märz 2016 · ändernden umfrageergebnisse zum referendumsausgang werden das pfund durchschütteln....
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PerspektivenMärz 2016
Das Vertrauen, dass die Notenbanken die Konjunktur anzu-
kurbeln vermögen, schwindet. In der kurzen Frist bleiben
die Fundamentaldaten allerdings ordentlich – und die Ak-
tienmärkte attraktiv. Die chinesische Regierung hat kein
Interesse an einer starken Abwertung des Renminbis.
Wirtschaft und Finanzmärkte 1
Zinsen und Währungen 3
Aktien 5
Alternative Anlagen 7
Performance ausgewählter Indizes 8
In den USA überwiegen vorerst nicht die Konjunkturrisi-
ken, sondern die positiven Auswirkungen steigender Löhne
und einer zunehmenden Lohnsumme.
Neben den Vorlaufindikatoren für die deutsche Konjunktur
hat sich auch die Konsumentenstimmung im Euroraum ein-
getrübt. Wir rechnen für das laufende Jahr mit einer leichten
Wachstumsdämpfung.
Das Wachstum in den asiatischen Schwellenländern ist zwar
moderat, aber relativ stabil; weiterhin negativ ist das Wachs-
tum in Lateinamerika. Anzeichen einer zunehmenden
Wachstumsdynamik in den Schwellenländern sind nicht
auszumachen.
USA 9
Eurozone 10
Schweiz 11
Grossbritannien 12
Japan 13
China 14
Kanada 15
Schweden 16
Schwellenländer 17
Russland 18
Wachstumsdynamik bleibt aus
An den Aktienmärkten ist in den letzten Tagen wieder
etwas Ruhe eingekehrt. In den ersten Wochen des Jahres
hielten die Investoren ihr Augenmerk auf die Abwärtsrisi-
ken gerichtet, sodass der Jahresstart gründlich misslang.
Zuletzt machte sich jedoch wieder eine gewisse Zuversicht
bemerkbar, dass die globale Konjunktur doch nicht gera-
dewegs in eine Rezession schlittern wird. Dennoch über-
wiegt der Pessimismus. Das Vertrauen, dass die Notenban-
ken mit mannigfaltigen Massnahmen die Konjunktur anzu-
kurbeln vermögen, schwindet. So wurden in den letzten
Wochen die Wachstumsprognosen für alle Weltregionen
wiederholt nach unten revidiert. Jüngstes Beispiel ist die
OECD, die für 2016 noch ein Wachstum der Weltwirt-
schaft von 3% prognostiziert. Für 2017 sehen aber die
meisten Auguren, nicht nur die OECD, eine leichte Kon-
junkturbeschleunigung. Diese Zuversicht teilen wir nicht.
So befindet sich die US-Wirtschaft bereits im siebten Jahr
des Aufschwungs. Der private Konsum wirkt zwar weiter-
hin stützend, eine erhöhte Nachfrage ist aber nicht auszu-
machen. In der Eurozone werden zudem die aktuell wir-
kenden positiven Effekte wie der schwächere Euro, die
expansive Geldpolitik und der niedrige Erdölpreis ihr Mo-
mentum verlieren. Und die Schwellenländer stecken weiter
im strukturellen Reformstau fest. Dies spricht nicht für
eine Beschleunigung des globalen Wachstums – aber auch
nicht für einen Einbruch. Wie Grafik 1 zeigt, rechnen wir
für 2016 und 2017 mit einem konstanten Weltwirtschafts-
wachstum von rund 3%. Dies entspricht jedoch einem
Wachstum, das deutlich tiefer ist als in früheren Jahren.
Geopolitische Risiken halten Märkte auf Trab
In der kurzen Frist bleiben die Fundamentaldaten zufrie-
denstellend. Entsprechend sind die Aktienmärkte vorerst
noch attraktiv. Allerdings spricht die geopolitische Situati-
on nicht für ruhige Zeiten. Überraschungen im US-
amerikanischen Wahlkampf, erhöhte Spannungen im Süd-
chinesischen Meer, Verzögerungen bei den Regierungsbil-
dungen in den südeuropäischen Ländern, die verworrene
Lage im Syrienkrieg, aber vor allem die Diskussionen um
einen Austritt Grossbritanniens aus der EU sowie die
Flüchtlingskrise in Europa werden die Finanzmärkte auf
Trab halten. Regen und Sonnenschein werden sich ab-
wechseln, die Volatilität also hoch bleiben (Grafik 2).
Japan: Abenomics verstärkt in der Kritik
In Japan ist die Volatilität nicht nur an den Finanzmärkten,
sondern auch beim BIP-Wachstum ausgeprägt: Im 1. Quar-
tal 2015 war das BIP positiv, im 2. negativ, im 3. wieder
positiv und im Schlussquartal erneut negativ. Im Jahres-
durchschnitt hat das BIP um 0.4% zugelegt, was etwa dem
Potenzialwachstum entspricht. In jüngster Zeit wird die
Wirkung der Abenomics kritischer hinterfragt. Eine ihrer
Stossrichtungen bestand, vereinfacht gesagt, darin, mittels
quantitativer Lockerung den Yen zu schwächen und damit
Unternehmensgewinne und Aktienpreise zu steigern. Dank
dem verbesserten Umfeld sollten die Unternehmen in der
Folge ihre Investitionen erhöhen und die Löhne anheben,
was wiederum den privaten Konsum beleben sollte. Der
erste Teil dieses Transmissionsmechanismus war erfolg-
reich, sind doch die Unternehmensgewinne und die Aktien-
0
5
10
15
20
25
30
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40
45
01/15 04/15 07/15 10/15 01/16
Volatilitätsindex (VIX)
0.0
1.0
2.0
3.0
4.0
5.0
6.0
2004 - 13 2014 2015 2016* 2017*
Industrieländer Schwellenländer Global
Perspektiven, März 2016 1
kurse seit 2013 eindrücklich gestiegen. Mit dem zweiten
Teil hapert es aber. Die Investitionen haben sich nicht im
gewünschten Ausmass verbessert. Auch der leichte Lohn-
anstieg ist deutlich geringer als erhofft und noch zu be-
scheiden, um die Konsumausgaben anzukurbeln (Grafik 3).
Die Unternehmen werden trotz ihrer besseren Ertragslage
die Investitionen nicht stark aufstocken und keine nen-
nenswert höheren Löhne zahlen, solange die Nachfrage-
perspektiven eingetrübt sind. Und diese sind im Inland
unter anderem wegen der schrumpfenden Bevölkerung und
im Ausland aufgrund des moderaten globalen Wachstums
nicht rosig. Das Wirtschaftswachstum Nippons wird be-
scheiden bleiben, und weitere geldpolitische und möglich-
erwiese fiskalpolitische Lockerungen sind zu erwarten.
China: Kein Interesse an starker CNY-Abwertung
Seit die chinesische Zentralbank den Fixkurs der eigenen
Währung nicht mehr willkürlich festlegt, sondern am Spot-
handel orientiert, ist der Renminbi deutlich volatiler ge-
worden.. Dies hat zu Ängsten geführt, dass sich der Ren-
minbi massiv abschwächen und einen deflationären Schock
für die Weltwirtschaft auslösen wird. Allerdings hat die
chinesische Regierung keine Absicht und kein Interesse an
einer starken Abwertung ihrer Währung. Vielmehr will sie
erstens den Wechselkurs des Renminbis in Zukunft von
den Marktkräften bestimmen lassen. Zweitens soll er sich
von der Ankoppelung an den US-Dollar lösen und sich
verstärkt an einem Währungskorb ausrichten. Das ökono-
mische und geldpolitische Umfeld, das angeschlagene Ver-
trauen in Chinas Wirtschaftspolitik sowie die Öffnung der
Märkte in den letzten Jahren haben seit einiger Zeit zu
massiven Kapitalabflüssen geführt, was entsprechenden
Abwertungsdruck auf den Renminbi ausübt. Die Regierung
versucht mittels verschiedenster Massnahmen das Vertrau-
en zurückzugewinnen und somit die Kapitalabflüsse einzu-
dämmen: Seit einigen Wochen hält die Zentralbank den
Renminbi recht stabil, was aber mit hohen Interventionen
am Devisenmarkt verbunden ist (Grafik 4). Zudem ergreift
die Zentralbank Massnahmen, Lecks zu orten, um vor
allem illegale Abflüsse zu unterbinden.
