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Neue Visionen Filmverleih präsentiert

lieber lebenEin Film von Grand Corps Malade & Mehdi Idir

Komödie, Frankreich 2016, 111 Minuten

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Synopsis

Benjamin hat haufenweise Pläne und einen großen Sinn für Hu-mor. Auch Farid hatte einiges vor, bevor er vor Jahren durch ei-nen Unfall im Rollstuhl landete. Die beiden treffen sich in einem Reha-Zentrum, in das auch Benjamin verlegt wird, nachdem er sich einen Halswirbel gebrochen hat. Er wird lebenslang behin-dert sein, heißt es. Ob telefonieren, pinkeln oder essen – nichts geht bei Benjamin mehr ohne die Hilfe von der ungeschickten Schwester Christiane und von dem immer viel zu gut gelaunten Pfleger Jean-Marie. Trotzdem gibt Benjamin nicht auf, er reißt ei-nen Witz nach dem nächsten über die bedeutungslustige Reha-Psychologin und den unvorstellbaren Blasenkatheter. Benjamin trifft auch auf Toussaint und Steeve, ebenfalls Patienten, die die große Kunst gelernt haben, das Unglück einfach auszulachen. Und dann ist da noch die bildhübsche Samia, in die Benjamin

sich auf den ersten Blick verliebt. Eine Gruppe voller Knallköpfe und Kämpfer – versehrte Helden, die gemeinsam die Verzweif-lung aus dem Weg räumen und jeden Millimeter Bewegung fei-ern.

LIEBER LEBEN ist ein filmischer Glücksfall, dem eine seltene Balance aus Heiterkeit und berechtigter Schwermut gelingt und der in jedem einzelnen Moment die Echtheit einer wahren Ge-schichte atmet. Ohne jede Spur von Sentimentalismus, aber da-für mit einer perfekten Dosis Galgenhumor nimmt uns LIEBER LEBEN mit in das Universum der kleinen Bewegungen und des großen Glücks.

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Cast

BenjaminFarid

ToussaintSamia

SteeveFrançoisLamine

EddyJean-Marie

ChristianeEric

SamirBenjamins Mutter

Benjamins VaterPsychologin

Dr. Challes

Pablo PaulySoufiane GuerrabMoussa MansalyNailia HarzouneFranck FaliseYannick RenierJason DivengeleRabah Nait OufellaAlban IvanovAnne BenoîtCôme LevinSamir El BidadiFlorence MullerXavier MathieuValérie EvenDominique Blanc (aus der Comédie-Française)

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Crew

RegieDrehbuch

Frei nach dem RomanKameraSchnitt

SzenenbildKostümMaskeMusik

Ton

CastingProduzenten

KoproduzentenEine Koproduktion von

Mit Beteiligung vonMit Unterstützung von

Grand Corps Malade, Mehdi IdirGrand Corps Malade, Fadette DrouardPatients von Grand Corps MaladeAntoine MonodLaure GardetteSylvie OlivéClaire LacazeManuela TacoAngelo FoleyJean-Paul Bernard, Raphaël Sohier, Elisabeth Paquotte, Eric TisserandDavid Bertrand, Arda ErsterEric Altmayer, Nicolas Altmayer, Jean-RachidSidonie Dumas, Marc Ladreit de LacharrièreMandarin Production, Kallouche Cinéma, Gaumont, F. Marc de LacharrièreOCS, Cine+La Région Île-de-France, Centre national du cinéma et de l‘image animée

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Ein Unfall verändert Benjamins Leben. Die Welt, die er wahr-nimmt, besteht nur noch aus Lichtern und unbestimmten Geräu-schen, die sich als Schattierungen über Benjamins Bewusstsein hermachen. Benjamin kann sich nicht mehr bewegen, er blickt von unten auf die Welt. Von Zeit zu Zeit schieben sich Gesichter in sein Blickfeld oder er starrt auf die Halogen-Lampe an der Zimmerdecke, die ihr Licht durch 245 Miniaturquadrate sendet. Benjamin ist fast vollständig gelähmt, doch sein Körper gibt nicht auf. Nach einiger Zeit kann er seinen linken großen Zeh wieder bewegen. Er wird in ein Rehabilitationszentrum gebracht und die Geschichte seiner Heilung beginnt.

