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1.1 Anzeichen für konjunkturelle Stabilisierung und Erholung
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1 Wirtschaft, Beschäftigung, Einkommen
1.1 Anzeichen für konjunkturelle Stabilisierung und Erholung
Die saarländische Wirtschaft hatte 2013 die schlechteste Entwicklung seit dem Krisenjahr 2009 zu verzeichnen. Mit einem Rückgang der gesamtwirt-schaftlichen Leistung um -1,3 % lag das Saarland im Bundesländervergleich sogar auf dem letzten Platz. Bundesweit konnte noch ein – wenn auch schwa-cher – Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes von 0,4 % erzielt werden, was im Vergleich der letzten vier Jahre aber ebenfalls der schlechteste Wert war. Zum Jahresbeginn 2014 gibt es etwas mehr Anlass zu Optimismus, denn die Anzeichen für eine konjunkturelle Stabilisierung und Erholung mehren sich.
Die vergleichsweise besten Ergebnisse beim Wirtschaftswachstum 2013 erziel-ten neben Berlin (1,2 %) vor allem Bayern, Baden-Württemberg und Hessen mit Steigerungsraten von 1,0 bzw. 0,9 %. Maßgeblich für das schlechte Ab-schneiden des Saarlandes war die überdurchschnittlich schlechte Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe. In diesem Kernbereich der Wirtschaft brach die reale Wertschöpfung 2013 um -6,2 % ein. Rückgänge der Wertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe in ähnlicher Höhe gab es – mit Ausnahme des Krisenjahres 2009 (-32,8 %) – seit Beginn der neunziger Jahre nur zweimal, und zwar in den Rezessionsjahren 1996 (-7,0 %) und 2002 (-8,4 %). Der zwei-stellige Einbruch im Jahr 1993 (-12,4 %) war wesentlich bedingt durch die Entwicklung in der saarländischen Stahlindustrie (Saarstahl-Konkurs).
Schwieriges Jahr für Auto- und Stahlindustrie
Das Verarbeitende Gewerbe des Saarlandes hatte 2013 mit -8,0 % (Bund: -0,6 %) neben Bremen den stärksten industriellen Umsatzrückgang aller Bun-desländer zu verzeichnen. Dabei waren hauptsächlich zwei Industriebran-chen für die insgesamt schlechte Entwicklung verantwortlich: Die Metaller-zeugung und -bearbeitung mit einem Rückgang um -15,8 % (Bund: -9,8 %) und die Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen mit -10,5 % (Bund: +1,3 %). Der Rückgang des Auslandsumsatzes war in diesen Branchen mit -22,8 bzw. -19,1 % überdurchschnittlich. Im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt brach der Auslandsumsatz „nur“ um -11,6 % ein, bundesweit gab es bei den Erlösen im Rest der Welt sogar noch ein schwaches Plus von 1,1 %. Innerhalb der Eurozone lagen allerdings auch im Bundesdurchschnitt die Umsätze mit 1,8 % im Minus. In der Eurozone waren die Umsatzeinbrüche
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der saarländischen Metallerzeugung und -bearbeitung mit -18,4 % noch vergleichsweise moderat, die Kfz-Herstellung hingegen musste hier einen dramatischen Rückgang von -44,0 % (Bund: -5,4 %) hinnehmen.
Hilfreich ist es bei der Analyse, als weiteren Indikator für die Entwicklung der (realen) Wertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe den Produktions-index heranzuziehen, der die Produktionseigenleistung misst (und weniger beeinflusst ist von Preisbewegungen, Lagerbewegungen und auch nicht von Änderungen in der Vorleistungsquote).
Für den Zeitraum Januar bis Dezember 2013 zeigt der Produktionsindex für das Verarbeitende Gewerbe des Saarlandes einen Rückgang von -1,2 % an, für den Bund nur -0,1 %. Anders als bei den Umsätzen ist der Rückgang der Produktionsleistung aber bei den Kraftwagen- und -teileherstellern mit -11,1 % (Bund: 1,5 %) deutlich größer als in der Metallerzeugung und -be-arbeitung mit -2,3 % (Bund: -0,5 %). Dies macht deutlich, dass für die Um-satzeinbrüche in der Stahlindustrie nicht nur ein Rückgang der Nachfrage-
Veränderungsraten gegenüber dem Vorjahr in %
Gesamtwirtschaftliches Wachstum im Saarland und in Deutschland (preisbereinigt)
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ArbeitskammerQuelle: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“
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menge verantwortlich ist, sondern auch der wegen hoher Überkapazitäten starke Druck auf die Preise.
Seit Mitte 2011 ist ein starker Rückgang der Absatzpreise bei anhaltend ho-hen Rohstoffkosten feststellbar. Zwar haben sich zum Jahreswechsel hin die konjunkturellen Rahmenbedingungen verbessert und der deutsche Stahl-markt dürfte wohl auch wieder schneller in Schwung kommen als der in Italien, Spanien oder Frankreich, aber auch für die deutsche und damit die saarländische Stahlindustrie wird es vermutlich nur eine Erholung in sehr kleinen Schritten werden.
Die Automobilnachfrage hat zum Jahresbeginn europaweit spürbar ange-zogen. In den beiden ersten Monaten stieg die Zahl der Pkw-Neuzulas-sungen in der EU1 um 6,6 %, wobei der Zuwachs in Deutschland mit 5,7 % nur wenig schwächer war als in Italien (6,0 %), im Vereinigten Königreich
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ArbeitskammerQuelle: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“
Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes 2013nach Bundesländern in %
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(6,1 %) und in Spanien (13,1 %). Unter den bedeutenderen Märkten gab es nur in Frankreich einen Rückgang (-0,5 %)
Im Saarland, wo sich die Zahl der Neuzulassungen fabrikneuer Kfz von rund 42.000 im Jahr 2012 auf nur noch rund 37.300 im Jahr 2013 verringert hat, gab es bei den Pkw-Neuzulassungen nur im Januar 2014 im Vergleich zum Vorjahresmonat ein deutliches Plus von 5,8 %, das sich im Februar bereits wie-der auf nur noch 2,9 % halbierte und im März wieder ins Minus ging (-2,0 %).
Aussichten für 2014: Moderater Erholungskurs
Die saarländische Wirtschaft insgesamt befindet sich seit Jahresbeginn auf einem moderaten Erholungskurs. Nach Einschätzung der Arbeitskammer war im Herbst 2013 auch im Saarland der Tiefpunkt des Abschwungs er-reicht und zum Jahreswechsel 2013/2014 wurde der untere Wendepunkt des letzten Konjunkturzyklus überschritten. Damit folgt die Saarkonjunktur mit einiger Verzögerung der Bundeskonjunktur.
