akad-hochschulmagazin-27-2014.pdf

Upload: akad-bildungsgesellschaft-mbh

Post on 09-Oct-2015

1.318 views

Category:

Documents


2 download

TRANSCRIPT

  • Ganz schn erfolgreichWie das uere die Karriere beeinflusst

    Heft 27 I Oktober 2014

    AKAD. Das Hochschulmagazin.

    Schn & schlauGutes Aussehen frdert die Karriere aber nur, wenn das Gesamtpaket stimmt.

    BitcoinDie neue Digitalwhrung erobert das Netz.

    Gemeinsam starkStudie zum Potenzial gemischterDoppelspitzen in Fhrungsetagen.

    Fernstudiums-USPWie man sein Fernstudium imJob richtig vermarktet.

  • Geahnt haben wir es ja schon immer, doch nunbelegen es zahlreiche Studien: Wer attraktiv ist,hat deutlich bessere Chancen im Job und auf anderen Mrkten, wo es sich und seine Personanzupreisen gilt. Doch ein hbsches Gesicht allein reicht noch nicht zum gewnschten Erfolg,denn es ist immer noch der Gesamteindruck, derzhlt. bereinstimmung heit hier die Devise.Daher haben wir uns in den Beitrgen zum The-menschwerpunkt unter anderem damit befasst,welche Strategien anzustreben sind, wenn es gilt,sich beim aktuellen oder knftigen Arbeitgeberins rechte Licht zu rcken. Darber hinaus bietet diese Ausgabe wieder neueForschungserkenntnisse der AKAD University wieetwa zu atypischen Beschftigungsverhltnissenoder dem Erfolgspotenzial gemischter (nmlichmnnlicher und weiblicher) Doppelspitzen in Unternehmen. Und wie gewohnt gibt es wiederviel zu erfahren aus der AKAD-Hochschulwelt,etwa in Portrts neuer Professoren oder Absolven-ten. Wir halten Rckschau auf Veranstaltungenund Jubilen und stellen neue Buchpublikationender Forschungsreihe vor. Nach vorn blicken wirmit einem Beitrag zum kommenden AKAD Forumim November, der sich mit dem aktuellen KomplexData Mining beschftigen wird (Seite 4243).Alle Studierenden und Absolventen laden wir ganzherzlich zur Teilnahme am AKAD Forum ein.

    Ich wnsche Ihnen einen goldenen Herbst undviel Vergngen beim Lesen dieser Ausgabe, Ihr

    Dr. Jrg SchweigardChefredakteur

    EDITORIAL

    Warum wir uns fr diesesThema entschieden haben ...

    EDITORIAL

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 20142

  • 16 Business-EtiketteWir stellen fnf besondere Stil-Ratgeber frs Berufsleben vor

    19 SchnheitsidealeWas finden wir schn und warum?Fragen an den Soziologen JohannesKrause

    AKAD Wissen

    23 Neu: Hochschulzertifikat InnovationsmanagementDer neunmonatige Studiengang machtfit fr internationale Projektteams

    24 Atypische BeschftigungAKAD-Absolvent untersucht die sozialen Folgen von Leiharbeit & Co.

    26 Chef und ChefinDiplom-Arbeit zeigt: GemischteDoppelspitzen fhren am besten

    28 AKAD forschtIn der Wissenschaftsreihe sind dreineue Bnde erschienen

    AKAD Leben

    30 MeldungenNeues aus der AKAD-Welt

    32 Absolventenbefragung 2014Fr die Mehrheit hat sich das Fernstudium gelohnt beruflich und finanziell

    33 Professoren im PortraitDirk Rilling, Studienleiter Maschinen-bau an der AKAD University

    34 Projekt ErdnussbutterAKAD-Absolventin Susanne Schrderist Projektmanagerin in Afrika

    36 Alle Absolventen auf einen BlickMrz bis August 2014

    42 AKAD Forum 2014Rund um das SchwerpunktthemaBig Data warten spannende Workshops und Seminare

    INHALT

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014 3

    In dieser Ausgabe

    Dress for Success?Fnf Stil-Guides erklren, wie

    man sich auf dem schmalen Grat zwi-

    schen Business-Etikette und individueller

    Persnlichkeit bewegt.

    16 WettbewerbsvorteilWie wirkt sich das uere auf die Karriere aus? Der Soziologe Johannes

    Krause hat diesen Zusammenhang

    erforscht.

    19 Reihe AKAD ForumDrei Neuerscheinungen zu den Themen Unternehmensnetzwerke,

    Wissensmanagement und Homo

    oeconomicus.

    28

    Magazin

    4 NewsNachrichten ber den grnen Tellerrand hinaus

    6 BitcoinDie neue Whrung fr den Online-Handel

    8 Impressum/Leserbriefe

    9 PreisrtselZu gewinnen: die Buchpakete Fhrung, Soft Skills und Knigge international

    10 FernstudienexperteMarkus Jung gibt Tipps, wie man als Fernhochschul-Absolvent bei Personalern punktet

    Titel

    12 Humankapital SchnheitIst ihr Einfluss auf die Karriere wissen-schaftlich belegt? Ein berblick

  • AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014

    MAGAZIN

    4

    Teilzeitjobs vomWhltisch?In Deutschland sind 71,5 Prozent derFrauen zwischen 20 und 64 Jahrenberufsttig hher ist der Anteil nurin den Niederlanden und den skandi-navischen Lndern, wie die IG Metallnach Zahlen des Statistischen Bundes-amtes mitteilte. Allerdings arbeiten45 Prozent der berufsttigen Frauenhierzulande in Teilzeit, bei den be-rufsttigen Mttern sind es sogar 69 Prozent. Zudem sind zwei Drittelder insgesamt ber sieben MillionenMinijobber in Deutschland weiblich. Teilzeitarbeit und Minijob sind alsomehrheitlich in Erwerbsbiografien vonFrauen zu finden und haben natrlichAuswirkungen auf die zu erwartendeAltersrente. Dass diese Problematikeine ganze Frauengeneration, nm-lich die der Babyboomer, betrifft,belegt und illustriert das aktuelleBuch Die verratene Generation. Ob es allerdings noch zeitgem ist,dass Autorin Kristina Vaillant Teilzeit-arbeit pauschal als Whltisch des Ar-beitsmarktes bezeichnet? Hier lohntsich vielleicht ein Blick auf die jungenArbeitnehmer der Generation Y, die(qualifizierte) Teilzeitjobs mit Work-Life-Balance verbinden. Oder auf un-sere hollndischen Nachbarn: DieNiederlande haben im europischenVergleich mit fast 50 Prozent denhchsten Anteil der Teilzeitkrfte anallen Beschftigten. Teilzeitarbeit giltdort als absolut bewusst gewhltesArbeitszeitmodell (Quelle: FAZ).Lesetipp: Christina Bylow/KristinaVaillant: Die verratene Generation.Pattloch Verlag 2014, 16,99 Euro.

    Broluft: gesnder mit Grn

    Wir wussten es ja schon immer: Grn-pflanzen verbessern das Broklima. Dasbesttigt jetzt auch eine Studie der Tech-nischen Universitt Sydney. Die australi-schen Forscher haben herausgefunden,dass Pflanzen in schadstoffbelastetenRumen wie eine grne Leber wirkenund die Giftstoffe mit speziellen Enzymenin ungefhrliche Substanzen umwan-deln. Eine hohe Schadstoffbelastung,etwa in neu eingerichteten Bros, knnedurch Pflanzen um 50 bis 70 Prozentverringert werden. Diese Erkenntnis istvolkswirtschaftlich durchaus relevant,denn das sogenannte Sick-Building-Syndrom (SBS) spielt in der Arbeitswelteine immer grere Rolle. Nach Scht-zungen des Hauptverbands der gewerb-lichen Berufsgenossenschaften (HVBG)leiden in den Industrielndern bereits biszu 30 Prozent der Broangestellten unterder gebudebezogenen Gesundheitsst-rung, die sich meist in Symptomen wieDauerschnupfen oder Kopfschmerzenuert. Neben ihrer Entgiftungsfunktionbinden Pflanzen auch Staubteilchen inder Luft und erhhen die Luftfeuchtig-keit. Zudem tun sie der Psyche gut: Grnwirkt ber das Auge ausgleichend aufdas zentrale Nervensystem. Aber Vor-sicht: Nicht jedes belastete Broklimakann mit Grnpflanzen kuriert werden!Wenn Messungen ergeben, dass tat-schlich Gifte in der Luft sind, bestehtHandlungsbedarf fr das Unternehmen.

    Mit dem Fernbuszum nchsten Seminar

    So langsam nehmen sie richtig Fahrtauf: Die Fernbuslinien, die seit der Libe-ralisierung des Fernbusverkehrs inDeutschland Anfang 2013 an den Startgegangen sind und ihr Liniennetz konti-nuierlich ausbauen. Im Unterschied zuden europischen Nachbarlndern galthier bis 2013 ein Verbot, Fahrgste in-nerhalb Deutschlands zu befrdern unddamit der Bahn Konkurrenz zu machen.Nun nehmen die Buslinien der Bahn einen Teil des Fahrgastkuchens weg: 40 Millionen Euro habe die Bahn 2013durch die neue Konkurrenz verloren,schreibt Spiegel Online. Tatschlich sind44 Prozent der Fernbuskunden frhereBahnfahrer das hat das Berliner IGES-Institut durch eine unabhngige Befra-gung in Kooperation mit dem PortalFahrtenFuchs herausgefunden. Wa-rum ein Bahnkunde zum Fernbus wech-selt? Grnde seien vor allem die gnsti-gen Ticketpreise, die Anbindung auchkleinerer und mittelgroer Stdte sowiedie Vielzahl umsteigefreier Verbindun-gen, sagt Christoph Gipp vom IGES-In-stitut. Web-Tipp fr die Reiseplanung:www.busliniensuche.de

    Abwanderung zum Fernbus womit sind Kunden bisher gereist?Anteile der blicherweise bisher genutzten Verkehrs-mittel in Prozent; Mehrfachnennungen waren mglich

    Quelle: IGES Institut 2014

    Sonstiges 1 %

    Fernbus 3 %

    Flugzeug 4 %

    Nahverkehrs-zge 14 %

    Fernzge (ICE, IC, EC etc.)30 %

    Neukunde 10 %

    Privater Pkw 15 %

    Pkw (Mitfahrt

    ohne Bez.)4 %

    Pkw (Mitfahrt mit Bez.)

    19 %

  • MAGAZIN

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014 5

    Nur belgische Singles zahlen mehr

    MINT-Arbeitsmarkt aktuell

    Chinesen halten deutsche Firmen fr beste Arbeitgeber76 Prozent der Chinesen zwischen 18 und 34 Jahren haben eingutes bis sehr gutes Bild von deutschen Unternehmen als Arbeit-geber fast jeder Fnfte bescheinigt den Firmen hierzulande einTop-Image. Das ist ein Ergebnis der Studie War for Talents 2014,die im Auftrag der Unternehmensberatung Staufen unter 3 000

    jungen Erwachsenen durchgefhrt wurde. Damit haben deutscheFirmen bei jungen Chinesen ein deutlich besseres Image als Unter-nehmen aus den USA, Grobritannien und Frankreich, die nur vonjedem zehnten Befragten die Bestnote erhielten.(Quelle: Staufen AG 2014)

    Rund 7,3 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschftigte arbeiten inDeutschland in einem MINT-Beruf, so die neuen Zahlen der Arbeitsagentur. DasKrzel MINT hat ja inzwischen in der ffentklichkeit eine gefhlte Omnipr-senz erreicht aber was steckt tatschlich hinter dem Begriff, der so unter-schiedliche Bereiche wie Mikrobilogie und Fahrzeugtechnik subsumiert?Die Zahlenverhltnisse zeigen, dass bei MINT die Technik klar dominiert: 86 Pro-zent der MINT-Arbeitnehmer arbeiten in einem technischen Beruf, dagegen hatnur jeder 20. seinen Schwerpunkt in der Mathematik oder den Naturwissen-schaften. Was viele nicht wissen: MINT steht nicht nur fr akademische Berufe,im Gegenteil gut 60 Prozent der MINT-Arbeitnehmer haben eine duale oderschulische Berufsausbildung. Die restlichen 40 Prozent knnen einen Meister-oder Technikerabschluss oder ein Hochschulstudium vorweisen. Einen Fachkrftemangel sieht die Arbeitsagentur bei Ingenieuren im Maschi-nenbau, Fahrzeugbau und Elektrotechnik, Mechatronik und Automatisie-rungstechnik.Mehr unter statistik.arbeitsagentur.de. Web-Tipp fr Frauen, die einenMINT-Beruf anstreben: www.mint.arbeitsagentur.de

    Die Kluft zwischen der Steuerlast von Allein-stehenden und der Besteuerung von Fami-lien ist in Deutschland im internationalenVergleich besonders gro, wie die OECD-Studie Taxing Wages 2014 zeigt. Allein-stehende mssten hierzulande eine rekord-verdchtige Abgabenlast tragen, schreibtdie FAZ unter Berufung auf die Studien -ergebnisse. So zahlt ein Single Steuern inHhe von 49,3 Prozent seines Brutto -einkommens. Damit liegt Deutschland beider Besteuerung von Alleinstehenden auf

    Platz 2 der internationalen Rangliste nachBelgien. Steuerlich begnstigt wird hinge-gen nach wie vor die klassische Familie miteinem Alleinverdiener und zwei Kindern:Hier liegt Deutschland deutlich weiter hin-ten auf Platz 11 (Steuerlast: 34 Prozent desBruttoeinkommens). Die OECD bercksich-tigt in ihrer Studie nicht nur die Einkom-mensteuer, sondern auch die Sozialabga-ben, Transfers wie das Kindergeld und allenzustehende Abzge.

