich, aber vor allen Dingen fachlich. Also sorgt er für eine Unterneh- menskultur, die seine Leu- te ans Unternehmen bindet, denn er weiß: »Die persönli- che Anerkennung der Mit- arbeiter ist Teil der Wert- schöpfung.« Wichtige Stellschraube Die Wissensbilanz hat ihm vor Augen geführt, dass sein Bauchgefühl ihn über die Jahre nicht getäuscht hat. Fischer hat von An- fang an Wert gelegt auf die Stimmung im Betrieb. Die Wissensbilanz hat ihm be- stätigt, dass die Unterneh- menskultur eine der wich- tigsten Stellschrauben seiner Unternehmensfüh- rung ist. Was können der Ortenau- kreis bzw. die WRO, die das Projekt Wissensbilanz be- treut hat, nun mit den Er- gebnissen anstellen? »Wir wollen besser und schneller sein als andere und vor al- lem wollen wir wissen, wo- hin wir in den nächsten zehn Jahren wollen«, sagt Man- fred Hammes. Die Ergebnis- se (Kurzzusammenfassung siehe Kasten links) müssen in unternehmerische Initi- ativen und politische Ent- scheidungen gegossen und auch finanziert werden. Ein erster Schritt könnte sein, dass der Ortenaukreis sich ein Leitbild gibt. Die Vorarbeiten wären geleistet. Und um im Bild von Eber- hard Fischer zu bleiben: Der Ortenaukreis-Kultur könn- te es nur guttun. Wissensbilanz: Ortenau wieder einmal Vorreiter Drei Faktoren bestimmen die regionale Zukunft: Bildung, Demografie und Europa Was wäre, wenn der Orten- aukreis ein Unternehmen wäre und sich an der Wis- senbilanz Ortenau ausrich- ten würde? Landrat Frank Scherer hat sich auf dieses Gedankenspiel zusammen mit der MITTELBADISCHEN PRESSE eingelassen. VON DORIS GEIGER U nter der Regie der Wirt- schaftsregion Offenburg/ Ortenau (WRO) wurde ei- ne Wissensbilanz gezogen. De- ren Ergebnisse hat die Redakti- on der MITTELBADISCHEN PRESSE zum Anlass genommen, mit dem Ortenauer Landrat Frank Sche- rer ein ganz besonderes Spiel zu wagen. Nennen wir es »Planspiel Ortenau«. Es resultiert aus den Ergebnissen der Ortenauer Wis- sensbilanz. Zusammen mit Frank Sche- rer haben wir spielerisch ermit- telt, was wäre, wenn . . . die Or- tenau ein Unternehmen wäre. Der Kreistag – per se von viel- fältigeren Interessen geleitet als der Landrat selbst – wäre so et- was wie ein Aufsichtsrat. Abtei- lungen gibt es reichlich in der »Firma Ortenau«: Personalent- wicklung, Personalbeschaffung, Vertrieb, Marketing, Export . . . Heute stellt sich der Land- rat drei besonders interessanten Vorschlägen, die dank der Wis- sensbilanz aus dem Unterneh- men Ortenau heraus formuliert wurden: Der Personalchef plädiert für die Einrichtung einer Berufsaka- demie im Gesundheitsbereich. Schließlich ist das Thema Bil- dung bei ihm angesiedelt. Und auch die demografi- sche Entwicklung lastet schwer auf ihm und seinen Kollegen. Will die »Firma Ortenau« sich hier zukunftsfähig positionie- ren, dann wäre die Beteiligung an GmbHs zur Kinderbetreuung doch ein hervorragendes Mit- tel zum Zweck. Und weil die Be- legschaft der Ortenau AG auch das dritte wichtige Handlungs- feld der Wissensbilanz, nämlich »Europa«, gleich in Angriff nehmen will, schlägt sie Frank Scherer vor, ei- nen »Europa-Scout« zu etablieren, einen För- dermittel-Spezialisten, der weiß, wie man an Ausschreibungsgelder kommt und daneben auch noch Lobbyar- beit leistet für Kom- munen, Unternehmen und Orga- nisationen. Frank Sche- rer spielte mit. Hier lesen Sie, wie er die Fra- gen aus seiner Orte- nau AG heraus beant- wortet: Herr Scherer, was halten Sie von einer Berufsakademie für Gesundheitswesen für die Ortenau? SCHERER: Eine Berufs- akademie wäre eine Zu- kunft gestaltende und Zukunft sichernde Maß- nahme im Bereich der Bildung. Wir würden Talente für die Orte- nau interessieren und an die Region binden, weil man an einer BA nicht nur eine Ausbildung absol- vieren, sondern in der Gesundheits- branche auch einen Job finden würde. Die Gesund- heitswirtschaft im Kreis ist eine gut entwickelte Branche. In der Gesundheitswirtschaft, wenn man den Bereich Pflege hinzurechnet, arbeiten die meis- ten sozialversicherungspflich- tigen Beschäftigten – und es ist eindeutig ein Wachstumsmarkt. Eine Ortenauer BA würde helfen, den Personalbedarf im Klinik- und Pflegebereich zu sichern. Außerdem wäre eine Berufs- akademie eine sinnvolle Er- gänzung zum Lehrstuhl »Ge- sundheitsmanagement« der Wissenschaftlichen Hochschule in Lahr (WHL). Die WHL ist be- reits ein wichtiger Protagonist im Bereich der Gesundheitswirt- schaft, und eine Berufsakademie würde genau zwischen WHL und die bestehenden Fachschulen für Kranken- oder Altenpflege pas- sen. In meinen Augen: ein guter Vorschlag! Der Kreis beteiligt sich an GmbHs zur Kin- derbetreuung in Unternehmen – ein guter Vorschlag? SCHERER: Vergli- chen mit vielen an- deren Landkrei- sen in Deutschland sind wir bei der de- mografischen Entwicklung am Oberrhein noch in einer relativ günstigen Ausgangssituation – deshalb können wir die sich erge- benden Chancen frühzeitig und effektiv nutzen. Bereits jetzt ist absehbar, dass in den Jahren ab 2013 nicht mehr alle Lehrstellen besetzt werden können. Das be- deutet, dass wir uns heute drin- gend um den Zuzug junger Fami- lien bemühen müssen. Dabei tragen einerseits die Un- ternehmen mit der Schaffung von attraktiven Arbeitsplätzen selbst die Verantwortung. Andererseits ist der Kreis gefordert, in allen Bereichen auf Familienfreund- lichkeit zu achten. Wir haben darüber hinaus das Ortenauer Bündnis für Fa- milien ins Leben gerufen, inner- halb dessen die Themen »Verein- barkeit von Familie und Beruf« und »Kinderbetreuung«, auch für Kinder unter drei Jahren, sowie »Familienbildung« bearbeitet werden. Ein Projekt dieses Bünd- nisses könnte sicherlich auch sein, solche Modelle von Kinder- betreuungs-GmbHs zu prüfen. Auch das Landratsamt Orten- aukreis ist derzeit mit weiteren Partnern in Verhandlungen, um seinen Beschäftigten ein Angebot zur Kinderbetreuung anbieten zu können. Im Ortenau-Klinikum in Offenburg wird dies bereits seit Jahren angeboten. Brauchen wir in der Wirtschaftsregion einen »Euro-Scout«, der sich um För- dermittel aus Brüssel bemüht? SCHERER: Der Eurodistrikt Straßburg/Ortenau ist die Keim- zelle der Metropolregion Ober- rhein. Und mit dem Eurodistrikt geben wir auch ein gutes Beispiel für die künftige Metropolregion am Oberrhein, weil