Bundesweit hat die Konjunkturerholung sich Anfang 2014 zwar fortgesetzt, mit einer Beschleunigung des Aufschwunges kann aber erst im Laufe des Jahres gerechnet werden. Dabei können allerdings im ersten Quartal oder
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Quelle: Statistisches Bundesamt, eig. Ber.
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sogar noch bis Ende des ersten Halbjahres im Vergleich zum Vorjahr auch im Saarland aufgrund von Basiseffekten hohe Wachstumsraten zustande kommen (wie in den Monaten Januar und Februar), das längerfristig hohe Wachstumstempo der Vorkrisenzeit dürfte jedoch so schnell nicht wieder erreicht werden.
Starkes Umsatzplus …
Zu Jahresbeginn – in den Monaten Januar und Februar – stiegen die Um-sätze des Verarbeitenden Gewerbes (einschl. Gewinnung von Steinen und Erden) im Saarland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,0 % und da-mit fast doppelt so stark wie bundesweit (4,2 %). Auch im Vergleich der Bundesländer war das Umsatzplus in der Industrie fast gleich hoch wie in Bayern (8,1 %) und wurde nur noch von dem zweistelligen Zuwachs in Sach-sen (10,6 %) übertroffen. Der größte Nachfrageschub kam dabei für das Saarland erfreulicherweise aus dem Inland, während die Auslandsumsätze insgesamt (6,0 %) und insbesondere die mit der Eurozone (2,9 %) sich deut-lich schwächer entwickelten.
… vor allem in Kfz-Industrie und Maschinenbau
Vor allem die Umsätze im Maschinenbau und in der Kfz-Industrie stiegen zu Jahresbeginn kräftig an und konnten im Januar und Februar Zuwächse von 17,5 bzw. 15,7 % ausweisen. Die Metallerzeugung und -bearbeitung blieb aber wegen der anhaltend schlechten Situation in der Stahlindustrie weiterhin im Minus (-9,1 %), während die Hersteller von Metallerzeugnissen in den beiden ersten Monaten mit einem – wenn auch schwachen – Umsatz-plus von 1,2 % ins Jahr 2014 starteten.
… und hohes Auftragsplus aus dem Ausland
Auch die Bestellungen stiegen im Januar und Februar kräftig um 7,5 % an, was vor allem auf die Auslandsorders zurückzuführen war, die mit einem Plus von 18,6 % den Rückgang der Inlandsaufträge um -1,8 % mehr als aus-gleichen konnten. Nur die Hersteller von Metallerzeugnissen und von elek-trischen Ausrüstungen mussten mit -1,5 bzw. -6,7 % noch Bestellrückgänge verzeichnen. Die Kfz-Industrie und der Maschinenbau konnten mit 3,8 bzw. 12,2 % ein ordentliches Orderplus verbuchen.
Die Konjunkturentwicklung wird auch 2014 und 2015 wieder maßgeblich bestimmt durch die Ausfuhren und damit durch die Entwicklung in den
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Abnehmerländern. Bei den Ausfuhren des Saarlandes hat sich im Laufe des Jahres 2013 ebenfalls eine Stabilisierung ergeben, der Abwärtstrend wurde gestoppt (Grafik 3).
Ohne einen zusätzlichen kräftigeren Schub aus dem inländischen privaten Konsum wird sich aber auch 2014 und danach kaum eine stärkere Investiti-onstätigkeit entfalten, jedenfalls nicht bei den privaten Ausrüstungsinves-titionen. Im Saarland haben sich 2013 die realen Einzelhandelsumsätze um 1,4 % erhöht und konnten sich (nach ersten vorläufigen Angaben) auch in ersten beiden Monaten 2014 um 2,4 % verbessern. Der neue Mindestlohn dürfte die Nachfrage zusätzlich anregen, so dass die Hoffnung besteht, dass der private Konsum die Konjunktur weiter stabilisiert.
Die Prognosen vom Frühjahr 2014 sagen für Deutschland ein Wachstum von 1,8 bis 1,9 % im laufenden Jahr und von 1,9 bis 2,1 % im kommenden Jahr voraus. Für das Saarland erwartet die Arbeitskammer bei einer „schockfrei-en“ Entwicklung der Rahmenbedingungen und einer allmählichen Stabili-sierung der internationalen Stahlmärkte ein Wachstum von 1,2 bis 1,5 % im laufenden und von 1,8 bis 2,1 % im kommenden Jahr. Die größten Risiken für die Konjunktur liegen dabei nach wie vor im europäischen Umfeld. Für den Euroraum wird ein Wachstum von 1,1 bis 1,3 % in 2014 und von 1,5 bis 1,8 % in 2015 erwartet. Es bleibt abzuwarten, ob diese – doch sehr optimis-tischen – Erwartungen von der tatsächlichen Entwicklung bestätigt werden.
1 Quelle: Association des Constructeurs Européens d’Automobiles (ACEA).
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1.2 Nach Rückgang 2013: Prognosen für 2014 wieder besser
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1.2 Nach Rückgang 2013: Prognosen für 2014 wieder besser
Die schwache Konjunktur im Jahr 2013 hat im Saarland zu einem Rück-gang von Erwerbstätigkeit und Beschäftigung geführt. Im Vergleich zu den starken Auftrags- und Umsatzeinbrüchen in der Industrie ist der Beschäfti-gungsabbau erfreulicherweise nur sehr moderat verlaufen. Die Prognosen für 2014 sind optimistischer. Am aktuellen Rand sind wieder Lichtblicke zu sehen. Ob diese aber in einen stabilen Konjunkturaufschwung münden und damit im Jahr 2014 für zusätzliche Beschäftigung sorgen, ist unsicher.
Die saarländische Wirtschaft hat ein schwieriges Jahr 2013 hinter sich. Aufgrund der schwachen Nachfrage aus den Ländern Südeuropas bei der stark exportorientierten saarländischen Industrie hat sich die Beschäftigung deutlich ungünstiger entwickelt als im übrigen westlichen Bundesgebiet. Die fehlende wirtschaftliche Dynamik – 2013 war das BIP real um 1,3 % gefallen – hat dazu geführt, dass die Erwerbstätigkeit nach zwei Jahren Höchststand mit jeweils knapp 515.00 Erwerbstätigen (Inland) in den Jahren 2011 und 2012 im Jahr 2013 auf rund 510.000 gesunken ist. Alle anderen westdeutschen Bundesländer konnten demgegenüber Zuwächse bei der Erwerbstätigkeit erzielen.