Benjamins erster Morgen – und auch jeder weitere – in seinem neuen Zuhause beginnt mit Jean-Marie. Der notorisch zu gut ge-launte Pfleger bringt einen derart frischen Wind in Benjamins desolate Lage, dass es sich wie ein monströses Gutelaune-Ge-witter anfühlt.

Für Benjamin beginnt eine Zeit der Inventur – von Dingen, die er selbst tun kann und der Dinge, für die er die Hilfe der Pfleger

braucht: sich waschen, essen, telefonieren, aufs Klo gehen. Pri-vat- und Intimsphäre gibt es ab sofort nicht mehr. Und es beginnt eine Zeit des Trainings und der Ausdauer, in der jede noch so kleine Bewegung zählt.

Schon nach kurzer Zeit lernt Benjamin die anderen Patienten kennen – Steeve, Toussaint und Faride sind schon alte Reha-Hasen, die mal mehr mal weniger Hoffnung darauf haben, sich jemals wieder aus eigener Kraft bewegen zu können. Die große Furcht vor dem endgültigen Verlust des Lebens, das man einmal hatte, ist in den Fluren, Zimmern und Gemeinschaftsräumen des Sanatoriums überall zu spüren. Es gibt nur eine Waffe gegen die Verzweiflung und die erschütternde Untätigkeit: Humor. Ben-jamin hatte immer schon einen guten Riecher für Kalauer aller Art. In der Desolatheit seiner neuen Lage erobert er sich einen neuen Modus, der sich irgendwo zwischen Galgenhumor und Renitenz bewegt. Aus seinen Frechheiten gegenüber der Stati-onspsychologin und dem Herumblödeln mit seinen Kumpels, die ihn besuchen, schöpft er jene Kraft, die er so dringend braucht, um seinen Bewegungsradius zu vergrößern. Immer wieder geht

Langinhalt

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es den Muskeln an den Kragen, immer wieder braucht es eine gewaltige geistige Anstrengung, um sich millimeterweise einer echten Bewegung anzunähern. Das größte Ziel dabei: die Auf-richtung. Ohne aufrechte Position kann Benjamin nicht in den Rollstuhl und ohne Rollstuhl bleibt er an sein Bett gefesselt. Je-den Tag muss dafür trainiert werden, mit starrsinnigem Willen und null Toleranz für die einzige Alternative, die Aufgeben heißt.

Als der Rollstuhl eines Tages in Benjamins Zimmer einzieht, be-ginnt ein neues Leben. Er ist der Ausweg aus dem Krankenzim-mer und aus der Einsamkeit des Wartens auf ungewisse Besse-rung. Mit dem Rollstuhl rollt Benjamin geradewegs in die Arme von Farid, der ihm endlich mal eine richtige Führung durch die-ses Sanatorium voller „Knallköpfe und Idioten“, zu den Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma und jenen mit Frontalhirnsyndrom ver-schafft. Von Farid lernt Benjamin auch die Regel Nummer 1: Ge-duld. Denn nur so lässt sich diese eigenartige Zeit bezwingen, die im Reha-Alltag mit fataler Langsamkeit vergeht, die dafür sorgt, dass ein Frühstück zwei Jahre und ein Liederabend sieben Jahre dauern kann.

Endlich kann Benjamin mit den anderen gemeinsam Mittag es-sen und erlebt so etwas wie Geselligkeit unter den Versehrten und Verzweifelten. Über Farid lernt Benjamin Toussaint kennen, der elternlos und unter widrigsten Umständen aufgewachsen ist. Als er sein Leben endlich im Griff hatte, brachte ihm ein Au-tounfall die fast vollständige Körperlähmung ein. Neben Tous-saint und Farid trifft Benjamin auch Steeve wieder. Und Samir, der nach seinem Unfall das Gedächtnis verloren hat und jeden Tag aufs Neue mit stiller Bewunderung der Musik von Bob Mar-ley lauscht. Jeder von ihnen lebt am Abgrund und strauchelt dennoch täglich wieder auf einigermaßen sicheres Terrain. Trotz ihrer großen Reizbarkeit entsteht so etwas wie Freundschaft un-ter denen, die solidarisch über ihr Elend zu lachen imstande sind – auch im Angesicht aberwitziger Kleinkünstler, die als Abend-programm von der Lust aufs Leben singen.

