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Seite 3 Verdrängen reiche Menschen die Ärmeren? Eine Studie von TOPOS Stadtforschung hat sich dem Thema angenommen. Der Reuterkiez verändert sich, das Gespenst der Gentrifizierung geht um. Sieht es hier bald aus wie am Kollwitzplatz? Seite 4 Was sagen alteingesessene Gewerbetreibende zum Wandel des Reuterkiezes? Die Stadtteilzeitung aus dem Reuterkiez April / Mai 2012 Illustration: Marie Bauer

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Seite 3Verdrängen reiche Menschen die Ärmeren? Eine Studie von TOPOS Stadtforschung hat sich dem Thema angenommen.

Der Reuterkiez verändert sich, das Gespenst der

Gentrifizierung geht um. Sieht es hier bald aus wie

am Kollwitzplatz?

Seite 4Was sagen alteingesessene Gewerbetreibende zum Wandel des Reuterkiezes?

Die Stadtteilzeitung aus dem ReuterkiezApril / Mai 2012

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Die neue Quartiershalle entsteht Foto: Ilse Wolter

2 kurz & neu 3 schwerpunkt

„Früher haben wir uns zum Start der Kiezführungen im Klötze und Schinken in der Bürkner-straße getroffen, weil es kaum andere Cafés gab.“ Reinhold Steinle – Stadtführer und Come-dian - spricht nicht von 1960, sondern von 2008. Steinle kennt sich gut aus im Kiez, er kennt die kleinen Gewerbebetriebe, manche Hinterhöfe und interes-sante Geschichten zu Bewohnern und sieht den rasanten Wandel: „Früher war der Kiez eher eine

Gegend, die man gemieden hat, jetzt ist er total hipp. Einen Mittelweg scheint es leider nicht zu geben.“

Die „dunklere“ Phase des Kiezes aus der Innenperspek-tive hat Frau Neukrantz erlebt, die ehemalige Leiterin des Jugendzentrums „Haus Wetzlar“, heute „Manege“, in der

Rütli-Straße. Sie wohnt seit 1961 im Reuterkiez und hat so einige Jugendmoden an sich vorbei ziehen sehen: Anfang der 70er die Rocker, die „Tumult gemacht haben“, dann kamen die Punker und ab Mitte der 80er-Jahre seien die Zustände „richtig mies“ geworden. Viel Rauschgift habe es gegeben und schließlich seien die Gangs gekommen. Die Entwicklung heute sieht sie positiv, das Klima sei friedli-cher als früher, durch die neuen Kneipen gebe es eine „ganz andere Struktur“.

Ähnlich sieht es auch Karsten K. , der sich selbstkritisch als „Gentrifizierer“ bezeichnet. Er stammt aus dem Süden Berlins und hat sich eine Eigentumswohnung im Kiez gekauft. Er fühlt sich wohl hier, aber er befürchtet, dass es kippen könnte. „Ich ahne, dass das, was ich schön finde, die kleinen Kneipen und selbstgemachten Läden, verloren geht. So wie in der Oranienstraße, wo die großen Läden auf-gemacht haben.“ Am besten wäre es, so Karsten K. , wenn es so bliebe, wie es gerade ist. Mathias HühnKiezführungstermine mit Reinhold Steinle unter www.reinhold-steinle.de

Millionärsstammtisch? Eher nicht, sondern arbeitende junge Männer in der Tellstraße. Foto: Mathias Hühn

TOPOS STuDIE Zu DEN VERÄNDERuNGEN IN NORD-NEuKöLLN

„Am besten, es bleibt wie es gerade ist“

alle reden über den Wandel und das Übel, das er angeblich anrichtet. Bei unseren Umfragen unter alteingesessenen Gewerbe­treibenden und BewohnerInnen ist herausgekommen, dass von negativen Veränderungen bislang noch nicht die Rede sein kann. Die zum Teil horrenden Mieterhöhungen beklagen allerdings einige. Wie der Soziologe Sigmar Gude von TOPOS Stadtforschung in seiner Studie zur Sozialstrukturentwicklung in Nord­Neukölln herausgefunden hat, werden die Mieten in ganz Berlin weiter steigen. Er rät, „die enormen Aufschläge auf die Mieten, die bei Neuvermietungen gefordert werden, öffentlich zu machen“. Wichtig sei eine „stärkere Kooperation der Bewohner“, die im Reuterkiez zum Teil ja schon stattfindet. Die wöchentliche Mieterberatung jeden Dienstag von 16 bis 18 Uhr im Quartiersbüro ist eine erste Anlaufstelle, wenn Sie sich informieren oder aktiv werden wollen.Wie immer sind wir gespannt auf Ihre Meinungen zum neuen Reuter. Wir freuen uns auch über Ideen und Themenvorschläge, gerne per Email: [email protected]. Am Dienstag, den 17. April um 18 Uhr laden wir alle, die Lust zum Schreiben, Fotografieren, Zeichnen haben, zur Offenen Kiezredaktion ins Restaurant Blaue Tische, Friedelstr. 59 ein.

Einen sonnigen Frühling & auf bald im Juni, die Redaktion

NEuES VOM CAMPuS RuTLI – CR²

DIFU­Seminar zu Besuch auf dem CampusEine Gruppe von 40 Teilnehmern des DIFu-Seminars „Hand in Hand? – Chancen und Grenzen quartiersbezo-gener Bildungskonzepte“ besuchten am 16. März den Campus Rütli – CR². Die Teilnehmer aus Politik und Ver-waltung interessierten sich beson-ders für den Stand der umsetzung des lokalen Bildungsverbunds Reuterkiez und des Campus Rütli – CR². Nach einem Rundgang bei strahlendem Sonnenschein zu den einzelnen Sta-tionen auf dem Campusgelände, die

jeweils von Ilse Wolter, Projektleitung Campus Rütli – CR² vorgestellt wur-den, traf man sich in der Manege zum anschließenden Gespräch. Hier hat-ten die Teilnehmer auch die Gelegen-heit, mit den anwesenden Fachleuten, Dr. Josef Kohorst, Koordinator des lokalen Bildungsverbunds, Frau Kachur, erweiterte Schulleitung der Elbe-Grundschule und Frau Sahilli, Interkulturelle Moderatorin an der Gemeinschaftsschule, sich über ihre Arbeitsansätze, Ziele und ihre kon-kreten Erfahrungen auszutauschen. Die interessante und sehr lebhafte Diskussion wurde nach anderthalb Stunden unterbrochen, weil die Gäste wieder in ihren Bus steigen muss-

ten. Einzelne Teilnehmer haben sich schon bei uns gemeldet und wollen den Erfahrungsaustausch auf ande-rem Wege fortsetzen.Bauarbeiten Quartiershalle:Die Halle nimmt jetzt schon richtig Gestalt an, wie dem Foto zu entnehmen ist. Alle freuen sich darauf, im Herbst endlich die Halle für die unterschied-lichsten Zwecke nutzen zu können. Wollen Sie Genaueres zum Stand des Campus-Rütli-Projekts wissen? Hier können Sie sich persönlich informieren:Sie haben die Möglichkeit, sich über den aktuellen Stand der Projekt-umsetzung in einem persönlichen Gespräch hier im Quartiersbüro zu informieren. Die nächste Sprech-

stunde findet statt am Donnerstag, den 12. April 2012, 16.00 bis 18.00 uhr. Die CR²-Sprechstunde findet jeweils am 1. Donnerstag im Monat von 16.00 bis 18.00 uhr statt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Ilse Wolter, QM