hier schon bald Struktur und Etat vorhan- den sein werden. Die Ortenau muss hier beson- ders interessiert sein, weil sie so auf der europäischen Landkar- te erscheint und weil wir so mit den französischen und Schweizer Nachbarn besser an größere Be- träge aus EU-Fördertöpfen kom- men. Die Schaffung einer zusätzli- chen Personalstelle für einen EU- Fördermittelspezialisten halte ich allerdings nicht für sinnvoll. Der Stelleninhaber wäre völlig überfordert, wollte er in alle EU- Förderprogramme so tief fach- lich einsteigen, dass er wirklich erfolgreich beraten könnte. Neue EU-Länder in Osteuropa haben zu diesem Zweck ganze Behörden geschaffen! Im Übrigen haben wir z.B. im Landratsamt, im Regierungsprä- sidium, bei den Kammern und in einer Reihe weiterer Institu- tionen bereits eine Vielzahl von kompetenten Fachleuten, die sich mit den einzelnen EU-Förderpro- grammen, die ihren Tätigkeits- bereich betreffen, ausgezeichnet auskennen. Wichtig ist es daher nur, dass es in jeder dieser Institutionen einen Ansprechpartner gibt, der Unternehmen und Kommunen für ihre konkreten Anliegen und Belange die richtigen Fachleute vermittelt. Deshalb habe ich be- reits Ende vergangenen Jahres im Landratsamt die Funktion ei- nes Förderlotsen geschaffen. Welche Rolle spielt dabei der Kreistag, der in Ihrem Unternehmen ja so etwas wie ein Aufsichtsrat ist? SCHERER: Ich halte es für wich- tig, dass sich der Kreistag und die Kreisverwaltung mit den Vor- schlägen aus der Wissensbilanz auseinandersetzen. Auch dafür hat der Kreistag am 28. Juli mit dem Unterausschuss »Ländlicher Raum« eine gut geeignete Platt- form geschaffen, weil hier eine integrierte Gesamtstrategie für unseren Standort Ortenau erar- beitet werden soll. Planspiel Ortenau: Herr Landrat, was wäre, wenn der Kreis eine Firma wäre? Bei der Wissensbilanz ist es ähnlich wie bei der Buchstabensuppe: Es ist entscheidend, aus der Fülle von Elementen die richti- gen herauszufischen. Foto: Detlef Winkelewski Was ist eine Wissens- bilanz? Eine Wissensbilanz ist ein strategisches Instru- ment zum Einstieg in das Wissensmanagement. Sie weist in strukturierter Form das Vermögen eines Un- ternehmens aus, das nicht greifbar, aber entscheidend für den wirtschaftlichen Er- folg dieses Unternehmens in der Zukunft ist. Wie lässt sich Wissen messen? Das intellektuelle Kapital (Wissen) wird aufgeteilt in die Bestimmungsfaktoren: * Humankapital (Mitarbeiterkompetenzen, Mitarbeitermotivation, Mitarbeiterverhalten). * Strukturkapital (z.B. geistiges Eigentum, Organisation, Informationstechnologie). * Beziehungskapital (z.B. Kundenbeziehungen, Lieferantenbeziehungen, Beziehungen zur Öffentlich- keit). Die einzelnen Bestim- mungsfaktoren werden ana- lysiert, bewertet und im Hinblick auf den Unterneh- menserfolg gewichtet. So lassen sich Schwachstellen, aber auch brachliegendes Potenzial aufzeigen. Wie teuer und aufwändig ist eine Wissensbilanz? Um es Unternehmen zu ermöglichen, für sich Wis- sensbilanzen in Eigenregie zu erstellen, hat der Arbeits- kreis Wissensbilanz (AK-WB) eigens eine Software entwi- ckelt. Die Wissensbilanz-Tool- box steht dem deutschen Mittelstand kostenlos zur Verfügung und kann herun- tergeladen werden unter http://www.akwissens bilanz.org. Als größter Budgetpos- ten ist allerdings die Zeit der Mitarbeiter einzukalku- lieren. Die Stärke des Pro- jektteams richtet sich dabei nach der Unternehmens- größe. Sinnvoll ist es, einen neu- tralen Moderator mit ein- zubeziehen, der die Ge- sprächsrunden sachlich, zielorientiert und unabhän- gig leitet. Weitere Infos: www.bmwi.de www.wissensbilanz.de www.wissenmanagen.net www.wissensbilanz.or.at Wissensbilanz – Was verbirgt sich eigentlich hinter diesem Begriff? STICHWORT Ortenau erst kennengelernt P eter Cleiss ist Studienleiter am Religionspädagogischen Institut der Evangelischen Landeskir- che in Baden und Vorsitzender der Bil- dungsregion Ortenau. Wussten Sie vorher, was eine Wissensbilanz ist? PETER CLEISS: Nein. Ich habe mir das eher laienhaft vorgestellt. Waren Sie skeptisch, so viel Zeit dafür aufwenden zu müssen? CLEISS: Es hat mich absolut keine Überwindung gekostet, diese Zeit zu investieren. Schon beim ersten Ter- min war mir klar, was es für ein Glücksfall ist, bei solch einer innovativen und kreativen Methode dabei zu sein. Welchen Gewinn haben Sie aus der Teilnahme an der Wissensbilanz gezogen? CLEISS: Eigentlich lerne ich die Ortenau jetzt erst richtig kennen. Die regionale Wissensbilanz war für mich wirklich ein Intensivkurs in Sachen Ortenau. Welche Ergebnisse haben Sie überrascht? CLEISS: Für mich war es überraschend, zur Kenntnis zu nehmen, wie viele Differenzen auf engstem Raum bestehen können. Mir war aber auch nicht klar, welche Stärken die Or- tenau hat, und als Mensch, der sich nicht so viel in der Wirt- schaft bewegt, habe ich doch mit Staunen gelernt, von was die Ortenau eigentlich lebt. Können Sie etwas davon in Ihrem Alltag umsetzen? CLEISS: Wenn die Handlungsfelder »Bildung« und »Europa« nicht zufriedenstellend gelöst werden, gibt es für die Ortenau kaum gute Entwicklungschancen. Dass es aber genau die The- men sind, die wir auch herausgearbeitet haben, hat mich mehr als verblüfft, entspricht aber meinen Wünschen. Kurz gefragt (1) Skepsis ist bald verflogen W olfgang Jokerst ist Fachge- bietsleiter für Bildung, Kultur und Sport bei der Stadt Bühl, die Mitglied der Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau ist. Wussten Sie vorher, was eine Wissensbilanz ist? WOLFGANG JOKERST: Ich hatte eine Ahnung davon, meine Vorstellungen waren aber wenig präzise. Waren Sie skeptisch, so viel Zeit dafür aufwenden zu müssen? JOKERST: Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn sehr skeptisch war, ob es sich lohnen würde. Welchen Gewinn haben Sie aus der Teilnahme an der Wissensbilanz gezogen? JOKERST: Es hat sich für mich schon sehr bald gezeigt, dass die Wissensbilanz auch ein gut nachvollziehbares Verfahren zur Messung und zur Steuerung der sogenannten weichen Standortfaktoren bereithält. Welche Ergebnisse haben Sie überrascht? JOKERST: In erster Linie war für mich überraschend, dass es bei der Analyse der für die Region wichtigen Faktoren ei- ne so große Übereinstimmung gab, obwohl die Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Bereichen kamen. Können Sie etwas davon in Ihrem Alltag umsetzen? JOKERST: Gerade in den Bereichen Bildung und Kultur, die zu meinem Verantwortungsbereich in unserer Stadt gehören, kann ich mir sehr gut vorstellen, mit dem Instrumentarium der Wissensbilanz Prozesse zu analysieren und zu steuern. Kurz gefragt (2) Strategische Ziele generieren H ans-Joachim Fomferra ist zu- ständig für Wirtschaftsförde- rung bei der Stadt Offenburg. Wussten Sie vorher, was eine Wissensbilanz ist? FOMFERRA: Nein, ich habe mich zum ersten Mal mit dem Thema Regio- nale Wissensbilanz beschäftigt. Waren Sie skeptisch, so viel Zeit dafür aufwenden zu müssen? FOMFERRA: Nein, nachdem im Rah- men der Gesellschafterversammlung der WRO das Projekt vorgestellt wur- de, war ich davon fasziniert und daher gerne bereit, auch Zeit dafür aufzuwenden. Welchen Gewinn haben Sie aus der Teilnahme an der Wissensbilanz gezogen? FOMFERRA: Für mich war es faszinierend, den Standort Or- tenau gemeinsam in einer sehr heterogen zusammengesetzten Gruppe in seiner Vielschichtigkeit zu betrachten, die weichen Standortfaktoren zu identifizieren und zu bewerten, um dar- aus strategische Ziele und Maßnahmen zu generieren. Aus den Ergebnissen lässt sich auch für meine Arbeit als kommunaler Wirtschaftsförderer konkreter Nutzen ziehen. Welche Ergebnisse haben Sie überrascht? FOMFERRA: Für mich gab es keine großen Überraschungen, die Ergebnisse waren nachvollziehbar, außer vielleicht die un- terdurchschnittlich bewertete Qualität des Images der Region. Kurz gefragt (3) WRO-Geschäftsführer Manfred Hammes hält die Ortenauer Wissensbilanz für ein entscheidendes Zukunftsinstrument. Mehr Egoismus befürchtet M anfred Hammes ist Geschäftsführer der Wirtschafts- region Offenburg/Ortenau und Koordinator der Wis- sensbilanz. Welchen Nutzen haben Sie als Wirtschaftsförderer der Region bisher aus der Wissensbilanz ziehen können? HAMMES: Es geht überhaupt nicht um einen Nutzen für die WRO oder meine Kollegen aus Bühl, Lahr oder Offenburg, die sich ja auch an der Erstellung beteiligt haben. Es geht um die Region und den Anstoß, dass sich unterschiedliche Akteure auf die hier identifizierten zukunftsrelevanten Themen mit hohem Einfluss auf die künftige Entwicklung konzentrieren. Welche nachhaltigen Wirkungen erwarten Sie aus der Maßnahme? HAMMES: Wenn jedes Jahr nur zwanzig Prozent der Emp- fehlungen mit dem ernsthaften Ziel der Umsetzung angegan- gen würden, dann wäre ich sehr fröhlich. Was hat Sie selbst, der Sie ja ortenauweit denken und handeln, am meisten überrascht? HAMMES: Das war die hohe Übereinstimmung bei der Be- nennung der wichtigen Themen. Und das bei einer Besetzung mit sehr unterschiedlichen Interessenslagen. Da hatte ich mehr Egoismus befürchtet. Sokrates hat gesagt: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Wissen Sie jetzt nach der Wissensbilanz, was die Ortenau alles weiß? HAMMES: Den Sokrates muss man natürlich fragen, woher er denn überhaupt wissen will, dass er nichts weiß, wo er doch behauptet hat, er wisse nichts. Aber im Ernst: Die Wissensbi- lanz ist zu praktisch, um philosophisch zu werden. Sie ist im Prinzip eine Standortanalyse, die aufzeigt, in welche Themen wir investieren müssen und wo wir sparen können. Kurz gefragt (4) Schon gegenfinanziert! D er Oberkircher OB Matthias Braun ist zurzeit Aufsichtsrats- vorsitzender der WRO. Was hat die Wissensbilanz gekostet? BRAUN: Das waren 50 Euro für jeden Gesellschafter und jedes Mitglieds- unternehmen des Wirtschaftsbeira- tes. Eine solche Studie würde norma- lerweise bei über 50 000 Euro liegen, aber die Führungsakademie des Lan- des und die Unternehmensberatung KPMG haben hier der Tatsache Rech- nung getragen, dass dies in der Orte- nau ein Pilotprojekt war. Was erleben Sie in der Außenwirkung nach der Vor- stellung der Ergebnisse – immerhin ist die Ortenau die erste Region, die eine Wissensbilanz erstellt hat? BRAUN: Hohes Interesse bundesweit. So wurde die Wissens- bilanz gerade beim Jahreskongress der Wirtschaftsförderer in Stuttgart präsentiert. Zahlreiche Vortragseinladungen hat es für die beiden Moderatoren Claus Nagel von KPMG und Sieg- fried Mauch von der Führungsakademie des Landes Baden- Württemberg gegeben, zum Beispiel in Berlin, Saarbrücken, Dresden, Leipzig, Köln und an anderen Orten. Das Thema re- gionale Wissensbilanzen wird kommen, und wichtig ist, dass die WRO dies als Vorreiter aufgegriffen und angestoßen hat. Wie geht die WRO jetzt weiter damit um? BRAUN: Die zukunftsträchtigen Potenziale müssen jetzt in unternehmerische Initiativen und politische Entscheidungen gegossen werden. Ich wünsche mir, dass dies auch passiert. Die erste ganz konkrete Forderung aus dem Papier wurde be- reits umgesetzt: nämlich die Co-Finanzierung der Bildungsre- gion Ortenau. Hier haben die Gesellschafter und Firmen der WRO sowie der Kreis jeweils 15 000 Euro für drei Jahre zuge- sagt und so 135 000 Euro Landesmittel in die Ortenau geholt. Allein mit dieser kleinen Maßnahme ist die Wissensbilanz schon gegenfinanziert. Wer darf sich die Wissensbilanz ansehen? BRAUN: Jeder. Wir haben den gesamten Text auf der Home- page der WRO eingestellt (www.wro.de). Lesen lohnt sich! Kurz gefragt (5) Die Teilnehmer Die Ortenauer Wis- sensbilanz haben fol- gende Teilnehmer ge- meinsam erarbeitet: Günter Arbogast (LRA Ortenaukreis), Walter Blum (Wirt- schaftsförderung Lahr), Peter Cleiß (Bil- dungsregion Orte- nau), Hermann Dörrich (Hochschule Lahr), Hans-Joachim Fomfer- ra (Wirtschaftsförde- rung Offenburg), Gün- ther Fröhlich (VHS Ortenau), Doris Gei- ger (Journalistin), Wal- ter Glunk (VHS Of- fenburg), Günter Ihle (Ev. Dekanat Kehl), Wolfgang Jokerst, Mi- chaela Kaiser (bei- de Bühl), Monika Kopf (Burda Direct), Ulrich Lang (Agentur für Ar- beit), Martina Schmet- te (Hochschule Lahr), Franz Seiser, Hol- ger Steenhoff (bei- de LRA Ortenaukreis), Hans-Joachim Vogel (Gew.-Techn. Schu- le Offenburg), Juliane Weerenbeck (Diakonie Ortenau), Alexander Wenz (LRA Ortenau- kreis), Martina Wörner (VHS Offenburg), Wolf- gang Zink (LRA). Moderatoren: Claus Nagel (Schwarzen- bach/Saale) und Sieg- fried Mauch (Führungs- akademie BW). NAMEN MITTELBADISCHE PRESSE www.baden-online.de Samstag, 8. August 2009 BRENNPUNKT