Beim täglichen Physiotraining im Sportraum fängt Benjamin eines Tages den verführerischen Blick von Samia auf, die sich wie er stillschweigend über eine wild fluchende Patientin mit Frontalhirnsyndrom amüsiert. Von nun an gehört Samia zu der

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Gruppe um Farid und Benjamin, die sich gemeinsam übers Schwimmen beklagen, Musik machen und im Rollstuhlboxen gegeneinander antreten, in der Sonne sitzen, Joints rauchen, die Snack-Automaten im Gemeinschaftsraum leer essen, den Roll-stuhlrap erfinden und den Terror der eigenen Hilflosigkeit irgend-wie miteinander aushalten.

Eines Tages erscheint Steeve nicht zum Essen, weil er versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Anders als Benjamin machen er und Toussaint schon seit Wochen keinerlei Fortschritte mehr bei der Physiotherapie. Auch Toussaint weigert sich immer wieder, am Schwimmtraining teilzunehmen und verschanzt sich statt-dessen unter dem warmen Luftgebläse des Handtrockners. Weil sein Körper auf nichts mehr reagiert, muss Toussaint schließlich das Sanatorium verlassen.

Auch Benjamin erlebt Rückschläge. Obwohl es ihm gelingt, im-mer mehr Teile seines Körpers zurückzuerobern, wird ihm eines Tages unmissverständlich klar gemacht, dass sein Traum von einer Sportkarriere unmöglich geworden ist. Benjamin hat sein

wichtigstes Ziel verloren und muss dennoch irgendwie weiter-machen.

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Grand Corps Malade heißt eigentlich Fabien Marsaud und wurde 1977 in Le-Blanc-Mesnil in der Nähe von Paris geboren. Grand Corps Malade ist einer der angesagtesten Hip-Hop-Musiker Frankreichs. Seinen Künstlernamen – großer kranker Körper – trägt er aufgrund eines schweren Unfalls, bei dem er 1997 durch einen Sprung ins Schwimmbad teilweise gelähmt wurde. Es hieß, er werde nie wieder laufen können. Nach intensivem Training konnte er 1999 wieder gehen. Heute ist seine Krücke ein Markenzeichen. 2003 stand Grand Corps Malade zum ersten Mal als Poetry Slammer auf einer Pariser Bühne, unzählige, begeisterte Auftritte folgten. 2004 gründete er mit weiteren Künstlern wie dem berüchtigten Slam-Kollektiv 129H die Formation LE CERCLE DES POÈTES SANS INSTRU – der Kreis der Poeten ohne Bildung. Nachdem er sich entschied, für seine Poetry-Slam-Texte auch Musik zu schreiben, entstand sein erstes Album MIDI 20, das im Frühling 2006 beim großen französischen Label AZ veröffentlicht wurde. MIDI 20 schaffte es bis auf Platz zwei der französischen Charts, mehr als 600.000 Exemplare wurden verkauft. 2007 wurde Grand Corps Malade mit zwei Victoires de la Musique Auszeichnungen als Bester Newcomer des Jahres und für das Beste Debütalbum gefeiert. All seine bisherigen Alben erreichten die Top Five der

französischen Albumcharts. 2012 veröffentlichte Grand Corps Malade den autobiografischen Roman „Patients“ über seine Zeit im Reha-Zentrum. LIEBER LEBEN ist sein Debütfilm.

Mehdi Idir wurde 1977 in Saint-Denis im Norden von Paris geboren, war zunächst Hip-Hop-Tänzer und begann bereits 2002, erste Videos zu drehen. 2004 produzierte und realisierte er seinen ersten Dokumentarfilm L’ÉPOPÉE DES PREMIERS FRANÇAIS CHAMPIONS DU MONDE DE DANSE HIP HOP, LE GROUPE WANTED POSSE. 2007 eignete er sich eine besondere Technik des „Light Paintings“ an und realisierte das Video PARIS BY LIGHT, das die Türen für TV-und Werbeprojekte öffnete. Mehdi Idir dreht außerdem alle Musikvideos von Grand Corps Malade. LIEBER LEBEN ist sein erster Spielfilm.