Die Prognosen für das Jahr 2014 sind sehr optimistisch. Die meisten Vor-ausschätzungen gehen von einem Wirtschaftswachstum von 1,8 bis 1,9 % aus. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit geht in seiner regionalen Arbeitsmarktprognose für 2014 für die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Saarland in der mittleren Variante von einem Anstieg um 0,9 % auf 367.800 aus. Am aktuellen Rand – Anfang 2014 – sind zwar leichte Lichtblicke in der Industrie zu erkennen (Auftragseingänge, Umsätze), aber ob diese zu einem stabilen Konjunk-turaufschwung und damit wieder ansteigender Beschäftigung führen, ist längst nicht ausgemacht. Eine nachhaltige Stärkung der Binnenkonjunktur mit höheren Einkommen für die Beschäftigten und eine Ausweitung der öf-fentlichen (und privaten) Investitionen sind unabdingbare Voraussetzungen dafür, dass sich die Beschäftigungsentwicklung im nächsten Jahr wieder in positiven Bahnen bewegt.
Im Jahr 2013 ist aber die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Gegensatz zur bundesweiten Entwicklung um 0,2 % gesunken. Rund 364.500 Personen waren im Jahresdurchschnitt 2013 im Saarland sozialver-sicherungspflichtig beschäftigt. In Westdeutschland ist die sozialversiche-rungspflichtige Beschäftigung um 1,3 % gewachsen.
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1.2 Nach Rückgang 2013: Prognosen für 2014 wieder besser
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Beschäftigungsverluste sind im Saarland für das Produzierende Gewerbe festzustellen. In den Veränderungsdaten des Produzierenden Gewerbes schlägt immer noch das Ende des saarländischen Bergbaus Mitte 2012 durch. Trotz der enormen Auftrags- und Umsatzeinbrüche in den beschäf-tigungsstarken exportorientierten Branchen des Verarbeitenden Gewerbes im Saarland verlief der Stellenabbau ziemlich moderat. Nach den Daten der Industriestatistik – in ihr werden nur die Daten von Betrieben mit 50 und mehr tätigen Personen erfasst – lag die Gesamtbeschäftigung im Verarbei-tenden Gewerbe im Zeitraum Januar bis Dezember 2013 bei rund 83.700 und damit um 0,9 % niedriger als im Vorjahreszeitraum. Die Statistik zeigt allerdings auch, dass die Zahl der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden mit 1,7 % doppelt so stark zurückgegangen ist wie die Beschäftigung und die Gesamtumsätze um acht Prozent gesunken sind. Wie schon in der Krise 2008/2009 reagieren die Betriebe nicht nur mit dem Abbau von Leiharbeit und Entlassungen, sondern fingen den verminderten Arbeitskräftebedarf mit Verkürzungen der Arbeitszeit auf. Kurzarbeit spielte nur eine unterge-ordnete Rolle.
Die saarländische Stahlbranche hatte 2013 schon im zweiten Jahr mit sin-kenden Absätzen und Preiseinbrüchen zu kämpfen, auch Folge der sinken-den Nachfrage nach Maschinen und Autos und des Nachfrageeinbruches nach Rohrblechen. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden ist im letzten Jahr um 3,2 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken, die Beschäfti-gung ähnlich stark.
In einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes im Saarland gab es aber auch andere Entwicklungen: Im Maschinenbau ist die Zahl der geleis-teten Arbeitsstunden nahezu unverändert geblieben, die Zahl der Beschäf-tigten aber um 1,4 % gesunken. Ganz im Gegensatz dazu ist die geleistete Arbeitszeit in der Kfz-Industrie um 1,7 % gesunken, die Beschäftigung aber sogar um 2,3 % gestiegen.
Nach einem Tiefstand im Januar 2014 steigt die Beschäftigung im Verarbei-tenden Gewerbe wieder. Die Auftragseingänge am aktuellen Rand haben deutlich zugelegt. Dies könnte ein Anzeichen dafür sein, dass die saarlän-dische Industrie ihr Tief überwunden hat.
Der Dienstleistungsbereich hat die Beschäftigungsverluste im Produzieren-den Gewerbe nicht kompensieren können. Er stagniert mit 237.600 sozial-versicherungspflichtig Beschäftigten auf dem Niveau von 2013 und hat sich im Vergleich zu Westdeutschland wesentlich ungünstiger entwickelt. Ver-antwortlich dafür sind in erster Linie Arbeitsplatzverluste in den Branchen Arbeitnehmerüberlassung und Handel. Wieder zeigt sich die Abhängigkeit vieler Dienstleistungen von der Industrie. Wenn die Entwicklung in der In-
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dustrie ungünstig ist, hat das Auswirkungen auf Dienstleistungen für die Industrie – wie etwa Handel, Gütertransporte oder Leiharbeit.
In der Arbeitnehmerüberlassungsbranche waren im Schnitt 2013 nach der Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten rund 8.500 Personen tätig, rund 1.100 weniger als im Vorjahr. Der Einsatz von Leiharbeit in den Betrieben wurde sicherlich durch die schwache Konjunktur gebremst. Hinzu kommt, dass auch im Saarland mit Werkverträgen eine Beschäftigungsform eingesetzt wird, die noch billiger zu sein scheint.
Grafik 1
ArbeitskammerJahresdurchschnitte; teilweise hochgerechnete Werte Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigtenach Wirtschaftsbereichen
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Verarbeitendes Gewerbe
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Handel
Verkehr und Lagerei
Gastgewerbe
Information/Kommunikation
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Veränderungen 2013/2014
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Beschäftigungsverluste gibt es auch im saarländischen Handel (-1,1 %). Das Argument von der Stützung der Konjunktur durch die Konsumlaune der Ver-braucher schlägt sich bisher jedenfalls nicht in Arbeitsplatzzuwächsen nieder.
Beschäftigungsrückgänge in der Branche Verkehr und Logistik resultieren aus Nachfragerückgängen der Industrie. Beschäftigungsverluste mussten auch Finanz- und Versicherungsdienstleistungen hinnehmen. Die absolut höchsten Beschäftigungszuwächse mit einem Plus von 2,4 % hatte das Ge-sundheits- und Sozialwesen. Hier spiegelt sich auch die Alterung der Ge-sellschaft mit einer höheren Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen wider und die Ausweitung der Beschäftigung in Altenheimen und ambu-lanten Pflegediensten. Insgesamt gibt es im Gesundheits- und Sozialwesen inzwischen fast 51.000 Beschäftigte. Zulegen konnte auch die Branche Er-ziehung und Unterricht (wachsende Bedeutung der Kinderbetreuung), das Gastgewerbe sowie die sonstigen Dienstleistungen.