PERSPEKTIVEN FuR NEuKöLLN

„Bildungsnetzwerke nachhaltig sichern“uber die Bedeutung der Arbeit in den Neuköllner Bildungsverbünden waren sich alle einig: Sie erhöhen die Chan-cengleichheit der Kinder und bringen die AkteurInnen zusammen.

Am 2. März luden die elf Neuköll-ner Quartiersmanagements zu einem Fachaustausch mit VertreterInnen aus der Politik, FachvertreterInnen und AkteurInnen der Bildungsver-bünde in die Mensa der Gemein-schaftsschule auf dem Campus Rütli ein. Ephraim Gothe, Staatssekretär für Bauen und Wohnen, Mark Rack-les, Staatssekretär für Bildung, Dr. Franziska Giffey, Stadträtin für Bil-dung, Schule, Kultur und Sport und Falko Liecke, Stadtrat für Jugend und Gesundheit, diskutierten auf dem Podium über die Zukunft der Neu-köllner Bildungsverbünde.

Vor allem in Quartieren mit beson-derem Entwicklungsbedarf ist die Bündelung von Ressourcen und die Vernetzung von Kitas, Schulen und Jugendeinrichtungen sehr wichtig,

um Kinder unabhängig von ihrer Herkunft zu stärken und zu fördern.

Dr. Franziska Giffey nannte als sehr gute Ansätze den Campus Rütli im Reuterkiez und den Campus Efeuweg in der Gropiusstadt. „Nicht die Netz-werke agieren, sondern die Menschen, die sie mittragen.“ Mark Rackles sagte, dass mit den Eltern besser kooperiert werden müsste, da ihre Aufgaben größer geworden seien. Falko Liecke schlägt das Dormagener Modell als Vorbild zur Prävention vor, bei dem alle Kinder von Geburt an unterstützt und betreut werden.

Derzeit werden die Bildungsver-bünde mit Mitteln aus dem Programm Soziale Stadt finanziert. Allerdings stehen die Gelder nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung, eine dauerhafte Lösung ist das nicht. Wie also könnte ein erster Schritt aussehen? „Unser Wunsch ist es, dass sich die zuständigen Ressorts besser vernetzen und das vorhandene Wis-sen anhören“, schlug Ilse Wolter vom QM Reuterplatz vor.

Zwar sind sich Berliner PolitikerIn-nen einig, dass die Arbeit der Bildungs- verbünde fortgesetzt werden soll, eine dauerhafte Regelfinanzierung lässt

jedoch noch auf sich warten. Bleibt zu hoffen, dass sie sich bald einigen können, bevor die ersten sichtbaren Erfolge wieder verpuffen. cmInformationen zum Lokalen Bildungs-verbund Reuterkiez finden Sie unter www.reuter-quartier.de/Lokaler-Bil-dungsverbund-Reuterkiez.1405.0.html

BaUVORhaBEN aM MayBachUfER

Bürgerinitiative gegen den ALDI-NeubauGegen den Neubau der ALDI-Filiale am Maybachufer/Ecke Liberdastraße hat sich eine Anwohnerinitiative gegrün-det, die Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf das Wohnumfeld hat und Änderungen in den Planungen anstrebt. Kritikpunkte sind die Größe des Neubaus, das offene Parkdeck, der geplante Turm mit Leuchtreklame und die An- und Abfahrtmöglichkeiten in der eigentlich verkehrsberuhigten Zone. Wer Interesse hat, sich an der Ini-tiative zu beteiligen, schreibt bitte eine Mail an: [email protected]. Das Bauvor-haben ist durch die zuständige Neu-köllner Bauaufsicht bereits genehmigt

und befindet sich in der umsetzung. Interessenten sollten deshalb umge-hend Kontakt aufnehmen. mhInformationen erhalten Sie bei der Bauaufsicht des Stadtplanungsamtes http://www.berlin.de/ba-neukoelln/ org/pbv/bauaufsicht.html.

NEuER MANN IM QM-TEAM:

Serkan KaradisDie Quartiersmanagerin Jihane arn-hold ist in die Elternzeit gegangen und wird seit 1. März durch Serkan Kara-dis vertreten. Serkan Karadis, 33, ist im Schillerkiez aufgewachsen und hat ein Studium zum Diplom-Kaufmann absolviert. Den Reuterkiez kennt er gut, hat als Jugendlicher häufiger das „Haus Wetzlar“ (heute „Manege“) besucht und nach dem Studium auf der Albert-Schweitzer-Oberschule als pädagogische unterstützung gearbei-tet und dabei auf dem Rot-Weiß-Platz eine Fußball-AG betreut. Begonnen hat er sein soziales Engagement während des Studiums, als er in Spandau ein Straßenfußballprojekt leitete. Serkan Karadis wird voraussichtlich bis März nächsten Jahres im Quartiersmanage-ment Reuterplatz arbeiten. mh

Liebe LeserInnen,

GGibt es eine Gentrifizierung, also die Verdräng ung ärmerer Menschen in Nord-Neukölln? um Klar-heit ins Dunkel zu bringen, hat die Senatsverwal-

tung für Stadtentwicklung und umwelt im letzten August Sigmar Gude vom Stadtforschungsinstitut TOPOS damit beauftragt, die Veränderungen in der Sozialstruktur Nord-Neuköllns zu untersuchen. Befragt wurden ca. 1800 Haushalte zwischen Hermannplatz und S-Bahn-Ring, die Hälfte davon migrantischer Herkunft. Besonderes Augenmerk lag auf den Quartiersmanagementgebieten Schillerpromenade und Reuterplatz, da hier die stärksten Verschiebungen vermutet wurden.