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Page 1: Wissensbilanz: Ortenau wieder einmal Vorreiter Wissensbilanz... · 2013. 10. 29. · Wissensbilanz: Ortenau wieder einmal Vorreiter. Auf Initiative der WRO hat eine Projektgruppe

Auf Initiative der WRO hat eine Projektgruppe die Wissensbilanz für die Ortenau erstellt. Ergebnis: Kommunen und Wirtschaft sollten sich auf drei entschei-dende Zukunftsfak-toren konzentrieren – Bildung, Demografie und Europa.

Von Doris GeiGer

Was ist was wert? Sicher-heit zum Beispiel. Oder Be-ziehungen. Was ist Wis-sen wert, wenn Menschen es nicht in Büchern nieder-schreiben? Der immateri-elle Wert der Nicht-Dinge ist mehr als ein Gefühl. Er kann sogar zum Politikum werden. Wie sonst ließe sich erklären, dass die Arbeit der Autobauer bei Porsche so-wohl in der Selbstwahrneh-mung als auch in der öffent-lichen Wahrnehmung so viel wertiger erscheint als die der Kollegen bei VW?

Unternehmen müssen ei-ne Bilanz ziehen, genau wie die von Kanzlerin Merkel zitierte schwäbische Haus-frau auch. Als Haushalts-vorstand und als Unter-nehmenslenker muss ich wissen, was ich habe – und was ich nicht habe.

Der Wert von MarkenUnd wie bilanziert man,

was nicht auf dem Hof steht, auf der Bank oder in der Kasse liegt, was das Lager füllt oder gerade als Liefe-rung zum Kunden unter-wegs ist? Wie bilanziert man das Know-how der Mitar-beiter? Und mit was schla-gen die exzellenten Kunden-beziehungen zu Buche, die über Jahre mit viel Mühe aufgebaut wurden?

Was macht Marken wie Apple, Coca-Cola oder eben Porsche so sexy, dass sie an der Börse mitunter weit hö-her bewertet werden, als es ihre Bücher hergeben?

Seit dem Jahr 2002 wer-den Wissensbilanzen prak-

tiziert, die genau das be-werten, von dem man schon immer wusste, dass es wert-voll ist – nur eben nicht wie sehr und vor allen Dingen, zu was es in Bezug stehen muss, um diesen Wert zu realisieren.

Rund 200 Unternehmen in Deutschland wollten in den letzten sieben Jahren genau diesen Fragen auf den Grund gehen und erstellten eine Wissensbilanz. Darunter der Energieversorger Ener-gie Baden-Württemberg (EnBW), die Volks- und Raiffeisenbank Südpfalz, die Zentrale des Caritas-verbands in Freiburg, die M & M Software GmbH in St. Georgen, Fischer Werk-zeugtechnik in Endingen am Kaiserstuhl und jetzt ak-tuell die Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau GmbH mit ihren rund 50 kommu-nalen Gesellschaftern so-wie den 150 Unternehmen im Wirtschaftsbeirat.

Standortmarketing Gründe, eine Wissens-

bilanz zu ziehen, gab es für den WRO-Aufsichtsratsvor-sitzenden, den Oberkircher Oberbürgermeister Matthi-as Braun, genügend: »Die WRO hat als Wirtschafts-fördergesellschaft den Auf-trag, Standortmarketing zu betreiben«, so Braun. »Und weil im Zuge eines zu-sammenwachsenden Euro-pas gegenwärtig die Wachs-tumschancen neu verteilt werden, haben wir die Chan-ce ergriffen, als erster Land-kreis in Deutschland eine Wissensbilanz zu ziehen.«

Für WRO-Geschäftsfüh-rer Manfred Hammes hängt der Erfolg eines Standor-tes wesentlich davon ab, wie es der Region gelingt, über Netzwerke auch die Bürger-schaft zu mobilisieren, ei-ne erfolgreiche Clusterent-wicklung zu betreiben und junge, gut ausgebildete Men-schen anzuziehen oder in der Region zu behalten.