China muss Kommunikation verbessern
Für Unsicherheit hat die ungenügende Kommunikation der
Währungshüter bei der Ankündigung von Liberalisierungs-
schritten im letzten Jahr gesorgt. Mitte Februar gab der
Zentralbankpräsident nun ein längeres Interview, in dem er
sich zum Wechselkursregime und zu den Kapitalabflüssen
äusserte. Diese offene Kommunikation wurde vom Markt
begrüsst. Um das Vertrauen zu stärken, müssen auch die
Konjunkturängste der Anleger abgebaut werden. Dazu sind
weitere Stimulierungsmassnahmen notwendig. China ver-
fügt noch über umfangreiche Mittel und bewegt sich auf
der Lernkurve nach oben. Unser Basisszenario beruht auf
einer leichten Abschwächung des Renminbis vor allem
gegenüber dem US-Dollar. Sollten aber die massiven Kapi-
talabflüsse unverändert anhalten, würden die Devisenreser-
ven mit der Zeit auf ein kritisches Niveau sinken. Bei die-
sem Risikoszenario wären eine strikte Kapitalverkehrskon-
trolle, eine restriktivere Geldpolitik oder eine stärkere Ab-
wertung des Renminbis mögliche Folgen.
-150
-100
-50
0
50
100
150
2007 2009 2011 2013 2015
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
4500
Devisenreserven (Ver. vs. Vm. in Mrd. USD)
Devisenreserven (in Mrd. USD, r. S.)
-3.0
-2.5
-2.0
-1.5
-1.0
-0.5
0.0
0.5
1.0
1.5
2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016
Basis-Monatslohn (in % vs. Vj.)
Perspektiven, März 2016 2
EZB wird im März erneut handeln
Im März stehen die nächsten geldpolitischen Sitzungen der
Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-Notenbank
Fed an. Vom Fed erwarten wir keine Änderung. Allerdings
deutet vieles darauf hin, dass die EZB weitere Locke-
rungsmassnahmen ergreifen wird. Mario Draghi nannte in
den vergangenen Wochen zwei Bedingungen, von denen
mindestens eine erfüllt sein müsse, um zusätzliche Schritte
auszulösen: erstens rückläufige Inflationserwartungen und
zweitens die Geldpolitik beeinträchtigende Finanzmarkt-
turbulenzen. Unseres Erachtens sind beide Bedingungen
erfüllt. So zeigt Grafik 1, dass die erwartete Inflation in
fünf Jahren für die darauffolgenden fünf Jahre kräftig ge-
sunken ist und sich mittlerweile auf Niveaus befindet, die
selbst die Stressphase nach der Finanzkrise von 2008 unter-
schreiten. Bei der aktuellen Marktlage gehen wir nicht
davon aus, dass sich diese Werte bis zur geldpolitischen
Sitzung der EZB am 10. März erhöhen werden. In Bezug
auf die zweite Bedingung, die wir ebenfalls als erfüllt erach-
ten, zeigt Grafik 2 eine neuerliche Stresssituation für die
geldpolitisch bedeutsamen europäischen Banktitel an, wo
sowohl Aktien- als auch Bondkurse kräftig nachgegeben
haben. Die EZB stellt dem Sektor zwar genügend Liquidi-
tät zur Verfügung. Investoren befürchten jedoch, dass der
Bestand an notleidenden Krediten in den kommenden
Quartalen wegen der globalen wirtschaftlichen Flaute und
der Turbulenzen im Energiesektor deutlich steigen könnte
und zusätzlicher Eigenkapitalbedarf entsteht. Wir halten
diese Befürchtungen für überzogen; dennoch wird die EZB
ein Beruhigungssignal setzen.
Anleihen der Schwellenländer wieder attraktiver
Die unserer Meinung nach übertriebenen Konjunktursor-
gen der Investoren um China haben sich zuletzt etwas
gelegt. Zudem schaffen die mittlerweile pessimistischen
Erwartungen in Bezug auf die US-Konjunktur wieder mehr
Potenzial für positive Überraschungen. Gleichzeit dürfte
das Fed bei der Normalisierung seiner Geldpolitik noch
behutsamer vorgehen als bislang verkündet. Insofern sollte
sich die Stimmung bezüglich der Schwellenländer insge-
samt aufhellen, und somit sich die Renditedifferenzen ihrer
Staatsanleihen gegenüber den «sicheren Häfen» wieder
einengen.
Leichte Beruhigung an der Währungsfront
Nach dem turbulenten Start ins Jahr hat sich die Lage an
der Währungsfront beruhigt. Insbesondere scheint die
chinesische Zentralbank die Marktteilnehmer davon zu
überzeugen, dass sie keine rasche und dezidierte Abwer-
tung des Renminbis anpeilt. Zudem äusseren sich aufgrund
der Unsicherheiten zu Jahresbeginn auch die Mitglieder der
US-amerikanischen Notenbank wieder vorsichtiger. Das
Fed wird seinen Zinserhöhungszyklus zögerlicher fortset-
zen, und die Aufwertung des US-Dollar wird folglich nicht
ungehindert anhalten. Entsprechend bekamen die in den
vergangenen Wochen arg unter die Räder gekommenen
Schwellenländerwährungen teilweise Aufwind. Aus Schwei-
zer Sicht fällt zudem auf, wie der Schweizer Franken zum
Euro in einem engen Band um 1.10 schwankt. Beruhigung
heisst aber nicht Ruhe an der Währungsfront. Wie Grafik 3
zeigt, hat sich zum Beispiel der japanische Yen in
40
90
140
190
0
100
200
300
400
500
600
700
03/08 03/10 03/12 03/14 03/16
CDS auf Nachranganleihen europäischer Banken
MSCI Eurozone Banken (r. S.)
1.4%
1.7%
2.0%
2.3%
2.6%
2.9%
03/08 03/10 03/12 03/14 03/16
Inflationserwartungen in 5 Jahren für 5 Jahre
Perspektiven, März 2016 3
den letzten Monaten gegenüber dem Schweizer Franken
deutlich aufgewertet – obwohl beide Währungen als soge-
nannt sichere Häfen gelten. Gerade entgegengesetzt war in
den letzten Wochen die Entwicklung des britischen
Pfunds. Bekanntlich haben die Diskussionen um einen
möglichen Austritt Grossbritanniens aus der EU der briti-
schen Währung zugesetzt. Im Falle einer möglichen Ent-
scheidung für einen Austritt ist ein weiterer Abwärtsdruck
auf die Währung zu erwarten. Dennoch ist unser Haupt-
szenario – analog zu den aktuellen Umfragen – , dass die
Briten für einen Verbleib in der EU abstimmen werden.
Stabiler EUR/CHF-Wechselkurs
Wird sich der Schweizer Franken weiter in engen Bahnen
zum Euro entwickeln? Aus Grafik 4 geht die enge Korrela-
tion zwischen der 1-Monats-Volatilität von GBP/CHF und
JPY/CHF hervor. Eine Interpretation ist, dass der Schwei-
zer Franken aktuell nicht im Fokus der internationalen
Anleger steht. Die «Musik spielt zurzeit anderswo». Dies
spricht für einen weiterhin stabilen Kurs zwischen Franken
und Euro. Hingegen wird die sich intensivierende Diskus-
sion über den Brexit die Volatilität des britischen Pfunds
weiter erhöhen. Die in den nächsten Wochen wohl oft
ändernden Umfrageergebnisse zum Referendumsausgang
werden das Pfund durchschütteln. Gemäss unseren Ein-
schätzungen wird sich zudem der Franken in den nächsten
Monaten auch gegenüber den G10-Rohstoffwährungen
kanadischer Dollar, australischer Dollar und neuseeländi-
scher Dollar seitwärts entwickeln. Die Abstrafung des
Rohstoffpreiszerfalls läuft langsam aus.