    Mehr unter www.oecd.org/berlin/ publi -kationen/taxing-wages.htm

    7,3 Millionen MINT-Beschftigte nher betrachtetSozialversicherungspflichtig Beschftigte in MINT-Berufen

    (Frauen und Mnner)

    Quelle: Bundesagentur fr Arbeit 2013

    1) Einkommensteuer und Sozialabgaben der Arbeitnehmer und Arbeitgeber 2013

    2) verheiratetQuelle: OECD 2014

    MINT-Ttigkeitsfelder

    Anforderungsniveaus

    360 000 Mathema tiker und Naturwissenschaftler

    6 289 000 Techniker

    637 000 Informatiker

    Akademische Fachkrfte 1 135 000 Experten

    Nicht akademische Fachkrfte 1 658 000 Spezialisten (z. B. Meister, Techniker)

    4 493 000 Fachkrfte (mit Berufsabschluss)

    86 %

    62 %

    23 %

    16 %

    9 %

    5 %

    Alleinstehende

    55,849,349,148,947,8

    41,640,7

    31,522,0

    44,541,641,0

    38,438,2

    34,833,8

    27,09,5

    1. Belgien2. Deutschland3. sterreich4. Frankreich6. Italien11. Griechenland14. Spanien24. Grobritannien29. Schweiz

    1. Griechenland2. Frankreich3. Belgien4. sterreich5. Italien9. Spanien11. Deutschland19. Grobrit.31. Schweiz

    Alleinverdiener, zwei Kinder2)

    So hoch ist die Steuer- und AbgabenlastOECD-Rang nach Hhe der Abzge 1)

    (in Prozent der Arbeitskosten)

  • AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 20146

    Der Online-Handel boomt. Kaffeebohnen, Bahn-tickets, Computerspiele: Lediglich Schuhe undKlamotten kaufen die Deutschen lieber im Laden ein alsim Internet. Die Waren werden bargeldlos mit wenigenMausklicks bezahlt. Doch es gibt bei jeder Bestellungauch einen Haken: Wer das Geld sofort berweisen will,geht ein Risiko ein. Wer auf Kreditkarte setzt, der luftGefahr, dass Betrger die Nummer kopieren und selbstauf Shopping-Tour gehen. Wer Online-Bezahldienstewie ClickandBuy und Paypal beauftragt, der muss Ge-bhren fr jede berweisung in Kauf nehmen. Ist daswirklich die Zukunft der Online-Bezahlung? Ganz undgar nicht. Es geht auch anders.

    Noch fristen Online-Whrungen wie Litecoin, Peercoinund Dogecoin ein Nischen-Dasein. Den Sprung zumprominenten Whrungs-Star hat lediglich die Krypto-whrung Bitcoin geschafft. Mitguten Chancen, die klassischenBezahlsysteme im Netz abzul-sen. Der Vorteil: Bitcoin gehrtallen Nutzern und wird nichtvon zentralen Banken verwal-tet. Bitcoins werden direkt voneinem Nutzer zum anderen bertragen, ohne Zwischen-stopp. Das Geld wird in digitalen Geldbrsen-Dateiennamens Wallets gespeichert. Doch nicht nur dieMenge des Geldes wird von den Rechnern der Nutzeraufgezeichnet, sondern jede einzelne Transaktion. Diedezentrale Speicherung sorgt dafr, dass berweisun-gen immer klappen und das System nicht zusammen-bricht, weil etwa ein Server ausfllt. Fr den Bitcoin-

    BitcoinEine Digitalwhrung erobert das Netz.

    Von Jrg Breithut

    Besitzer bedeutet das jedoch: Er muss gut auf seineDaten aufpassen. Denn wird die Geldbrse aus Verse-hen gelscht oder die Festplatte zerstrt, dann ist dasGeld weg.

    Schwachstellen der Online-Brse

    Bitcoins werden verschlsselt bertragen, daher knnenweder Finanzbehrden noch der Staat die berwei-sungen nachvollziehen. Auch fr Geheimdienste ist esnahezu unmglich, die Bitcoin-Transfers auszusphen.Diese Anonymitt verleitet aber auch zu illegalen Geschften. Wie auf dem Portal Silk Road 2.0. DieOnline-Plattform setzt voll auf Bitcoin. Der Grund: DieBetreiber sind darauf angewiesen, dass die Kundenanonym bleiben, um sie vor Staatsanwaltschaft undPolizei zu schtzen.

    Schlielich verkaufen die Mit-glieder hier keine Staubsaugerund Schallplatten, sondern Ko-kain und Amphetamine. SilkRoad 2.0 ist das bekanntesteOnline-Portal fr Drogen undWaffen. Nur ber das Tarnkap-

    pen-Netzwerk Tor ist die Plattform erreichbar. Die ille-galen Geschfte bleiben jedoch nicht immer ungestraft.Kunden und Lieferanten werden immer wieder beiOnline-Drogendeals erwischt, weil die Pakete per Postverschickt und am Zoll kontrolliert werden. Erst im Oktober vergangenen Jahres verhaftete das FBI denBetreiber der Vorgngerplattform Silk Road.Bei Bitcoin-Brsen lsst sich das Digitalgeld in Euro undDollar umtauschen. Mt. Gox war eine dieser Brsen.Doch seit Anfang dieses Jahres gibt es Mt. Gox nichtmehr. Betrugsflle und Zahlungsengpsse haben die

    MAGAZIN

    Digital currency is goingto be a very powerful

    thing.John Donohoe, E-Bay CEO

  • 7AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014

    Der Autor

    Jrg Breithut arbeitet als freier Journalist in Stuttgart.

    Ein schneller Internetanschluss ist ihm wichtiger als

    flieend Wasser, da er vor allem ber Netz- und IT-The-

    men schreibt. Bei Twitter ist er unter @joergbreithut zu

    finden.

    Brse in die Insolvenz getrieben. Ein herber Rckschlagfr Bitcoin. Mit allen Mitteln versuchten die Mt. Gox-Betreiber die schmutzigen Geschfte einzudmmen.Die Brse zwang ihre Kunden sogar, richtige Namenzu verwenden. Wer sich weigerte, seinen Klarnamenanzugeben, wurde ausgeschlossen. Damit sollte ver-hindert werden, dass die anonymen Nutzer illegaleGeschfte abwickeln. Ein technischer Defekt zwangMt. Gox schlielich dazu, das Geschft aufzugeben.Kriminelle Hacker bereicherten sich an einer Schwach-stelle im berweisungssystem der Bitcoin-Brse. Sieberlasteten die Server whrend einer Transaktion,was dazu fhrte, dass die Betrge in der virtuellenGeldbrse des Empfngers landeten, aber die ber-weisung nicht protokolliert wurde. Insgesamt verlorMt. Gox 850 000 Bitcoins, was etwa einem Betragvon 350 Millionen Euro entspricht. Ein Teil des Geldestauchte zwar in Geldbrsen auf, die eigentlich als leergalten. Doch das Geld gengte nicht: Im Februar meldete Mt. Gox Insolvenz an.

    Hochspekulatives Online-Produkt oder verlssliche Whrung?

    Aber selbst der Untergang groer Bitcoin-Brsen konnteden Siegeszug der Digitalwhrung bisher nicht stoppen.Mittlerweile setzen sich auch die etablierten Whrungs-institute mit dem Phnomen der Kryptowhrung aus-einander. Die Finanzexperten sind sich allerdings nochnicht ganz sicher, ob Bitcoin den Whrungsmarkt revolutionieren wird. In China etwa unterbindet dieNotenbank so oft wie mglich die Geschfte mit Bitcoin. Die Begrndung: Es handle sich um ein hochspekulatives Online-Produkt und keine verlsslicheWhrung (Quelle: www.pbc.gov.cn). Die Bank of America hingegen prophezeit Bitcoin einerosige Zukunft. Die Experten gehen in einem Berichtdavon aus, dass die Whrung wohl eines der wichtigs-ten Zahlungsmittel im Online-Handel werden wird. Ineinem Punkt sind sich die Banken weltweit jedoch einig: Die extremen Kursschwankungen bremsen denAufstieg der Kryptowhrung. Internetriesen wie Ama-zon, Apple und Google werden in ihren Shops wohlerst dann Bitcoins zulassen, wenn sich der Kurs einigermaen stabilisiert hat.

    Die Whrung ist in den vergangenen Jahren frmlichexplodiert. Wer sich vor ein paar Jahren mit Bitcoinseingedeckt hat, ist heute reich. Im Jahr 2011 hat mannoch fr weniger als zehn Dollar einen Bitcoin bekom-men. Anfang diesen Jahres durchbrach der Kurs bereitsdie 1 000-Dollar-Marke. Sprich: Wer vor einigen Jahren10 000 Dollar in Bitcoins investiert hat, ist heute Millio-nr und kann seine digitalen Mnzen bereits in eini-gen Geschften ausgeben. Ein Sportwagenhndler ausdem US-Bundesstaat Kalifornien prahlt damit, dass beiihm nicht nur Kreditkarten angenommen werden, son-dern Fahrzeuge im Geschft auch mit Bitcoins bezahltwerden knnen. Im Dezember vergangenen Jahreshat der erste Kunde dort seinen Sportwagen mit derDigitalwhrung bezahlt. Auch hierzulande haben sichbereits einige Hndler der Bitcoin-Bewegung ange-schlossen: Ein Plattenladen und ein Teehndler in Berlinnehmen die Whrung entgegen, und wer fr den Bundfr Umwelt und Naturschutz spendet, darf ebenso mitBitcoins bezahlen.

    MAGAZIN

    Quelle: www.finanzen.net, Stand August 2014

    Bitcoin Euro Chart

    28.8.13

    200

    6.11.13 15.1.14 26.3.14 4.6.14 13.8.14

    400

    600

    800

    1 000

  • Wenn ein Fernstudierender eine Marke wre,wie lautete sein Markenkern?Die Besonderheit eines Fernstudiums sehe ich in derKombination von Theorie und Praxis. Anders als imklassischen Prsenzstudium kann ein Fernstudierenderhier sein Wissen unmittelbar in der Praxis anwendenund ausprobieren was den Chef sicher freut: Wohljeder Arbeitgeber hat ein Interesse am aktuellen undanwendungsorientierten Wissen seines Mitarbeiters,und ein Fernstudierender bringt dieses mit. Der Fern-studierende sollte dieses Alleinstellungsmerkmal er-whnen und am besten auch anhand von Beispielenbelegen, wenn er etwa sein neues Wissen konkret ineinem Projekt umgesetzt hat.

    Sie kennen viele Fernstudierende, die dank ihresFernstudiums eine Karriere hingelegt haben.Wie haben sie sich positioniert?Solchen Fernstudierenden ist es in der Regel gelungen,ihrem Arbeitgeber erfolgreich zu vermitteln, dass siesich selbst gut organisieren knnen und in der Lagesind, sich schnell in neue Inhalte einzuarbeiten unddiese auch praktisch anzuwenden.

    Wie sollte man sich verhalten, wenn der Arbeit-geber die Studienmethode Fernstudium nurrudimentr kennt?Inzwischen sollte eigentlich jeder Arbeitgeber von derMethode Fernstudium gehrt haben. Andernfallsmuss man gegebenenfalls mit Vorurteilen aufrumen:dass man eben nicht im stillen Kmmerchen vor sichhin gelernt hat, sondern in Projekten und Teams mitKommilitonen und Dozenten zusammenkommt, unddass man auch im Fernstudium netzwerken kann. DieBefhigung, eine Doppelbelastung von Job und Studi-um zu vereinen, also die Soft Skills wie Durchhaltever-mgen oder Belastbarkeit, kommen auerdem anPluspunkten hinzu.

    Wie sollte sich ein Fernstudierender verhalten,der sich noch im Studium befindet, jedoch nacheinem neuen beruflichen Ttigkeitsfeld Ausschauhlt?In dem Fall sollte bei der Bewerbung durchklingen, dassdas Fernstudium durch eine gute Organisierbarkeit zubewltigen war und weiterhin ist und dass es in keinemFall die berufliche Einsatzfhigkeit einschrnkt. Vielleichtkann man auch kurz darlegen, dass man vor allem am

    Von den Vorzgen,ein Fernstudierenderzu seinFernstudienexperte Markus Jung gibt Tipps,

    wie man seine Fertigkeiten richtig und zur

    richtigen Zeit an den Chef oder Personaler bringt.