Im Klartext hat die Wis-sensbilanz zum Beispiel fol-

gendes Ergebnis gebracht: Die Diskussionsteilnehmer waren in der Mehrheit der Ansicht, dass die Ortenauer eher wertkonservativ sind. Sie sind bodenständig, zu-verlässig und sehr mit ih-rer Gemeinde verwurzelt. Deshalb sind sie Fremden gegenüber eher skeptisch, weshalb diese es nicht ganz leicht haben, sich z.B. ins Dorfleben zu integrieren.

Kommunalwahlen wer-den entscheidend geprägt von der Ortsverwurzelung und den Vereinsmitglied-schaften der Menschen. Da der Wertekanon der Or-tenauer nicht vom Statis-tischen Landesamt erfasst wird, war in diesem Punkt kein Abgleich mit »nackten Zahlen« möglich. Warum die Werthaltung der Men-schen in der Ortenau für die Wirtschaftsförderung wie-derum wichtig ist? Nur wer Lust hat, Verantwortung zu übernehmen, sich für ge-meinschaftliche Ziele und Zwecke einzusetzen und bürgerschaftliches Engage-ment zeigt, leistet einen Bei-trag zur Weiterentwicklung der Region.

Wer eine herkömmliche Bilanz zieht, besitzt die Er-gebnisse der Vergangenheit schwarz auf weiß. Und er muss auch mit ihnen arbei-ten. Als Unternehmer zum Beispiel mit der Absicht, die Bank zu einer Kreditverga-be zu bewegen oder Anleger zum Aktienkauf zu motivie-ren. Wer eine Wissensbilanz zieht, kennt die Aufgaben für die Zukunft – und wer nicht an diesen arbeitet, ist töricht.

Das Beispiel FischerEberhard Fischer grün-

dete 1985 in Endingen ein Unternehmen für speziel-le Stanz- und Umformwerk-zeuge. Fischer, nach eige-ner Aussage zu 100 Prozent am Tropf der Automobilin-dustrie, hat noch nicht ein-mal über Kurzarbeit nach-denken müssen. In dem hoch spezialisierten Unter-nehmen mit 135 Mitarbei-tern müssen teilweise so-gar Überstunden geleistet werden. Fischer will keinen kausalen Zusammenhang zwischen der Wissensbilanz, die er mit seinen Leuten 2006 gezogen hat, und der guten Verfassung seines Unter-nehmens konstruieren, aber einer Sache ist er sich ge-wiss: »Ich bin seit der ersten Stunde auf das Wissen mei-

ner Mitarbeiter angewiesen. Und das geht den meisten Unternehmen in unserem Land so. Wir sind nicht Ex-portweltmeister dank un-serer nicht vorhandenen Bodenschätze, sondern un-sere Wirtschaft ist eine der besten, weil Wissen unser höchstes Gut ist.«

Die Hälfte der Fischer-Mannschaft sind Eigenge-wächse – einen Mitarbei-ter zu entlassen, wäre für Fischer ein herber Verlust. Auch menschlich, aber vor allen Dingen fachlich. Also sorgt er für eine Unterneh-menskultur, die seine Leu-te ans Unternehmen bindet, denn er weiß: »Die persönli-che Anerkennung der Mit-arbeiter ist Teil der Wert-schöpfung.«

Wichtige StellschraubeDie Wissensbilanz hat

ihm vor Augen geführt, dass sein Bauchgefühl ihn über die Jahre nicht getäuscht hat. Fischer hat von An-fang an Wert gelegt auf die Stimmung im Betrieb. Die Wissensbilanz hat ihm be-stätigt, dass die Unterneh-menskultur eine der wich-tigsten Stellschrauben seiner Unternehmensfüh-rung ist.

Was können der Ortenau-kreis bzw. die WRO, die das Projekt Wissensbilanz be-treut hat, nun mit den Er-gebnissen anstellen? »Wir wollen besser und schneller sein als andere und vor al-lem wollen wir wissen, wo-hin wir in den nächsten zehn Jahren wollen«, sagt Man-fred Hammes. Die Ergebnis-se (Kurzzusammenfassung siehe Kasten links) müssen in unternehmerische Initi-ativen und politische Ent-scheidungen gegossen und auch finanziert werden.

Ein erster Schritt könnte sein, dass der Ortenaukreis sich ein Leitbild gibt. Die Vorarbeiten wären geleistet. Und um im Bild von Eber-hard Fischer zu bleiben: Der Ortenaukreis-Kultur könn-te es nur guttun.

Wissensbilanz: Ortenau wieder einmal VorreiterDrei Faktoren bestimmen die regionale Zukunft: Bildung, Demografie und Europa

Was wäre, wenn der Orten-aukreis ein Unternehmen wäre und sich an der Wis-senbilanz Ortenau ausrich-ten würde? Landrat Frank Scherer hat sich auf dieses Gedankenspiel zusammen mit der Mittelbadischen Presse eingelassen.

Von Doris GeiGer

Unter der Regie der Wirt-schaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO) wurde ei-

ne Wissensbilanz gezogen. De-ren Ergebnisse hat die Redakti-on der MittelbaDischen Presse zum Anlass genommen, mit dem Ortenauer Landrat Frank Sche-rer ein ganz besonderes Spiel zu wagen. Nennen wir es »Planspiel Ortenau«. Es resultiert aus den Ergebnissen der Ortenauer Wis-sensbilanz.

Zusammen mit Frank Sche-rer haben wir spielerisch ermit-telt, was wäre, wenn . . . die Or-tenau ein Unternehmen wäre. Der Kreistag – per se von viel-fältigeren Interessen geleitet als der Landrat selbst – wäre so et-was wie ein Aufsichtsrat. Abtei-lungen gibt es reichlich in der »Firma Ortenau«: Personalent-

wicklung, Personalbeschaffung, Vertrieb, Marketing, Export . . .

Heute stellt sich der Land-rat drei besonders interessanten Vorschlägen, die dank der Wis-sensbilanz aus dem Unterneh-men Ortenau heraus formuliert wurden:

Der Personalchef plädiert für die Einrichtung einer Berufsaka-demie im Gesundheitsbereich. Schließlich ist das Thema Bil-dung bei ihm angesiedelt.