Die Regisseure Grand Corps Malade und Mehdi Idir

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LIEBER LEBEN beruht auf einem Buch, in dem Sie von Ihrer einjährigen Reha-bilitation nach einem Unfall erzählen. Wie entstand die Idee, das Buch zu ver-filmen?

Grand Corps Malade Die Idee entstand schon als ich begann, das Buch zu schrei-ben. Ich interessiere mich für alle Arten von Text: Poetry-Slam, Songs, Bücher. Drehbücher gehören auch dazu. Die Idee hatte ich immer. Ich habe darüber mit meinem Manager geredet, und er hat mich ermutigt, mich zu trauen.

Wie haben Sie sich ergänzt? Wie funk-tionierte Ihr Duo?

G.C.M. Mit Vertrauen. Hinter der Kamera oder während der Filmbearbeitung. Das schwerste bleibt, die beste Aufnahme auszuwählen. Ein Blick zu Mehdi genügt, um einen Zweifel auszuschließen. Man

hat uns übrigens gesagt, dass wir immer derselben Meinung sind.

M.I. Ich habe manchmal einen Schauspie-ler gebeten, etwas anders zu machen. Er hat mir dann oft gesagt: „Grand Corps Malade hat es mir gerade Wort für Wort so gesagt.“

G.C.M. Ich wusste, dass wir zusammen gut vorankommen würden. Vom Drehplan über die Arbeit mit den Schauspielern bis zur Regie haben wir keine Aufgaben ver-teilt, sondern alles gemeinsam gemacht.

Mehdi, der wesentliche Teil des Films spielt in einem Rehabilitationszen-trum. Wie war Ihr erster Eindruck?

M.I. Ich kenne Grand Corps Malade seit langer Zeit und ich habe sein Buch gele-sen. Deswegen war ich nicht der Ansicht, eine neue Welt zu entdecken. Dennoch

Interview mit den Regisseuren Grand Corps Malade und Mehdi Idir

haben mich zwei Sachen beeindruckt. Zu-erst ein Gefühl des Einschlusses. Ich habe einen Kurzfilm im Gefängnis gedreht und dort ging es mir genauso. Wir sind in das Rehabilitationszentrum gegangen, um zu arbeiten. Wir gingen rein. Kamen wieder heraus. Die Patienten aber blieben da für Monate, um wieder gehen zu lernen. Was mich beeindruckt hat, ist wie man sein Verhältnis zum Alltag ändert. Mit den Pa-tienten kannst du über alles Mögliche re-den. Aber wenn einer von ihnen seine Ge-schichte erzählt, ist es als kriegst du eine übergebraten. Besonders, wenn er oder sie jung ist. Was ich daraus mitnehme, ist ihre unglaubliche Charakterstärke.

Grand Corps Malade, die Klinik im Film ist auch diejenige, in der Sie Ihre Reha-bilitation gemacht haben. Wie haben Sie sich dabei gefühlt?

G.C.M. Ich bin schon ein Jahr nach

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meinem ersten Aufenthalt dorthin zu-rückgekehrt. Die Gerüche und die Erin-nerungen an harte Momente haben mich schwindlig gemacht. Wir wollten im Film wieder zum Leben erwecken, was ich dort kennengelernt habe: eine Welt, in der alle sich abrackern.

Die Figuren sind von Personen inspi-riert, die Sie auch kennengelernt ha-ben. Wie sind Sie vor diesem Hinter-grund das Casting angegangen?

G.C.M. Ja, ich habe mich von Personen inspirieren gelassen, die ich gekannt habe, und von Situationen, die ich erlebt habe. Die Szene, in der Steeve versucht, sich umzubringen, indem er sich mit Wodka betrinkt, habe ich mir nicht ausgedacht. Ich erzähle eine wahre, aber von fiktio-nalen Figuren verkörperte Geschichte.

M.I. Vor allem suchten wir starke Charak-tere. Nailia Harzoune hat uns genau das gegeben, was wir wollten: eine charak-terstarke, aber nicht hysterische Samia.

Je mehr Soufiane Guerrab sprach, desto ähnlicher wurde er wie der Farid, den wir suchten. Unsere Schauspieler sind alle sehr verschieden.