    MAGAZIN

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 201410

  • Seit Markus Jung selbst ein Fernstudium

    der Informatik absolvierte, hat ihn das

    Thema Fernstudium nicht mehr losge-

    lassen. Der Klner betreibt seit 2004

    Fernstudium-Infos.de, ein Internet-

    portal fr Fernstudierende und Interes-

    sierte. Die Expertise, die er ber die Jahre

    in seinem Forum gesammelt hat, fasste

    er mit Co-Autorin Anne Oppermann in einem kompakten Ratgeber

    zusammen. Die 100 Fragen und Antworten zum Fernstudium

    erschienen 2011 bereits in zweiter Auflage im Feldhaus Verlag.

    Wochenende lernt, sodass dem potenziellen Arbeit -geber klar wird, dass man mit dem Studium nur Vorteileund keine Nachteile mitbringt.

    Wie hebt man sich von Mitbewerbern mit einemstaatlichen Prsenzstudium ab? Sollte man denUnterschied berhaupt betonen?Man sollte schon die bereits erwhnten Vorteile an-sprechen, die zu einem Fernstudium gehren. Jedochsollte man nicht den Eindruck erwecken, dass einFernstudienabschluss von der Wertigkeit etwas anderessei als der eines staatlichen Prsenzstudiums. Hier ge-ngt ein Hinweis auf die staatliche Zulassung der pri-vaten Hochschulen und auf die Akkreditierung derStudiengnge, die deren Gleichwertigkeit belegen.

    Wie sollte ein Fernstudent sein Studium in einerBewerbung prsentieren?Auch wenn man in einer schriftlichen Bewerbung kaumin die Tiefe gehen kann, sollte man schon im An-schreiben auf die eine oder andere Besonderheit desFernstudiums eingehen. Zum Beispiel durch eine the-matische Einbindung an passender Stelle, um eine derausgeschriebenen Qualifikationen zu untermauern. ImLebenslauf selbst wrde ich nur kurz im akademischenFeld das Fernstudium mit dem Studienfach angeben.

    Manche Arbeitgeber glauben, dass ein Fernstudium Ressourcen des Arbeitnehmers vonder Arbeit abzieht. Wie sollte man sich hier verhalten?Wenn man beim Vorfhlen schon bemerkt, dass beimArbeitgeber Vorbehalte gegenber einem Fernstudiumvorhanden sind, weil dies vermeintlich die Flexibilitteinschrnkt oder hnliches, sollte man sich whrenddes Studiums zurckhalten und dann eben am Endedas fertige Zeugnis vorlegen. Wenn man sich mit demGedanken trgt, den Arbeitgeber zu wechseln, sollteman das Fernstudium diesem gegenber auf keinen Fallkommunizieren, insbesondere dann, wenn das Studien-fach keine oder wenige Bezge zur aktuellen Arbeit hat.Auf der anderen Seite kommt es in der Praxis aber auchgar nicht so selten vor, dass Arbeitgeber zwar erst ein-mal Vorbehalte haben, nach einer gewissen berzeu-gungsphase jedoch das Engagement ihrer Mitarbeiten-den frdern, finanziell oder zeitlich. Das ist vor allem

    dann der Fall, wenn sich das Studienfach mit dem Arbeitsinhalt deckt und die Zusatzqualifikation einenMehrwert fr den Arbeitgeber bedeutet.

    Sie betreiben seit zehn Jahren Ihre Fernstudenten-Plattform. Wie hat sich aus Ihrer Sicht in dieserZeit das Bild des Fernstudiums in der ffentlichenWahrnehmung verndert?Das Thema berufsbegleitendes Studium und Fernstu-dium ist inzwischen viel bekannter geworden. Insbeson-dere das akademische Angebot ist prsenter und auchdie Wertigkeit und Vergleichbarkeit mit einem klassi-schen Studienabschluss. Die Bologna-Reform mit denneuen Abschlssen Bachelor und Master hat das Themabeschleunigt, da ja der Master per se vor allem berufs-begleitend studiert werden soll. Ich stelle auch persn-lich fest, dass man das Thema Fernstudium seltenererlutern muss als frher, da die Medien dies fterthematisieren und es Gemeinwissen wird.

    Bleiben wir beim Stichwort Medien. Hat sichdort das Bild des Fernstudiums verndert?Die Berichterstattung ist heute in den meisten Fllensachlich. So hat sich das frher etwas verstaubte Bildeines Fernstudiums mit Lernbriefen via Postbote imstillen Kmmerlein hin zur moderneren Spielart gewan-delt. Zuletzt tauchten in Artikeln verstrkt Bezge zuaktuellen technischen Entwicklungen auf. So etwa dieFrage, inwieweit im Fernstudium mobile Endgerte ein-gesetzt werden knnen oder ob die MOOCs (MassiveOpen Online Courses) auch hier Anwendung finden.

    Die Fragen stellte Jrg Schweigard.

    MAGAZIN

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014 11

  • Dont hateme because Im

    beautifulSchne Menschen haben im Berufsleben einen Vorteil,

    was ihnen auch Neider einbringt. Zu den erfolg -

    versprechenden ueren Attributen zhlt jedoch

    nicht nur ein hbsches Gesicht, vielmehr muss

    die ganze Erscheinung in sich stimmig sein.

    Von Jrg Schweigard

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014

    TITEL

    12

  • D ie Vorliebe der Menschen fr Schnheit ist soalt wie die Hochkulturen. Schon in der Antikeschrieb man schnen Menschen per se positive Eigen-schaften zu. Anders als in vielen heutigen Studien be-trachtete man damals jedoch nicht nur den Trger derSchnheit, sondern auch die Wirkung auf den Betrach-ter. So sporne eine schnes Gegenber zu Tapferkeit,Freigiebigkeit und Flei an (Andreas Hergovich, Psycho-logie der Schnheit, 2002). Das Schne hatte demnacheine motivierende Kraft, die im alten Griechenlandnicht vor den Stufen der Vergnglichkeit haltmachte,da fr jedes Alter, auch fr Greise, ein eigenes Schn-heitsideal galt.Obwohl viele Erkenntnisse zur Wirkung von Schnheitnicht neu sind, beschftigt sich die moderne Forschungerst seit den 1990er-Jahren detailliert mit diesem Thema.

    Schnheit rechnet sich im Job

    Pdagogen weisen schon seit Lngerem darauf hin,dass Lehrer die hbschen Kleinen besser behandelnund zensieren. Mittlerweile stellten auch konomenund Soziologen in ihren Forschungen fest, dass sichdiese Ungleichbehandlung imBerufsleben fortsetzt. So weistbeispielsweise eine Studieder Leuphana Universitt L-neburg von 2011 nach, dassattraktive Menschen inDeutschland bessere Chan-cen auf dem Arbeitsmarkthaben und auch mehr ver-dienen. Das schnste Drittelerhielt rund zehn Prozent mehr Gehalt als die wenigerAttraktiven. konomisch gesehen wre demnachSchnheit ein knappes Gut, das sich auf dem Arbeits-markt auszahlt. Und sie verbessert die Jobchancen:Laut Studienleiter Christian Pfeifer wirkt der Unter-schied zwischen Dutzendgesicht und ausgesprochenerSchnheit bei der Jobsuche genauso stark wie ein Uni-

    versittsabschluss. Pfeifer erklrt sich den Befund da-mit, dass gutaussende Menschen beim Bewerbungs-gesprch einen besseren ersten Eindruck machen unddadurch kompetenter wirken. Im Beruf setze sich diesfort: Da Kunden einem hbschen Gesicht mehr ver-trauten, helfe Schnheit besonders in vertrieblichenBerufsfeldern. Zudem vermutet der Wissenschaftler,dass sich das grere Selbstbewusstsein der Schnenauch auf die Produktivitt der Arbeitsleistung auswirkt. Die These, dass sich optische Vorteile im Beruf in klin-gender Mnze auszahlen, besttigt auch der texanischekonom Daniel Hamermesh mit seinen Forschungen.Zuerst lie er von Probanden 15 Jahre alte Fotos vonJurastudenten bewerten und verglich dann die Zensu-ren in der Schnheitsskala mit den Gehltern der in-zwischen etablierten Juristen. Die weniger attraktivenPersonen erhalten heute ein bis zehn Prozent wenigerGehalt als der Durchschnitt, die besonders attraktivenlagen fnf Prozent darber. Hamermesh schlussfolgertaus diesen Werten fatalistisch, dass Selbstsicherheitoder gute Kleidung nicht entscheidend seien, sondernschlicht die Optik: Die bei Studienabschluss Schnerenwaren spter auch die Erfolgreichen (FAZ, 17.1.2008).Fr die Soziologin Catherine Hakim ist dieses eroti-

    sche Kapital schner Men-schen, wie sie es in ihrem gleich namigen Buch (2011)nennt, eine wirtschaftlicheund gesellschaftliche Res-source, die ihr Potenzial vorallem dann entfaltet, wennweitere Qualitten dazu-kommen: Erotisches Kapi-tal ist nicht minder wertvoll

    als Geld, Bildung und gute Beziehungen, so ihr Fazit.Und sie liefert auch eine Erklrung, weshalb dieseForm des Humankapitals bisher nicht thematisiertwurde. Nach ihrer Meinung htten die meinungsfh-renden Eliten dieses Faktum lange geflissentlich ber-sehen, da sie hierauf keinen Monopol anspruch erhe-ben konnten.

    Was uns an der sichtbarenSchnheit entzckt,

    ist ewig nur die unsichtbare.Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach

    (18301916), sterreichische Erzhlerin, Novellistin und Aphoristikerin

    TITEL

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014 13

  • Zentimeter fr Zentimeter mehr Gehalt

    Ein methodisch schwieriger Teil des Designs solcherStudien ist fr die Wissenschaftler die Definition vonSchnheit. Jedoch zeigten die Einordnungen der Pro-banden, dass viele das Wahrgenommene hnlich be-urteilen. Wichtigstes Merkmal ist neben einem attrak-tiven, symmetrischen Gesicht die Krpergre undder Krperumfang. Laut Deutschem Institut fr Wirt-schaftsforschung DIW (2010) verdienen in Deutschlandgrere Mnner mehr als kleine, jeder Zentimetermacht 0,6 Prozent des Bruttogehalts aus. Bei der Inter-pretation der Ursachen geraten die Wissenschaftler insSpekulieren. Es gebe in derPsychologie Hinweise, dassGre unbewusst mit Selbst-bewusstsein und Durchset-zungsvermgen gleichge-setzt werde, fiel StudienautorGuido Heineck dazu ein (SZ,17.5.2010). Der Umstand,weshalb sich bei Frauen die Krpergre nicht ent-scheidend niederschlug, blieb freilich ohne Erklrung. Im Beruf kommt es sicher nicht nur auf die uerlich-keiten an, und es gibt zwischen den Branchen auchgroe Unterschiede. Von einem IT-Systemadministrator

    erwartet man vermutlich nicht, dass er auerhalb desKundenverkehrs im feinen Tuch daherkommt.

    Dennoch haben sich auch in der Selbstwahr-nehmung der Arbeitnehmer die Ansprche inden letzten Dekaden verschoben. Heutzutageschlgt die gepflegte, schne uere Er-scheinung einige der gngigen beruflichenQualittsmerkmale ins Feld. Die Hambur-ger konomin Sonja Bischoff befragt seit

    den 1980er-Jahren regelmig Fh-rungskrfte, welche Fhigkeitenund Merkmale ihnen den Startin die Karriere erleichtert haben.Auch hier zeigen die Ergebnisseihrer 2010 verffentlichten StudieWer fhrt (in) die Zukunft?,

    dass das Merkmal uere Erscheinung gegenberweiteren Sekundrtugenden oder dem Vitamin Bzulegen konnte. Von 1991 bis 2008 legte der Aspektuere Erscheinung von 15 Prozent der Mehrfach-nennungen auf 32 Prozent zu und berflgelte damitSprachkenntnisse (26 Prozent) und persnlicheBeziehungen (24 Prozent).Quasimodos machen seltener Karriere titelte ZeitOnline (4.6.2012) zu diesem Befund, doch lassen sichein gepflegtes Auftreten, Krperhaltung und ein ge-wisser Habitus auch einben, wenn es nicht von Kin-desbeinen an in gehobenen Elternhusern ohnehintrainiert wurde. Die Elitesoziologie gewinnt aus ihren

    Studien die Erkenntnis, dassder Habitus eher den Aus-schlag fr eine Karriere inder Wirtschaft gibt als dieindividuelle und quantifizier-bare Leistung. Ist es schonnicht derselbe Stallgeruch,an dem sich die Zglinge der

    Oberschicht erkennen und frdern, so lsst sich dochzumindest am selbstsicheren Auftreten, das in feinemZwirn und mit guten Manieren sicher leichter gelingt,das Erfolgsgen erkennen: Das rckt akademischeMeriten und Fachkenntnisse berhaupt erst in denFokus der Betrachtung. Demnach wre ein Akademiker,der sich wie ein Student kleidet, in der WahrnehmungDritter ein Student. Und eine Fhrungskraft inSchlabberlook nimmt keiner so richtig ernst. Ein Gemeinplatz, und dennoch: Die meisten Menschenurteilen nach dem ersten Eindruck. Details kommenspter und verrcken ein einmal gefasstes Bild nurlangsam, wenn berhaupt.