Niedriglöhner 1)
Minijobber (ausschließlich) 2)
Befristet 3)
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Leiharbeitnehmer 4)
Ein-Euro-Jobber 5)
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Arbeitskammer
Saarland
Westdeutschland
1 Anteil an sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten Dez. 2012 (ohne Auszubildende), Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 2 Juni 2013, bezogen auf Arbeitnehmer ETR 2013 3 2012 bezogen auf abhängige Kernerwerbstätige (15 Jahre bis unter 65 Jahre alt, ohne Auszubildende; Soldaten und Zivildienstl.); Quelle: Mikrozensus 2012 4 Juni 2013, Arbeitnehmerüberlassungsstatistik, bezogen auf Arbeitnehmer ETR 2013 5 Jahresdurchschnitt 2013, bezogen auf Arbeitnehmer ETR 2013; Quellen: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, VGR-Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder; Mikrozensus 2012; eigene Berechnungen
Prekäre BeschäftigungAnteil an allen Arbeitnehmern in %
19,1
14,7
8,5
6,4
2,5
0,3
18,8
13,6
8,1
7,7
2,2
0,2
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1.2 Nach Rückgang 2013: Prognosen für 2014 wieder besser
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Viele Beschäftigte in prekären Arbeitsverhältnissen
Trotz der auch zuletzt noch sehr hohen Beschäftigungszahlen im Saarland: Die Qualität der Arbeitsplätze ist vielfach nicht gut. Viele Arbeitnehmer arbeiten in prekären Beschäftigungsverhältnissen:
Knapp 48.000 Vollzeitbeschäftigte (ohne Auszubildende) arbeiten zu Niedriglöhnen, d. h. sie verdienen weniger als zwei Drittel des mittleren westdeutschen Lohns, 53 % davon sind Frauen.
100.000 Personen arbeiten als geringfügig entlohnte Beschäftigte, da-von rund 70.000 als ausschließlich und 30.000 im Nebenjob neben ihrer sozialversicherungspflichtigen Hauptbeschäftigung. Davon sind nahezu zwei Drittel Frauen.
33.000 Menschen haben eine befristete Beschäftigung.
11.500 Personen waren nach der Arbeitnehmerüberlassungsstatistik als Leiharbeitnehmer beschäftigt.
Grafik 3
Arbeitskammer
Niedriglohnbezieher im Saarland nach Personengruppen 2012
in %
Auf Basis der westdeutschen Niedriglohnschwelle, 31.12.2012 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit: Entwicklung der monatlichen Bruttoarbeitsentgelte von sozialversicherungspflichtigVollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende); teilweise vorläufig
Gesamt
Männlich
Weiblich
unter 25 Jahre
25 bis unter 50 Jahre
50 Jahre und älter
Deutsche
Ausländer
ohne berufl. Abschluss
mit anerk. Berufsabschluss
mit akad. Abschluss
0 10 20 30 40 50 60
19,1
13,0
32,4
46,7
18,6
13,7
18,3
27,1
31,3
15,8
4,0
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1.2 Nach Rückgang 2013: Prognosen für 2014 wieder besser
223
Im Saarland ist prekäre Beschäftigung immer noch weiter verbreitet als in Westdeutschland
Niedriglöhne verteilen sich nicht gleichmäßig auf die Beschäftigtengrup-pen. Vollzeitbeschäftigte Frauen sind sehr viel stärker von Niedriglöhnen betroffen als Männer, Jüngere stärker als Ältere und höher Qualifizierte deutlich weniger als niedrig Qualifizierte.
Mehr als ein Viertel aller Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) im Dienstleistungssektor arbeiteten 2012 zu Niedriglöhnen. Das sind nahezu 38.000 Personen. Dagegen ist die Niedriglohnbeschäftigung im Produ-zierenden Gewerbe mit neun Prozent deutlich niedriger. In der Branche „Herstellung von Nahrungsmitteln“ findet sich allerdings auch ein Niedrig-lohnanteil von rund 45 %. Wesentlich düsterer sieht die Situation allerdings in einigen Dienstleistungsbranchen aus. Gastgewerbe und Arbeitnehme-rüberlassung heben sich deutlich ab mit Niedriglohnanteilen von jeweils nahezu 80 %.
55 % aller Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) in Betrieben mit 1 bis 5 sozialversicherungspflichtigen Mitarbeiten arbeiten zu Niedriglöhnen. In Betrieben von 500 und mehr Beschäftigten ist es nur jeder Fünfundzwan-zigste. Je kleiner der Betrieb, desto höher die Anzahl der Beschäftigten, die mit Niedriglöhnen bezahlt werden. Einerseits hängt das damit zusammen, dass kleinere Betrieben eher im Dienstleistungssektor zu finden sind mit sei-ner insgesamt höheren Niedriglohnquote. Anderseits ist die gewerkschaft-liche Organisationsfähigkeit und damit auch die Schlagkraft in kleineren Betrieben in der Regel sehr viel geringer als in größeren Betrieben.
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1.3 Starker Anstieg der Arbeitslosigkeit – Aussichten besser
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1.3 Starker Anstieg der Arbeitslosigkeit – Aussichten besser
Nach Jahren des Rückgangs lag die Arbeitslosigkeit im Jahr 2013 im Saar-land wieder deutlich höher als ein Jahr zuvor. Die ungünstigere wirtschaft-liche Dynamik im Saarland mit seiner stark exportorientierten Industrie schlug auch durch auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit und zwar deut-licher als im Bundesgebiet. Insbesondere die Arbeitslosigkeit von Älteren und die Zahl der Langzeitarbeitslosen stiegen überdurchschnittlich an.
Die Zeiten sinkender Arbeitslosenzahlen scheinen im Saarland vorbei zu sein. Rund 37.600 Menschen waren im Jahresdurchschnitt 2013 arbeitslos, 9 % mehr als im Vorjahr. Unter allen Bundesländern war das der höchste An-stieg. In den ostdeutschen Bundesländern ist die Zahl der Arbeitslosen sogar gesunken. Überraschend ist auch, dass die wirtschaftsstarken Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg nach dem Saarland den stärksten Anstieg der Arbeitslosenzahlen zu verzeichnen haben. Die Arbeitslosenquote lag im Jahr 2013 bei 7,3 % und damit um 0,6 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Im Vergleich zu Westdeutschland liegt die saarländische Arbeitslosenquote im Saarland um 1,3 Prozentpunkte höher.