Und auch die demografi-sche Entwicklung lastet schwer auf ihm und seinen Kollegen. Will die »Firma Ortenau« sich hier zukunftsfähig positionie-ren, dann wäre die Beteiligung an GmbHs zur Kinderbetreuung doch ein hervorragendes Mit-tel zum Zweck. Und weil die Be-legschaft der Ortenau AG auch das dritte wichtige Handlungs-feld der Wissensbilanz, nämlich »Europa«, gleich in Angriff nehmen will, schlägt sie Frank Scherer vor, ei-nen »Europa-Scout« zu etablieren, einen För-dermittel-Spezialisten, der weiß, wie man an Ausschreibungsgelder kommt und daneben auch noch Lobbyar-beit leistet für Kom-

munen, Unternehmen und Orga-nisationen.

Frank Sche-rer spielte mit. Hier lesen Sie, wie er die Fra-gen aus seiner Orte-nau AG heraus beant-wortet:

■ Herr Scherer, was halten Sie von einer Berufsakademie

für Gesundheitswesen für die Ortenau?

scherer: Eine Berufs-akademie wäre eine Zu-kunft gestaltende und Zukunft sichernde Maß-nahme im Bereich der Bildung. Wir würden Talente für die Orte-nau interessieren und an die Region binden, weil man an einer BA nicht nur eine Ausbildung absol-vieren, sondern in der Gesundheits-branche auch einen

Job finden würde. Die Gesund-

heitswirtschaft im Kreis ist eine gut entwickelte Branche.

In der Gesundheitswirtschaft, wenn man den Bereich Pflege hinzurechnet, arbeiten die meis-ten sozialversicherungspflich-tigen Beschäftigten – und es ist eindeutig ein Wachstumsmarkt. Eine Ortenauer BA würde helfen, den Personalbedarf im Klinik- und Pflegebereich zu sichern.

Außerdem wäre eine Berufs-akademie eine sinnvolle Er-gänzung zum Lehrstuhl »Ge-sundheitsmanagement« der Wissenschaftlichen Hochschule in Lahr (WHL). Die WHL ist be-reits ein wichtiger Protagonist im Bereich der Gesundheitswirt-schaft, und eine Berufsakademie würde genau zwischen WHL und die bestehenden Fachschulen für Kranken- oder Altenpflege pas-

sen. In meinen Augen: ein guter Vorschlag!

■ Der Kreis beteiligt sich an GmbHs zur Kin-derbetreuung in Unternehmen – ein guter Vorschlag?

scherer: Vergli-chen mit vielen an-deren Landkrei-sen in Deutschland sind wir bei der de-

mografischen Entwicklung am Oberrhein noch in einer relativ günstigen Ausgangssituation – deshalb können wir die sich erge-benden Chancen frühzeitig und effektiv nutzen. Bereits jetzt ist absehbar, dass in den Jahren ab 2013 nicht mehr alle Lehrstellen besetzt werden können. Das be-deutet, dass wir uns heute drin-gend um den Zuzug junger Fami-lien bemühen müssen.

Dabei tragen einerseits die Un-ternehmen mit der Schaffung von attraktiven Arbeitsplätzen selbst die Verantwortung. Andererseits ist der Kreis gefordert, in allen Bereichen auf Familienfreund-lichkeit zu achten.

Wir haben darüber hinaus das Ortenauer Bündnis für Fa-milien ins Leben gerufen, inner-halb dessen die Themen »Verein-barkeit von Familie und Beruf« und »Kinderbetreuung«, auch für Kinder unter drei Jahren, sowie »Familienbildung« bearbeitet werden. Ein Projekt dieses Bünd-nisses könnte sicherlich auch sein, solche Modelle von Kinder-betreuungs-GmbHs zu prüfen.

Auch das Landratsamt Orten-aukreis ist derzeit mit weiteren Partnern in Verhandlungen, um seinen Beschäftigten ein Angebot zur Kinderbetreuung anbieten zu

können. Im Ortenau-Klinikum in Offenburg wird dies bereits seit Jahren angeboten.

■ Brauchen wir in der Wirtschaftsregion einen »Euro-Scout«, der sich um För-dermittel aus Brüssel bemüht?

scherer: Der Eurodistrikt Straßburg/Ortenau ist die Keim-zelle der Metropolregion Ober-rhein. Und mit dem Eurodistrikt geben wir auch ein gutes Beispiel für die künftige Metropolregion am Oberrhein, weil hier schon bald Struktur und Etat vorhan-den sein werden.

Die Ortenau muss hier beson-ders interessiert sein, weil sie so auf der europäischen Landkar-te erscheint und weil wir so mit den französischen und Schweizer Nachbarn besser an größere Be-träge aus EU-Fördertöpfen kom-men.

Die Schaffung einer zusätzli-chen Personalstelle für einen EU-Fördermittelspezialisten halte ich allerdings nicht für sinnvoll. Der Stelleninhaber wäre völlig überfordert, wollte er in alle EU-Förderprogramme so tief fach-lich einsteigen, dass er wirklich erfolgreich beraten könnte. Neue EU-Länder in Osteuropa haben zu diesem Zweck ganze Behörden geschaffen!

Im Übrigen haben wir z.B. im Landratsamt, im Regierungsprä-sidium, bei den Kammern und in einer Reihe weiterer Institu-tionen bereits eine Vielzahl von kompetenten Fachleuten, die sich mit den einzelnen EU-Förderpro-grammen, die ihren Tätigkeits-bereich betreffen, ausgezeichnet auskennen.

Wichtig ist es daher nur, dass es in jeder dieser Institutionen einen Ansprechpartner gibt, der Unternehmen und Kommunen für ihre konkreten Anliegen und Belange die richtigen Fachleute vermittelt. Deshalb habe ich be-reits Ende vergangenen Jahres im Landratsamt die Funktion ei-nes Förderlotsen geschaffen.

■ Welche Rolle spielt dabei der Kreistag, der in Ihrem Unternehmen ja so etwas wie ein Aufsichtsrat ist?

scherer: Ich halte es für wich-tig, dass sich der Kreistag und die Kreisverwaltung mit den Vor-schlägen aus der Wissensbilanz auseinandersetzen. Auch dafür hat der Kreistag am 28. Juli mit dem Unterausschuss »Ländlicher Raum« eine gut geeignete Platt-form geschaffen, weil hier eine integrierte Gesamtstrategie für unseren Standort Ortenau erar-beitet werden soll.

Planspiel Ortenau: Herr Landrat, was wäre, wenn der Kreis eine Firma wäre?