Für viele überraschend kam in der Studie heraus, dass eine klassische Gentrifizierung nicht stattfindet. So wür-den in frei werdende Wohnungen nicht reiche Menschen ziehen, sondern Menschen mit höchstens geringfügig mehr Geld. Eine Ausnahme bilde der Reuterkiez, so Sigmar

Gude, hier seien tatsächlich mehr Menschen mit einem höheren Einkommen zu verzeichnen. Allerdings liege die Gegend diesbezüglich immer noch unter dem Berli-ner Durchschnitt. Der Reuterkiez stelle sich anders als die Gegend um den Kollwitzplatz im Prenzlauer Berg dar, wo sehr viele reiche Menschen wohnen würden bzw. immer noch hinzögen und wo tatsächlich eine Gentrifizierung stattgefunden habe.

Hauptursache für die Neuköllner Veränderungen, die in den letzten zwei bis drei Jahren zu beobachten sind, sei eher das Bevölkerungswachstum in Berlin und in Neu-kölln sowie der daraus resultierende Bedarf an Wohnun-gen. Die Neuköllner Bevölkerung sei um 6% gewachsen, der Leerstand an Wohnungen nehme deutlich ab. Durch die steigende Nachfrage stiegen auch die Wohnungspreise, mittlerweile seien sieben bis acht Euro pro Quadratmeter Nettokalt-Miete keine Seltenheit mehr. Mathias Hühn

Doch keine Gentrifizierung?

Eine türkische Mädchengruppe in den 80er Jahren. Das Foto entstand im Haus "Wetzlar". Foto: Birgül Sanal

Die Hunde im Schaufenster des „Hundesalons Exquisit“ sind unverkäuflich Foto: Claudia Mattern

V.l.n.r: Sigmar Gude (TOPOS), Philipp Mühlberg, Ephraim Gothe (beide Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt), Bezirksbürger-meister Heinz Buschkowsky, Baustadtrat Thomas Blesing bei der Präsentation der TOPOS-Studie am 12. März

4 schwerpunkt 5 interview

Würstchen und Kartoffelsalat Die „Ankerklause“ auf der Kottbusser Brücke gilt seit

1995 auch tagsüber als beliebte Anlaufstelle. ursprünglich war sie vollgestopft mit maritimem Kitsch. Die beiden heu-tigen Betreiber beschlossen bei der ubernahme, dem Kitsch noch etwas oben drauf zu setzen. Vor allem das junge Pub-likum fühlte sich damit wohl und kam in Scharen. Aber auch Omas, Opas und ältere SpaziergängerInnen kommen immer wieder gern vorbei, um Würstchen mit Kartoffelsa-lat zu essen, berichtet Ludger Schallenberg, einer der Inha-ber. Tagsüber kommen jetzt zwar mehr TouristInnen, dafür sind die umsätze in den Abend- und Nachtstunden nicht mehr ganz so gut wie früher. „Es ist relativ ursprünglich geblieben“ sagt Claudia Aumüller, die zweite Inhaberin. Das Wohnzimmer

Auch das „Sanderstübl“ ist eine echte Institution im Kiez. 1926 eröffnete es zum ersten Mal, und große innenarchi-tektonische Veränderungen hat es seitdem wahrscheinlich nicht gegeben. Die derzeitige Inhaberin betreibt die Alt-berliner Kneipe seit 15 Jahren. „Ich merke nicht viel von der Veränderung, außer dass sich die Leute über die teuren Mie-ten und den Lärm der Touristen beschweren“ sagt sie. Das Stammpublikum hat sie zum großen Teil aus dem „Blauen Affen“ am Kottbusser Damm mitgebracht. Vor allem die Älteren wünschen sich eine bekannte Ansprechpartnerin hinter dem Tresen, weil die Kneipe ihr ausgelagertes Wohn-zimmer ist. Im „Sanderstübl“ gibt es jetzt Live-Musik, The-ater und Kulturveranstaltungen z.B. im Rahmen von 48 Stunden Neukölln, doch viel Geld bringe das nicht. Konkurrenz belebt das Geschäft

Wenn in der Pannierstraße ein Fahrradladen nach dem anderen aus dem Boden schießt, könnte man meinen, dass diese unmittelbare Konkurrenz schadet. Aber nein, sagt Thomas Wendlandt, Inhaber des Traditionsladens Rad-sport Hoffmann. „Die Konkurrenz hat das Geschäft nur

belebt.“ Der Betrieb, der sich auf Fahrräder und Motorroller spezialisiert hat, ist seit 1970 in der Pannierstraße ansässig. Thomas Wendlandt hat hier seinen Meister gemacht, 2000 hat er den Laden übernommen. Dank der beiden Geschäfts-bereiche kann er flexibel reagieren, wenn es mit dem Fahrradverkauf mal nicht so gut läuft. Zudem hat er seine Stammkunden, der Laden liegt zentral und ist gut erreich-bar. Mit dem Jungvolk, das sich auf den Straßen tummelt, ist auch die Kundschaft jünger und internationaler gewor-den, viele junge Familien sind darunter.Der Hundesalon

Christel Balfanz war erst Angestellte im „Hundesalon Exquisit“ am Maybachufer. Nach zwei Jahren machte sie Nägel mit Köpfen und übernahm den Laden, 41 Jahre ist das jetzt her. Sie wohnt im selben Haus, weil sie aber so viel mit dem Laden und ihrem eigenen Hund beschäftigt ist, bekommt sie nicht viel von der Veränderung im Reuter-kiez mit. Manche Leute wollen die Plastik-Hunde aus dem Schaufenster kaufen, deshalb steht da jetzt ein Schild, dass sie unverkäuflich seien. Letztlich sei die Kundenanzahl unverändert, hauptsächlich ältere Stammkunden sind dar-unter. „Ich habe eine Kundin, die kommt seit 40 Jahren!“ Die Änderungsschneiderei

Dimitria Kiriazoglou hat ihren Schneiderladen mit der gelben Markise 2004 eröffnet. Die Griechin wohnt ein paar Häuser weiter, hier im Reuterkiez sind ihre Kinder aufge-wachsen. „Die vielen neuen Cafés, Bars und Restaurants zie-hen natürlich neue Leute an“, sagt sie. Die Veränderungen in der Pannierstraße tun ihrem Geschäft gut, insgesamt ist sie zufrieden. Sogar ihre Stammkundschaft bleibt ihr treu: Die Leute kommen auch noch, wenn sie schon weggezogen sind.