25. Feb. 16 Juni 16 März 17
Leitzins in %
CHF –0.75 –0.75 –0.75
EUR 0.05 0.05 0.05
GBP 0.50 0.50 0.75
SEK –0.50 –0.50 –0.50
USD 0.25 0.25 0.75
CAD 0.50 0.50 0.50
JPY –0.10 –0.30 –0.30
AUD 2.00 1.75 1.75
Rendite Staatsanleihen 10 Jahre in %
CHF –0.49 –0.20 –0.10
EUR 0.73 0.70 0.80
GBP 1.36 1.60 2.00
SEK 0.46 0.60 0.90
USD 1.70 2.10 2.30
CAD 1.14 1.30 1.60
JPY –0.06 0.10 0.10
AUD 2.45 2.70 2.90
Wechselkurse …/CHF
EUR 1.09 1.08 1.08
GBP 1.38 1.44 1.48
SEK 11.62 11.74 12.13
USD 0.99 0.99 1.03
CAD 0.73 0.72 0.75
JPY 0.88 0.84 0.83
AUD 0.71 0.69 0.70
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
02/15 05/15 08/15 11/15 02/16
GBP/CHF JPY/CHF EUR/CHF
1.20
1.25
1.30
1.35
1.40
1.45
1.50
1.55
1.60
0.70
0.72
0.74
0.76
0.78
0.80
0.82
0.84
0.86
0.88
0.90
02/15 05/15 08/15 11/15 02/16
JPY/CHF GBP/CHF (rechte Skala)
Perspektiven, März 2016 4
Beruhigung gegen Ende des Monats
Der Februar war wieder ein durch heftige Volatilität ge-
kennzeichneter Monat – mit einem letztendlich versöhnli-
chen Ausklang. Im Einzelnen haben die wichtigsten Welt-
börsen den Februar wie folgt abgeschlossen: Swiss Perfor-
mance Index -4.2%, S&P 500 -0.4%, DAX -3.1%, Euro-
stoxx -3.3%, FTSE100 +0.2%, Nikkei -8.5%, MSCI World
(in Lokalwährung) -1.5%. Es fällt auf, dass Aktien aus der
Schweiz und der Eurozone und vor allem aus Japan nach
dem schwachen Januar-Monat erneut mit deutlichen Ver-
lusten aufgewartet haben. Hauptgrund für die stark negati-
ve Entwicklung des japanischen Aktienmarktes war die
kräftige Aufwertung des Yen. Der US Aktienmarkt, gemes-
sen am S&P 500 als wichtigster Taktgeber der Weltbörsen,
scheint im Laufe der vergangenen Monate in der Gegend
von 1‘850 Punkten eine massive Unterstützung gefunden
zu haben. So hat sich der S&P 500 seit Mitte Februar wie-
der deutlich von der erwähnten Marke nach oben entfernt
und notiert mittlerweile mit 1‘932 Punkten wieder knapp
5% darüber. Noch stärker ausgefallen ist die Erholung ab
Mitte Februar bei Aktien aus der Eurozone und Grossbri-
tannien. Neben der Stabilisierung am Aktienmarkt began-
nen auch die Rohstoffwerte langsam ihren Boden auszubil-
den. Allen voran findet hier natürlich das Rohöl grosse
Beachtung. Gelingt es dem Rohöl sich über USD 30 pro
Barrel zu stabilisieren, dann ist wohl einer der wichtigsten
Auslöser für den jüngsten Kursverfall am Aktienmarkt
beseitigt. Bei den Sektoren setzte sich die Talfahrt der
Finanzdienstleister, insbesondere der Banken, fort. Trotz
der verbesserten Bankenaufsicht und höherer Eigenkapi-
taldecken ist die Skepsis der Investoren in Bezug auf die
finanzielle Gesundheit des Sektors zurückgekehrt. Wäh-
rend sich die Grundstoffbranche etwas von den Turbulen-
zen der Vormonate erholte, schloss der Energiesektor den
Monat kaum verändert.
Gewinnerwartungen trüben sich wieder ein
Gegen Ende des letzten Jahres setzte bei den Gewinnrevi-
sionen der Finanzanalysten eine Wende zum Besseren ein.
Die Zahl der Prognostiker, die ihre Schätzungen nach
unten revidierten, ging zurück, womit der Index stieg.
Diese Aufwärtsbewegung war jedoch nur von kurzer Dauer
(Grafik 1). Die Analysten sind innerhalb kürzester Zeit
wieder pessimistischer geworden, sodass der Index mitt-
lerweile unter dem vorherigen Tief vom November steht.
Die Gewinnwachstumserwartungen für das laufende
KGV*
24. Feb. 16
Gewinn-
wachstum**
24. Feb. 16
Dividenden-
rendite***
24. Feb. 16
Welt 15.0 5.7 3.1
Schweiz 15.7 4.3 3.2
Europa 13.6 4.6 4.2
Nordamerika 16.1 5.3 2.7
Asien/Pazifik 12.7 9.6 3.1
Em. Markets 10.9 6.0 3.5
Asien 10.5 4.0 3.6
Lateinamerika 12.7 24.2 3.4
Europa 7.6 –7.8 4.1
-0.5
-0.4
-0.3
-0.2
-0.1
0
0.1
0.2
12/07 12/09 12/11 12/13 12/15
Gewinnrevisionen für den MSCI Welt
Gleitender Durchschnitt (3 Monate)
80
90
100
110
12/14 03/15 06/15 09/15 12/15 03/16
MSCI Pazifik (indexiert, 31.12.15 = 100)
MSCI Welt (indexiert, 31.12.15 = 100)
Perspektiven, März 2016 5
Fiskaljahr betragen aktuell 3.5%. Für das kommende Jahr
gehen die Schätzungen mit 12% allerdings deutlich nach
oben. Gemäss unserer volkswirtschaftlichen Einschätzung
sehen wir positives Überraschungspotenzial für 2016 und
negatives für 2017. Wir gehen davon aus, dass die Investo-
ren in Bezug auf das globale Wirtschaftswachstum 2016 zu
pessimistisch sind. Die US-Konjunktur sollte dieses Jahr
noch auf Wachstumspfad bleiben. Rezessionsängste sind
deshalb übertrieben. Behalten wir recht, sind somit auch
die Gewinnwachstumserwartungen für 2016 zu niedrig.
Der Konjunkturzyklus in den USA befindet sich aber be-
reits in einer reifen Phase. Die Arbeitslosenquote dürfte
zwar noch weiter fallen. 2017 sollte jedoch der Tiefpunkt
erreicht sein und die Trendwende einsetzen, wobei sich die
Wirtschaft abkühlen dürfte. Weil die USA nach wie vor als
globale Konjunkturlokomotive fungieren, sind auch schwä-
chere Wachstumszahlen im Rest der Welt zu erwarten.
Pazifik nach Korrektur wieder attraktiver
Die Aktienmärkte des pazifischen Raumes haben in den
vergangenen Wochen besonders deutlich korrigiert (Grafik
2). Dafür hauptverantwortlich war vor allem der japanische
Aktienmarkt, welcher im Februar gemessen am MSCI
Japan um 9.3% an Wert eingebüsst hat. Der MSCI Pacific
ex Japan (in Lokalwährung) büsste dagegen nur 0.9% ein.
Wesentliche Ursachen für diese Entwicklung waren die
Konjunktursorgen in Bezug auf den für Japan wichtigen
Handelspartner China und die kräftige Aufwertung des
japanischen Yen. Sollte diese Aufwertung anhalten, dürfte
sich die Bank of Japan allerdings zu weiteren Lockerungs-
massnahmen veranlasst sehen. Die Sorgen um Chinas
Konjunktur haben wir für übertrieben gehalten, und sie
scheinen sich auch bei anderen Investoren zumindest vo-
rübergehend zu verflüchtigen. Die Bewertung des MSCI
Pazifik liegt gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
mit 12.7 weit unter dem globalen Durchschnitt (15.0).
Insgesamt hat sich die Attraktivität der Aktien dieser Regi-
on gegenüber dem Rest der Welt wieder deutlich erhöht.
Deutliche Kursgewinne für Verkäufe nutzen
Die schwache Verfassung der Weltwirtschaft und die un-
gewöhnliche Häufung systemischer und politischer Risiken
lassen ein weiter schwieriges Börsenjahr erwarten. Im Rah-
men einer defensiven Anlagestrategie sollten deshalb an-
stehende Markterholungen konsequent zur Risikoreduktion
genutzt werden.
EnergieGrund-
stoffeIndustrie
Zykl.
Konsum
n-zykl.
Konsum
Gesund-
heit
Finan-
zen
Techno-
logieTelekom
Versor-
ger
n -3.8 -4.9 -4.2 -7.5 -1.4 -9.5 -13.4 -7.6 1.0 0.5
n -3.3 -4.5 -3.7 -7.0 -0.9 -9.0 -13.0 -7.1 1.5 1.0
n -2.8 -4.7 -4.4 -7.6 -0.6 -9.1 -13.1 -7.5 1.3 1.2
-14
-12
-10
-8
-6
-4
-2
0
2in CHF in EUR Lokalwährung
KGV*
24. Feb. 16
Gewinn-
wachstum**
24. Feb. 16
Dividenden-
rendite***
24. Feb. 16
MSCI Welt 15.0 5.7 3.1
Energie 30.9 –18.6 4.6
Grundstoffe 16.0 0.1 3.0
Industrie 14.9 9.1 2.7
Zykl. Konsum 14.8 12.4 2.6
Nichtzykl. Konsum 20.2 6.3 2.7
Gesundheit 15.4 8.4 2.5
Finanzwerte 10.9 4.5 3.8
Inform. Technologie 15.5 7.0 2.4
Telekom 14.8 6.1 4.5
Versorger 15.2 –1.1 3.9
SchweizEuropa
ex CHEurozone
Grossbri-
tannien
Nord-
amerika
Asien/
PazifikJapan
Schwellen-
länderWelt
n -9.8 -8.5 -9.6 -7.3 -5.8 -10.0 -11.2 -7.1 -7.1
n -9.4 -8.1 -9.2 -6.9 -5.3 -9.6 -10.8 -6.7 -6.7
n -9.8 -6.2 -9.2 -1.5 -5.4 -11.2 -16.2 -5.2 -6.9
-18
-16
-14
-12
-10
-8
-6
-4
-2
0in CHF in EUR Lokalwährung
Perspektiven, März 2016 6
Long-Short Equity
Aufgrund des aktuellen Tiefzinsumfelds und in Erwartung
steigender Zinsen werden Anleger mit Obligationen über
die nächsten 5 Jahre im besten Fall kein Geld verlieren.
