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06.04.2019 Berlin | Marina Filipovic| Pflegedirektion
Internationale Pflegekräfte
Gewinnung und Integration
06.04.2019 2 Berlin | Marina Filipovic| Pflegedienstleitung
Agenda
1. Ausgangslage
2. Internationale Pflegekräfte in Deutschland
3. Internationale Pflegekräfte an der Uniklinik Köln
4. Herausforderungen & Chancen
06.04.2019 3 Berlin | Marina Filipovic| Pflegedienstleitung
Ausgangslage
• Prognosen für Deutschland:
• In 15 Jahren fehlen 200.000 Vollzeitstellen
• Jahr 2030 = 3,5 Millionen Pflegebedürftige
• Jahr 2050 = 4,7 Millionen Pflegebedürftige (vgl. heute: 2,5 Millionen)
Sinkendes Angebot:
Fachkräftemangel
Steigende Nachfrage:
Demographischer Wandel
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Internationale Pflegekräfte in Deutschland Historie & aktuelle Zahlen
• Historie:
• Bereits in 1960er & 1970er Jahren Pflegekräfte aus Korea
• Einsatz indischer Ordensschwestern
• Viele Pflegekräfte aus Russland und europäischen Staaten
• Akquise internationaler Pflegekräfte nur als Teillösung zu sehen:
• Attraktivität des Pflegeberufes muss gesteigert werden
• Arbeitsbedingungen müssen verbessert werden
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Internationale Pflegekräfte in Deutschland Historie & aktuelle Zahlen
• Zahl der Pflegekräfte mit ausländischer Staatsangehörigkeit steigt
• 73.600 Beschäftigte (= 5,5 %) in Pflegeberufen mit ausländischer Staatsangehörigkeit
• 1% Beschäftigungszuwachs bei deutschen Staatsbürgern (Jahr 2013)
Zunahme der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Berufsfeld und Staatsangehörigkeit, 2013
Quelle: Bonin, H., G. Braeseke und A. Ganserer (2015), in Anlehnung Bundesagentur für Arbeit
1
1
5
3
5
14
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13
20
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Beschäftigte insgesamt
Krankenpflege
Altenpflege
EU-Staaten Drittstaaten Deutschland
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Internationale Pflegekräfte in Deutschland Historie & aktuelle Zahlen
• Anzahl der Anerkennungsverfahren:
• 2012-2015: starker Anstieg der Anträge aus Spanien aufgrund Wirtschaftskrise (OECD 2015)
• Seit 2014: starker Anstieg der Anträge aus Bosnien-Herzegowina aufgrund des Anwerbeabkommens
Zunehmende Globalisierung des Pflegearbeitsmarktes
(vgl. Pütz et al. (2019))
06.04.2019 7 Berlin | Marina Filipovic| Pflegedienstleitung
Internationale Pflegekräfte in Deutschland Rechtliche Rahmenbedingungen
• Unterschiedliche Regulierung für Pflegefachkräfte aus EU- und Nicht-EU-Mitgliedsstaaten
• EU-Bürger:
• Aufenthaltsrecht in Deutschland & freier Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt
• EU-Berufsanerkennungsrichtlinie „Richtlinie 2013/55/EU“ (seit 20.10.2005) sichert die Gleichwertigkeit der Ausbildungsinhalte in den Berufen: (Zahn-)Arzt/Ärztin und Pflegefachkraft
• Sprachniveau B1/B2 (je nach Bundesland, oft B2) im Rahmen der Berufszulassung erforderlich
• Nicht-EU-Bürger:
• Stärker reglementiert
• Einzelfallprüfung, in der Gleichwertigkeit der Ausbildungsinhalte geprüft werden
• Keine vorhandene Gleichwertigkeit Anpassungslehrgang/Kenntnisprüfung
• Frist für Ausgleichsmaßnahme & Erreichen des Sprachniveau: 18 Monate
• Beschäftigungsverordnung (BeschV) ab Juli 2013: Vereinfachter Zugang, wenn