Nachdem der Abstand zwischen dem Saarland und Westdeutschland bei den Arbeitslosenquoten in der zweiten Hälfte der 2000er-Jahre auf 0,7 Pro-zentpunkte geschmolzen war, weitet sich die Schere wieder zu Ungunsten
Grafik 1
ArbeitskammerQuelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Arbeitslosenquoten Saarland und Westdeutschland
0
2
4
6
8
10
12
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Westdeutschland
Saarland
2012 2013
Jahreswerte, in %
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1.3 Starker Anstieg der Arbeitslosigkeit – Aussichten besser
225
des Saarlandes. Im Vergleich der westlichen Bundesländer ist die Arbeitslo-senquote nur noch in Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Bremen höher als im Saarland.
Hinzu kommt: Die reine Arbeitslosenzahl verschleiert eher die tatsächliche Lage am Arbeitsmarkt. Tatsächlich fehlen im Saarland viel mehr Arbeitsplät-ze. Die Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit), sie umfasst neben den aus-gewiesenen Arbeitslosen auch die nicht als arbeitslos gezählten Teilnehmer von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, lag nach den vorläufigen Daten der Bundesagentur im Saarland im Jahr 2013 bei knapp 51.400.
Die Einschätzung der Entwicklung der Arbeitslosenzahlen für das Saarland für 2014 ist wegen der unsicheren wirtschaftlichen Lage schwierig. Am ak-tuellen Rand zeigt sich eine leichte Aufhellung der Konjunktur. Die Beschäf-tigten- und Arbeitslosenzahlen folgen mit einer zeitlichen Verzögerung. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit geht im Mittelwert von 36.000 Arbeitslosen (Jahresdurchschnitt) im Jahr 2014 aus und damit von einem leichten Rückgang gegenüber 2013. Die mögliche Spannweite liegt aber bei +/- 3.000 gegenüber diesem Mittelwert.
Männer sind von der steigenden Arbeitslosigkeit stärker betroffen als Frau-en, selbst bei Jüngeren unter 25 Jahren ist sie im Jahresdurchschnitt ge-stiegen. Weit überdurchschnittlich ist im Saarland die Arbeitslosigkeit von
Grafik 2
ArbeitskammerQuelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Arbeitslose und Unterbeschäftigungim Saarland
30.000
35.000
40.000
45.000
50.000
55.000
60.000
Jan. 1
2
Mrz
. 12
Mai
12
Jul. 1
2
Sep. 1
2
Nov. 12
Jan. 1
3
Mrz
. 13
Mai
13
Jul. 1
3
Sep. 1
3
Nov. 13
20.000
25.000 Unterbeschäftigung ohne Kurzarbeit
Arbeitslose
Unterbeschäftigung mit Kurzarbeit
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1.3 Starker Anstieg der Arbeitslosigkeit – Aussichten besser
226
Älteren (+12 %) und die Zahl der Langzeitarbeitslosen (+12,5 %) gewachsen. Bei anhaltender schwacher Konjunktur werden bei den Belegschaften mit als erste die älteren Beschäftigten abgebaut. Überraschend stark ist auch der Anstieg von Personen mit akademischer Ausbildung.
Fast 13.100 Menschen waren im Jahresschnitt 2013 im Saarland langzeitar-beitslos. Sie sind ein Jahr und länger ohne feste Beschäftigung und haben häufig wegen ihrer Arbeitsmarktferne die geringsten Chancen auf einen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. Am aktuellen Rand (Mai 2014) liegt die Zahl der Langzeitarbeitslosen sogar bei über 14.000.
Mehr als zwei Drittel aller Arbeitslosen im Saarland werden inzwischen im System des SGB II von den Jobcentern bzw. den optierenden Kreisen be-treut. In der Regel sind sie länger arbeitslos, arbeitsmarktferner und gerin-ger qualifiziert. Ihre Beschäftigungschancen sind wesentlich ungünstiger als die im Rahmen des SGB III von den Arbeitsagenturen betreuten Arbeitslo-sen, die dem Arbeitsmarkt näher stehen und häufig besser qualifiziert sind. Deren Arbeitslosigkeitsdauern sind sehr viel kürzer.
-5 0 5 10 15 20
Grafik 3
Arbeitskammer
Arbeitslose im SaarlandVeränderungen nach Personengruppen 2013 zu 2012 in %
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Arbeitslose insgesamt
Männer
Frauen
Unter 25
55 und älter
Ausländer
Langzeitarbeitslose
SGB III
SGB II
ohne Berufsausbildung
mit Berufsausbildung
Akademische Ausbildung
9,0
10,4
7,4
9,9
12,0
10,7
12,5
12,5
7,5
9,8
9,2
14,8
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1.3 Starker Anstieg der Arbeitslosigkeit – Aussichten besser
227
Weitere Rückgänge bei den Teilnehmern von arbeitsmarktpolitischen Maß-nahmen hat es im laufenden Jahr gegenüber dem Vorjahr vor allem bei den Arbeitsgelegenheiten (fast ausschließlich Ein-Euro-Jobs) gegeben. Knapp 1.600 Teilnehmer waren 2013 in Arbeitsgelegenheiten beschäftigt, fast ein Drittel weniger als ein Jahr zuvor. Einerseits sind diese Maßnahmen wegen ihrer geringen Integrationswirkung und Verdrängungsgefahr von regulärer Beschäftigung sehr umstritten, andererseits bieten sie aus der Sicht vieler Arbeitsloser die einzige Perspektive auf eine halbwegs sinnvolle Tätigkeit. Deutlich ausgeweitet wurden noch einmal die eher kurzzeitigen Maßnah-men der Aktivierung und beruflichen Eingliederung. Erfreulich: Die Zahl der Teilnehmer in Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung ist noch einmal leicht gestiegen. Im Programm „Bürgerarbeit für Langzeitarbeitslose“ waren im Saarland in Jahr 2013 rund 1.500 Menschen beschäftigt. Das Programm läuft allerdings im Jahr 2014 aus. Bisher ist nicht bekannt, ob das Programm verlängert werden wird. Im ungünstigsten Fall werden alle Teilnehmer ih-re Arbeit verlieren. Es ist unverständlich, wie angesichts der wieder größer werdenden Probleme am saarländischen Arbeitsmarkt – gelöst waren sie nie – sinnvolle arbeitsmarktpolitische Projekte auslaufen können. Das Lan-desarbeitsmarktprogramm „ASaar“ kann die Einbußen nicht kompensieren.