Aktien dagegen bieten Kurssteigerungspotential. Wie die
Entwicklung im laufenden Jahr allerdings vor Augen führt,
sind Aktien erheblichen Wertschwankungen unterworfen
und sind somit keine risikoarme Renditequelle. Demgegen-
über stellen marktneutrale Long-Short Aktien Strategien
eine Anlagemöglichkeit mit einem deutlich attraktiveren
Rendite-/Risikoprofil dar. Der Vorteil von Long-Short
Strategien besteht darin, dass sich solche weitgehend unab-
hängig von der jeweiligen Marktrichtung entwickeln. Er-
reicht wird dies, indem Aktien sowohl gekauft (Long Posi-
tionen) als auch verkauft (Short Positionen) werden. Mit
der Kombination von Long- und Short-Positionen wird
das Aktienmarkrisiko neutralisiert. Long-Short Aktienstra-
tegien sind nicht korreliert zu anderen Anlageklassen und
erhöhen die Diversifikation auf Portfolioebene. Neben der
Erhöhung der Portfoliodiversifikation kann mit Hilfe von
Long-Short Equities zudem die Rendite optimiert werden.
Die positiven Effekte solcher Strategien sind in der Grafik
1 ersichtlich. Während die globalen Aktienmärkte schwach
ins neue Jahr gestartet sind, konnte die von der GKB aktiv
bewirtschaftete Long-Short Aktienstrategie in den ersten
zwei Monaten sogar ein Plus von 2.5% (in CHF) erzielen.
Gold und Silber
Die Preise von Gold und Silber profitieren 2016 vom Tief-
zinsumfeld und der vermehrten Suche nach risikolosen
Anlagen. Der jüngste Anstieg des Goldpreises ist auf die
„Risk-off“-Stimmung der Investoren zurückzuführen,
welche durch die Unsicherheit über das globale Wirt-
schaftswachstum ausgelöst wurde. Es ist anzunehmen, dass
sich die zuletzt starken Zuflüsse in Gold-ETF’s und Gold-
Futures wieder relativieren, sobald die globale Risikoaversi-
on zurückgeht. Jedoch besteht eine Chance für einen nach-
haltigen Aufwärtstrend, wenn der nächste Rückgang des
Goldpreises die Marke von USD 1‘050 nicht unterschreitet.
Etwas anders sieht die Situation beim Silber aus. Silber wird
nicht ausschliesslich als Krisenwährung wahrgenommen,
sondern kommt in diversen Industriesektoren zum Einsatz.
Deshalb ist der Silberpreis noch mehr vom Konjunkturver-
lauf abhängig und von einer erhöhten Volatilität geprägt.
Technisch gesehen konnte der letzte Kursanstieg nicht zum
Ausbruch aus dem Negativtrend verhelfen.
2013 2014 2015 2016
Immobilien (Performance in CHF)
EPRA/NAREIT Global Index 1.4 29.5 0.8 -4.3
SXI Real Estate Share Index -6.9 13.6 9.6 1.9
3 SXI Real Estate Funds Index -2.8 15.0 4.2 2.7
Edelmetalle (Performance in USD)
Gold -28.0 -1.7 -10.4 16.7
Silber -35.8 -19.3 -11.9 7.7
Platin -11.0 -11.9 -26.2 4.7
Rohstoffe (Performance in USD)
Rohöl der Sorte WTI 7.2 -45.9 -30.5 -8.9
Rohöl der Sorte Brent 0.0 -49.7 -35.9 -3.5
S&P GSCI Commodity Index -1.2 -33.1 -32.9 -7.1
Bloomberg Commodity Index -9.5 -17.0 -24.7 -3.3
Währungen
EUR/CHF 1.5 -1.9 -9.6 -0.5
USD/CHF -2.8 11.7 0.7 -0.5
GBP/CHF -1.0 5.2 -4.8 -5.9
JPY/CHF -20.1 -2.1 0.4 6.0
Alternative Risikoprämien
Managed Futures, hdg. CHF1 5.5 13.3 -1.7 3.4
LGT Cat Bonds Fund, hdg. CHF 4.5 1.7 0.4
0.0
Long-Short Equity CHF 2.6
SWC (LU) Systematic Volatility -1.7
Perspektiven, März 2016 7
Performance in % Lokal in CHF in EUR in USD Lokal in CHF in EUR in USD
Aktien
Schweiz SPI Index -4.2 -4.2 -1.9 -1.4 -9.3 -9.3 -8.9 -8.8
Schweiz SMI Index -5.0 -5.0 -2.7 -2.3 -10.4 -10.4 -10.0 -10.0
Schweiz SPI EXTRA Index -0.1 -0.1 2.4 2.8 -3.7 -3.7 -3.2 -3.2
Eurozone Euro Stoxx 50 Index -3.1 -5.5 -3.1 -2.7 -9.6 -10.0 -9.6 -9.5
Eurozone Euro Stoxx Mid-Cap Index -3.0 -5.3 -3.0 -2.5 -9.3 -9.7 -9.3 -9.3
Deutschland DAX Index -3.1 -5.4 -3.1 -2.7 -11.6 -12.0 -11.6 -11.6
Deutschland DAX Mid-Cap Index -0.3 -2.7 -0.3 0.1 -6.5 -7.0 -6.5 -6.5
Frankreich CAC 40 Index -1.3 -3.7 -1.3 -0.9 -6.0 -6.4 -6.0 -6.0
Holland AEX Index -0.5 -2.9 -0.5 -0.1 -2.9 -3.4 -2.9 -2.9
Italien FTSE MIB Index -5.5 -7.8 -5.5 -5.1 -17.7 -18.1 -17.7 -17.7
Spanien IBEX 35 Index -3.9 -6.2 -3.9 -3.5 -10.7 -11.2 -10.7 -10.7
Grossbritannien FTSE 100 Index 0.9 -3.7 -1.3 -0.9 -1.6 -7.5 -7.0 -7.0
Schweden OMX 30 Index 1.3 -1.7 0.7 1.1 -5.1 -7.3 -6.8 -6.8
Norwegen OBX Index 2.4 -0.4 2.0 2.5 -5.0 -4.0 -3.5 -3.5
Finnland HEX Index -5.0 -7.3 -5.0 -4.6 -7.8 -8.2 -7.8 -7.8
USA Dow Jones Industrial 0.7 -2.1 0.3 0.7 -4.7 -5.2 -4.7 -4.7
USA S&P 500 Index -0.1 -2.9 -0.6 -0.1 -5.1 -5.6 -5.1 -5.1
USA Russel 2000 Index 0.0 -2.8 -0.4 0.0 -8.8 -9.3 -8.8 -8.8
USA Nasdaq Composite Index -1.0 -3.8 -1.4 -1.0 -8.8 -9.2 -8.8 -8.8
Kanada TSX Composite Index 0.5 1.5 3.9 4.4 -0.7 1.3 1.8 1.8
Australien All Ordinaries Index -1.2 -3.1 -0.7 -0.3 -6.6 -8.7 -8.3 -8.3
Japan Nikkei 225 Index -8.4 -4.5 -2.2 -1.8 -15.7 -10.6 -10.2 -10.2
Singapur Straits Times Index 1.5 -0.2 2.3 2.7 -7.4 -7.0 -6.6 -6.6
Hong Kong Hang Seng Index -2.9 -5.5 -3.2 -2.8 -12.8 -13.5 -13.1 -13.0
Shanghai Shanghai SE Comnposite -1.8 -4.1 -1.7 -1.3 -24.0 -25.0 -24.7 -24.7
Industrieländer MSCI Welt -1.5 -3.5 -1.2 -0.7 -6.9 -7.1 -6.7 -6.7
Schwellenländer MSCI Emerging Markets 0.1 -3.0 -0.6 -0.2 -5.2 -7.1 -6.7 -6.6
Schwellenländer MSCI EM Asien -0.7 -4.1 -1.7 -1.3 -7.0 -9.0 -8.5 -8.5
Schwellenländer MSCI EM Südamerika 2.9 0.9 3.3 3.8 0.9 -1.5 -1.0 -1.0
Schwellenländer MSCI EM Europa 1.0 -1.2 1.3 1.7 1.1 -1.1 -0.6 -0.6
Obligationen
CHF Gesamtmarkt 1.2 1.2 3.7 4.1 3.0 3.0 3.5 3.5
CHF Eidgenossen 2.0 2.0 4.5 4.9 5.1 5.1 5.6 5.6
CHF Schweizer Pfandbriefe 1.3 1.3 3.8 4.3 3.1 3.1 3.6 3.6
CHF Corporate global (CHF hdg.) 0.4 2.9 3.3 0.8 1.2 1.3
EUR Staatsanleihen Eurozone 0.9 -1.5 0.9 1.4 2.9 2.4 2.9 2.9
EUR Staatsanleihen Deutschland 1.6 -0.9 1.6 2.0 4.2 3.7 4.2 4.2