Claudia Mattern

Würstchen, Wohnzimmer, HundesalonINTERVIEW MIT SIGMAR GuDE VON TOPOS STADTFORSCHuNG

Die Studie von TOPOS hat im wesent-lichen bestätigt, was jedem ins Auge fällt, dass nämlich zunehmend junge, gut ausgebildete Eltern mit ihren Kin-dern den Reuterkiez bevölkern. Mit einher geht die Befürchtung, dass dies, neben positiven Effekten, auch nega-tive Folgen für die Bildungslandschaft haben könnte: Die bildungsorientier-ten Eltern würden ihre Kinder frü-her als andere in der Kita anmelden, dadurch die knappen Plätze besetzen und Kinder aus bildungsfernen Haus-halten „verdrängen“. Ginge es aber um die Schulwahl, suchten sich die bil-dungsorientierten Eltern für ihre Kin-der dann Schulen außerhalb des Kiezes. Veränderung findet statt Tatsächlich hat sich in den Kitas innerhalb der letzten zwei bis drei Jahren viel getan, besonders im Krip-

penbereich sind zahlreiche Kinder aus überwiegend deutschen bildungsori-entierten Haushalten angemeldet wor-den, bestätigt Frau Gries, die Leiterin der Kita „Weserstraße“ des Forums Soziale Dienste e.V. Bei näherem Hin-sehen wird allerdings klar, dass es hier nicht um Verdrängung im Klein-kindbereich geht. Einen Anspruch auf einen Krippenplatz haben nur solche Kinder, bei denen beide Eltern-teile berufstätig sind. Bei den meisten Eltern mit Migrationshintergrund sei dies in der Regel aber nicht der Fall, so Frau Gries. Gleichwohl existiert für Eltern mit schlechten deutschen Sprachkenntnissen die Möglichkeit, ihr Kind schon mit zwei Jahren in einer Kita anzumelden. Allerdings wird diese Möglichkeit kaum wahrge-nommen. Eine ursache hierfür könnte

sein, dass diese Regelung nicht bei allen Eltern bekannt ist. Anders sieht die Situation bei den Kindern ab drei Jahren aus. Laut Gesetz gibt es auch hier einen anspruch auf einen Kita-Platz und der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund ist deutlich höher, auch, weil die Kitas bevorzugt Geschwisterkinder aufnehmen. Knappe PlätzeFrau Mezni, die stellvertretende Leite-rin der Kita „Sonnenschein“ in der Pflü-gerstraße, sieht die Probleme vor allem in den beschränkten Möglichkeiten der Kitas. Man könne nicht alle Kinder aufnehmen, generell würden in Berlin Plätze und ErzieherInnen fehlen.

Herr Klopp, der Leiter der Kita „Pan“ in der Pannierstraße (ebenfalls Forum Soziale Dienste e.V.) hat da noch ganz andere Zeiten in Erinnerung: Zwi-

schen 2005 und 2007 musste Personal entlassen werden, weil es kaum noch Kinder im Kiez gab. Seither habe sich die Situation drastisch verändert, es würden sich schon schwangere Frauen um Plätze bemühen. Bei der Entschei-dung, welches Kind aufgenommen werde, sei die Mischung nach Her-kunft aber kein wirkliches Kriterium, wenngleich er sich „fast wieder mehr Kinder mit Migrationshintergrund“ in der Kita wünscht. Ebenso wie seine Kolleginnen betont auch Herr Klopp, dass der Zeitpunkt der Anmeldung keine große Rolle spiele. Wichtig sei, dass das Kind in die Struktur der Kita passe. Hier gelten Kriterien wie ein ausgewogenes Geschlechter- und Altersverhältnis und der jeweilige Entwicklungsstand des Kindes.

Mathias Hühn

Verdrängung in der Krippe?

Herr Gude, in Ihrer Untersuchung kam her­aus, dass die meisten Zuzügler nur unwe­sentlich höhere Einkommen haben, als diejenigen, die schon hier wohnen. Gleich­zeitig steigen aber die Mietpreise rasant an und man fragt sich, wer denn in die teuren Wohnungen zieht. Wie erklärt sich dieser (scheinbare) Widerspruch?

Dies ist leider kein Widerspruch, sondern die Realität für alle, die zur Zeit umziehen, nicht nur in Neukölln. Wer umziehen will oder muss, muss eine höhere Miete akzeptie-ren, als diejenigen zah-len, die schon länger in ihrer Wohnung leben. Wohnungssuchende mit geringem Ein-kommen müssen daher eine deutlich höhere Mietbelastung in Kauf nehmen als im Durchschnitt. Die Mietbelastung derjenigen, die nach 2007 zugezogen sind, ist daher mit um 3 Prozentpunkte höher als die der länger im Gebiet Wohnenden. Sie müssen 31% ihres Nettoeinkommens für die Bruttokalt-miete aufwenden statt 28%. Diejenigen der Neuankömmlinge, die ein Einkom-men bis zum Nord-Neuköllner Durch-schnitt haben, zahlen schon fast 35%.

Sie sprechen in Ihrer Studie davon, dass es keine wirkliche Gentrifizierung, also die Ver­drängung ärmerer Menschen durch wohl­habende, in Nord­Neukölln gebe. Rainer Wild vom Berliner Mieterverein sagt über die Situation in der Innenstadt: „ALG II-Empfänger finden keine Wohnungen mehr. Wer da nicht von Verdrängung spricht, betreibt Schönfärberei.“ Wer hat Recht?

Die Antwort zur vorigen Frage zeigt auch hier, wo nach unserer Meinung

die Probleme jetzt und auch in abseh-barer Zukunft die Probleme in Nord-Neukölln liegen. Es ziehen eben keine Wohlhabenden zu, sondern vorwie-gend Menschen mit einer für Berliner Verhältnisse unterdurchschnittlichen Einkommenssituation. ALG II-Emp-fänger sind unter den Zuwanderern etwas seltener vertreten. Das hat zwei Gründe. Zum einen haben sie augen-blicklich auf dem Wohnungsmarkt

kaum Chancen bei der Neuvermietung. Ins-besondere bei privaten Hausverwaltungen wer-den Mieter bevorzugt, bei denen erwartet wird, dass sie langfristig die Miete selbst bezahlen

können. Solche Bewerber gibt es inzwi-schen auch in Nord-Neukölln genug. Dies liegt aber nicht an der besonderen Attraktivität Nord-Neuköllns, sondern dass der Wohnungsmarkt inzwischen wieder überall eng geworden ist. Ein zweiter Grund ist, dass ALG II-Emp-fänger wegen der Enge auf dem Woh-nungsmarkt seltener umziehen. Selbst wenn ihre bisherige Wohnung teurer geworden ist, eine billigere finden sie doch nur noch selten. Selbst wenn sie eine kleinere Wohnung akzeptieren würden, ist die dann häufig noch teu-rer als die alte. Deswegen ziehen die wenigsten um, die vom Jobcenter zur Reduzierung ihrer Wohnkosten auf-gefordert werden, sondern zahlen aus ihren letzten Resten des ‚Schonver-mögens’ oder gar aus dem Betrag für ihren Lebensunterhalt den Teil für die Miete, die das Jobcenter dann nicht mehr übernimmt. Das Hauptproblem

ist also die zusätzliche Verarmung der betroffenen ALG II-Haushalte, der sie in Zukunft noch seltener durch einen umzug entgehen können.