    Erst sehen, dann (vielleicht) fhlen

    Der Machtpolitiker Niccol Machiavelli schrieb im 16.Jahrhundert in seinem Werk Der Frst: Jeder sieht,was du scheinst; nur wenige fhlen, was du bist.Und er wusste auch: Die Menschen urteilen im allge-meinen mehr auf Grund ihrer Augen als ihres Gefhles;

    Schnheit liegt im Augedes Betrachters.Thukydides (um 455396 v. Chr.),

    griechischer Flottenkommandant im Peloponnesischen Krieg und Historiker

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014

    TITEL

    14

  • soziale Abstiegssorgen aufeinandertreffen, den Wunschnach Selbstversicherung, wobei der Krper zum Medi-um wird. Wer seinen Krper nicht unter Kontrolle hat,wird als undiszipliniert und faul kategorisiert. Studienzufolge sind Sport, Fitness oder Wellness berwiegendMittelschichtspraktiken; schlechte Ernhrung, Rauchenund Fettleibigkeit verortet man automatisch bei denUnterschichten. Der Krper wird zur authentischenVisitenkarte einer Zugehrigkeit zum Club der Leis-tungswilligen; er bezeugt die employability, so Alken-meyer.Zum Trost fr alle, die ihrem Selbstbild noch nicht ent-sprechen, sei folgende Studie anempfohlen, die einenHinweis darauf gibt, dass sich nicht alle vom schnenSchein blenden lassen. Die 2010 im Journal of Expe-rimental Social Psychology erschienene ArbeitDont hate me because Im beautiful ist eine derseltenen Ausnahmen, die nachweist, dass Attraktivittauch hinderlich sein kann. Rund 2 700 Probanden be-werteten inhaltlich identische Bewerbungen, die einzignach Geschlecht und Attraktivitt des Bewerbungsfotosvariierten. Das Ergebnis fr die Frauen: Mnner bevor-zugten die attraktiven Bewerberinnen zu rund 50 Pro-zent, wohingegen sie bei Frauen nur in 11,7 Prozentder Flle ausgewhlt wurden und folglich keine Vorteilegenossen. Insbesondere Personalerinnen erteilten ihneneine Abfuhr. Dasselbe widerfuhr den schnen Mnnern,denen die Personaler die Durchschnittstypen vorzogen.Die Psychologen erklrten sich das Phnomendamit, dass Personaler und Personalerinnendie schnen Bewerber gleichen Geschlechtsals Bedrohung empfinden knnten undempfahlen aufgrund der Studienergebnisse,knftig ganz auf Fotos und Namen in denBewerbungen zu verzichten.

    denn die Gabe zu sehen hat jeder, aber zu fhlen nurwenige.bertragen auf unser Thema hiee das: Das Bildungs-niveau oder die Position im Unternehmensorgani-gramm mssen mit dem Habitus korrelieren. Und dazugehrt mehr als ein ebenmiges Gesicht. Der Statuseines Menschen wird in der Regel nicht an einemMerkmal gemessen, sondern an deren Summe.Wenn eine Person sehr gebildet ist, () so kann diesein der Regel nur dann einen entsprechenden Status er-reichen, wenn das passende gesellschaftliche Umfeldgegeben ist, erlutert die Hannoveraner Sozialwis-senschaftlerin Paula-Irene Villa. Man sieht und hrtMenschen anhand vieler krpergebundener Zeichenwie Kleidung, Krperhaltung, Stimmfhrung, Ge-schmacksvorlieben an, welchen Platz sie in der sozialenWelt einnehmen.In unserer medialen und von Bildern dominierten Welthat sich der Wert des ueren Eindrucks nicht nur inder Wirtschaft verschoben. Auch unsere gewhltenVolksvertreter mssen mehr an sich arbeiten, sich an-ders inszenieren als frher. Einen Politiker wie HelmutKohl knnten heute auch findige PR-Profis nicht mehrals Typus eines dynamischen Reformers verkaufen.Kohls Ziehtochter Angela Merkel verpasste sich mit ihrem Aufstieg zur Kanzlerin einen Karrierehaarschnitt und es blieb beileibe nicht bei diesem Merkmal ihrerprofessionalisierten Auenwirkung. Bundesumwelt-minister Peter Altmaier sah sich gar bemigt, wegenseines markanten Aussehens unter Bezugnahmeauf Kohl darauf hinzuweisen, dass man vom uerennicht auf Inhalte schlieen knne (Wirtschaftswoche,5.6.2012).

    Die sthlernen Krper der Mittelschicht

    Folglich arbeiten alle Aufstiegswilligen an dem, was sieselbst ndern knnen und was ihnen nicht gegebenwurde. Und sei es, um das Selbstwertgefhl zu heben.Der Gesellschaftswissenschaftler Thomas Alkenmeyerkonstatiert gerade in den kleinbrgerlichen Schichten,in denen erwartungsfrohe Aufstiegshoffnungen und

    TITEL

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014 15

  • Das Spiel mit dem Stil

    Hchste Erwartungen weckt das Buch Stilgeheimnissevon Modedesignerin und Imageberaterin KatharinaStarlay. Es erhebt den Anspruch, tatschlich ntzlicheund zeitgeme Anleitungen fr Frauen zu liefern, diein der Geschftswelt ganz nach oben kommen wollen auch wenn das Coverbild mit dem neckischen violettenTllschleier dazu nicht ganz passen will. Grundannah-me der Autorin: Es kommt fr jede Frau darauf an, denrichtigen Mittelweg zu finden zwischen den Extremenunsichtbare Business-Maus mit grauem Anzug undsexy Sekretrin mit High Heels. Wie frau hier zu ei-nem Gleichgewicht und dem individuellen Stil kommt,erklrt Katharina Starlay auf 222 Seiten mit detailrei-chen Berichten und Geschichten. Dabei belsst die Au-torin es nicht bei Ratschlgen zum Look: Guter Stilist in meinen Augen die Kombination aus einer attrak-tiven und gepflegten Erscheinung mit der Wertscht-zung gegenber anderen Menschen, durch die eine Per-snlichkeit berhaupt erst gewinnend und charisma-tisch wird, erklrt sie auf www.stilgeheimnisse.de.Die aufmerksame Leserin muss zwar hier und da fest-stellen, dass auch in Stilgeheimnisse Banalittenverkndet werden la tgliche Gymnastik mildert dieSpuren des lterwerdens. Trotzdem erweist sich derTitel als ein sehr viel tiefgrndigeres Buch, als es dasCover vermuten lsst.

    Erfolg mit Takt & Stil

    Erfolg mit Takt & Stil ist ein klassischer Benimm-Rat-geber und hebt sich somit auch dadurch von den an-deren Titeln ab, dass das Thema Kleidung im Inhalts-verzeichnis nicht den Lwenanteil einnimmt. AutorinSusanne Helbach-Grosser, selbststndige Persnlich-keitstrainerin, legt den Schwerpunkt auf die Frage,wie man sich in verschiedenen Situationen den gesell-schaftlichen Konventionen folgend angemessen ver-hlt. Dabei nimmt sie knifflige Situationen im Geschfts-leben ebenso in den Blick wie klassische Gastgeber -situationen im In- und Ausland. Hier erfhrt man bei-spielsweise, wie man richtigen Small Talk macht, wannDuzen oder Siezen angebracht ist und ob man seinenGast bitten darf, die Schuhe auszuziehen. Ratschlgegibt es auch zu Online-Benimm und Verhalten in Sozia-len Netzwerken. Die Autorin verzichtet dabei auf einebetont trendige Wortwahl: Schon im Inhaltsverzeichnisstehen nach dem Motto What you see is what youget unter den Kapitelberschriften die wichtigstenFragen, die an entsprechender Stelle beantwortet wer-den. In den Kapiteln selbst werden die Informationenzum Teil stichpunktartig in Checklistenform prsentiert,was dem Buch den Charakter eines praktischen, fun-

    TITEL

    Wer erfolgreich sein will, muss auch so

    aussehen aber das reicht noch nicht:

    Ein stilvolles Auftreten ergibt sich erst aus

    dem Zusammenspiel zwischen Kleidung und

    innerer Einstellung, da sind sich die aktuellen

    Business-Stilratgeber einig.

    Von Heike Wienholz

    Von schner Verpackung und guten Manieren

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 201416

  • Katharina Starlay: Stil -

    geheimnisse. Die unschlag-

    baren Tricks und Kniffe fr

    erfolgreiches Auftreten.

    3. Aufl., Frankfurter

    Allgemeine Buch 2014,

    17,90 Euro (Hardcover).

    Susanne Helbach-Grosser:

    Erfolg mit Takt & Stil.

    Umgangsformen aktuell

    Empfehlungen fr Eilige.

    expert verlag 2014,

    29,80 Euro (Taschenbuch).

    Anke Schmidt-Hildebrand/

    Dietrich Hildebrand:

    Image + Stil = Erfolg.

    Mageschneiderte Tipps fr

    den perfekten Business-Auf-

    tritt. Redline Verlag 2014,

    17,99 Euro (Taschenbuch).

    Stephanie Palm/Ursula

    Scholz: Stil & Profil fr

    Beruf und Bewerbung.

    individueller professioneller

    erfolgreicher. Anaconda

    Verlag 2010,

    9,95 Euro (Hardcover).

    TITEL

    dierten Nachschlagewerks verleiht. Bei aller Nchtern-heit schafft Helbach-Grosser es aber mit ihrer direktenund impulsiven Sprache, dass auch das Schmunzeln inErfolg mit Takt & Stil nicht zu kurz kommt.

    Image + Stil = Erfolg

    hnlich im Aufbau und der praktischen Herangehens-weise ist der Ratgeber Image + Stil = Erfolg. Aller-dings legt Autorin Anke-Schmidt-Hildebrand, Diplom-Modedesignerin, getreu dem Motto Kleider machenLeute ihren Schwerpunkt auf den perfekten Business-Look aus Kleidung, Frisur und Make-up. Hier erfahrenLeserin und Leser in verschiedenen Kapiteln fr dieBusiness-Frau und den Business-Mann, was Stoffe undFarben kommunizieren oder sogar, wie beim Herren-hemd ein korrekter Musterverlauf im Bereich Passe-rmel-Einsatz auszusehen hat. Inhaltlich abgerundetwird der Ratgeber mit Kapiteln zu innere Haltung undAusstrahlung und Krpersprache. Das Buch istsehr ansprechend und bersichtlich gestaltet: EinzelneElemente wie Checklisten und Tipps sind typografischabgesetzt, und an vielen Stellen werden die Beschrei-bungen mit skizzenhaften Zeichnungen verdeutlicht.Fazit: ein Buch, das im Rahmen geltender Business- Etikette fundiertes Hintergrundwissen fr die individu-elle Performance liefert.

    Frau zeigt, was in ihr steckt

    Stil & Profil fr Beruf und Bewerbung sticht unterden Stilratgebern gleich zweifach heraus: zum einendurch die vielen bunten Bilder der Fotografin UrsulaScholz, die eine positive Grundstimmung erzeugen.Zum anderen dadurch, dass Autorin und TypberaterinStephanie Palm eine Mission hat: Frauen coachen Frau-en zum Erfolg. Der Ratgeber soll Frauen Mut machen,aus dem stilistischen Einheitsgrau herauszutreten denn Erfolg, eigener Stil und weiblicher Ausdruck lassensich nach Meinung der Autorin verbinden. Das Buchleistet aber nicht nur Typberatung, sondern setzt frher

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014 17

  • Stephanie Palm/Ursula

    Scholz: Stil & Profil fr Beruf

    und Bewerbung. individueller

    professioneller erfolgreicher.

    Anaconda Verlag 2010,

    9,95 Euro (Hardcover).

    Ingrid Chladek: Dress for success

    souvern im Job. Ein Handbuch fr

    Business-Mnner. Wirtschaftskammer

    sterreich 2009, 25 Euro (Broschur;

    Bezug ber webshop.wko.at).

    TITEL

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 201418

    an, nmlich bei der Persnlichkeitsentwicklung: Mitdabei sind Tests und Fragebgen, mithilfe derer dieLeserinnen die eigenen Talente, Qualitten und Poten-ziale erkennen und diese durch das optimierte Outfitgekonnt zur Geltung bringen sollen.Insgesamt ein positiver, gezhmt-kmpferischer Rat-geber mit Checklisten und Fallbeispielen fr Business-Frauen und solche, die es werden wollen. KleinesManko: Weder aus dem Titel noch aus dem Klappen-text geht hervor, dass sich das Buch ausschlielich anFrauen richtet.