EUR Staatsanleihen Frankreich 1.3 -1.1 1.3 1.7 3.7 3.2 3.7 3.7
EUR Staatsanleihen Italien 0.3 -2.1 0.3 0.7 1.4 0.9 1.4 1.4
EUR Staatsanleihen Spanien 0.3 -2.1 0.3 0.7 1.8 1.3 1.8 1.8
EUR Covered Bonds 0.7 -1.7 0.7 1.1 1.6 1.1 1.6 1.6
EUR Corporate global (EUR hdg.) 0.5 -1.9 0.5 0.9 0.9 0.4 0.9 0.9
GBP Staatsanleihen Grossbritannien 1.5 -3.1 -0.7 -0.3 5.4 -0.8 -0.4 -0.3
SEK Staatsanleihen Schweden 0.7 -2.2 0.2 0.6 3.3 0.9 1.3 1.4
NOK Staatsanleihen Norwegen 0.6 -2.1 0.3 0.7 1.3 2.4 2.9 2.9
DKK Staatsanleihen Dänemark 1.7 -0.7 1.7 2.1 4.8 4.3 4.8 4.8
USD Staatsanleihen USA 1.0 -1.8 0.6 1.0 3.2 2.7 3.2 3.2
CAD Staatsanleihen Kanada 0.4 1.3 3.8 4.3 1.4 3.5 4.0 4.0
AUD Staatsanleihen Australien 1.4 -0.4 2.0 2.4 2.9 0.5 1.0 1.0
NZD Staatsanleihen Neuseeland 1.3 0.4 2.8 3.3 3.0 -1.3 -0.8 -0.8
JPY Staatsanleihen Japan 2.0 6.3 8.9 9.4 3.5 9.7 10.2 10.3
Diverse Staatsanleihen Emerging Markets -2.3 0.1 0.5 0.9 1.4 1.4
Weitere Anlageklassen
Immobilien SXI Real Estate Funds Index 1.9 1.9 4.4 4.9 2.7 2.7 3.2 3.2
Immobilien SXI Real Estate Shares Index 0.6 0.6 3.1 3.5 1.9 1.9 2.4 2.5
Immobilien FTSE EPRA/NAREIT Global Index n.a. -2.2 0.2 0.7 n.a. -4.8 -4.4 -4.3
Rohstoffe S&P/GSCI Commodity Index -2.0 -4.8 -2.4 -2.0 -7.1 -7.5 -7.1 -7.1
Rohstoffe Bloomberg Commodity Index -1.6 -4.4 -2.0 -1.6 -3.3 -3.8 -3.3 -3.3
Rohstoffe Gold - Feinunze 10.8 7.7 10.3 10.8 16.7 16.1 16.7 16.7
Rohstoffe US-Leichtöl( WTI) - Barrel 0.4 -2.4 0.0 0.4 -8.9 -9.3 -8.9 -8.9
Rohstoffe Aluminium 5.1 2.2 4.7 5.1 6.4 5.9 6.4 6.4
Rohstoffe Kupfer 3.0 0.1 2.5 3.0 0.0 -0.5 0.0 0.0
Bloombergdaten per 29 .02 .2016
29.01.2016 bis 29.02.2016 31.12.2015 bis 29.02.2016
Perspektiven, März 2016 8
Keine US-Rezession in Sicht
Der US-Aufschwung befindet sich schon jetzt im «verflix-
ten» 7. Jahr und ist damit bereits der drittlängste seit dem
Zweiten Weltkrieg. Dass wir von einer anhaltenden US-
Konjunkturerholung ausgehen, hat im Wesentlichen mit
den gelungenen, strukturellen Anpassungen im Anschluss
an die Finanzkrise sowie den fehlenden Bilanzungleichge-
wichten oder Übertreibungen zu tun. Eine tiefe, langwieri-
ge Bilanzrezession wie während der Finanzkrise ist daher
ohnehin nicht zu befürchten. Wahrscheinlicher ist, dass die
nächste Rezession wieder im Zusammenhang mit einer
Geldpolitik «behind the curve» steht, die bei anziehendem
Lohn- und Inflationsdruck schliesslich zu drastisch reagiert.
In der Tat zeichnet sich angesichts des vollausgelasteten
Arbeitsmarkts, der immer grösseren Zahl offener, nicht zu
besetzender Stellen und der steigenden Zahl freiwilliger
Jobwechsler mit signifikanten Lohnerhöhungen doch all-
mählich ein gewisser Lohndruck ab.
Gute Binnenkonjunktur 2016
2016 werden nicht die Risiken, sondern die positiven Aus-
wirkungen steigender Löhne und einer gesamtwirtschaftlich
zuletzt deutlich zunehmenden Lohnsumme (infolge höhe-
rer Wochenarbeitszeiten, einer sinkenden Arbeitslosenrate
sowie steigender Löhne) weit überwiegen. Die Konsum-
bzw. die Binnenkonjunktur dürfte robust bleiben, zusätz-
lich stimuliert durch Terms-of-Trade-Gewinne dank der
USD-Aufwertung und tiefen Ölpreisen. 2015 – und bei
einem durchschnittlichen Ölpreis von 50 USD/Fass –
hatten letztere den Konsumenten Kaufkraftgewinne von
über USD 170 Mrd. oder mehr als 1% des US-BIP be-
schert. Der Einzelhandel erzielte Anfang Jahr denn auch
trotz Schneetreibens ein kräftiges Umsatzplus von 0.4%
(ohne Tankstellen und Benzin).
Noch flacherer Zinserhöhungspfad
Aufgrund der Finanzmarktturbulenzen zu Jahresbeginn,
der anhaltenden, sehr hohen Volatilität an den Märkten
und des spürbar restriktiveren monetären Umfelds auch in
den USA rechnen wir nicht mehr vor Anfang Juni mit
einem weiteren Zinsschritt, was den zuvor erwarteten
USD-Aufwertungspfad verflacht.
2004 – 13 2014 2015* 2016* 2017*
BIP-Wachstum 1.7 2.4 2.4 2.4 2.1
Staatshaushalt** –6.3 –2.8 –2.3 –1.9 –1.6
Leistungsbilanz** –3.8 –2.5 –2.7 –2.7 –2.4
Inflation*** 2.3 1.6 0.1 1.0 2.3
Arbeitslosenrate*** 6.9 6.3 5.2 4.7 4.5
Perspektiven, März 2016 9
Der Abschwung nimmt seinen Lauf
Das Geschäftsklima in der Eurozone hat 2015 wohl sein
Zwischenhoch erreicht. Neben den Vorlaufindikatoren Ifo
und ZEW für die deutsche Konjunktur hat sich auch die
Konsumentenstimmung im Euroraum eingetrübt. Letzteres
ist nicht unbedenklich, zumal die positive Konjunkturent-
wicklung im letzten Jahr stark auf den Privatkonsum zu-
rückzuführen war und auch die Hoffnungen für das lau-
fende Jahr auf der Binnenkonjunktur ruhen. Der zuneh-
mende Pessimismus mag zwar übertrieben gewesen sein,
was die Neubewertung der globalen Aktienmärkte zu Jah-
resbeginn betrifft. Inhaltlich jedoch ist er sehr wohl be-
gründet.
Zu den bestehenden ökonomischen Risikofaktoren für die
globale Wirtschaft wie der Wachstumsschwäche in den
Schwellenländern gesellt sich die nachlassende wirtschaftli-
che Dynamik in den USA als wichtigstem Handelspartner
der Eurozone. Es ist daher anzunehmen, dass der ohnehin
schon angeschlagene Aussenhandel das Wachstum in der
Eurozone zusätzlich hemmen wird. Darüber hinaus belas-
tet die Konjunkturabkühlung das Euro-Finanzsystem. Die
Korrektur der Bankaktien führt zu einer Erosion des Ei-
genkapitals im Finanzsektor, und das anhaltende Tiefzins-
umfeld erschwert dessen Ertragslage massgeblich. Ob-
schon wir nicht von einer erneuten Finanzkrise ausgehen,
werden die neuen regulatorischen und geldpolitischen
Rahmenbedingungen den Finanzsektor – nicht ohne Aus-
wirkungen auf die Kreditimpulse bzw. die Realwirtschaft –
weiter herausfordern. Wir revidieren die Prognose für 2017
nach unten.