Da Maßnahmeteilnehmer nicht als arbeitslos gelten, wird das Niveau der Arbeitslosigkeit durch den Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente nach
Grafik 4
ArbeitskammerDurchschnitt Januar - Dezember 2013 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnungen
0 1 2 3 4 5 6 7
Gründungszuschuss
Bürgerarbeit
Ein-Euro-Jobs
Berufl. Weiterbildung
Aktivierung undberufliche Eingliederung
Teilnehmer in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen
je 100 Arbeitslose
0,7
0,5
2,6
4,6
5,8
0,6
4,0
4,2
4,2
6,5
Saarland
Westdeutschland
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1.3 Starker Anstieg der Arbeitslosigkeit – Aussichten besser
228
unten gedrückt. Insbesondere Arbeitsgelegenheiten – auf 100 Arbeitslo-se kommen noch einmal 4,2 Teilnehmer in dieser Maßnahmeart (West-deutschland: 2,6) – und Bürgerarbeit mit vier Teilnehmern (Westdeutsch-land: 0,5) senken die Höhe der Arbeitslosenzahlen wesentlich stärker als in Westdeutschland. In der Förderung der beruflichen Weiterbildung liegt das Niveau im Saarland mit vier Teilnehmern leicht unter dem Wert von Westdeutschland.
Die schwache Konjunktur im Saarland geht einher mit einem Rückgang der Stellenangebote. Im Jahr 2013 sind bei der saarländischen Arbeitsagentur 20.700 sozialversicherungspflichtige Stellen zugegangen, sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Nach den ersten fünf Monaten des Jahres 2014 sieht die Situation nicht besser aus: Der Zugang an sozialversicherungspflichtigen Stellen liegt um 4,9 % niedriger als im Vorjahreszeitraum.
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1.4 Einkommen: Geringes Kaufkraftplus
229
1.4 Einkommen: Geringes Kaufkraftplus
Die gesamtwirtschaftlichen Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitneh-mer stiegen 2013 im Saarland mit 3,0 % spürbar stärker als bundesweit (2,2 %). Dies war allerdings darauf zurückzuführen, dass die Zahl der Ar-beitnehmer hierzulande um 0,8 % zurückging, während sie bundesweit um 0,8 % zunahm. Auch die Bruttojahresverdienste der vollzeitbeschäf-tigten Arbeitnehmer nahmen mit 1,9 % stärker zu als in Westdeutschland mit 1,1 %. Bei einem Anstieg der Verbraucherpreise von 1,5 % im Saarland ergab sich somit brutto ein realer Anstieg um 0,4 %. Netto dürfte dabei für viele Arbeitnehmergruppen nur noch ein kleines Kaufkraftplus ge-blieben sein.
Die DGB-Gewerkschaften schlossen im vergangenen Jahr für rund 13,1 Mio. Beschäftigte Lohn- und Gehaltstarifverträge ab mit einer Abschlussrate von 5,9 %1. Diese umfasst alle – auch erst später in Kraft tretenden – tabellen-wirksamen Anhebungen, also ohne Pauschal- und Einmalzahlungen, die sich nicht dauerhaft in den Tariftabellen niederschlagen.
„Nullmonate” spielten 2013 bei den Neuabschlüssen wieder eine stärkere Rolle als 2012. Für rund 87 % der Betroffenen gab es Tarifabschlüsse mit um durchschnittlich 2,4 Monate verzögerter Anpassung, deutlich länger als im Vorjahr mit 1,8 Monaten.
Die Laufzeit der Vergütungstarifverträge hat sich von durchschnittlich 18 Monaten im Jahr 2012 auf 22,8 Monate im Jahr 2013 verlängert. Berück-sichtigt man die Auswirkungen der unterschiedlichen Lage und Laufzeit der Abkommen sowie zusätzliche Einmal- und Pauschalzahlungen als Ausgleich für Abschlussverzögerungen und die vielfach niedrigeren Abschlüsse für 2013 aus den Vorjahren, so ergibt sich ein nur noch knapp halb so hoher Zuwachs (2,7 %). Diese kalenderjährliche Tarifsteigerung fiel damit 2013 ebenso hoch aus wie 2012.
Die tatsächlich gezahlten Bruttolöhne und -gehälter stiegen 2013 in Deutschland im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt für alle Arbeitnehmer (einschließlich geringfügig Beschäftigte) um 2,2 % (Vorjahr: 2,9 %). Zwar konnte die abermalige und diesmal noch stärkere Absenkung des Beitrags-satzes zur gesetzlichen Rentenversicherung von 19,6 % auf 18,9 % zum 1. Januar 2013 die Steigerung des Beitragssatzes für die Pflegeversicherung von 1,95 % auf 2,05 % mehr als ausgleichen, insgesamt haben aber die angehobenen Beitragsbemessungsgrenzen in den einzelnen Zweigen der gesetzlichen Sozialversicherung die Abgaben erhöht. Zusammen mit der Progressionswirkung des Einkommensteuertarifs, von der auch viele und zunehmend mehr Arbeitnehmer betroffen sind, resultierte nach Abzug von
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1.4 Einkommen: Geringes Kaufkraftplus
230
Steuern und Sozialabgaben netto noch ein Anstieg der Löhne und -gehälter je Beschäftigten von 2,0 %. Nach Abzug des Anstiegs der Verbraucherpreise um 1,5 % verblieb damit noch ein realer Zuwachs von 0,5 %.
Tabelle 1
Tarifsteigerung 2013*Angaben in Prozent
Wirtschaftsbereich West Ost Gesamt
Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft 2,5 3,1 2,7
Energie- und Wasserversorgung, Bergbau 3,6 3,1 3,5
Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe 2,4 3,0 2,5
Investitionsgütergewerbe 3,0 3,0 3,0
Verbrauchsgütergewerbe 2,3 2,7 2,4
Nahrungs- und Genussmittelgewerbe 2,9 3,0 2,9
Baugewerbe 3,0 4,2 3,3
Handel 2,3 2,2 2,3
Verkehr und Nachrichtenübermittelung 2,3 2,7 2,3
Kreditinstitute, Versicherungsgewerbe 2,3 2,3 2,3
Priv. Dienstleistungen, Organ. o. Erwerbszweck 2,5 4,3 2,9
Gebietskörperschaften, Sozialversicherung 2,6 2,6 2,6
Gesamte Wirtschaft 2,6 3,2 2,7
*Jahresbezogene Erhöhung der tariflichen Grundvergütung 2013 gegenüber 2012.