Bei der Wissensbilanz ist es ähnlich wie bei der Buchstabensuppe: Es ist entscheidend, aus der Fülle von Elementen die richti-gen herauszufischen. Foto: Detlef Winkelewski

Was ist eine Wissens- bilanz?

Eine Wissensbilanz ist ein strategisches Instru-ment zum Einstieg in das Wissensmanagement. Sie weist in strukturierter Form das Vermögen eines Un-ternehmens aus, das nicht greifbar, aber entscheidend für den wirtschaftlichen Er-folg dieses Unternehmens in der Zukunft ist.

Wie lässt sich Wissen messen?

Das intellektuelle Kapital (Wissen) wird aufgeteilt in die Bestimmungsfaktoren:

* Humankapital (Mitarbeiterkompetenzen, Mitarbeitermotivation, Mitarbeiterverhalten).

* Strukturkapital (z.B. geistiges Eigentum, Organisation, Informationstechnologie).

* Beziehungskapital (z.B. Kundenbeziehungen, Lieferantenbeziehungen, Beziehungen zur Öffentlich-keit).

Die einzelnen Bestim-mungsfaktoren werden ana-lysiert, bewertet und im Hinblick auf den Unterneh-menserfolg gewichtet. So lassen sich Schwachstellen,

aber auch brachliegendes Potenzial aufzeigen.

Wie teuer und aufwändig ist eine Wissensbilanz?

Um es Unternehmen zu ermöglichen, für sich Wis-sensbilanzen in Eigenregie zu erstellen, hat der Arbeits-kreis Wissensbilanz (AK-WB) eigens eine Software entwi-ckelt.

Die Wissensbilanz-Tool-box steht dem deutschen Mittelstand kostenlos zur Verfügung und kann herun-tergeladen werden unter http://www.akwissens bilanz.org.

Als größter Budgetpos-ten ist allerdings die Zeit der Mitarbeiter einzukalku-lieren. Die Stärke des Pro-jektteams richtet sich dabei nach der Unternehmens-größe.

Sinnvoll ist es, einen neu-tralen Moderator mit ein-zubeziehen, der die Ge-sprächsrunden sachlich, zielorientiert und unabhän-gig leitet.

Weitere Infos:www.bmwi.dewww.wissensbilanz.dewww.wissenmanagen.netwww.wissensbilanz.or.at

Wissensbilanz – Was verbirgt sich eigentlich hinter diesem Begriff?S T I C HWOR T

Ortenau erst kennengelernt

Peter Cleiss ist Studienleiter am Religionspädagogischen Institut der Evangelischen Landeskir-

che in Baden und Vorsitzender der Bil-dungsregion Ortenau.

■ Wussten Sie vorher, was eine Wissensbilanz ist?

Peter cleiss: Nein. Ich habe mir das eher laienhaft vorgestellt.

■ Waren Sie skeptisch, so viel Zeit dafür aufwenden zu müssen?

cleiss: Es hat mich absolut keine Überwindung gekostet, diese Zeit zu investieren. Schon beim ersten Ter-min war mir klar, was es für ein Glücksfall ist, bei solch einer innovativen und kreativen Methode dabei zu sein.

■ Welchen Gewinn haben Sie aus der Teilnahme an der Wissensbilanz gezogen?

cleiss: Eigentlich lerne ich die Ortenau jetzt erst richtig kennen. Die regionale Wissensbilanz war für mich wirklich ein Intensivkurs in Sachen Ortenau.

■ Welche Ergebnisse haben Sie überrascht?cleiss: Für mich war es überraschend, zur Kenntnis zu

nehmen, wie viele Differenzen auf engstem Raum bestehen können. Mir war aber auch nicht klar, welche Stärken die Or-tenau hat, und als Mensch, der sich nicht so viel in der Wirt-schaft bewegt, habe ich doch mit Staunen gelernt, von was die Ortenau eigentlich lebt.

■ Können Sie etwas davon in Ihrem Alltag umsetzen?cleiss: Wenn die Handlungsfelder »Bildung« und »Europa«

nicht zufriedenstellend gelöst werden, gibt es für die Ortenau kaum gute Entwicklungschancen. Dass es aber genau die The-men sind, die wir auch herausgearbeitet haben, hat mich mehr als verblüfft, entspricht aber meinen Wünschen.

Kurz gefragt (1)

Skepsis ist bald verflogen

Wolfgang Jokerst ist Fachge-bietsleiter für Bildung, Kultur und Sport bei der Stadt Bühl,

die Mitglied der Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau ist.

■ Wussten Sie vorher, was eine Wissensbilanz ist?

Wolfgang Jokerst: Ich hatte eine Ahnung davon, meine Vorstellungen waren aber wenig präzise.

■ Waren Sie skeptisch, so viel Zeit dafür aufwenden zu müssen?

Jokerst: Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn sehr skeptisch war, ob es sich lohnen würde.

■ Welchen Gewinn haben Sie aus der Teilnahme an der Wissensbilanz gezogen?

Jokerst: Es hat sich für mich schon sehr bald gezeigt, dass die Wissensbilanz auch ein gut nachvollziehbares Verfahren zur Messung und zur Steuerung der sogenannten weichen Standortfaktoren bereithält.

■ Welche Ergebnisse haben Sie überrascht?Jokerst: In erster Linie war für mich überraschend, dass

es bei der Analyse der für die Region wichtigen Faktoren ei-ne so große Übereinstimmung gab, obwohl die Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Bereichen kamen.

■ Können Sie etwas davon in Ihrem Alltag umsetzen?Jokerst: Gerade in den Bereichen Bildung und Kultur, die

zu meinem Verantwortungsbereich in unserer Stadt gehören, kann ich mir sehr gut vorstellen, mit dem Instrumentarium der Wissensbilanz Prozesse zu analysieren und zu steuern.

Kurz gefragt (2)

Strategische Ziele generieren

Hans-Joachim Fomferra ist zu-ständig für Wirtschaftsförde-rung bei der Stadt Offenburg.

■ Wussten Sie vorher, was eine Wissensbilanz ist?

foMferra: Nein, ich habe mich zum ersten Mal mit dem Thema Regio-nale Wissensbilanz beschäftigt.

■ Waren Sie skeptisch, so viel Zeit dafür aufwenden zu müssen?

foMferra: Nein, nachdem im Rah-men der Gesellschafterversammlung der WRO das Projekt vorgestellt wur-de, war ich davon fasziniert und daher gerne bereit, auch Zeit dafür aufzuwenden.