Was kann die EZB bewirken?
In einem politisch angespannten Umfeld (Flüchtlingskrise,
Brexit, politische Neuorientierung in Spanien und Portugal,
Wahlkampf in Deutschland und Frankreich) ruht die Hoff-
nung der Anleger abermals auf der Europäischen Zentral-
bank (EZB). Diese hat im Januar-Meeting weitere Locke-
rungsmassnahmen ab März in Aussicht gestellt und damit
grosse Erwartungen geschürt. Doch da die Konjunkturaus-
sichten sich rascher eintrüben als erwartet und die EZB in
ihrem Handeln politisch eingeschränkt bleibt, dürfte ihr
Wurf nicht gross genug ausfallen.
2004 – 13 2014 2015* 2016* 2017*
BIP-Wachstum 1.0 1.1 1.5 1.3 1.3
Staatshaushalt** –3.3 –2.9 –2.4 –3.1 –1.5
Leistungsbilanz** 1.0 2.8 3.2 2.9 3.8
Inflation*** 2.0 0.4 0.0 0.6 1.5
Arbeitslosenrate*** 9.6 11.9 10.9 11.0 10.6
Perspektiven, März 2016 10
Flaue Aussichten bis 2017
Die konjunkturellen Vorlaufindikatoren haben sich in den
vergangenen Monaten erholt, deuten aber nicht auf nen-
nenswerte Wachstumsimpulse hin. Der Frankenschock
scheint noch nicht überwunden, und auch die globale
Nachfrage stottert. Wie für andere Industrieländer haben
wir unsere Wachstumsprognose für 2017 auch für die
Schweiz zurückgenommen. Weder beim Wachstum noch
bei der Inflation sind nennenswerte Treiber auszumachen.
Der Erdölpreis drückt weiter auf die Teuerung, aber auch
wichtige Komponenten wie die Mieten werden sich eher
negativ entwickeln – Stichwort tieferer Referenzzinssatz.
Wir erwarten erst Mitte 2017 wieder eine positive Jahre-
steuerung.
SNB an der Seitenlinie
Im Umfeld weiterer Zinssenkungen in den vergangenen
Wochen (BoJ, Riksbank) sowie angesichts der Markterwar-
tungen zur geldpolitischen Entwicklung in der Eurozone
hat sich der Franken erneut von seiner schwachen Seite
gezeigt. Obwohl sich der EUR/CHF-Wechselkurs von den
Höchstständen von über 1.11 entfernt hat, dürfte die
Wechselkurssituation die Schweizerische Nationalbank
(SNB) erfreuen. Dass die Schweizer Währungshüter aktiv
zu der Entspannung an der Wechselkursfront beigetragen
haben, kann zwar nicht ausgeschlossen werden. Fakt bleibt
aber, dass der Franken von den Investoren deutlich weni-
ger stark nachgefragt wird als auch schon. Handelsgewich-
tet hat er sich in den letzten zwei Monaten immerhin um
2% und seit Juni um 5% abgewertet.
Allerdings wird sich der Druck auf den Franken mit der
erwarteten geldpolitischen Expansion in der Eurozone
erneut aufbauen. Wir gehen davon aus, dass sich der
EUR/CHF-Wechselkurs in drei Monaten um 1.08 bewegt.
Ein Nachziehen bei den Leitzinsen seitens der SNB ist
zwar nach wie vor nicht auszuschliessen und entspricht
aktuell – wie bereits im November – der Markterwartung.
Wir teilen diese Einschätzung jedoch nicht: Die SNB wird
einem Erstarken des CHF weiterhin mit Devisenmarktin-
terventionen entgegenwirken, bevor auch sie tiefer in den
geldpolitischen Giftschrank greift.
2004 – 13 2014 2015* 2016* 2017*
BIP-Wachstum 2.2 1.9 0.7 1.2 1.1
Staatshaushalt** –0.2 –0.1 –0.1 –0.1 0.0
Leistungsbilanz** 10.5 7.1 5.7 7.2 8.0
Inflation*** 0.6 0.0 –1.1 –0.9 0.2
Arbeitslosenrate*** 3.5 3.2 3.3 3.7 3.9
Perspektiven, März 2016 11
Kein Zinsschritt vor EU-Referendum
Die Inflation dürfte bis Ende 2016 unter 1% bleiben, wo-
für zum grössten (und gemäss BoE zuletzt sogar zum
allergrössten) Teil fallende Energiepreise und die Aufwer-
tung des britischen Pfunds seit 2013 verantwortlich sind.
Die Restgrösse der zu niedrigen Inflation ist auf geringen
inländischen Kostendruck, namentlich tiefe Lohnstückkos-
ten, zurückzuführen. In Grossbritannien müssen die geld-
politischen Zügel noch nicht angezogen werden, anders als
in den USA. Dort herrscht ein ähnlicher Vollbeschäfti-
gungszustand (die Arbeitslosenrate ist auf den tiefsten
Stand seit zehn Jahren gefallen, gleichzeitig liegt die Partizi-
pationsrate in Grossbritannien bei rekordhohen 75%), und
die erste Leitzinserhöhung ist erfolgt. Im Unterschied zu
den USA sind in Grossbritannien bisher kaum höhere
Lohnzuwächse zu verzeichnen. In den letzten Monaten
fallen diese sogar wieder tiefer aus. Dass das 2%-ige Infla-
tionsziel erreicht wird, scheint damit noch nicht gewährleis-
tet – zumal der Konsolidierungskurs (anders als in den
USA) in eine neue Runde geht und die Unsicherheiten im
Zusammenhang mit einem «Brexit» steigen. Ab Anfang
2017 – mit Auslaufen der exogenen Basiseffekte und bei
wohlverankert bleibenden längerfristigen Inflationserwar-
tungen – rechnet Notenbankpräsident Carney mit einer
signifikant anziehenden Inflation, die im 2-jährigen Prog-
nosezeitraum das 2%-ige Inflationsziel übertrifft. Umso
mehr erstaunt es, dass der Markt einen ersten Zinsschritt
der BoE erst für Oktober 2017 einpreist. Diesbezügliche
Überraschungen dürften kaum ausbleiben, was vor allem
das lange Ende des Gilt-Marktes anfällig für Kurskorrektu-
ren macht. So sank die Rendite 10-jähriger Gilts seit Jah-
resbeginn von 2% auf 1.3%.
Nach Wachstumsdelle wieder lebhafter
Gemäss BoE sollten die BIP-Wachstumsraten mittelfristig
wieder in Richtung Potenzial anziehen, getragen von einem
sich weiter verbessernden Arbeitsmarkt und allmählich
steigenden Produktivitätsfortschritten, die beide das Real-
einkommen und damit den Privatkonsum stimulieren. Und
trotz der Marktturbulenzen und der scharfen Korrektur im
britischen Energiesektor zeigten sich die Konsum- und
Binnenkräfte bis zuletzt robust und widerstandsfähig.
2004 – 13 2014 2015* 2016* 2017*
BIP-Wachstum 1.4 2.9 2.2 1.7 1.8
Staatshaushalt** –6.0 –5.5 –5.1 –4.5 –4.1
Leistungsbilanz** –2.8 –5.1 –5.5 –5.4 –5.4
Inflation*** 2.6 1.5 0.1 1.7 1.9
Arbeitslosenrate*** 6.6 7.4 7.0 6.7 6.4
Perspektiven, März 2016 12
Wirtschaft schrumpft im Schlussquartal 2015
Die japanische Wirtschaft ist im 4. Quartal 2015 ge-
schrumpft. Der BIP-Rückgang fiel mit 0.4% doppelt so
hoch aus wie erwartet. Auf annualisierter Basis betrug der
BIP-Rückgang 1.4%. Für den Rückgang der Wirtschafts-
leistung verantwortlich war in erster Linie der private Ver-
brauch, welcher rund 60% des japanischen Bruttoinlands-
produkts ausmacht. Dieser ging im Vergleich zum Vor-
quartal um 0.8% zurück und bremste das Wachstum um
0.5 Prozentpunkte. Ein zentraler Grund für die hartnäckige
Unlust der Konsumenten ist in der schwachen Lohnent-
wicklung zu orten. Die Unternehmen haben jüngst zwar
die Investitionsbudgets leicht nach oben angepasst, doch
zögern die meisten nach wie vor mit grossen Lohnkonzes-
sionen. Mit Blick auf die im vierten Quartal trotz ausge-
prägter Yen-Schwäche leicht rückläufigen Ausfuhren wirkt
dies verständlich.
Ist Premier Abe am Ende?
Als die Liberaldemokratische Partei unter Abe 2012 die
Wahlen gewann herrschte Aufbruchsstimmung. Abe kon-
zipierte die Abenomics, die mit einer Kombination aus
wirtschaftlichen Reformen und Geldpolitik das Land wie-
der auf Vordermann bringen sollte. Daraus wurde bisher
nichts. Wirtschaftsreformen blieben mehrheitlich aus.