    Dress for Success fr den Mann

    ... und es gibt ihn doch: den Stil-Ratgeber speziell frBusiness-Mnner! Fndig wird man im Online-Shop derWirtschaftskammer sterreich. Da sich die meisten dereinschlgigen Ratgeber vor allem an Frauen richten,knnte man ja meinen, nur diese mssten fr den be-ruflichen Erfolg Nachhilfeunterricht nehmen in Auftre-ten, Stil und Business-Etikette. In Dress for success souvern im Job macht Autorin und Business-Coach

    Ingrid Chladek allerdings klar, dass auch Mnner amThema Mode schon lange nicht mehr vorbeikommenund mit korrekter Kleidung im Beruf mehr erreichenknnen. Neben den zu erwartenden Tipps zu Anzgen,Krawatten und Hosentrgern fasst Chladek aber klarund sachlich auch weniger geschmeidige Themen an:Zum Beispiel erklrt sie, was unter der persnlichenDistanzzone bei Gesprchen zu verstehen ist, wie kor-rektes Verhalten gegenber weiblichen Kollegen im All-gemeinen und wertschtzendes Verhalten gegenberder eigenen Assistentin im Besonderen aussieht. Einweiteres Plus dieses Ratgebers: Er differenziert bei denEmpfehlungen zum Kleidungsstil zwischen unterschied-lichen Unternehmensumfeldern wie der Kreativbran-che, dem Umweltbereich oder dem Auendienst. Da -rber hinaus versorgt Dress for Success den Lesermit verschiedenen Checklisten, u. a. zu Dos und Dontsim Geschftsleben, und erklrt die schwierigsten He-rausforderungen wie das Binden eines Krawatten -knotens in Bildern. Fazit: ein einzigartiger, unterhaltsamgeschriebener Ratgeber, der seine Informationen inkompakter Form vermittelt und der trotz des fr eineSchwarz-Wei-Broschur happigen Preises empfohlenwerden kann.

  • Schne Menschen haben einenWettbewerbsvorteilDer Sozialwissenschaftler Johannes Krause erklrt im Interview,

    wie sich das uere auf die Karriere auswirkt und warum es

    trotzdem wichtig ist, dass wir geltende Schnheitsideale nicht

    unreflektiert bernehmen.

    Sie erforschen seit mehreren Jahren den Zusam-menhang von Attraktivitt und Erfolg. Was reiztSie an diesem Thema?Fr die Soziologie ist es ein spannendes Phnomen,dass etwas, was im Wesentlichen nicht nderbar ist,trotzdem so immens zur sozialen Strukturierung bei-trgt und das mehr oder minder unbewusst.

    Unterscheiden Sie zwischen Schnheit und Attrak-tivitt oder verwenden Sie die beiden Begriffesynonym?In der Forschung wird beides synonym verwendet. Natrlich empfinden wir im Alltag hufig auch das alsattraktiv, was man Ausstrahlung nennt, sozusagenden inneren Schein einer Person. Da in der Forschungaber nur die wirklich messbaren und damit rein kr-perlichen Aspekte relevant sind, hat die Ausstrahlungkeinen Einfluss auf unsere Arbeit.

    Trgt Schnheit denn nun zum beruflichen Erfolg bei? Ja, grundstzlich trgt Schnheit zum beruflichen Erfolgbei. Studien zeigen ganz eindeutig, dass attraktiveMenschen hhere Gehlter, unattraktive niedrigerebekommen. Auerdem belegen Untersuchungen, dass

    im menschlichen Miteinander attraktiven Personenbestimmte Verfehlungen eher nachgesehen werden,sie werden mit mehr Respekt behandelt und sie be-kommen eine strkere Aufmerksamkeit.

    Warum ist das so?Wir schreiben schnen Menschen ganz automatischbestimmte sozial erwnschte Eigenschaften zu undverpassen ihnen damit einen grundstzlichen Wettbe-werbsvorteil.

    Dann zu den Gegenbeispielen: Wann ist Schnheitim Job hinderlich?Wenn attraktive Personen unsere Erwartungen nichterfllen, fllt die Sanktionierung hufig hrter aus.Insbesondere wenn es sich um Vergehen handelt, beidenen die Attraktivitt als Mittel zum Zweck eingesetztwurde, Stichwort Heiratsschwindler. Das heit im Fach-jargon beauty penalty.Daneben haben insbesondere attraktive Frauen im Jobdas Problem, dass ihnen in mnnlich dominierten Beru-fen hufig nachgesagt wird, dass sie eine bestimmtePosition wegen ihres guten Aussehens haben. Ein Bei-spiel: Die Mechaniker-Meisterin, die eine eigene gutlaufende Werkstatt hat und dazu noch gutaussehend

    TITEL

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014 19

  • ist, wird vor allem von Bran-chenkollegen schnell so be-wertet, dass sie nur wegenihres ueren so erfolgreichist. Die tatschlichen Bef-

    higungen spielen also keine Rolle mehr, diesbezeichnet man als den beauty is beastly-Effekt.

    Was genau empfinden wir an Frauen und Mnnern als schn?Bei Frauen wird das sogenannte Kindchenschema also groe Augen, eine kleine Nase, eine relativ hoheStirn in Kombination mit Reifekennzeichen wie hohenWangenknochen oder ausgeprgten Sexualorganen alsattraktiv empfunden. Dieser Mix ist brigens entschei-dend, denn auf Basis der evolutionren Argumentationsignalisieren Frauen mit diesen Eigenschaften: Ich binreif genug, um Nachkommen zu zeugen und junggenug, um viele Nachkommen zu zeugen. Bei Mnnerngelten zum Beispiel ein ausgeprgtes Kinn, markanteWangenknochen oder ein tiefer Haaransatz als attraktiv.Und geschlechterunabhngig gelten eine reine Hautoder keine Augenringe als Anzeichen fr Gesundheit was bei der Fortpflanzung ja ebenfalls ein wichtigerAspekt ist und deswegen als schn und anziehendempfunden wird.

    Rubensfiguren galten im 16. und 17. Jahrhundertals schn, heute haben die sogenannten Mager-Models den Attraktivittsbonus. Worauf grndetdiese Vernderung?Sie sprechen hier die kulturelle Komponente an. Dabeiwerden Dinge in den Vordergrund gerckt, die kulturellschwer zu erreichen sind. Wenn wir uns also in einerGesellschaft befinden, in der eine kalorische Unterver-sorgung der Normalfall ist, dann werden fllige Krperzum Ideal. Und wenn man sich in einer Gesellschaft

    befindet, in der eine kalorische berversorgung leichtzu erreichen ist, ist Schlankheit das erstrebenswerteIdeal, da es anzeigt, dass ich mich disziplinieren kann.

    Hat Schnheit auch eine soziale Komponente?Sicher. Ein Beispiel hierfr: Wir in der westlichen Weltsind von Broarbeit geprgt und gebrunte Haut giltdaher als Distinktionsmerkmal, das anzeigt, ich kann esmir leisten, Zeit im Freien zu verbringen. Andersherumfunktioniert es fr Gesellschaften, in denen ein Groteilder Bevlkerung noch auf dem Feld arbeitet: Hier istdie hellere Haut eine attraktive Besonderheit.

    Was werden wir in 50 oder 100 Jahren als schnempfinden?Aktuell ist es auf jeden Fall so, dass sich die Gesellschaf-ten weltweit dem westlichen Ideal annhern und dashiesige Schnheitsideal adaptieren. In Asien lassen sichbeispielsweise immer mehr Menschen ihre mandel -frmigen Augen wegoperieren. Sie wollen also Idealenentsprechen, die kulturell gar nicht bei ihnen, aberweltweit als verankert wahrgenommen werden.Wenngleich es wenig verlssliche Hinweise dafr gibt,kann ich mir vorstellen, dass auch die Medien einenEinfluss haben, da in asiatischen Commercials vermehrtWesteuroper gezeigt werden.

    Morgens tusche ich meine Wimpern und legeRouge auf das passiert ohne gro darbernachzudenken. Warum habe ich mir das ange-whnt? Das ist ein bisschen so wie das Links-und-rechts-Schauen beim berqueren der Strae. Das Strebennach dem geltenden Schnheitsideal haben Sie viel-leicht unbewusst so weit verinnerlicht, dass Sie die Fragedanach, warum Sie das machen, nicht mehr korrektbeantworten knnen. Ich mache es fr mich, weil ichmich dadurch schner fhle, ist die Antwort vielerFrauen in den von Ihnen angesprochenen Beispielen.Schlussendlich heit das aber nichts anderes als: Ichhabe das Schnheitsideal so weit verinnerlicht, dassich gar nicht mehr wiedergeben kann, dass ich das defacto fr das gngige Schnheitsideal mache.

    Man knnte aber auch sagen: Automatismen, wiedas angesprochene Links-rechts-Schauen beimberqueren der Strae, erleichtern den Alltag Natrlich. Es strukturiert den Alltag und sorgt dafr,dass man nicht ber jeden einzelnen Handgriff nach-

    TITEL

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 201420

  • denken muss Internalisierung ist also nicht per senegativ. Aber ich finde es ganz entscheidend, dass mansich hin und wieder bewusst vor Augen fhrt, was mantut und warum man es tut. Will heien: Achte ich aufmeine Ernhrung, weil ich gerne lange leben mchte,oder achte ich nur deswegen darauf, um einemSchlankheitsideal zu entsprechen und, noch wichtiger:Ist es das wirklich wert? Es wird also meiner Meinungnach nur dann problematisch, wenn man viele Dingetut und sich gar nicht gewahr macht, wohin diesefhren. Und das gilt nicht nur fr die Schnheitsideale,sondern auch fr alle anderen Dinge, die normativ reguliert sind.

    Welchen Stellenwert haben radikale uerlicheVernderungen, wie zum Beispiel Schnheits-operationen, auf unsere Wahrnehmung vonSchnheit verndern sie diese vielleicht sogar?Schnheitsoperationen, die man tatschlich im uerenErscheinungsbild einer Person als solche wahrnehmenkann, werden von der Masse nicht als attraktiv bewer-tet. Wenn man sich also hat liften lassen und nichtmehr aufhren kann zu lcheln, wird das als abnormalund damit von der Mehrheit als unattraktiv empfunden.Auch besonders prgnante Krpermodifikationen wieTattoos im Gesicht, am Hals oder auf den Hnden fal-len in diese Kategorie. Oder die sogenannten Body-modifications wie Cuttings, Brandings oder Implantate.Die wirklich beste Schnheitsoperation ist daher die,bei der Sie aussehen wie vorher nur besser. In demMoment, wo es knstlich wirkt, sprechen Sie pltzlichnur noch eine sehr kleine Subpopulation an,die ein knstliches Ideal zum Ziel hat.

    Aber Tattoos und Piercings sind ja lngstnicht mehr abnormal, sondern zumgngigen Erscheinungsbild in unsererGesellschaft geworden ...Natrlich sorgen gewisse Trends dafr, dassmanche Dinge eine gewisse Normalitt er-reichen etwa Piercings oder Tattoos anweniger exponierten Krperstellen als deneben angesprochenen. Die letzten Trends,die mir hier einfallen, sind das Lippen- undAugenbrauenpericing oder das Stei-Tattoo.Diese Dinge sind zwar mittlerweile Norma -litt, aber nicht normativ gewnscht unddaher auch nicht zum gngigen Schnheits-ideal avanciert.

    Johannes Krause ist Di-

    plom-Soziologe und wis-

    senschaftlicher Mitarbeiter

    im Fachbereich Soziologie

    der Heinrich-Heine-Uni -

    ver sitt Dsseldorf. Vor

    Kurzem verffentlichte das

    Fachmagazin Analyse &

    Kritik Krauses Beitrag Schnheitssoziologie ein

    berblick (Jg. 36, Heft 1).

    TITEL

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014 21

    Beeinflusst der Bildungsgrad die Vorstellung vonSchnheit?Wir streben alle ein hnliches Ideal an, die Vorstellungist also die gleiche. Nur die Art und Weise, wie wir esverfolgen, kann vom Bildungsgrad abhngen. BeiFrauen gilt zum Beispiel: Je hher der Bildungsgrad,umso wichtiger wird es ihnen, die eigene Schnheitunauffllig zu betonen. Je niedriger der Bildungsgrad,umso offensiver wird beispielsweise der eigene Krperzur Schau gestellt. Das angestrebte Ideal, ein schlankerKrper mit ansprechenden Proportionen, ist also dergleiche nur die Prsentation ist eine andere.

    Die Fragen stellte Lisa von Zobeltitz.

  • Zudem bekommen die Studierenden Einblicke in fort-schrittliche Unternehmenskulturen, Innovationsnetz-werke und unterschiedliche Kreativittstechniken.Die Absolventen des Zertifikatsstudiums erhalten einAdvanced Certificate in Technology Management(ACTM) der AKAD University.

    Komplette Anrechnung auf den Master-Studien-gang Technisches Management

    Das Zertifikatsstudium vermittelt Kenntnisse auf Master-Niveau und eignet sich damit fr alle, die bereits einenakademischen Abschluss oder entsprechende Berufs-erfahrung mitbringen und ihre Kompetenzen zielge-richtet erweitern mchten. Das Zertifikatsstudium bietetdiese Mglichkeit, ohne dassdie Teilnehmer sich gleich frden kompletten Master-Studi-engang entscheiden mssen.Es kann aber durchaus der ersteSchritt zum Master-Abschlusssein: Absolventen des Zertifi-katsstudiums knnen unter An-rechnung aller bereits erbrach-ten Leistungen problemlos inden fachlich entsprechendenMaster-Studiengang Techni-sches Management (M. Sc.)einsteigen und sparen anteiligdie entsprechenden Studien-gebhren.

    i

    AKAD WISSEN

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014 23

    Innovations-management: fit fr internationale ProjektteamsDas neue Zertifikatsstudium vermittelt in neun Monaten das Rstzeug fr Aufgaben

    im Vernderungs- und Innovationsmanagement. Besonderen Wert legt die

    AKAD University auf die internationale Ausrichtung des Lehrgangs.