Es gibt eine Lesart der Studie, wonach wir kurz vor einem schönen Zustand stehen: In die „Elendsquartiere“ in Nord-Neukölln zie­hen immer mehr gut ausgebildete Menschen, es findet eine Durchmischung statt und die Ghettoisierung wird aufgebrochen. Ist dieser Zustand nicht eine kurze Momentaufnahme, bevor alles auf die andere Seite kippt?

Der größte Teil der Studenten wird (. .) nicht bleiben. Einkommensstärkere werden wegen des engen Wohnungs-markts in Berlin etwas zunehmen. Sie werden aber auf wenige besonders schöne Lagen und schöne Wohnungen bei günstigen Mieten beschränkt blei-ben. Das bedeutet aber für die Miet-entwicklung keine Entwarnung, denn Mieten werden durch die Knappheit auf dem Wohnungsmarkt über-all in Berlin überdurch-schnittlich steigen. Bleiben wird aber die starke Nachfrage von Studenten und jungen Haushalten am Anfang der beruflichen Laufbahn, die Nord-Neukölln auch deshalb als Wohnstandort in Betracht ziehen, weil sie keine lange Wohnpers-pektive haben. Dabei wird auch wichtig bleiben, dass Studenten als Wohnge-meinschaft meist eine höhere Miete zahlen können als ein normaler Nord-Neuköllner Familienhaushalt.Im Reuterkiez entwickelt sich, vielleicht exemplarisch für Nord-Neukölln, ein kre­atives Kleingewerbe und die Gastronomie, es gibt viele Studenten, das Straßenbild hat

sich deutlich gewandelt. In Sachen Verände­rung sei der Kiez „das Auge des Taifuns“, so Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky. Welchen Anteil daran haben politische Ein­griffe wie das Quartiersmanagement?Das Quartiersmanagement wird unserer Einschätzung im Hinblick auf die beschriebenen Entwicklun-gen überschätzt. Die Mittel, die die Quartiersmanager haben, sind ange-sichts der Größe der Gebiete viel zu begrenzt, als dass derartige Auswir-kungen überhaupt möglich wären. Die Quartiersmanager machen eine sinnvolle, engagierte Arbeit in den Gebieten. An der Veränderung der kommerziellen Angebote im Gebiet hat das QM mit Bestimmtheit den geringsten Anteil. Hier kamen statt-dessen zwei andere Entwicklungen zusammen: die geringe Nachfrage

nach Gewerberaum der vergangenen Jahre mit Gewerbemieten, die auch für junge Neu-gründer erschwing-lich waren, sowie die Zuwanderung junger Leute aufgrund der

erwähnten Prozesse auf dem Berliner Wohnungsmarkt. Die Nähe zu den Kreuzberger Szenegebieten hat die Zuwanderung zudem bereits zu Zei-ten verstärkt, als es im Gebiet Reuter-platz selbst noch recht wenig eigene Szeneangebote gegeben hat.

Die Fragen stellten Mathias Hühn und Claudia Mattern

Prenzlauer Berg wird nicht kommenAm 12. März stellte der Soziologe Sigmar Gude von TOPOS Stadtforschung die Ergebnisse der Studie zur Sozialstrukturentwicklung in Nord-Neukölln in der Mensa der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli vor.

GEWERBEENTWICKLuNG IM REuTERKIEZ

DIE NEuEN FAMILIEN

uber 350 Gewerbetriebe gibt es derzeit im Reuterkiez, darunter fallen produzierendes Gewerbe, Handwerksbetriebe, Dienstleister ebenso wie der Einzel- und Großhandel. Wie nehmen die, die schon länger im Kiez ansässig sind, den Boom des Kiezes wahr?

Mieten werden durch die Knappheit auf dem Wohnungsmarkt überall in Berlin überdurch­schnittlich steigen

An der Veränderung der kommerziellen Angebote im Gebiet hat das QM mit Bestimmtheit den geringsten Anteil.

Die TOPOS-Studie finden Sie unter www.reuter-quartier.de/fileadmin/content media/media/Downloads/TOPOS.pdf.

Änderungsschneiderei, Pannierstr. 39 | Ankerklause, Kottbusser Damm 104 | Hundesalon Exquisit, Maybachufer 3 | Radsport Hoffmann, Pannierstr. 9 | Sanderstübl, Sanderstr. 11

6 nachbarn im kiez 7 querbeet

Die Paradiesvögel aus der WeserstraßeTHEATER IM KELLER BERLIN

als am 3. Januar 1987 das The-ater im Keller (TIK) eröffnete, herrschte in Neukölln noch

kulturelle Einöde. Es waren keine leichten Zeiten, die Nachbarschaft konnte mit den Paradiesvögeln in der Weserstraße 211 wenig anfangen. Stattdessen kamen bald BesucherIn-nen aus Charlottenburg, Spandau und anderen Bezirken. Nord-Neuköll-nerInnen verirren sich nach wie vor eher selten.

Michael Brenncke ist gebürtiger Oberösterreicher und hat gerade sein 50-jähriges Bühnenjubiläum hinter sich. Wiener Staatsoper, Hambur-ger Schauspielhaus, München waren seine Stationen, in Berlin folgte die Deutsche Staatsoper und das Theater des Westens. Dort hatte er acht Jahre lang Operette gesungen.

Später kam er wieder zum Operet-ten trällern zurück: ein vom Publikum und der Presse bejubeltes Programm aus den Anfangsjahren des TIK hieß „Traumland Operette“, Regie führte Wolfgang Völz. uberhaupt gingen große Theaterleute im Theater im Kel-ler ein und aus: Evelyn Künneke, Lotti Huber, Brigitte Mira. Wenn Michael Brenncke an die Vorwendezeiten zurückdenkt, wird er ein bisschen wehmütig. „Früher war in Berlin ein Travestietheater neben dem anderen,

im Kudamm-Karree waren es acht Stück auf einem Haufen.“

Im Gegensatz etwa zum Neuköll-ner Heimathafen erhält das TIK als rein privates Theater keine Förde-rung. Gerade mal 51 Personen passen in den Raum. Das erklärt auch die relativ saftigen Eintrittspreise von 27€ für eine Freitags- oder Samstag-show. Die Besucher scheint das nicht abzuhalten, auch bei der 44€ teuren VIP-Lounge ist die Nachfrage groß. „Die Leute gönnen sich auch mal was, – und das in Neukölln!“ bestätigt Ludwig Auster-Brenncke, der Partner von Michael Brenncke.