Abe’s Plan war gut, nur leider blieb es ein Plan auf einem
Blatt Papier, der nie vollständig umgesetzt wurde. Nur die
Geldpolitik tut alles, was sie nur tun kann. Die Wirkung ist
jedoch in letzter Zeit nur noch mässig erfolgreich. Der
Fehlschlag der Abenomics könnte den Premierminister in
diesem Jahr einholen. Im Sommer finden die Wahlen des
Oberhauses des japanischen Parlaments statt. Bei diesen
Wahlen wird die Hälfte der Abgeordneten gewählt, die
dann 6 Jahre im Amt bleibt. Eine Niederlage für Abe er-
scheint nicht mehr unmöglich. Dazu trägt nicht nur die
Erfolglosigkeit der Abenomics, sondern auch Notenbank-
chef Kuroda bei. Die Absenkung der Zinsen in den negati-
ven Bereich kam nicht gut an. Zudem brachte diese Mass-
nahme nicht das erhoffte Ergebnis. Entgegen den Erwar-
tungen reagierte der Dollar zum Yen nur kurz mit einem
Anstieg von 118.4 auf 121.7. In der Folge kam es jedoch zu
einer deutlichen Aufwertung des Yens auf USD/JPY 112.9.
2004 – 13 2014 2015* 2016* 2017*
BIP-Wachstum 0.7 –0.1 0.4 0.5 0.5
Staatshaushalt** –6.1 –7.7 –6.6 –6.0 –5.0
Leistungsbilanz** 2.7 0.5 3.0 3.2 2.8
Inflation*** –0.4 2.7 0.8 0.7 2.3
Arbeitslosenrate*** 4.3 3.6 3.4 3.3 3.2
Perspektiven, März 2016 13
Li Keqiang weist auf Risiken und Stärken hin
Premierminister Li Keqiang wies an einem Meeting kürz-
lich auf die grossen Herausforderungen und Risiken hin,
die China 2016 zu meistern hat. Gleichzeitig hob er den
stabilen Arbeitsmarkt als wichtiges Indiz für ein solides
ökonomisches Umfeld hervor. Im Weiteren zeigte er sich
zuversichtlich, dass China über genügend wirkungsvolle
wirtschaftspolitische Instrumente verfüge, die bei Bedarf
eingesetzt würden. Wir halten es für wahrscheinlich, dass
demnächst weitere Stimulierungsmassnahmen angekündigt
werden. Dabei dürfte es sich eher um fiskalpolitische Sti-
mulierungen als um geldpolitische Lockerungen handeln,
da letztere den Abwertungsdruck auf den Renminbi ver-
stärken würden.
Weitere Lockerungsmassnahmen sind notwendig
Ein Hauptziel für 2016 ist gemäss der Central Economic
Work Conference der Abbau der Überkapazitäten in ver-
schiedenen Industriesektoren. Obwohl langfristig positiv,
wird dies kurzfristig das Wachstum dämpfen. Weitere staat-
liche Unterstützung ist erforderlich, da das Wachstum noch
nicht selbsttragend und das BIP-Wachstumsziel für 2016,
das im März voraussichtlich auf mindestens 6.5% festgelegt
wird, ambitiös ist.
Starke Kreditvergabe im Januar
Überraschend stark fielen im Januar die Kreditzahlen aus.
Die Finanzierung im weiteren Sinne, das sogenannte Social
Financing, betrug CNY 3410 Mrd., im Vergleich zu CNY
1815 Mrd. im Dezember und CNY 2046 Mrd. im Januar
2015. Anfang Jahr und vor dem chinesischen Neujahr ist
ein hoher Wert normal. Aber auch unter Berücksichtigung
dieser saisonalen Effekte signalisieren die Daten eine Be-
schleunigung der Kreditvergabe. Erfreulich ist dabei, dass
die Kreditvergabe an die Realwirtschaft an Dynamik ge-
wonnen hat und die Emission von Unternehmensanleihen
und Aktien trotz der hohen Volatilität an den Finanzmärk-
ten robust war. Die Daten zeigen, dass die Unternehmen
ihre CNY-Kredite teilweise aufstockten, um ihre USD-
Kredite zurückzuzahlen. Seit Juli 2015 haben die chinesi-
schen Firmen ihre Fremdwährungskredite um CNY 859
Mrd. abgebaut.
2003 – 12 2014 2015* 2016* 2017*
BIP-Wachstum 10.3 7.3 6.9 6.3 6.0
Staatshaushalt** –1.4 –2.1 –2.8 –3.1 –3.0
Leistungsbilanz** 5.2 2.1 3.0 2.8 2.8
Inflation*** 2.5 2.0 1.4 1.7 2.0
Arbeitslosenrate*** 4.1 4.1 4.1 4.1 4.1
Perspektiven, März 2016 14
Umbau der Wirtschaft schreitet voran
Der Rohstoffpreiszerfall und die damit verbundenen Ein-
kommensverluste machen den Umbau der rohstofflastigen
kanadischen Volkswirtschaft nötig. Dies hat laut der Bank
of Canada komplexe Anpassungen zur Folge, die Zeit
brauchen. So nahm die Notenbank ihre Wachstumsprog-
nosen für 2016 von 2% auf nunmehr lediglich 1.5% erneut
zurück. Ab dem 2. Quartal 2016 sollte die kanadische Wirt-
schaft aber bereits wieder über Potenzial wachsen. Somit
könnte Ende 2017 der noch vorhandene Output-Gap
geschlossen werden. Diese Prognose – so Gouverneur
Poloz – berücksichtigt noch keine fiskalpolitischen Expan-
sionsmassnahmen wie das Infrastrukturprogramm der
Regierung Trudeau, die seit Oktober 2015 im Amt ist.
Währungsabwertung erleichtert Anpassung
Wesentliche Stütze des Umbaus ist die signifikante Abwer-
tung des kanadischen Dollar, der in den letzten zweieinhalb
Jahren rund ein Drittel seines Wertes verloren hat und nun
so preisgünstig ist wie seit 13 Jahren nicht mehr. Die
dadurch verbesserte preisliche Wettbewerbsfähigkeit kana-
discher Unternehmen zeigt sich bereits in höheren Expor-
ten von preissensitiven Gütern ausserhalb des Energiesek-
tors, deutlich steigenden damit verbundenen Investitions-
vorhaben und einer Repatriierung von Firmen nach Kana-
da. Auch der für Kanada nicht unbedeutende Touris-
mussektor profitiert von der Währungsabwertung.
Keine weitere Zinssenkung
Neben dem positiven Wachstumseffekt hat die Abwertung
des kanadischen Dollar auch massive Auswirkungen auf die
Inflation, deren Kernrate bereits um die Zielmarke von 2%
pendelt. Laut Notenbankchef Poloz dürfte die Headline-
Rate auch mit Auslaufen der Basiseffekte Anfang 2017 bei
2% verharren (Januar: 2016: 2%). Angesichts der Errei-
chung des Inflationsziels und einer ab kommendem Quar-
tal über Potenzial wachsenden Volkswirtschaft, deren Out-
put-Gap im nächsten Jahr geschlossen sein dürfte, erwarten
wir keine weitere Rücknahme des Overnight-Satzes von
aktuell 0.5%. Diese dürfte den unter Bewertungsaspekten
sehr preisgünstig gewordenen kanadischen Dollar stabilisie-
ren helfen.
2004 – 13 2014 2015* 2016* 2017*
BIP-Wachstum 2.0 2.5 1.8 2.0 1.8
Staatshaushalt** –1.2 –0.7 –1.1 –1.3 –1.0
Leistungsbilanz** –1.1 –3.3 –3.5 –3.8 –3.5
Inflation*** 1.8 1.9 1.1 1.2 2.2
Arbeitslosenrate*** 7.0 6.8 6.9 7.0 6.8
Perspektiven, März 2016 15
Riksbank im Dilemma
Für das laufende Jahr prognostiziert die schwedische No-
tenbank ein BIP-Wachstum von 3.5% (2017: 2.8%). Ange-
sichts des hohen Wachstumstempos in Schweden wird die
Arbeitslosenrate weiter unter das Vollbeschäftigungsniveau
sinken. Daneben steigen die Häuserpreise bereits mit einer
Jahresrate von gut 12%. Dasselbe gilt für den Verschul-
dungsgrad der Privathaushalte, der mit einem Anteil am
verfügbaren Einkommen von fast 200% schon Ende 2015
auf Rekordhöhen geklettert ist. Dennoch wurde an der
jüngsten Sitzung der Riksbank das bereits historische Aus-
mass der monetären Expansion nochmals ausgeweitet. So
nahm die schwedische Notenbank (allerdings gegen das
Votum zweier Stimmberechtigter) ihren Reposatz um
weitere 15 Prozentpunkte auf nunmehr –0.5% zurück.