    Von Heike Wienholz

    Unternehmen, die von innovativen Ideen undneuen technischen Entwicklungen leben, brau-chen neben den Technikern auch kompetente Projekt-manager: Diese haben den kompletten Innovations-prozess im Blick und gestalten ihn von der Idee berdie Produktentwicklung bis zur Markteinfhrung.Wer eine solche Position anstrebt, sollte sowohl spezielleKenntnisse im internationalen Projektmanagement alsauch ein Verstndnis fr technisches Qualittsmanage-ment und interkulturelle Kompetenz mitbringen. Diese Inhalte vermittelt das neue ZertifikatsstudiumInternationales Innovationsmanagement an derAKAD University. Die neunmonatige akademischeWeiterbildung richtet sich vor allem an (angehende)Fhrungskrfte, die sich Kompetenzen im internatio-nalen Projektmanagement aneignen mchten, um sichfr Aufgaben in weltweit agierenden Unternehmens-verbnden zu qualifizieren.

    Managementtechniken und cross-cultural Innovation

    Der Studienschwerpunkt liegt auf interdisziplinren,fhrungsrelevanten Inhalten wie Managementtechni-ken, strategische Unternehmensfhrung, Innovations-management sowie Technisches Projekt- und Qualitts-management. Die lnderbergreifenden Kompetenzenerwerben die Teilnehmer durch Lerneinheiten und Semi-nare in interkultureller Kommunikation, cross-culturalInnovation und internationalem (Projekt-) Management.

    Wer sich noch in diesem Jahr fr den

    neuen Zertifikats studiengang ein-

    schreibt, profitiert vom Einfhrungs-

    preis: Dieser liegt bei monatlich

    314 Euro, ab 2015 gilt der regulre

    Preis von 348 Euro im Monat.

    Mehr Infos zu allen technisch orien -

    tierten Zertifikatsstudiengngen

    gibt es online auf

    www.akad.de/weiterbildung/technik

    oder unter der gebhrenfreien

    Beratungshotline 0800 2255-888.

  • Beschftigte im Normalarbeitsverhltnis Atypisch Beschftigte

    Laut Statistischem Bundesamt

    befindet sich etwa jeder vierte

    Beschftigte in Deutschland

    in einem atypischen

    Arbeitsverhltnis.

    Von Lisa von Zobeltitz

    Ist atypische Beschftigung

    unsozial?

    Nach Angaben des Statistischen Bundesamtesging der Beschftigungsaufbau seit der Wieder-vereinigung mit einem erheblichen strukturellen Wandelder Arbeitswelt einher: So ist die Zahl atypischer Be-schftigungsverhltnisse von 1991 bis 2011 um 3,67Millionen gestiegen. Das entspricht einem Plus von86,3 Prozent. Unter atypischen Beschftigungsverhlt-nissen versteht man Teilzeitbeschftigungen mit bis zu

    20 Wochenarbeitsstunden, befristete Beschftigun-gen, Zeitarbeit und geringfgige Beschftigungen wieMini- und Midi-Jobs. Nach den Erhebungen des Statis-tischen Bundesamtes befand sich 2012 etwa jedervierte in Deutschland Beschftigte in einem atypischenArbeitsverhltnis (s. Grafik).

    Soziale Nachhaltigkeit und atypische Beschftigung ein Widerspruch?

    Greift man die Argumentation vieler Arbeitgeber auf,dann heit es: Die Schaffung atypischer Beschftigungs-verhltnisse geht nicht auf Kosten der regulren, unbe-fristeten Jobs. Recht geben ihnen hierbei auch die Erhe-bungen des Statistischen Bundesamtes, die besagen,dass in den letzten Jahren nicht nur die Zahl der atypi-schen, sondern auch die der typischen Arbeitsverhlt-nisse gestiegen ist. Positiv betrachtet knnte man alsomeinen: Weniger Arbeitslose sind weniger Arbeitslose egal in welcher Beschftigungsart sie sich befinden. Kritisch wird es jedoch, wirft man einen Blick hinterdie Kulissen. Stefan Weyand, Absolvent der AKADQuelle: Statistisches Bundesamt

    Normalarbeitsverhltnisse und atypisch Beschftigtein Prozent, Entwicklung von 19972012

    82,5 % 17,5 %

    74,5 % 25,5 %

    75,4 % 24,6 %

    1997

    2007

    2012

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014

    AKAD WISSEN

    24

  • University, hat genau das getan: In seiner Abschluss -arbeit beschftigte er sich mit dem Thema SozialeNachhaltigkeit und atypische Beschftigung ein Wi-derspruch?. Sein Fazit: Unter dem Druck des Flexi-bilisierungsbedarfs und vor dem Hintergrund hoherArbeitslosenzahlen wurden atypische Beschftigungs-verhltnisse durch staatliche Reformen institutionalisiertund sind heute fr viele Erwerbsttige Alltagsrealitt.Leiharbeit, Mini- und Midijobs, Teilzeitarbeit und zeit-befristete Vertrge ermglichen den Unternehmen zwardie ntige Flexibilitt, bieten jedoch im Vergleich zurklassischen Daueranstellung wenig Spielraum fr so-ziale Nachhaltigkeit.

    Ein von existenzieller Not freies Leben fr atypisch Beschftigte liegt in weiter Ferne

    Stefan Weyand hat sich in seiner Studie insbesonderemit den Aspekten Chancengleichheit, soziale Sicher-heit, Partizipation und Arbeitskontext wie Entlohnung,Beschftigungsstabilitt und berufliche Qualifizierung beschftigt. Dabei stellte er fest, dass ein atypischesBeschftigungsverhltnis wenig Spielraum fr Chancen-gleichheit und die sogenannte Verteilungsgerechtigkeitbietet. Verteilungsgerechtigkeit bedeutet, dass alleMenschen die gleiche Chance erhalten sollen, ihreexistenziellen Bedrfnisse zu stillen. Fakt ist jedoch,dass ein von existenzieller Not freies Leben fr atypischBeschftigte in weiter Ferne liegt, bringt der Studien-autor seine Recherchen auf den Punkt. So htten dieFestangestellten sowohl bei der Verteilung als auchbei der Bezahlung von Arbeit und Leistung deutlichbessere Chancen. Besonders kritisch verhlt es sich fr Leiharbeiter. StefanWeyand: Betrachtet man alle Formen der atypischenBeschftigung, haftet insbesondere der Leiharbeit einPartizipationsdefizit an. Das heit: Die Teilhabe an be-trieblichen Mitbestimmungen ist ebenso mangelhaft wiedie Untersttzung durch die Betriebsrte. Nicht zu ver-gessen, dass Betriebsvereinbarungen der entleihendenBetriebe grundstzlich nicht fr Leiharbeiter gelten.

    Sprungbrett oder Drehtr?

    hnlich verhlt es sich bei der Frderung beruflicherQualifikationen und Kompetenzen: Zwar wird dieserNachhaltigkeitsaspekt durch die sich anbahnende de-mografische Krise zunehmend relevant aktuell findeter jedoch noch kaum Bercksichtigung. Denn die zeit-liche, oftmals auch rumliche Einschrnkung, die miteiner atypischen Beschftigung einhergeht, verhindertdie Teilnahme an Weiterbildungsmanahmen. UndAlternativen werden vom Arbeitgeber eher selten an-geboten. Bleibt einzig die Hoffnung, dass eine atypischeBeschftigung den Weg in ein regulres Arbeitsver-hltnis ebnet ...Stefan Weyand zitiert in seiner Arbeit hierzu MartinDietz und Ulrich Walwei (2007): So erweise sich dieHoffnung, das geringfgige Beschftigungsverhltnisknne als Sprungbrett fr den Einstieg in die Vollbe-schftigung dienen, selten als realistisch. Vielmehrkomme es hufig vor, dass Personen in atypischenBeschftigungsformen feststecken (Einsperreffekt),oder dass sich Drehtreffekte ergeben.

    Atypische Beschf-tigungsverhltnisse

    bringen hhere Armutsrisiken mit

    sich. Sie sind deutlichhufiger als Normal-

    arbeitsverhltnissemit niedriger Bezah-lung, instabilen Be-schftigungsverlu-

    fen, Perspektivlosig-keit, schlechten

    Arbeitsbedingungenund wiederkehrender

    Arbeitslosigkeit verbunden.

    Katrin Altpeter (SPD), Sozialministerin Baden-

    Wrttemberg

    Betriebe sollen berJahre hinweg Perso-nalausflle kompen-sieren [Anm. d. Red.:Anspielung auf das geplanteRckkehrrecht von Teil- inVollzeit und Elterngeld Plus,wonach die dreijhrige Eltern-zeit ber mehrere Jahre gestckelt werden kann].Und wenn sie dabeiauf Befristungen,Zeitarbeit oder Teil-zeit zurckgreifen,werden sie von derPolitik geprgelt.Peer-Michael Dick,Hauptgeschftsfhrer der Arbeitgeber Baden-Wrt-temberg

    Quelle: Stuttgarter Zeitung, 3.5.2014

    AKAD WISSEN

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014 25

  • Gemeinsamstark?

    AKAD-Absolventin Bettina Banaj hat in ihrer Diplom-Arbeit das Potenzial

    von mnnlichen, weiblichen und gemischten Doppelspitzen in deutschen

    Fhrungsetagen untersucht.

    Von Lisa von Zobeltitz

    Bis zum heutigen Tag zeichnet sich die unterneh-merische Praxis durch einen berwiegend mnn-lichen Anteil an Fhrungskrften aus. Doch Faktorenwie der demografische Wandel sowie die anhaltendenDiskussionen um eine Frauenquote prognostizieren einen Paradigmenwechsel. Bettina Banaj hat daher inihrer Diplom-Arbeit an der AKAD University das Poten-zial gemischter Doppelspitzen in der Unternehmens-fhrung untersucht.

    Online-Befragung und Experteninterviews untermauern Attraktivitt von Doppelspitzen

    So fhrte die Unternehmensberaterin im Rahmen ihrerDiplom-Arbeit eine Online-Umfrage durch, an der 123Personen (62 Frauen, 61 Mnner) teilnahmen, und in-terviewte des Weiteren Experten aus den BranchenWerkzeugbau, Weiterbildung, Existenzgrndungsbera-tung und IT. Aus beiden Befragungen wurde ersichtlich,dass viele eine Doppelspitze, unabhngig vom Ge-schlecht, einer Einzelperson oder einem mehrkpfigenTeam vorziehen. Bettina Banaj: In kleinen und mittel-stndischen Unternehmen sind Doppelspitzen bereitsvermehrt anzutreffen, aber auch Grounternehmen

    oder Parteien stehen ihnen zunehmend offen gegen-ber. Schlielich wrden die Vorteile von Doppel -spitzen aus naheliegenden Grnden berwiegen, istsich die Studienautorin sicher: Der Ausgleich von Defi-ziten und Schwchen wird von vielen Mitarbeitern undFhrungskrften als vorteilhaft bewertet. Dies betrifftsowohl Aspekte der Persnlichkeit oder der Kompe-tenzen der Fhrungspersonen als auch die gesteigerteQualitt und Nachhaltigkeit von Entscheidungen. Aller-dings mssen bestimmte Voraussetzungen geschaffenwerden, zum Beispiel sollten die Aufgaben unter denbeiden Fhrungskrften klar zugewiesen sein.

    Gemeinsam urteilt, kommuniziert und lebt essich besser

    Die Umfrageteilnehmer bevorzugten bei manchenThemen eine rein mnnliche, bei anderen eine reinweibliche und dann wieder die gemischte Fhrungs-spitze. Welches Geschlecht konkret bei welchen Inhal-ten bevorzugt wird, berraschte Bettina Banaj jedoch:Ich habe mich wirklich gewundert, wie traditionell,beinahe schon klischeehaft manche Antworten aus-fielen. So halten zum Beispiel die meisten Befragten(67,5 Prozent) hinsichtlich der Konsequenz und Ver-bindlichkeit von Entscheidungen eine mnnlicheDoppelspitze fr erfolgversprechend. Und die Beur-teilung unternehmerischer Kennzahlen trauen einer

    AKAD WISSEN

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014

    AKAD WISSEN

    26

  • weiblichen Doppelspitze gerade mal 19,5 Prozent zu.Bei zwischenmenschlichen Themen wie der Kun-den- und Serviceorientierung hingegen liegen dieDamen vorn, ebenso bei der Mitarbeiterorientierung:Hier trauen nur 35,8 Prozent der Befragten einer mnn-lichen Doppelspitze zu, dass sie die Relevanz diesesThemas ausreichend bewertet; auch die gemischteSpitze schneidet schlechter ab als die rein weibliche. Gemischte Doppelspitzen hingegen werden von denmeisten Befragten bei folgenden Themen als vorteilhafterachtet: Realistische Situations- und Umfeldeinscht-zungen (78,9 Prozent) und Sachliches, lsungsorien-tiertes und angemessenes Kommunikationsverhalten(71,5 Prozent). Auerdem waren sich von den 123Teilnehmern ber zwei Drittel (69,1 Prozent) sicher,dass das Betriebsklima bei einem gemischten Doppelbesser sei als bei einer rein weiblichen (34,1 Prozent)oder mnnlichen (37,4 Prozent) Fhrungsspitze.