G.C.M. Und sie alle sind Originale. Mous-sa Mansaly ist charismatisch, seine ge-brochene Stimme hat viel Seele, eine Melancholie, die zu der Figur Toussaint sehr gut passt. Franck Falise hat einen besonderen Blick, in dem man viel sieht, ohne alles verstehen zu können. Die Figur Steeve, die er spielt, ist ein unergründ-licher Charakter. Um Benjamin zu spielen, sollte Pablo Pauly glaubwürdig der Spaß-vogel aus den Vororten sein können. Wie auch die anderen musste er sich die Be-wegungseinschränkung aneignen. Pablo verinnerlicht alles. Er ist eine Maschine. Ein großartiger Schauspieler. Die Stärke unserer Schauspieler liegt darin, dass sie über ihre Rollen hinausgegangen sind. Ich sah nicht mehr meine ehemaligen Freunde, sondern fiktive Figuren.

Benjamin verkörpert dennoch Ihre Ge-

schichte und es gibt auch eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Pablo Pauly und Ihnen.

G.C.M. Das stimmt, trotzdem haben wir ihn wegen seines Spiels ausgesucht.

M.I. Zur Zeit des Castings hatte Pablo lan-ge Haare und einen wilden Bart. Erst als er sich rasiert hat, haben wir festgestellt, dass er Grand Corps Malade ähnlich sieht.

G.C.M. Wie Benjamin war ich ein Bas-ketballspieler, ich hatte einen Unfall, und eines Tages bin ich wieder aufgestanden, indem ich mich auf zwei Stangen stützte. Dennoch dachte ich während der Dreh-arbeiten nur an die Arbeit. Ich hatte nie das Gefühl, schmerzhafte Momente wie-der zu erleben oder eine Art von Thera-pie zu machen, von der ich gesagt hätte: „Geschafft, ich habe mich von dieser Ge-schichte befreit.“

Unabhängig von Benjamins Schicksal erzählt der Film die Freundschaften

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zwischen den Figuren. Wie haben Sie mit den Schauspielern für diese Grup-penszenen gearbeitet?

G.C.M. Als ich diese Bande spielen sah, diese jungen Menschen, die sich trotz al-ler Schwierigkeiten miteinander anfreun-deten, die sich übereinander lustig mach-ten und sich anschrien, als ob sie sich über die Straße hinweg unterhalten. Da dachte ich mir: das funktioniert. Das Zu-sammenspiel zwischen den Figuren war eine unserer Prioritäten. Und die Figur von Farid hat viel dazu beigetragen. Er ist der Einzige, der nicht diese Übergangsphase hat, in der man die Welt der Behinderung entdeckt. Als die Dreharbeiten vorangin-gen, dachten wir: Soufiane geht extrem ab.

M.I. Wenn das Publikum mit den Figuren etwas anfangen kann, haben wir gewon-nen.

Was erwarteten Sie in erster Linie von den SchauspielerInnen?

G.C.M. Dass ihre Dialoge wahr sind. Eine Woche vor dem Drehen haben wir sie unter Druck gesetzt: „Na schön, Leute! Jetzt müsst ihr eure Texte kennen.“ Trotz-dem haben wir ihnen am Set Freiheit ge-lassen.

Hatten Sie einen Referenzfilm für die Ästhetik, die Regie, den Tonfall?

G.C.M. Es war für uns ausgeschlossen, Pathos zuzulassen. Das ist nicht unser Temperament. Es gibt ernste Momente, aber wir haben Leben, Humor, Selbsti-ronie eingefügt. Das ermöglicht es, von einem Gefühl zum nächsten gehen zu können. Was die Regie betrifft, fragten wir uns, wie wir einen Typ filmen können, der während der ersten Viertelstunde des Films an sein Bett gefesselt bleibt. Wir haben daran gedacht, Filme anzuschauen, die in Krankenhäusern spielen und sich mit Behinderung befassten, aber am Ende haben wir es auf unsere Art gemacht.

M.I. Wir wollten keinen zu realistischen

Stil. Wir wollten, dass die Kamera der physischen Entwicklung des Charakters folgte. Mit fixierten Einstellungen wollten wir die eingeschränkte Raumtiefe zeigen, damit man versteht, dass sein Sichtfeld am Anfang reduziert ist. Wenn er sein Zimmer verlässt, gibt es eine Planse-quenz, die sich ausweitet. Das Prinzip war, schrittweise immer komplexere Ka-merabewegungen zu bringen.