- mind. zweijährige gleichwertige Berufsausbildung vorliegt
- Beschäftigungsbedingungen denen inländischer Pflegefachkräfte entsprechen
- Stelle in Jobbörse der BA veröffentlicht ist oder über BA vermittelt wurde
06.04.2019 8 Berlin | Marina Filipovic| Pflegedienstleitung
Internationale Pflegekräfte in Deutschland Rechtliche Rahmenbedingungen
• Rekrutierung internationaler Pflegekräfte nach ethischen Standards
• Positivliste der BA: Nur Berufe, in denen es einen Fachkräftemangel gibt und die Besetzung von Stellen mit ausländischen Bewerbern als „Arbeitsmarkt- und integrationspolitisch verantwortbar“ ist
• Vermeidung negativer Auswirkungen für Herkunftsländer:
Einhaltung des von der WHO vorgegebenen Code of Practice
- beinhaltet Liste mit Ländern, aus denen keine Pflegefachkräfte angeworben werden sollen
Rekrutierung nur aus Ländern, in denen keine akute Unterversorgung medizinischer/ pflegerischer Fachkräfte herrscht
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Internationale Pflegekräfte in Deutschland Initiativen
• Bisher gibt es nur wenig größere Initiativen zur systematischen Rekrutierung
• Einige Pilotprojekte mit politischer Unterstützung
• Anwerbung in EU-Ländern (Griechenland, Spanien, Bulgarien, Rumänien und baltische Staaten)
• Kooperation mit China durch den Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) seit 2013
• Kooperation mit Vietnam: Projekt „Fachkräftegewinnung für die Pflegewirtschaft“ durch Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) 2012
• Projekt „Triple-Win“: Kooperationen zwischen Deutschland und den Partnerländern Vietnam, Bosnien und Herzegowina, Serbien und den Philippinen (durch Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit & der GIZ)
06.04.2019 10 Berlin | Marina Filipovic| Pflegedienstleitung
Internationale Pflegekräfte an der Uniklinik Köln Personalgewinnung
Insgesamt 123 Einstellungen internationaler Pflegekräfte im Anerkennungs-verfahren im Zeitraum vom 01.01.2015 bis heute
• Initiativbewerbungen
• Personalvermittlungsfirmen
• Triple Win Projekt
Persönliche Auswahlgespräche Hospitationen
Anzahl der Einstellungen von Pflegefachkräften in Anerkennung
4 9
21
73
16
2015 2016 2017 2018 2019
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Internationale Pflegekräfte in Deutschland Anerkennungsverfahren
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Internationale Pflegekräfte in der Uniklinik Köln Anerkennungsverfahren - Beispiel
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Herausforderungen & Chancen Sprachqualifikation
Kompetenz-niveau
Kompetenz-beschreibung
Niveaustufe Beschreibung des Referenz-Niveaus
Beschreibung der erforderlichen Fähigkeiten
B Independent User/
Selbstständige Sprachverwendung
B1 Threshold o. Intermediate (Mittelstufe)
• Verständigung im Rahmen einer Reise • Verständnis klarer Standardsprache des Alltags • Einfache Verständigung zu vertrauten Themen/ Interessen/
Erfahrungen/ Träumen + kurze Erklärungen
B2
Vantage o. Upper intermediate
(gute Mittelstufe)
• Verständnis der Hauptinhalte komplexer Texte und Fachdiskussionen im eigenen Spezialgebiet
• Verständigung mit Muttersprachlern ohne große Anstrengungen möglich
• Klare und detaillierte Verständigung zu breitem Themensprektrum + Erläuterung von Vor- und Nachteilen
C Proficient User/
Kompetente Sprachverwendung
C1
Effective Operational Proficiency o.