    Die Unterschiede liegen in Nuancen

    Der in der Befragung teilweise ganz eindeutige Kompe-tenzenzuspruch findet sich jedoch nicht in der Realittwieder: Experten sind sich sicher, dass die Unter -schiede zwischen den Geschlechtern als Fhrungskrftevielfach in Nuancen liegen, wei Bettina Banaj vonihren Recherchen. Deswegen hlt sie es auch fr sinn-voll, dass sich Unternehmen hinsichtlich der dynami-scheren und komplexeren Systemnderungen fr dasThema Diversitt bewusst ffnen: Im Moment liegtvielerorts Potenzial brach durch die Etablierung weib-licher Fhrungskrfte erscheinen Unternehmen auchanderen sehr gut ausgebildeten Frauen als attraktiverArbeitgeber. Wer also rechtzeitig auf den Zug auf-springt, hat meiner Meinung nach einen enormenWettbewerbsvorteil, der nicht zuletzt zur zuknftigenSicherung der Unternehmensexistenz beitragen kann.

    iGestaltung von Fhrungsspitzen in deutschenParteienDie Grafik macht deutlich, dass diejenigen Parteienden hchsten Frauenanteil bei den Mitgliedernaufweisen, die in ihren Statuten eine verpflichtendeQuote festgelegt haben. Dies sind Bndnis 90/DieGrnen, Die Linke und die SPD.

    Anteil der Frauen an den Mitgliedern der politischenParteien in Deutschland am 31. Dezember 2012

    Quelle: Statista 2014

    Mit jeweils nahezu zwei Fnfteln ist der Frauenanteil inner-halb derjenigen Fraktionen am hchsten, welche gemischteDoppelspitzen prferieren (Bndnis 90 / Die Grnen, DieLinke). Die CDU hat zwar eine Parteivorsitzende, erreichtaber bei den Mitgliedern lediglich einen Frauenanteil vonetwas mehr als einem Viertel; beinahe genauso wie die FDP,welche weder mit einer Quote noch mit einer Doppelspitzeagiert. Der niedrigste Wert wird bei der CSU dokumentiert:Nicht einmal jedes fnfte Mitglied ist eine Frau.

    Grne

    Linke

    SPD

    CDU

    FDP

    CSU

    37,8 %

    37,7 %

    31,5 %

    25,6 %

    23,0 %

    19,5 %

    Die Autorin

    Bettina Banaj hat an der AKAD University BWL

    studiert. Der Titel ihrer Diplom-Arbeit lautet:

    Untersuchung der Potenziale von gemischten

    Doppelspitzen in den Fhrungsetagen deutscher

    Unternehmen zur Bewltigung der anstehenden

    Herausforderungen. Bettina Banaj arbeitet als

    Unternehmensberaterin bei der RKW Baden-Wrt-

    temberg GmbH, ist Europische Botschafterin fr

    Unternehmensgrndungen fr Frauen und als

    Professional Speaker der German Speaker

    Association eine gefragte Rednerin zu den Themen

    gemischte Doppelspitzen und Frauen in Fhrungs-

    positionen. Im Juli 2014 hat Bettina Banaj anlsslich

    des ersten Heilbronner Erfolgstages eine Impuls-

    rede zum Thema gemischte Doppelspitzen

    gehalten.

    AKAD WISSENAKAD WISSEN

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014 27

  • AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014

    AKAD WISSEN

    28

    Neuerscheinungenim AKAD ForumDrei neue Bnde thematisieren

    neue Unternehmensnetzwerke,

    den zweifelhaften Homo oeconomicus

    und Aspekte des Wissensmanagements.

    Unternehmensnetzwerke

    Der Band des Autorenduos Marc Dralle und TorstenOlderog, einem Absolventen und einem Professor derAKAD University, widmet sich den Instrumenten derMehrwertgenerierung in kommerziellen Unterneh-mensnetzwerken. Solche haben in den letzten Jahren stetig an Bedeutunggewonnen und stellen ein neues Feld der Dienstleis-tungswertschpfung dar. Diese sehr speziellen Netz-werkdienstleistungen verlangen nach eigenen, speziellausgerichteten Managementanstzen. Ausgangspunktfr die berlegungen dieses Buches ist daher die Frage,wodurch in derartigen Netzwerken die Optimierungvon Netzwerkleistungen erfolgen oder wie ein Netz-werkbetreiber die Wertschpfung der Teilnehmer fr-dern kann. Vor diesem Hintergrund leiten die Autorenzunchst auf theoretischer Basis Instrumente derMehrwertgenerierung ab. Danach werden im Rahmeneiner empirischen Untersuchung konkrete Instrumenteder Wertschpfung identifiziert, um abschlieend einenumfassenden Instrumentenkasten mit den wichtigstenStellhebeln fr den Betrieb eines kommerziellen Unter-nehmensnetzwerks zusammenzustellen. Ein Praxisbei-spiel verdeutlicht abschlieend den Instrumenteneinsatzanhand eines konkreten, kommerziellen Unterneh-mensnetzwerks.

    Abgesang auf den Homo oeconomicus

    In diesem vom Reihenherausgeber Jrg Schweigardedierten Sammelband widmen sich sechs Beitrge ausverschiedenen konomischen und naturwissenschaft-lichen Disziplinen der Unberechenbarkeit des Menschenin der konomie, die dem tradierten Bild des rein nut-zenorientierten und rationalen homo oeconomicuszuwiderluft. Die Aspekte, welche neun Hochschulprofessoren bei-steuern, sind facettenreich: Im ersten Beitrag hinterfragtRainer Berkemer (AKAD University) das Bild der Main-stream-konomie vom Homo oeconomicus. Die Vor-stellung eines vollstndig rational handelnden Individu-ums sei nicht mehr haltbar. Der Autor hinterfragt diesenDenkansatz mit Erkenntnissen der experimentellen Wirt-schaftsforschung, insbesondere aus der Spieltheorie.Beim Eintreten und dem Verstehen von Schadensereig-nissen hilft das statische Bild des rationalen Menschenoft nicht weiter. So werden zwar Fehler hufig auf dasVersagen eines Individuums zurckgefhrt, meist sindjedoch mehrere Quellen urschlich. Das Autorenteamum Stephan Schning (WHL) befasst sich in seinemBeitrag mit Modellen wie dem Dirty Dozen, die beieiner Betrachtung der Ursachen menschlicher Fehlerzu differenzierten Erkenntnissen fhren.Wie steht es um die Moral des konomisch-rationalhandelnden Menschen? Schon Kleinkinder knnen fai-res und unfaires Verhalten unterscheiden. Funktioniertmglicherweise der Markt nur deshalb, weil er aufeinem solchen moralischen Grundstock aufsetzt? BerndRemmele (WHL) nhert sich dieser These mit Erkenntnis-sen aus der evolutionren Anthropologie. Hierzu gehrtbeispielsweise der Befund, dass bei der Entwicklung von

  • Marc Dralle/Torsten Olderog:

    Instrumente der Mehrwertgenerierung in kommerziellen

    Unternehmensnetzwerken.

    Identifikation, Analyse und Bewertung mit einem Praxisteil.

    Renningen 2014 (AKAD Forum; Bd. 5).

    Jrg Schweigard (Hrsg.):

    Der unberechenbare Faktor Mensch.

    Kritische Beitrge zum Modell des Homo oeconomicus.

    Renningen 2014 (AKAD Forum; Bd. 6).

    Constanze Weis:

    Prozessorientiertes Wissensmanagement.

    Anforderungen an die Wissensbasis der administrativen

    Fernstudierendenbetreuung.

    Renningen 2014 (AKAD Forum; Bd. 7).

    AKAD WISSEN

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014 29

    Mrkten mit Eigentumsordnung und entwickeltemGeldsystem auch die Erwartung gerechter Preise eineRolle spiele insbesondere fr Gter des tglichen Be-darfs, zu denen auch Wohnraum und Energie zhlen.Daniel Markgraf (AKAD University) geht in seiner Stu-die der Frage nach, was einen Unternehmer konkretausmacht. Unter anderem bietet das psychologischeModell der Big Five der Persnlichkeit einen vielfachuntersuchten Erklrungsansatz, mit dem Grndungs-willige ihr unternehmerisches Profil berprfen knnen.Nach dem Modell sind die fnf wichtigsten Wesenszgeeiner Person Extraversion (die nach auen gewandteHaltung eines Menschen), emotionale Stabilitt, Intel-lekt (Vorstellungskraft), Vertrglichkeit und Gewissen-haftigkeit.In seinem Beitrag zur Dynamik von Menschenmassengreift Michael Schreckenberg (Universitt Duisburg-Essen) das Thema aus physikalischer Sicht auf: Ausgrundlegenden Erkenntnissen ber die Dynamik gra-nularer Materie (z. B. Sandkrner, Kieselsteine), alsodem Verhalten vieler Einzelteile in bestimmten Situa-tionen zueinander, leitet er die Dynamik von Menschen-massen ab.Das konomische Menschenbild erfhrt auch durch dieErkenntnisse aus den Social Media eine Modifikation.Die neuen Medien erffnen Kommunikationsrume, dienicht einfach zu kontrollieren sind. So verndert sichetwa das Lernen, wenn es sich zunehmend in dieseMedien verlagert. Michael Klebl (WHL) diskutiert in sei-nem Beitrag didaktische und strategische Einsatzmg-lichkeiten, die uns die Social-Media-Lernwelten bieten.

    Wissensmanagement

    Der Band Prozessorientiertes Wissensmanagementstammt von Constanze Weis, langjhrige Programm-Managerin der AKAD University, die sich seit 2007 mitder Konzeption technischer Fernstudiengnge be-schftigt. Ihr Buch behandelt den Umgang mit Wissenund Informationen in kundenorientierten Betreuungs-prozessen. Theoretisch-wissenschaftliche Untersuchun-gen werden mit Experteninterviews zur Identifizierungkennzeichnender Prozesse, des Wissensbedarfs undder Anforderungen zur Struktur einer Wissensbasisverknpft. Die Ergebnisse bieten Handlungsempfeh-lungen und weitergehende Ansatzpunkte forschungs-orientierter Arbeit.

    AKAD ForumSchriftenreihe der AKAD University

    http://expertverlag.de/akad-forum

  • AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014

    AKAD LEBEN

    30

    Die Universitt Leipzig war im Frhjahr 2014 der Gast-geber des 17. AKAD-Gesprchskreises Personal HRM(Human Ressources Management). PersonalentwicklerThomas Arndt referierte vor den interessierten Studie-renden und Absolventen der AKAD University beraktuelle Schwerpunkte des Personalmanagements ander Hochschule. Groen Anklang fand nach der an-schlieenden Fragerunde die Fhrung mit Anne Ploetzber den Universittscampus. Zu sehen gab es nebendem beeindruckenden neuen Hauptgebude auch dieRumlichkeiten der Universittsbibliothek. In dem Gesprchskreis treffen sich einmal jhrlich perso-nalwirtschaftlich interessierte Studierende und Absol-venten der AKAD University mit Personalexperten, um

    Alles begann anno 1959. Die Reform be drf -tigkeit des deutschen Bildungswesens

    wurde gerade erkannt, da grndete sichin Stuttgart bereits die Akademikerge-sellschaft fr Erwachsenenbildung mbH

    Seit 55 Jahren entstehen bei AKAD Karrieren(AKAD), um die groe Nachfrage an berufsbeglei -tenden Weiterbildungsangeboten zufriedenzustellen.Anfangs bereiteten sich Berufsttige auf das Abitur vor,doch bald erweiterte sich das Angebot sukzessive berLehrgnge bis hin zum Studienangebot. MancherKarriere hat ein berufsbegleitendes Studium bei unsauf die Sprnge geholfen oder sie berhaupt erst mg-lich gemacht, wei der Prsident der AKAD University,Professor Paul Nikodemus. Mit einem Studienangebotvon 40 Bachelor-, Master- und Zertifikatsabschlssenin den Bereichen Wirtschaft, Technik und BusinessCommunication weist die AKAD University ein einzig-artiges Programmportfolio auf, das im Fernhochschul-bereich neue Mastbe setzt.

    Leipziger Gesprchskreis Personal

    aktuelle personalwirtschaftliche Aufgaben aus der Sichtvon Theorie und Praxis zu diskutieren sowie die Gele-genheit zum Netzwerken zu schaffen. Unter Leitungvon Sieglind Lippert kam der Gesprchskreis in denvergangenen Jahren bereits mit Personalfachleutenunterschiedlichster Branchen zusammen. Dazu zhltennamhafte Unternehmen wie Siemens, IKEA oder BMW.