■ Welchen Gewinn haben Sie aus der Teilnahme an der Wissensbilanz gezogen?

foMferra: Für mich war es faszinierend, den Standort Or-tenau gemeinsam in einer sehr heterogen zusammengesetzten Gruppe in seiner Vielschichtigkeit zu betrachten, die weichen Standortfaktoren zu identifizieren und zu bewerten, um dar-aus strategische Ziele und Maßnahmen zu generieren. Aus den Ergebnissen lässt sich auch für meine Arbeit als kommunaler Wirtschaftsförderer konkreter Nutzen ziehen.

■ Welche Ergebnisse haben Sie überrascht?foMferra: Für mich gab es keine großen Überraschungen,

die Ergebnisse waren nachvollziehbar, außer vielleicht die un-terdurchschnittlich bewertete Qualität des Images der Region.

Kurz gefragt (3)

WRO-Geschäftsführer Manfred Hammes hält die Ortenauer Wissensbilanz für ein entscheidendes Zukunftsinstrument.

Mehr Egoismus befürchtet

Manfred Hammes ist Geschäftsführer der Wirtschafts-region Offenburg/Ortenau und Koordinator der Wis-sensbilanz.

■ Welchen Nutzen haben Sie als Wirtschaftsförderer der Region bisher aus der Wissensbilanz ziehen können?

haMMes: Es geht überhaupt nicht um einen Nutzen für die WRO oder meine Kollegen aus Bühl, Lahr oder Offenburg, die sich ja auch an der Erstellung beteiligt haben. Es geht um die Region und den Anstoß, dass sich unterschiedliche Akteure auf die hier identifizierten zukunftsrelevanten Themen mit hohem Einfluss auf die künftige Entwicklung konzentrieren.

■ Welche nachhaltigen Wirkungen erwarten Sie aus der Maßnahme?

haMMes: Wenn jedes Jahr nur zwanzig Prozent der Emp-fehlungen mit dem ernsthaften Ziel der Umsetzung angegan-gen würden, dann wäre ich sehr fröhlich.

■ Was hat Sie selbst, der Sie ja ortenauweit denken und handeln, am meisten überrascht?

haMMes: Das war die hohe Übereinstimmung bei der Be-nennung der wichtigen Themen. Und das bei einer Besetzung mit sehr unterschiedlichen Interessenslagen. Da hatte ich mehr Egoismus befürchtet.

■ Sokrates hat gesagt: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Wissen Sie jetzt nach der Wissensbilanz, was die Ortenau alles weiß?

haMMes: Den Sokrates muss man natürlich fragen, woher er denn überhaupt wissen will, dass er nichts weiß, wo er doch behauptet hat, er wisse nichts. Aber im Ernst: Die Wissensbi-lanz ist zu praktisch, um philosophisch zu werden. Sie ist im Prinzip eine Standortanalyse, die aufzeigt, in welche Themen wir investieren müssen und wo wir sparen können.

Kurz gefragt (4)

Schon gegenfinanziert!

Der Oberkircher OB Matthias Braun ist zurzeit Aufsichtsrats-vorsitzender der WRO.

■ Was hat die Wissensbilanz gekostet?

braun: Das waren 50 Euro für jeden Gesellschafter und jedes Mitglieds-unternehmen des Wirtschaftsbeira-tes. Eine solche Studie würde norma-lerweise bei über 50 000 Euro liegen, aber die Führungsakademie des Lan-des und die Unternehmensberatung KPMG haben hier der Tatsache Rech-nung getragen, dass dies in der Orte-nau ein Pilotprojekt war.

■ Was erleben Sie in der Außenwirkung nach der Vor-stellung der Ergebnisse – immerhin ist die Ortenau die erste Region, die eine Wissensbilanz erstellt hat?

braun: Hohes Interesse bundesweit. So wurde die Wissens-bilanz gerade beim Jahreskongress der Wirtschaftsförderer in Stuttgart präsentiert. Zahlreiche Vortragseinladungen hat es für die beiden Moderatoren Claus Nagel von KPMG und Sieg-fried Mauch von der Führungsakademie des Landes Baden-Württemberg gegeben, zum Beispiel in Berlin, Saarbrücken, Dresden, Leipzig, Köln und an anderen Orten. Das Thema re-gionale Wissensbilanzen wird kommen, und wichtig ist, dass die WRO dies als Vorreiter aufgegriffen und angestoßen hat.

■ Wie geht die WRO jetzt weiter damit um?braun: Die zukunftsträchtigen Potenziale müssen jetzt in

unternehmerische Initiativen und politische Entscheidungen gegossen werden. Ich wünsche mir, dass dies auch passiert. Die erste ganz konkrete Forderung aus dem Papier wurde be-reits umgesetzt: nämlich die Co-Finanzierung der Bildungsre-gion Ortenau. Hier haben die Gesellschafter und Firmen der WRO sowie der Kreis jeweils 15 000 Euro für drei Jahre zuge-sagt und so 135 000 Euro Landesmittel in die Ortenau geholt. Allein mit dieser kleinen Maßnahme ist die Wissensbilanz schon gegenfinanziert.

■ Wer darf sich die Wissensbilanz ansehen?braun: Jeder. Wir haben den gesamten Text auf der Home-

page der WRO eingestellt (www.wro.de). Lesen lohnt sich!

Kurz gefragt (5)

Die TeilnehmerDie Ortenauer Wis-

sensbilanz haben fol-gende Teilnehmer ge-meinsam erarbeitet:

Günter Arbogast (LRA Ortenaukreis), Walter Blum (Wirt-schaftsförderung Lahr), Peter Cleiß (Bil-dungsregion Orte-nau), Hermann Dörrich (Hochschule Lahr), Hans-Joachim Fomfer-ra (Wirtschaftsförde-rung Offenburg), Gün-ther Fröhlich (VHS Ortenau), Doris Gei-ger (Journalistin), Wal-ter Glunk (VHS Of-fenburg), Günter Ihle (Ev. Dekanat Kehl), Wolfgang Jokerst, Mi-chaela Kaiser (bei-de Bühl), Monika Kopf (Burda Direct), Ulrich Lang (Agentur für Ar-beit), Martina Schmet-te (Hochschule Lahr), Franz Seiser, Hol-ger Steenhoff (bei-de LRA Ortenaukreis), Hans-Joachim Vogel (Gew.-Techn. Schu-le Offenburg), Juliane Weerenbeck (Diakonie Ortenau), Alexander Wenz (LRA Ortenau-kreis), Martina Wörner (VHS Offenburg), Wolf-gang Zink (LRA).

Moderatoren: Claus Nagel (Schwarzen-bach/Saale) und Sieg-fried Mauch (Führungs-akademie BW).

NAM E N

MITTELBADISCHE PRESSE www.baden-online.de Samstag, 8. August 2009

BRENNPUNKT