Advanced (fortgeschrittene
Kenntnisse)
• Verständnis eines breiten Spektrums anspruchsvoller, längerer Texte und Erfassung implizierter Inhalte
• Spontane und fließende Ausdrucksweise, ohne Wortfindungsschwierigkeiten
• Wirksamer und flexibler Gebrauch der Sprache in Beruf/ Ausbildung/ Studium
• Klare, strukturierte und ausführliche Ausdrucksweise zu komplexen Sachverhalten
C2 Mastery o. Proficiency
(exzellente Kenntnisse)
• Müheloses und vollständiges Verständnis • Infomationszusammenfassung aus verschiedenen
schriftlichen und mündlichen Quellen • Wiedergabe der Begründung und Erklärung in
zusammenhängender Darstellung • Spontane, sehr flüssige und genaue Ausdrucksweise
komplexer Sachverhalte
Quelle: Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen, http://www.europaeischer-referenzrahmen.de/sprachniveau.php, zuletzt abgerufen am 28.03.2019
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Herausforderungen & Chancen Fachliche Qualifikation
• Unterschiedliche Ausbildungs- und Berufsausübungen der Herkunftsländer führen zu Differenzen in fachlicher Qualifikation
• Viele internationale Ausbildungen auf Hochschulniveau, mit mehr Praxis und Theoriestunden als in Deutschland
• Pflegeausbildungen im Ausland oft generalistisch, d.h. Qualifikation für allgemeine Pflegetätigkeit
• Differenzen können als Ressource genutzt werden, aber auch zu Konflikten und Missverständnissen führen
• Institutionelle Differenzen der Gesundheitssysteme:
• Pflegekräfte im Ausland haben oftmals mehr medizinnahe Befugnisse und Kompetenzen in der Patientenversorgung in Deutschland dann Unterforderung und Frustration
• Grundpflege wird im Ausland oftmals von speziellen Berufsgruppen oder Angehörigen übernommen
• Unterschiedliche Kompetenzen & unterschiedliches berufliches Selbstverständnis
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Herausforderungen & Chancen Allgemein
• Herausforderungen für Internationale Pflegekräfte in Deutschland
Quelle: Bonin, H., G. Braeseke und A. Ganserer (2015), Bertelsmann Stiftung – Befragung von 597 Personalverantwortlichen
26%
18%
18%
18%
9%
6% 5% Probleme mit Behörden und Ämtern
Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche
Probleme beim Familiennachzug
Fachliche Überforderung
Interkulturelle Konflikte
Fachliche Unterforderung
Konflikte mit den Kollegen
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Herausforderungen & Chancen Maßnahmen – Kulturelle und betriebliche Integration
• Betriebliche Integration:
• Kommunikationsformen schaffen, die Austausch und gegenseitiges Verständnis fördern
• Arbeitsatmosphäre schaffen - frei von Diskriminierung und Kulturalisierung
• Unterstützung im Rahmen des Anerkennungsprozesses (Intensive , individuelle Begleitung sowie Hilfestellung bei Behördengängen)
• Aufklärungsarbeit im Team und Unternehmen
• Seminartage: gegenseitige Vorstellung der Gesundheitssysteme, Hygienerichtlinien u.a.
•Sprachqualifikation
•Fachkenntnisse Differenzen
Hierarchisierung
Machtdifferenz
Gruppenbildung
Strukturelle Probleme
Spannungsverhältnisse
Konfliktpotentiale
Zwischen-menschliche
Konflikte
• Kulturelle Integration:
• Vermittlung von weiterführenden Sprachkursen
• Unterstützung bei Wohnraumsuche
• Hilfestellung bei Familienzusammenführung
• Unterstützung bei Netzwerkaufbau: Paten aus Team, Glaubensgemeinden, Freizeitmöglichkeiten
• Berücksichtigung persönlicher Bedürfnisse, im Hinblick auf kulturellen Hintergrund
Ziel: Mitarbeiterzufriedenheit und langfristige Bindung an das Unternehmen
06.04.2019 17 Berlin | Marina Filipovic| Pflegedienstleitung
Quellen:
• Bonin, H., G. Braeseke und A. Ganserer (2015), Internationale Fachkräfterekrutierung in der deutschen Pflegebranche – Chancen und Hemmnisse aus Sicht der Einrichtungen, Bertelsmann-Stiftung, Gütersloh.
• EU-Berufsanerkennungsrichtlinie (Das Europäische Parlament und der Rat der Europäischen Union 2005), https://www.anerkennung-in-deutschland.de/html/de/eu_anerkennungsrichtlinie.php, zuletzt abgerufen am 28.03.2019.
• Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen, http://www.europaeischer-referenzrahmen.de/sprachniveau.php, zuletzt abgerufen am 28.03.2019
• Pütz et al. (2019), Betriebliche Integration von Pflegefachkräften aus dem Ausland, Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf
• Slotala, L., Bollinger, H. (2014), Pflegekräfte aus dem Ausland – Integration als Teamwork, Heilberufe / Das Pflegemagazin 2014; 66 (6) 39
• Verordnung über die Beschäftigung von Ausländerinnen und Ausländern (BeschV), http://www.gesetze-im-internet.de/beschv_2013/, zuletzt abgerufen am 28.03.2019
• WHO (2006), The World Health Report 2006 - Working together for health.
• WHO (2010), WHO Global Code of Practice in the International Recruitment of Health Personnel, https://www.who.int/hrh/migration/code/practice/en/, zuletzt abgerufen am 28.03.2019
06.04.2019 18 Berlin | Marina Filipovic| Pflegedienstleitung
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