Er kümmert sich um das Orga-nisatorische und die Buchführung, Sohn Maik Hoffmann-Brenncke betreibt die zum Theater gehörende Bar „Weserkulisse“, wo Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltun-gen stattfinden. Dass es sich um einen Familienbetrieb handelt, zeigt alleine ihr gemeinsamer Nachname. „Ohne Ludwig und Maik wäre das Theater nicht das, was es jetzt ist“ sagt der Intendant. Alle wohnen im gleichen Haus über dem Theater, auch zwei Künstler aus dem Ensemble.

Von der Wandlung des Reuterkie-zes in einen Szene-Bezirk bekommen die TIK-Betreiber natürlich einiges mit. Sie sehen die Sache positiv, je

mehr cafés, Kneipen, Restaurants, desto besser. „Das Wochenende ist der Knaller. Manchmal denke ich, wir sind hier wie früher am Ku’damm, das sind ja Menschenmassen.“ Der Vergleich mit dem Ku’damm fällt oft, dort hatte Michael Brennckes Vater ein großes Lokal.

Die aktuelle Show „Diaries“ ist eine Kreuzung aus Lady Gaga, Nena und volkstümlichen Gassenhauern. Durch das Programm geführt von Confe-rencière Michael präsentieren Dönar Versace, Olga Wodka, Miss Günstig, Madame Luca, Alexia, die Russische und Linda Raatzinger beeindruckende und mitunter sehr grazile Showeinla-gen, ihre Präsenz und Wandlungs-

fähigkeit ist enorm. Sicherlich sorgt auch die Nähe zur Bühne dafür, dass die Plätze meist ausverkauft sind. „Hier ist es halt etwas anderes als an einem straff geführten Staatsthe-ater“ bestätigt Michael Brenncke. „Dort sieht man die Leute nicht, hier siehst du sie reingehen, hier siehst du sie weggehen. Das Theater ist klein, dadurch ist gleich Kontakt da.“ Hin-terher in der Bar kann man sich die Jungs dann ohne Schminke, Perücken und Glitzerfummel anschauen.

Ab der nächsten Spielzeit wird es samstags auch eine Nachtvorstellung um 22.30 uhr geben: „cAmP“ wird die neue Travestieshow heißen, das steht für schlechten Geschmack auf höchs-tem Niveau. „Das fanden wir gut, man darf sich selbst nicht zu ernst nehmen!“

Es bleibt dem Theater im Keller gar nichts anderes übrig, als die Berliner Travestietheatertradition weiter zu pflegen und zu erhalten. Menschen, die Sinn für Schräges und Schrilles haben, sind sehr dankbar.

Claudia Mattern

Theater im Keller Berlin, Weserstr. 211, Tel. 623 1452, www.tikberlin.de. Sänger und Schauspieler für die Travestieshow sowie Künstler für die „Weserkulisse“ können sich gerne melden.

Thema des Projekts „KinderKiezBuch Neukölln“ waren Ereignisse und Erlebnisse von Kindern aus der Elbe-Schule, dem Hort der Rixdorfer Grundschule, dem Hort Sonnenkids der Theodor-Storm-Schule und aus dem Kiosk am Reuterplatz zwischen 5 und 12 Jahren. Unter Anleitung von Projektleiter Hartmut Lettow entstanden vier Bücher und ein Bildergeschichtenheft. Das Projekt „KinderKiezBuch Neukölln“ wurde vom Quartiersrat befürwortet und mit Mitteln aus dem Programm Soziale Stadt finanziert. Kinder und Jugendliche, die ebenfalls Geschichten und Bilder veröffentlichen wollen, können sich gerne bei uns melden: [email protected].

Claudia Mattern

Herr ZahnlückeVon Firuze

Herr Zahnlücke glaubte nie an Zahnfeen. Bis ihm an einem Tag, besser gesagt an einem Abend, ein Zahn abgefallen ist. Herr Zahnlücke legte den Zahn auf den Tisch.Er legte sich ins Bett. Nach vier, fünf, sechs Stunden war er durstig und ging in die Küche, um Wasser zu holen. Plötzlich sah er eine Zahnfee. Die Zahnfee nahm den Zahn mit und legte eine Münze auf den Tisch. Herr Zahnlücke sagte: „WARTE !!! – Wer sind Sie?“Die Zahnfee sagte: „Ich bin die Zahnfee.“Die Zahnfee flog rasch davon.Herr Zahnlücke war ohnmächtig geworden und glaubte immer an Zahnfeen.

Michael Brenncke Foto: Claudia Mattern

Beinah wäre eine Suppenküche daraus geworden. Doch die Eröffnung eines Travestietheaters lag dem Balletttänzer und Schauspieler Michael Brenncke eindeutig näher.

An den Bezirksstadtrat für Jugend und Gesundheit,Herrn Falko LieckeKarl-Marx-Str. 8312040 Berlin

Berlin, den 24.03.2012Sehr geehrter Herr Liecke,

wir wenden uns noch einmal an Sie, um eine schnelle Klärung der Vertragssituation der Einrichtungen der offenen Jugendhilfe anzumahnen. In einem Antwortschreiben vom 14. Februar auf unseren ersten Brief wurde eine Vertragsverlängerung zumindest bis zum Jahresende in Aussicht gestellt. Leider ist diese bis zum heutigen Tag nicht erfolgt. Die Zeit drängt. Für die Träger wird es immer schwieriger, ihr Personal zu halten und „ihre“ Kinder, Jugendlichen und Eltern im Hinblick auf eine Fortführung der Einrichtun­gen und Projekte zu beruhigen.

Ein wesentliches Kapital der offenen Jugendhilfe sind kontinuierliche persönliche Bezie­hungen und Vertrauen. Deshalb brauchen die Einrichtungen verlässliche Rahmenbedin­gungen, um ihre Arbeit erfolgreich gestalten zu können. § 4 des SGB VIII verlangt eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen öffentlicher und freier Jugendhilfe. Gerne würden wir erfahren, wie diese Partnerschaft künftig gestaltet und mit Leben erfüllt werden soll.

Sorge bereitet uns die ungeklärte Situation der Manege. Wir, die Mitglieder des Quartiers­rates, haben die Mitarbeiter dieser Einrichtung als besonders kooperativ und erfolgreich im Umgang mit schwierigen Jugendlichen erlebt. Umso mehr wünschen wir uns gerade an dieser Stelle eine Fortsetzung der Arbeit mit dem Manege­Team.