Gleichzeitig betonte sie, dass sie bereit sei, weitere Locke-
rungen sowie Deviseninterventionen einzuleiten, und dass
eine Zinswende nicht vor Mitte 2017 erfolgen werde. Nach
dem Zinsschritt sackte die Rendite 10-jähriger schwedi-
scher Staatspapiere auf fast rekordtiefe 0.5% ab; die schwe-
dische Krone verlor allerdings nur vorübergehend an Ter-
rain.
Sorge um sinkende Inflationserwartungen
Hintergrund der verfolgten Geldpolitik bildet eine viel zu
tiefe Inflation. Diese bleibt bereits das vierte Jahr in Folge
deutlich hinter dem Inflationsziel zurück. Damit verbunden
ist die Gefahr, dass die langfristigen Inflationserwartungen
sinken. Letzteres würde das Erreichen des 2%-igen Inflati-
onsziels noch einmal massiv erschweren. Mit dem erneuten
Energiepreisverfall dürfte sich die Inflation in Schweden
gemäss der Riksbank ohnehin nicht vor 2017 bei 2% stabi-
lisieren.
Mit ihrer geldpolitischen Ausrichtung hofft die Riksbank
auf eine abwertungsbedingte, importierte Inflation, welche
die Inlandspreise der sehr offenen schwedischen Volks-
wirtschaft ebenfalls erhöhen sollte. Erschwert wird die
Massnahme aber durch die zinssenkungsbedingten Abwer-
tungswettläufe zahlreicher Notenbanken weltweit, die ein
ähnliches Inflationsziel verfolgen.
2004 – 13 2014 2015* 2016* 2017*
BIP-Wachstum 1.9 2.4 3.3 3.4 2.8
Staatshaushalt** 0.5 –1.9 –1.5 –1.1 –0.9
Leistungsbilanz** 7.1 6.4 6.5 6.7 6.3
Inflation*** 1.4 0.2 0.7 0.9 1.9
Arbeitslosenrate*** 7.9 8.2 7.8 7.5 7.2
Perspektiven, März 2016 16
Wachstum weiterhin ohne Dynamik
Bezüglich des Wirtschaftswachstums in den Schwellenlän-
dern gibt es keine grundlegend neue Einschätzung. Gemäss
dem Coincident Indicator des IIF (Grafik 1) verläuft das
Wachstum in Asien zwar moderat, aber relativ stabil. Wei-
terhin negativ ist die Wirtschaftsaktivität in Lateinamerika.
Die Konjunkturentwicklung in Osteuropa ist bescheiden,
hat sich aber immerhin marginal verbessert. Anzeichen
einer zunehmenden Wachstumsdynamik in den Schwellen-
ländern sind noch nicht zu sehen.
Gestiegene Verschuldung dämpft Wachstum
Die Verschuldung in den Schwellenländern ist in den letz-
ten Jahren rasant auf rund 200% des BIP angestiegen.
Diese Entwicklung kann sicherlich nicht im gleichen Tem-
po weitergehen, vor allem auch, weil sich das Umfeld ver-
schlechtert hat. Vor dem Hintergrund der starken Kapital-
abflüsse aus den Emerging Markets, der wegen diverser
lokaler und globaler Unsicherheiten gestiegenen Risi-
koprämien und der graduellen Zinserhöhung in den USA
verschärfen sich die Finanzierungsbedingungen. Zusam-
men mit den tiefen Rohstoffpreisen sowie der schwachen
Konjunktur- und Gewinnentwicklung führt dies bei immer
mehr Unternehmen zu einer Bilanzverschlechterung. Es
erstaunt somit nicht, dass die notleidenden Kredite steigen
und die Banken in den Schwellenländern bei der Kredit-
vergabe restriktiver geworden sind (Grafik 2).
CDS-Spreads haben sich ausgeweitet
Die oben erwähnte Eintrübung des Umfeldes manifestiert
sich auch in den Credit Default Swaps (CDS). Grafik 3
zeigt, dass die aktuellen Werte in fast allen wichtigen
Schwellenländern höher liegen als Ende 2014. Am ausge-
prägtesten ist die Verschlechterung in Brasilien, was die
schwere wirtschaftliche und politische Krise reflektiert.
Aber auch Südafrika und die Türkei, die bekanntlich anfäl-
lig für externe Schocks sind, verzeichnen einen überdurch-
schnittlichen Anstieg. Eine Ausnahme bildet Russland, wo
die CDS-Prämie von einem damals sehr hohen Niveau aus
gesunken ist. Wir rechnen generell mit einem weiteren,
allerdings bescheideneren Anstieg der CDS-Spreads.
2004 – 13 2014 2015* 2016* 2017*
BIP Schwellenländer 5.6 4.6 4.2 4.2 4.5
BIP Asien 7.5 6.5 6.1 5.8 5.7
BIP Lateinamerika 2.9 1.2 –0.3 –0.2 1.8
BIP Osteuropa 3.6 1.6 0.3 1.1 2.0
Inflation Schwellenländer 6.0 3.7 4.0 3.7 3.6
-20.0
-15.0
-10.0
-5.0
0.0
5.0
10.0
15.0
2007 2009 2011 2013 2015
Asien Lateinamerika Osteuropa
40
44
48
52
56
60
1Q12 3Q12 1Q13 3Q13 1Q14 3Q14 1Q15 3Q15
Vergabestandard Kreditnachfrage
Notleidende Kredite Finanzierungsbedingungen
50 = neutraler Wert
0
100
200
300
400
500
Bra
silie
n
Chin
a
Indie
n
Indo
nes
ien
Ko
rea
Mex
iko
Pole
n
Russ
lan
d
Südaf
rika
Thai
lan
d
Türk
ei
Aktueller Wert 31.12.2014
Perspektiven, März 2016 17
Rückgang des Konsums und der Investitionen
Das BIP ist 2015 im Rahmen der Erwartungen um 3.7%
geschrumpft. Den stärksten negativen Wachstumsbeitrag
lieferte der private Konsum, der einen Rückgang um 10%
hinnehmen musste. Aber auch die schwache Entwicklung
der Investitionen trug massgeblich zur Rezession bei. Ei-
nen deutlich positiven Wachstumsbeitrag leisteten die
Nettoexporte, was allerdings auf einen Einbruch der Im-
porte zurückzuführen war. Die Inflationsrate liegt im Janu-
ar mit 9.8% zwar spürbar tiefer als im letzten Frühjahr mit
über 16%. Angesichts der jüngsten Abschwächung des
Rubels wird aber ein weiterer Rückgang der Teuerungsrate
nur noch graduell erfolgen. Dies hat zur Folge, dass die
Zentralbank die Zinsschraube langsamer als erwartet lo-
ckern wird.
Rezession setzt sich 2016 fort
Die hohe Inflationsrate und die im Staatssektor teilweise
eingefrorenen Nominallöhne lassen die Reallöhne massiv
fallen. Die privaten Haushalte werden deshalb ihre Kon-
sumausgaben weiter drosseln. Zudem werden die düsteren
Wachstumsperspektiven, die hohen Refinanzierungskosten
und der eingeschränkte Zugang zu den internationalen
Finanzmärkten die Investitionstätigkeit beeinträchtigen.
Die Rezession wird sich im laufenden Jahr somit – wenn
auch weniger ausgeprägt – fortsetzen.
Budgetdefizit steigt weiter an
Der tiefe Erdölpreis und die starke Abhängigkeit Russlands
vom Energiesektor haben auch negative Konsequenzen für
den Staatshaushalt. Da der schwächere Rubel einen Teil des
Erdölpreiszerfalls (in USD) wettgemacht hat, ist das
Budgetdefizit 2015 «nur» auf 2.6% des BIP angestiegen.
Trotz gewisser Ausgabenkürzungen werden die weiter
sinkenden (Energie-) Einnahmen das Budgetdefizit 2016
aber auf rund 4% des BIP ansteigen lassen. Finanziert
werden dürfte es durch die Ausgabe von Staatsanleihen,
Privatisierungen und – wie schon 2015 – Bezüge aus dem
stark schrumpfenden Reservefonds.
2003 – 12 2014 2015* 2016* 2017*
BIP-Wachstum 4.9 0.6 –3.7 –1.5 1.0
Staatshaushalt** 2.3 –0.5 –2.6 –3.8 –2.5
Leistungsbilanz** 7.7 3.2 4.7 3.8 3.8
Inflation*** 12.2 7.8 15.5 9.0 7.0
Arbeitslosenrate*** 7.6 5.2 7.0 7.5 7.0
Perspektiven, März 2016 18
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Weekly NewsWoche 10 / 3. März 2014
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