Quelle: WSI-Tarifarchiv; Stand: 31.12.2013 Arbeitskammer
Anhaltende Umverteilung von unten nach oben
Auch die Entwicklung der Verteilung des Volkseinkommens hat sich 2013 wieder zuungunsten der Arbeitnehmerentgelte entwickelt. Während die Unternehmens- und Vermögenseinkommen mit 3,9 % überdurchschnittlich zunahmen, verbesserten sich die Arbeitnehmerentgelte (einschließlich Ar-beitgeberbeiträge zur Sozialversicherung) nur um 2,8 %, also weniger stark als das Volkseinkommen insgesamt (3,1 %).
Nicht nur aus Arbeitnehmersicht, sondern im Hinblick auf ein langfristig stabiles und nachhaltiges Wachstum, muss ein Politikwechsel stattfinden und die seit Jahrzehnten anhaltende Umverteilung von unten nach oben, zuungunsten der Arbeitnehmereinkommen und zugunsten der Gewinn- und Vermögenseinkommen, beendet werden (vgl. Grafik 1).
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1.4 Einkommen: Geringes Kaufkraftplus
231
In Deutschland ist der Anteil der gesamtwirtschaftlichen Arbeitnehmerent-gelte am Volkseinkommen, die Lohnquote, von 72,1 % im Jahr 2000 bis zum Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007 auf nur noch 63,2 % gesunken.2 Dieser Rückgang konnte durch die Verbesserungen der folgen-den Jahre nicht wieder aufgefangen werden, so dass 2013 die Lohnquote mit 66,8 % immer noch 5,3 Prozentpunkte unter der des Jahres 2000 lag.
Korrekturbedarf insbesondere bei der Verteilung der Vermögen
Die Ungleichheit hat in Deutschland in den letzten Jahrzehnten zugenom-men. Ein wesentliches Element der Umkehr hin zu einer wachstumsfördern-den Umverteilungspolitik ist eine Umkehr bei den Grundsätzen der Besteu-erung, – oder vielmehr: die wirkliche Durchsetzung der sozialmarktwirt-schaftlichen Umverteilungsfunktion des Steuersystems. Denn Steuerpolitik dient nicht nur der Gestaltung der Haushaltseinnahmen, sondern ist dabei wesentlich auch ein Verteilungsinstrument.
Wegen der in den letzten Jahren weitgehend fehlenden Besteuerung gro-ßer Vermögen hat die Ungleichheit bei der Vermögensverteilung immer weiter zugenommen. Die Entstehung und weitere Vergrößerung ohnehin schon großer Vermögen wurde im letzten Jahrzehnt mit Steuererleich-
Grafik 1
ArbeitskammerQuelle: Statistisches Bundesamt, eig. Ber.
Verteilung des Volkseinkommens seit 1991 1991 = 100
100
110
120
130
140
150
160
170
180
190
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1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013
Unternehmens- und Vermögenseinkommen
Arbeitnehmerentgelt
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1.4 Einkommen: Geringes Kaufkraftplus
232
terungen (deutliche Senkung der Einkommensteuerspitzensätze und der Unternehmenssteuern, die Kapitalerträge unterliegen nur noch der Abgel-tungsteuer) und Möglichkeiten der Steuerumgehung und -hinterziehung, der Abschaffung der Vermögensteuer (1997) und einer geringeren Erb-schaftsteuer extrem begünstigt.
Die Wiedereinführung einer allgemeinen Vermögensteuer, die unter-schiedslos sämtliche Vermögen der privaten Haushalte und/oder Unterneh-men besteuert, könnte nach neueren Schätzungen zwischen 11,6 Mrd. und 16,5 Mrd. Euro an zusätzlichem Steueraufkommen erbringen. Dabei wer-den ein Steuersatz von 1 % auf das Vermögen (nach Abzug von Schulden) und Freibeträge von 2 Mio. für Privatpersonen und 0,2 Mio. für juristische Personen zugrunde gelegt, d. h. die Steuer würde nur die Reichsten treffen.3
„Lediglich 0,2 % der erwachsenen Bevölkerung (143.000 Personen) wären steuerpflichtig. Eine allgemeine Vermögensteuer mit hohen persönlichen Freibeträgen beträfe somit nur die sehr Vermögenden; die Belastung brei-ter Bevölkerungsschichten würde vermieden.“4
Für die Erfassung und Bewertung von Vermögen stehen mittlerweile praxis-übliche Bewertungsverfahren für Immobilien und Betriebe zur Verfügung und die Bemühungen zur Verhinderung der Steuerflucht von Kapitalanla-gen ins Ausland nehmen zu und zeitigen erste bescheidene Erfolge. Zwei-stellige Milliardenbeträge entgehen dem Fiskus aber nach wie vor durch Steuerhinterziehung.
Zusammen mit einer Vermögensabgabe, die beim Bund zu beträchtlichen Mehreinnahmen führen könnte, wäre eine Neugestaltung der Vermögen-steuer (sowie Erbschaft- und Schenkungsteuer) geeignet, auch die Län-derhaushalte sehr deutlich zu stärken und könnte mit einem Ausbau der Grundsteuer einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung und konjunkturellen Verstetigung der Gemeindefinanzen leisten.
Im Saarland insgesamt stärkerer Verdienstanstieg
Die gesamtwirtschaftliche Bruttolohn- und -gehaltsumme erhöhte sich nach den Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen bundesweit um 3,0 %, im Saarland – auch bedingt durch die negative Konjunkturentwick-lung – lediglich um 2,2 %.
Je Arbeitnehmer stiegen die Bruttolöhne und -gehälter im Saarland mit 3,0 % spürbar stärker als bundesweit (2,2 %), was allerdings darauf zu-rückzuführen war, dass die Zahl der Arbeitnehmer hierzulande um 0,8 % zurückging, während sie bundesweit um 0,8 % zunahm. Noch stärkere Zu-
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1.4 Einkommen: Geringes Kaufkraftplus
233
wächse als im Saarland gab es vor allem in Hessen (3,6 %) und Bremen sowie Rheinland-Pfalz (jeweils 3,2 %), während das Plus in Baden-Württemberg und in Bayern mit 2,0 bzw. 2,1 % ebenso wie etwa in Niedersachsen (2,1 %) und Nordrhein-Westfalen (1,5 %) deutlich niedriger lag.