Wir bitten um eine baldige Stellungnahme.Mit freundlichen Grüßen

Peter Becker Rolf Bindemann

(für den Quartiersrat Reuterplatz und die AG Bildung)

Offener Brief des Quartiersrates Reuterplatz

Pfui! uber Geld redet man nicht, Geld hat man! Was steckt hinter dem Geld, welche Träume, von welchem Para-dies? Auf Straßen und Plätzen im Reuterkiez, rund um den herrmann-platz, die Sonnenallee und die Karl-Marx-Straße befragten SchülerInnen des Albert-Schweitzer-Gymnasiums und der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli NeuköllnerInnen und TouristInnen und schrieben dar-aus Geschichten. Wir sind gespannt,

was wir beim großen Spaghettiessen am 17. Juni auf der Reuterstraße, Ecke Weserstraße an der Wäscheleine zu lesen bekommen. KünstlerInnen, die teilnehmen wollen, melden sich bitte unter Tel. 693 9523, www.lange-tafel.com.

Isabella Mamatis (Regie)

„Lange Tafel Reuterkiez“ im Rahmen von „48 Stunden Neukölln“ am So, 17. Juni, 17–20 Uhr, Reuterstr. / Ecke Weserstr.

Lange Tafel Reuterstraße

Gegendarstellung zum offenen Brief des Quartiersrates

„Mädchen machen Kino“Nun beginnt das große Kino! Wir dre-hen, machen Regie, schauspielern, nehmen Ton und Musik auf, entwi-ckeln Ideen und unsere Filme: Kurz gesagt wir machen zusammen Super 8-Filme zum Thema Tagebuch – aus-gedacht oder real. Du kannst mit Spiel-film, Dokumentarfilm oder Trickfilm experimentieren und dein eigenes Genre erfinden. Mach mit, entwickel deine Ideen und entdecke dabei die vielfachtechnische Welt des Kinos.

Das Projekt ist offen für alle Mäd-

chen. Wir treffen uns regelmäßig jeden Montag von 15 bis 17 uhr im ReachIna und jeden Dienstag von 16.30 bis 18.30 im Szenenwechsel. Kommt alle und bringt eure Freundinnen mit!

Minze, Sophie und Leïla

Mädchenladen ReachIna, Nansenstr. 35, Tel+Fax: (030) 62 98 98 75 http://maedchen-machen-kino.blogspot.de/Das Projekt wird finanziert über den Berliner Projektfonds kulturelle Bildung im Zusammen-hang mit Mädchenclubs in Neukölln: Szenen-wechsel, Schilleria, ReachIna

Von Bezirksstadtrat Falko LieckeSehr geehrter Herr Becker, sehr geehrter Herr Bindemann,

mit Befremden habe ich den offenen Brief des Quartiersrates Reuterplatz hinsichtlich der Zusammenarbeit seitens des Jugendamtes Neukölln mit den freien Trägern der Jugendhilfe in der Feburar/März Ausgabe des „Reuter“ zur Kenntnis genommen. Mir wird mangelnde Transparenz und eine fehlende kontinuierliche, vertrauensvolle Zusammenarbeit unterstellt. Dem habe ich bereits mit Schreiben vom 14. Februar 2012 an den Quartiersrat vehement widersprochen. Wie bekannt ist, wurde hinsichtlich der Leistungs- und Kooperationsverträge des Jugendamtes im Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln vom 13. Juli 2011 unter anderem festgelegt, dass für das Jahr 2012 bis zur erneuten Beschlussfassung der Bezirksverordnetenversammlung keine Verträge geschlossen bzw. verlängert werden dürfen.

Als zuständiger Jugend­ und Gesundheitsstadtrat bin ich darüber hinaus gehalten, die Aus­wirkungen der aktuellen Haushaltssituation mit den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses zu erörtern. Im Rahmen der Sitzungen des Jugendhilfeausschusses am 19. Januar 2012 und am 2. Februar 2012 wurde daher hinsichtlich des bestehenden Angebotes eine größtmögliche Transparenz geschaffen, indem sämtliche Angebote inhaltlich vorgestellt und die aktuellen Gegebenheiten hinsichtlich einer Finanzierung der freiwilligen Leistungen diskutiert wurden. Dieser Ausschuss ist öffentlich. Somit bestand für alle Beteiligten mehrfach die Möglichkeit, sich in die Diskussion einzubringen und bei Unklarheiten Fragen zu stellen. Nach meinem Wissen hat es ein solches Maß an Auskünften und Informationen in dieser Tiefe und Breite in der Vergangenheit zu keinem Zeitpunkt gegeben.

Im Ergebnis dieses Prozesses habe ich mit Schreiben vom 16. Februar 2012 alle betroffenen Träger schriftlich darüber informiert, dass unter dem Vorbehalt einer entsprechenden Beschlussfassung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in der Sitzung am 22. Februar 2012 der mit den Trägern geschlossene Leistungsvertrag verlängert werden kann. Da die Entscheidung von der BVV getroffen wurde, werden nunmehr die Leistungsverträge für den Zeitraum vom 01. Mai 2012 bis 31. Dezember 2012 durch meine Verwaltung vorbereitet – dies braucht in der Tat etwas Zeit. Dieses Verfahren wurde im Jugendhilfeausschuss mehrfach vorgestellt und erklärt.

Zum Interessenbekundungsverfahren für die Jugendeinrichtung „Manege“ auf dem Campus Rütli wurde ebenfalls zweimal im Jugendhilfeausschuss informiert. In der Sitzung am 19. April 2012 wird sich der Ausschuss mit diesem Sachverhalt inhaltlich befassen. Der Träger Fusion e.V. wurde über das beabsichtigte Verfahren bereits im Frühjahr 2011 informiert.

Mir sei der Hinweis gestattet, dass die Art und Weise der Ansprache seitens des Quartiers-rates irritierend ist, zumal der Vertreter Peter Becker an allen Jugendhilfeausschusssitzungen teilgenommen hat und zu jeder Zeit alle relevanten Informationen hatte. Ich verstehe auch nicht, dass sich bisher kein betroffener Träger des Reuterkiezes bei mir gemeldet hat, um mögliche Fragen oder Unklarheiten zu besprechen.

Ich hege aber die Hoffnung, dass zu einer gelassenen und sachlichen Zusammenarbeit über­gegangen wird. Auch zukünftig werde ich mein Vorgehen regelmäßig in den Sitzungen des Jugendhilfeausschusses erörtern und somit ein Höchstmaß an Transparenz sicherstellen.