Warum eröffnen Sie den Film mit einer subjektiven Kamera?

G.C.M. Wenn du einen Monat im Bett verbringst, ohne etwas anderes als die Decke zu sehen, fragst du dich, was da mit dir passiert. Das ist ein Albtraum. Wir wollten, dass die ZuschauerInnen sich das auch fragen.

M.I. Und dass sie Benjamins beschränkte Welt mit eigenen Augen entdecken.

Wie haben Sie die Dreharbeiten erlebt?

G.C.M. Wir haben den Zauber dieses

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Films dank eines starken Teams erlebt. Die Techniker haben uns gesagt: Macht euch nichts vor. Kein Filmdreh war je so gut wie dieser. Wir waren alle sehr trau-rig, auseinandergehen zu müssen.

M.I. Ich hatte das Gefühl, dass alle am Set mit ganzem Herzen arbeiteten. Als ob jeder von uns nicht mit einer Missi-on beauftragt wurde, sondern mit dem Wunsch, einen schönen Film für die Welt da draußen zu machen. Und für diese Pa-tienten, mit denen wir jeden Tag in Kon-takt kamen.

Soll man im Film auch eine Art von Würdigung für die Patienten sehen?

G.C.M. Unbedingt! Eine Würdigung für den Mut. Nicht der Mut des Helden. Son-dern der Mut, der dir von einem sechs-ten Sinn auferlegt wird: die Lust zu leben, trotz allem. Ich habe ein Jahr lang mit Menschen gelebt, die der Inbegriff von Mut waren. Ich bin da wieder rausgekom-men. Die meisten anderen nicht. Ja, der

Film ist eine Hommage an sie.

Warum haben Sie Angelo Foley mit der Filmmusik beauftragt?

G.C.M. Wir wollten einen besonderen Sound, eine besondere Melodie, vor allem nicht die typische Klaviermelodie, die zu emotional gewesen wäre. Ich hat-te mit Angelo schon an meinem letzten Album „Il nous restera ça“ gearbeitet. Er hat uns eine Melodie als Leitmotiv vor-geschlagen, die sich den verschiedenen Tonarten des Films perfekt anpasst. Sie ist gleichzeitig ernsthaft, ausgeglichen und hat auch eine leuchtende Seite.

Unter allen Herausforderungen, die das Projekt gestellt hat, welche sind Sie stolz, angenommen zu haben?

G.C.M. Diese SchauspielerInnen ver-sammelt zu haben. Sie sind großartig, sie spielen gut.

Was möchten Sie, dass das Publikum vom Film behält?

M.I. Dass wir versucht haben, einen for-mal anderen Film zu machen, dass wir als Regisseure uns für diese Schauspieler entschieden haben und dass wir davon erzählen, wie man wieder aufsteht, wenn man ein Drama erlebt und was es uns er-möglicht, wieder aufzustehen.

G.C.M. Wenn manche die Regie elegant finden, umso besser! Aber ich möchte vor allem, dass die Zuschauer sich freu-en, neue Schauspieler zu entdecken, dass sie ihre Namen behalten, und dass der Film das Bewusstsein für Behinderung verändern kann. Auch wenn es nur eine Weile anhält. Der echte Farid hat mir ge-sagt: Wenn die Leute dich zum ersten Mal treffen, bist du nur ein Behinderter. Es ist deine einzige Identität. Seine Worte haben mich begleitet. Es macht mich glücklich zu denken, dass wenn die Zu-schauer unseres Films Menschen im Roll-stuhl begegnen, sie zuerst den Mensch sehen, der ein Drama erlebt hat und der gekämpft hat.

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Pressebetreuung

mm filmpresseSchliemannstraße 5 | 10437 BerlinTel.: 030. 41 71 57 23Fax: 030. 41 71 57 25E-Mail: [email protected]: www.mm-filmpresse.de

Verleih

Neue Visionen Filmverleih GmbHSchliemannstraße 5 | 10437 BerlinTel.: 030. 44 00 88 44Fax: 030. 44 00 88 45E-Mail: [email protected]