Im Bundesländervergleich lag das Saarland 2013 nach den Daten der Volks-wirtschaftlichen Gesamtrechnungen mit Bruttolöhnen und -gehältern je Arbeitnehmer von 29.754 Euro auf der Rangliste der elf westlichen Bundes-länder auf dem achten Platz. Der Wert für den Bundesdurchschnitt (West) betrug 32.007 Euro. Der Rückstand gegenüber dem Bund (West) belief sich damit auf -7,0 %. Ohne die „marginal“ Beschäftigten (überwiegend aus-schließlich geringfügig Beschäftigte und sog. „Ein-Euro-Jobs“) belief sich der Rückstand immer noch auf -6,3 %.
Stärkeres Verdienstplus auch bei Vollzeitbeschäftigten bei immer noch hohem Verdienstrückstand
Nimmt man nur die Vollzeitbeschäftigten in den Blick, so ergab sich 2013 nach den Daten der Vierteljährlichen Verdiensterhebung der amtlichen Sta-
Grafik 2
ArbeitskammerQuelle: Statistisches Bundesamt, eig. Ber.
70,8
71,9 72
,5
71,4
71,1
70,7
69,9
70,0
71,1
72,1
71,8
71,6
71,0
67,9
66,4
63,9
63,2
65,0
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65,9
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68
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74
1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013
Anteil der Arbeitnehmerentgelte am Volkseinkommen in Deutschland1
in %
1 In der Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen.
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1.4 Einkommen: Geringes Kaufkraftplus
234
tistik ein Zuwachs der Bruttojahresverdienste gegenüber 2012 von 1,9 %. Im früheren Bundesgebiet (einschl. Berlin) lag der Anstieg lediglich bei 1,1 %. Dementsprechend hat sich auch der Verdienstrückstand zum Bund von -8,1 % in 2012 auf -7,5 % verringert und war damit wieder ähnlich hoch wie 2011 (-7,4 %). In der Privatwirtschaft insgesamt belief sich der Rück-stand auf -9,0 % und war damit ebenfalls etwas geringer als 2012, als er noch bei -9,7 % lag.
Grafik 3
Arbeitskammer
-3,3
-3,7
-4,0
-4,0
-4,8
-4,8
-5,0
-5,0
-5,3
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-6
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-2
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1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
insgesamtohne marginal Beschäftigte
Verdienstrückstand zum Bundesgebiet (West)Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer
in %
Quellen: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, eig. Berechnungen
Als marginal Beschäftigte werden Personen angesehen, die als Arbeiter und Angestellte keine voll sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ausüben, jedoch nach dem Labour-Force-Konzept der Internationalen Arbeitsorga-nisation als Erwerbstätige gelten, wenn sie in einem einwöchigen Berichts-zeitraum wenigstens eine Stunde gegen Entgelt gearbeitet haben. Dazu zählen in Deutschland insbesondere ausschließlich geringfügig Beschäftigte und Beschäftigte in Arbeitsgelegenheiten (sog. „Ein-Euro-Jobs“).
Eine im Vergleich zum Bund bessere Verdienstentwicklung war im Verarbei-tenden Gewerbe des Saarlandes vor allem in den Bereichen Elektrotechnik, Maschinenbau, Kfz-Herstellung, aber auch in der Nahrungs- und Futtermit-telindustrie festzustellen (siehe auch Tabelle 2).
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1.4 Einkommen: Geringes Kaufkraftplus
235
Das bessere Abschneiden der Saarländer beruht zum Teil auf dem im Saar-land mit 2,5 % geringfügig größeren Zuwachs im Produzierenden Gewer-be (Bund (West): 2,1 %), zudem aber auch auf dem Anstieg im deutlich gewichtigeren Dienstleistungsbereich. Hier werden mittlerweile deutlich mehr als 60 % der saarländischen Wertschöpfung erbracht. Im gesamten Dienstleistungsbereich erreichten die Arbeitnehmer im Saarland mit 1,5 % zwar eine geringere Zunahme als im Produzierenden Gewerbe, aber eine mehr als doppelt so starke Verbesserung wie bundesweit (0,6 %).
Innerhalb des Dienstleistungssektors war vor allem der Bereich der „Nicht marktbestimmten Dienstleistungen“ für die insgesamt günstige Entwick-lung maßgeblich. Hier konnte bei den Bruttojahresverdiensten ein Plus von 2,0 % verzeichnet werden, etwas mehr als im Durchschnitt des Früheren Bundesgebietes (1,8 %). Zurückzuführen war dies im Wesentlichen auf die hierzulande deutliche Zunahme im Gesundheits- und Sozialwesen in Höhe von 4,3 % (Bund: 1,9 %), während im Bereich Öffentliche Verwaltung, Sozi-alversicherung und Verteidigung nur ein bescheidener Zuwachs von 0,8 % (Bund: 2,1 %) verbucht werden konnte.
Grafik 4
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51.961
Schleswig-Holstein
Niedersachsen
Berlin
Saarland
Rheinland-Pfalz
Bremen
Nordrhein-Westfalen
Früheres Bundesgebiet (einschl. Berlin)
Bayern
Baden-Württemberg
Hessen
Hamburg
Bruttojahresverdienste der vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer1 2013
1 im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich zusammen
Quelle: Statistisches Bundesamt, eig. Darst.
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1.4 Einkommen: Geringes Kaufkraftplus
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Bei den „Marktbestimmten Dienstleistungen“ reichte das Verdienstplus von insgesamt 0,7 % (Bund: 0,0 %) nicht für eine reale Verbesserung der Kaufkraft.
Für 2014 rechnet die Arbeitskammer aufgrund der anziehenden Konjunktur mit einem Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Effektivverdienste (im Durch-schnitt tatsächlich gezahlte Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer) von 2,5 bis 3 %.
1 Vgl. dazu: Bispinck, Reinhard: Tarifpolitischer Jahresbericht 2013, in: WSI-Mitteilungen 2/2014, S. 124 ff.
2 Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Jahresgut-achten 2013/2014, S. 383.
3 Vgl. Schratzenstaller, M. (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung WIFO): Vermögens-bezogene Steuern. Ansatzpunkte, internationaler Vergleich und Optionen für Deutschland. Kurzgutachten zu Optionen einer Reform der Vermögensteuer in Deutschland, erstellt im Auf-trag des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung. Wien, Mai 2013, S. 28.
4 A. a. O., S. 29. Für weitere Modellvarianten, Reformkonzepte und Alternativen siehe z. B. http://wipo.verdi.de/broschueren/konzept_steuergerechtigkeit_1; http://wipo.verdi.de/wirtschafts-politische_informationen/data/Wirtschaftspolitische-Informationen-1-2014.pdf; http://www.boeckler.de/wsi_45512.htm