    Die erste AKAD Hochschule im Verwaltungsgebudeder frheren Werft Nobiskrug in Rendsburg, 1989

    AKAD-Veranstaltungsplakat an einer Litfasule in

    Garmisch-Partenkirchen, 1966

  • AKAD LEBEN

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014 31

    Im Mai 2014 veranstaltete das Studierenden- und Absolventennetzwerk AKADalumni an der AKAD Uni-versity in Stuttgart eine Podiumsdiskussion im Rahmender Reihe DIALOG Wissenschaft trifft Wirtschaft.Das Thema Chinesische Investoren kaufen weltweitein Bedrohung oder Chance? ist brandaktuell:

    Chinesische Investoren Bedrohung oder Chance?2013 wurden so viele Firmenbernahmen deutscherMittelstndler in chinesische Hnde gemeldet wie niezuvor. Das Ziel der auslndischen Investoren: der Zu-gang zu deutscher Spitzentechnologie. Die rund 40 Teilnehmer erfuhren aus erster Hand voneinem chinesischen Investor dessen Motivlage undstrategische berlegungen fr sein Engagement inDeutschland. Jaons Xia (CEO der Anhui ZhongdingSealing Parts Co. Ltd., China) berichtete zusammenmit Norbert Hettstedt (Geschftsfhrer der NH Unter-nehmensentwicklung und Vorstand AKADalumni e.V.)ber einen konkreten Fall. Die wissenschaftlichen Hintergrnde der zahlreichenweltweiten chinesischen Firmenbernahmen und diedamit einhergehenden kulturellen Differenzen veran-schaulichte Professor Torsten Bgner, Experte fr Wirt-schaftssprachen und Wirtschaftskommunikation ander AKAD University. Moderiert wurde die Runde vonProfessor Dirk Rilling, Studienleiter Maschinenbau ander AKAD University.

    Seit dem Grndungsjahr 1959 haben so viele Berufs-ttige im Fernstudium ein Zertifikat oder einen Hoch-schulabschluss erlangt, dass AKAD 2014 die 60 000steAbsolventin auszeichnen konnte: Katharina Klaas ausFreiburg im Breisgau. AKAD bietet ein sehr flexiblesStudiensystem, das mit meinen beruflichen und fami-liren Verpflichtungen gut zu vereinbaren ist, erzhltedie 50-Jhrige, zum Beispiel werden Seminare undPrfungen mehrmals im Jahr und an unterschiedlichenOrten angeboten. Die Industriekauffrau arbeitet alsKoordinatorin des Dual Career Services an der Universi-tt Freiburg. Dieses Arbeitsfeld fhrte in Kombinationmit dem Fernstudium zu einigen Synergieeffekten:Ich konnte meine Projektarbeit und die Bachelor-Thesis zu einem Thema schreiben, mit dem ich michauch beruflich beschftigt habe. Umgekehrt hat auchmeine berufliche Ttigkeit durch die intensive wissen-schaftliche Beschftigung mit einzelnen Themen starkprofitiert, erklrte sie. Als nchstes Ziel hat sich Katha -rina Klaas ein betriebswirtschaftliches Master-Studium

    mit Schwerpunkt Personalmanagement gesetzt. ImRahmen der Auszeichnung als 60 000ste Absolventinerhlt sie ein Stipendium fr den kompletten Master-Studiengang an der AKAD University. Die BadischeZeitung aus Freiburg verffentlichte anlsslich derAuszeichnung unter dem Titel Spter Aufbruch, dersich lohnt (8.5.2014) ein groes Portrt ber dieSdbadenerin.

    AKAD feiert 60 000ste Absolventin

    Katharina Klaas nimmt ihre Bachelor-Urkunde von Prof. Dr. Paul Nikodemus, Prsident der AKAD University, entgegen.

    Teilnehmer der Podiumsdiskussion: Jaons Xia (links) und Norbert Hettstedt

  • AKAD LEBEN

    Fernstudium frdert FortkommenAKAD hat zwei Absolventenjahrgnge zu ihrer Karriereentwicklung befragt.

    Die Antworten zeigen: Ein berufsbegleitendes Studium zahlt sich aus.

    Von Heike Wienholz

    Im Mai und Juni diesen Jahres hat AKAD zum drittenMal eine Absolventenstudie durchgefhrt. Befragtwurden diesmal alle Absolventinnen und Absolventen,die in den Jahren 2012 und 2013 ihr AKAD-Studiumerfolgreich abgeschlossen haben.

    Vom Sachbearbeiter zum Projektleiter

    Die Ergebnisse zeigen, dass ein Fernstudium neben einer anspruchsvollen Berufsttigkeit machbar ist undsich fr die groe Mehrheit der Absolventen gelohnthat beruflich und finanziell. Dies zeigt sich im Karriere-schub, der mit dem Studienabschluss verbunden war:40 Prozent der Absolventen, die als Sachbearbeiter ihrStudium begonnen haben, arbeiten heute als Projekt-leiter, Gruppenleiter oder Referenten. Der Anteil derAbsolventen, die als Abteilungsleiter ttig sind, hat sichfast verdoppelt, der Anteil der Bereichsleiter hat sichsogar mehr als vervierfacht.

    62 Prozent verdienen ber 50 000 Euro pro Jahr

    ber finanzielle Handlungsvollmacht verfgen heute38 Prozent der Absolventen (vor dem Studium: 21 Pro-zent). Der Anteil der Absolventen mit Personalverant-wortung hat sich mit 36 Prozent im Vergleich zu vordem Studium (18 Prozent) verdoppelt. Die meisten der Befragten konnten mit dem Studiumauch ihr Gehalt deutlich verbessern: Whrend fast dreiViertel (73 Prozent) der Befragten vor dem Studiumunter 50 000 Euro pro Jahr verdient haben, liegt das

    Einkommen von 62 Prozent der Absolventen nachdem Studium bei mehr als 50 000 Euro pro Jahr.Da verwundert es auch wenig, dass die berwiegendeMehrheit der AKAD-Absolventen ihr Studium im Rck-blick insgesamt sehr positiv beurteilt: 96 Prozent derBefragten sind mit ihrer ehemaligen Hochschule zu-frieden und wrden sich erneut fr ein Fernstudiumbei AKAD entscheiden. Die hohe Zufriedenheit drcktsich auch in der Weiterempfehlungsbereitschaft aus:98 Prozent wrden AKAD ihren Freunden, Bekanntenoder Kollegen weiterempfehlen.

    Zufrieden mit vermittelten Kompetenzen

    Die Ergebnisse der Befragung zeigen auch, was dieAbsolventen im Rckblick auf ihr AKAD-Studium be-sonders schtzen: Das sind beispielsweise die Kompe-tenzen, die vermittelt wurden insbesondere das breiteGrundlagenwissen, die Fhigkeit zum selbststndigenArbeiten und das fachbergreifende Denken. Zur Zufriedenheit trgt auch die gute Studierbarkeit derAKAD-Programme bei: 37 Prozent der Befragten konn-ten ihr Studium in der Regelstudienzeit abschlieen trotz der Doppelbelastung durch Studium und Beruf.Damit liegen die AKAD-Absolventen fast gleichauf mitdem Durchschnitt an allen bundesweiten Prsenz-hochschulen (39 Prozent), obwohl sich dort die Stu-dierenden ausschlielich aufs Studium konzentrierenknnen. Grnde fr eine lngere Studienzeit bei AKADlagen hauptschlich im beruflichen Bereich (81 Prozent).40 Prozent gaben familire Grnde an.

    Alle Branchen vertreten

    AKAD-Absolventen sind in allen Branchen zu finden.28 Prozent arbeiten in der Industrie, 17 Prozent in derFinanzbranche, jeweils rund 10 Prozent im IT-Bereichund im Dienstleistungssektor.Die Verbundenheit der Ehemaligen mit ihrer Universi-tt zeigt sich auch daran, dass die Hlfte der BefragtenMitglied bei AKADalumni e.V. ist und so den Kontaktzur Hochschule, den Professoren und den Kommilito-nen lebendig hlt.

    53,527,218,1

    36,94,7

    7,81,4

    6,316,0

    10,7

    1,01,01,0

    4,96,4

    Sachbearbeiter

    Projekt-, Gruppenleiter, Referent

    Abteilungsleiter

    Bereichsleiter

    Facharbeiter

    Geschftsfhrer, Vorstand

    Lehrer, Dozent

    Selbstst. Unternehmer, Freiberufler vor dem Studiumnach dem Studium

    Funktion vor und nach dem Studium (in Prozent)40 Prozent der als Sachbearbeiter gestarteten Studierenden sind nach dem AKAD-Studium Projektleiter, Gruppenleiter oder Referenten

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 201432

  • Warum sind Sie Professor geworden? Ich hatte in Malaysia ein Engagement in der Industrieund bin dort eher zufllig wieder in der Lehre gelandet.Meine Erfahrungen aus dem Ingenieurberuf weiterzu-geben, empfinde ich als sehr befriedigend.

    Was fasziniert Sie an Ihrem Fachgebiet, dem Maschinenbau?Mich fasziniert die groe Bandbreite an Themen: Dasfngt beim klassischen Bau von Maschinen an, reichtber strmungstechnische Anwendungen bis dahin,dass Wissenschaftler gerade den wohl kleinsten Ver-brennungsmotor der Welt erfunden haben.

    Was charakterisiert den typischen Maschinenbauer?Ich denke, den gibt es nicht. Allerdings wrde ich sagen,eines zeichnet alle Ingenieure aus: die grundstzlicheFrage nach dem Wie kann ichs machen?.

    Warum sollten junge Menschen Maschinenbaustudieren?Das Faszinierende heutzutage ist die sichtbare, immerschneller werdende Digitalisierung unserer Welt. Und sointeressant dieser Prozess ist, jemand muss ja die gan-zen Gerte bauen. Sicher, ein Computerchipwird von Elektrotechnikern und Informa-tikern entwickelt. Aber sptestenswenn er produziert werden soll,braucht es Maschinen und daherauch Ingenieure, welche diese ent-wickeln. Als Maschinenbauer neh-me ich also aktiv an der (Neu-)Gestal-tung der Welt teil.

    Wie wollen Sie den Frauenanteil in Ihrem Studiengang steigern?Es stimmt, gerade der Maschinenbau ist eine Domnemit deutlichem Mnnerberschuss. Dabei hat sich ge-zeigt, und das stimmt auch mit meinen Erfahrungenberein, dass Frauen, wenn sie sich fr ein technischesStudium entscheiden, mit ihren Leistungen im oberenDrittel liegen. Das sollten wir prominenter in Szenesetzen.

    Was ist in Ihrem Leben auer der Arbeit wichtig?Musik ist mir sehr wichtig. Also,nicht nur konsumieren, sondernauch selbst machen. Und natr-lich regelmiges Kochen dasist meine Art zu meditieren.

    Haben Sie ein Stecken-pferd, das Ihnen besondersam Herzen liegt?Ich habe eine Schwche frgute Gestaltung, insbesonderefr den relativ neuen Zweig derGenerativen Gestaltung. Dazukommt mein gesteigertes Inte-resse an Themen wie Ergono-mie und Big Data/Datability.

    Was war Ihr Berufswunsch in der Grundschule? Da wollte ich wohl, wie fast alle Jungs, meinem Vaternacheifern, also: Schiffmann werden.

    Wo auf der Welt wrden Sie am liebstenleben?

    Ich hatte das Glck, die letzten acht Jahrein Sdostasien verbringen zu knnen. Einefaszinierend pulsierende Region. Wennsum den Ruhesitz geht (falls es so etwasberhaupt gibt), dann wohl eher sd-belgische Ardennen oder Zypern.

    Welche prominente Persnlich-keit aus Geschichte oder Gegenwart beeindruckt Siebesonders? Steve Jobs, Lee Kuan Yew, weil

    beide Ihren Pfaden rein intuitiv gefolgt sind. Der einehat einen Groteil unseres modernen Lebens mitge-prgt, der andere hat aus einem uerst mittelmi-gen Fischerdorf eines der reichsten Lnder der Weltentwickelt, Singapur.

    AKAD LEBEN

    AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 27 I Oktober 2014 33

    Professoren im PortraitDirk Rilling ist seit Juli 2014 Professor fr Allgemeinen

    Maschinenbau an der AKAD University.

    Steckbrief

    Name: Dr.-Ing. Dirk Rilling

    Gebrtig aus: Heilbronn

    Akademische Ausbildung:

    Studium der Metallurgie und Werkstoff-

    technik/Wrmetechnik und Industrieofen-

    bau; Promotion an der RWTH Aachen

    Vor der Berufung an die AKAD

    University: Systemingenieur bei Silicon

    Graphics, Dsseldorf; Leiter Forschung und

    Entwicklung bei Muehlbauer Technologies

    in Melaka/Malaysia; Senior-Dozent an der

    Multimedia University in Melaka/Malaysia

  • Projekt ErdnussbutterNach ber 25 Jahren als Hausfrau und Mutter kehrte

    AKAD-Absolventin Susanne Schrder zurck ins

    Berufsleben. Heute arbeitet sie als Projektmanagerin in

    Sierra Leone.

    Von Lisa von Zobeltitz

    Seit Februar 2014 leitet Susanne Schrder imwestafrikanischen Sierra Leone ein Projekt zurProduktion von Erdnusspaste. Klingt ungewhnlich?Nicht fr die 50-jhrige Nordrhein-Westflin: Ich en-gagiere mich schon seit vielen Jahren ehrenamtlich inSierra Leone, bin oft hingereist und kenne die Situationvor