Mit freundlichen Grüßen,Falko Liecke

Gefördert durch die EU und das Land Berlin im Rahmen des Programms „Zukunftsinitiative Stadtteil“ Teilprogramm „Soziale Stadt“ – Investition in die Zukunft.

IMPRESSUM Der Reuter erscheint sechs Mal im Jahr und liegt an vielen Orten im Reuterkiez aus. | Herausgeber: Quartiersmanagement Reuterplatz, Hobrechtstr. 59, 12047 Berlin, [email protected] | Redaktion: Mathias Hühn (mh), Claudia Mattern (cm), [email protected] | Autoren dieser Ausgabe: Firuze, Minze, Sophie, Leila, Isabella Mamatis, Ilse Wolter | V.i.S.d.P.: Mathias Hühn, Claudia Mattern | Layout: Marie Bauer, www.mariebauer.de | Auflage: 3.000 | Druck: Märkische Verlags- und Druck-Gesellschaft mbH Potsdam | Die nächste Ausgabe erscheint Anfang Juni 2012. Redaktionsschluss: 15. Mai 2012

8 kalender

„Speaker Flowers“, Sound-Objekte von Yan Jun Hörgalerie ohrenhoch, Weichselstr. 49

Nuevo Mundo Chamber Orchestra – Venezolanische Musik für OrchesterNikodemus-Kirche, Nansenstr. 12/13, Eintritt 12€ /10€

„Europe mon amour“Neuköllner Oper, Karl-Marx-Str. 131–133 Weitere Aufführungstermine unter: www.neukoellneroper.de Vorbestellung Tel. 6889 0777, [email protected] Eintritt 9 –24 €

Premiere „ZWEI KRAWATTEN & Incredible Herrengedeck“ Heimathafen Neukölln, Karl-Marx-Str. 141 Tel. 5682 1333

Lescure ProjectPosaunen-Quartett, Nikodemus-Kirche Nansenstr. 12/13, Eintritt frei

Grüner Tisch für Jung und AltKids Garden, zwischen Friedel- und Hobrechtstr.

„Wunderkammer“ (2010) Elektroakustische Musik von Alistair MacDonaldHörgalerie ohrenhoch, Weichselstr. 49 (auch am 22.5.)

Veras Kabinett / Mit Frack und Fummel Travestie und Chanson mit Jezebel Ladouce Theater im Keller, Weserstr. 211

Offenes Treffen der KiezredaktionRestaurant Blaue Tische, Friedelstr. 56

Öffentliche Veranstaltung zum Thema „Mietenentwicklung“QM Reuterplatz

Lesung Regina Nössler: Auf engstem Raum (Thriller)Eintritt 3–5€Buchkönigin, Hobrechtstr. 65

Marie ChainTheater im Keller, Weserstr. 211

4LAUT – Prophetiae SibyllarrumNikodemus-Kirche, Nansenstr. 12/13, Eintritt 8€ /5€

AG BildungElbe-Schule, Elbestr. 11

Konzert „TucsonSongs“ Heimathafen Neukölln, Karl-Marx-Str. 141; Tel. 5682 1333

AG Wohnumfeld Restaurant Blaue Tische, Friedelstr. 56

„Ein Abend mit Larry Schuba – Lieder die mein Leben schrieb“Theater im Keller, Weserstr. 211

Burkhard Ruckert Trio Jazz aus BerlinTheater im Keller, Weserstr. 211

Fabiana Salerno am PianoTheater im Keller, Weserstr. 211

Mit Frack und Fummel Travestie und Chanson mit Jezebel LadouceTheater im Keller, Weserstr. 211

8. So

15. So

17. Di

18.Mi

21.Sa

23.Mo

3.Do6.So

20.So

21.Mo

14.Mo

22.Di

Mi

Di

Mo–Fr

9. Mo

12. Do

24.Di25.Mi

26.Do

28.Sa

April 201214–21h

20h

20h

20h

11h

11–15h

14–21h

19h

18h

19h

19.30h

22h

20h

18h

20h

19h

19h

21h

22h

19h29.So

Mai 2012

Wöchentlich

Octopus-Varieté Heimathafen Neukölln, Karl-Marx-Str. 141, Tel. 5682 1333

„Pseudaria“, Dariusz MazurowskiHörgalerie ohrenhoch, Weichselstr. 49 (auch am 13.5.)

Quartiersrat Sitzung Jugendwohnen im Kiez, Zugang über Hobrechtstr. 55

Grüner Tisch für Jung und AltKids Garden, zwischen Friedel- und Hobrechtstr.

„Mixed Video Pieces“, Dariusz MazurowskiHörgalerie ohrenhoch, Weichselstr. 49 (auch am 27.5.)

Quartiersrat SitzungJugendwohnen im Kiez, Zugang über Hobrechtstr. 55

Öffentliche Veranstaltung zum Thema „Miete und Hartz IV“QM Reuterplatz

1.fr4.Mo

Kinder- & Familienfest zusammen mit QM Donaustraße zwischen Pannierstr. und Weichselstr., Aufbau bis 13 Uhr

Quartiersrat SitzungJugendwohnen im Kiez (Zugang über Hobrechtstr. 55)

Juni 2012

Mo

fr

Fr–Sa

Do–Sa

KirchenchorSt. Christophorus, Nansenstr. 4

Kreativkunstangebot für Kinder und ihre Elternelele-Nachbarschaftszentrum, Hobrechtstr. 55, Tel. 623 6092

Mieterberatung QM Reuterplatz, Hobrechtstr. 59

Nähkurs für Frauen und MädchenYogakurs für Kinder elele-Nachbarschaftszentrum, Hobrechtstr. 55

Konfliktberatung QM Reuterplatz, Hobrechtstr. 59

Tanz-LaboratoriumRicarda Schuh, Lenaustr. 4 (2.OG)

Ausstellung Jörg Christian Jasper: „New York rush hour“ (bis 20.4.) Galerie Pflüger 68, Pflügerstr. 68

Lokalkolorit – Heimatkunde Teil 1 Klaus Bortoluzzi, Denise Sheila Puri, Simone Schwartz Galerie R31, Reuterstr. 31, www.r31.suchtkunst.de

Frauen-Frühstück mit Vorträgen jeden 2. Freitag im Monatelele-Nachbarschaftszentrum, Hobrechtstr. 55, Tel. 623 6092

Travestieshow Diaries (zusätzlich am 29.4., 19 Uhr)Theater im Keller, Weserstr. 211 www.tikberlin.de, Tel. 623 14 52

20h

14–21h

19h

11–15h

14–21h

19h

19h

19h

20–21.30h

16–17.30h

16–18h

15–18h16.30–17.30h

17–19h

18–20h

10–18h

15–19h

10–13h

20h

14–20h