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www.zeit.de In Zusammenarbeit mit: Kostenloses Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe II www.zeit.de/schulangebote Diese Arbeitsblätter sind ein kostenloser Service für die Oberstufe und erscheinen jeden ersten Donnerstag im Monat. Sie beleuchten ein aktuelles Thema aus der ZEIT, ergänzt durch passende Arbeitsanregungen zur prak- tischen Umsetzung im Unterricht. In dieser Ausgabe präsentieren wir Ihnen einen Newsletter in Kooperation mit ZEIT ONLINE mit inhaltlichem Fokus auf das Thema Studienorientierung. Inhalt: 2 Einleitung – Thema und Lernziele 3 Arbeitsblatt 1 – Text 1 : Entscheidungen treffen: Was soll ich tun? 6 Text 2 : Schon mal dran gedacht? 9 Arbeitsblatt 2 – Studienanfänger: So geht der Bachelor 13 Internetseiten zum Thema Thema im Monat Juni 2016: Was studieren? Wo studieren? Wie studieren? Die schlechte Nachricht zuerst: Wer ein Studium ergreifen will, muss eine verdammt schwierige Entschei- dungsphase durchmachen. Es gilt, das richtige Studienfach und die richtige Hochschule zu finden, sich über die eigenen Bedürfnisse, Berufsziele und Fähigkeiten klar zu werden, und dann muss man irgend- wie Vernunft und Bauchgefühl in Einklang bringen. Die gute Nachricht: Online-Self-Assessments, Studi- engang-Suchmaschinen und Hochschulrankings helfen bei der Entscheidungsfindung. Und wenn man nach langer Grübelzeit zwischen zwei Alternativen hängt, geben Entscheidungspsychologen den besten Tipp: einfach machen, wird schon! Mithilfe dieser Arbeitsblätter und Onlineangebote zu Studieninteressen, Studienfächern und Hochschul- rankings planen Ihre Schüler Schritt für Schritt ihren Weg zum Studium. Sie analysieren selbstreflexiv ihre Erwartungen an ein Studium und erstellen ein persönliches Profil mit Vorschlägen für Studiengänge mit dem Studium-Interessentest (SIT) auf ZEIT ONLINE. Dabei setzen sie sich mit dem Bachelor-System aus- einander und ermitteln anhand des CHE-Hochschulrankings Vorschläge für eine geeignete Hochschule.

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Page 1: Was studieren? Wo studieren? Wie studieren? · Was studieren? Wo studieren? Wie studieren? Die schlechte Nachricht zuerst: Wer ein Studium ergreifen will, muss eine verdammt schwierige

www.zeit.de

In Zusammenarbeit mit:

Kostenloses Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe II

www.zeit.de/schulangebote

Diese Arbeitsblätter sind ein kostenloser Service für die Oberstufe und erscheinen jeden ersten Donnerstag im Monat. Sie beleuchten ein aktuelles Thema aus der ZEIT, ergänzt durch passende Arbeitsanregungen zur prak-tischen Umsetzung im Unterricht. In dieser Ausgabepräsentieren wir Ihnen einen Newsletter in Kooperation mit ZEIT ONLINE mit inhaltlichem Fokus auf das Thema Studienorientierung.

Inhalt:

2 Einleitung – Thema und Lernziele3 Arbeitsblatt 1 – Text 1 : Entscheidungen treffen: Was soll ich tun? 6   Text 2 : Schon mal dran gedacht?9 Arbeitsblatt 2 – Studienanfänger: So geht der Bachelor 13 Internetseiten zum Thema

Thema im Monat Juni 2016: Was studieren? Wo studieren? Wie studieren?Die schlechte Nachricht zuerst: Wer ein Studium ergreifen will, muss eine verdammt schwierige Entschei-dungsphase durchmachen. Es gilt, das richtige Studienfach und die richtige Hochschule zu finden, sich über die eigenen Bedürfnisse, Berufsziele und Fähigkeiten klar zu werden, und dann muss man irgend-wie Vernunft und Bauchgefühl in Einklang bringen. Die gute Nachricht: Online-Self-Assessments, Studi-engang-Suchmaschinen und Hochschulrankings helfen bei der Entscheidungsfindung. Und wenn man nach langer Grübelzeit zwischen zwei Alternativen hängt, geben Entscheidungspsychologen den besten Tipp: einfach machen, wird schon!

Mithilfe dieser Arbeitsblätter und Onlineangebote zu Studieninteressen, Studienfächern und Hochschul-rankings planen Ihre Schüler Schritt für Schritt ihren Weg zum Studium. Sie analysieren selbstreflexiv ihre Erwartungen an ein Studium und erstellen ein persönliches Profil mit Vorschlägen für Studiengänge mit dem Studium-Interessentest (SIT) auf ZEIT ONLINE. Dabei setzen sie sich mit dem Bachelor-System aus-einander und ermitteln anhand des CHE-Hochschulrankings Vorschläge für eine geeignete Hochschule.

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»ZEIT für die Schule«-Arbeitsblätter | Was studieren? Wo studieren? Wie studieren? 2

18.534 Studienangebote an 432 Hochschulen. Wie soll man daraus die perfekte Kombination finden, die exakt auf die eigenen Bedürfnisse, Interessen und Fähigkeiten zugeschnitten ist? Gar nicht, rät der ZEIT-Campus-Redakteur Oskar Piegsa: Psychologische Experimente und Expertenstudien legen nahe, dass im Zuge einer schwierigen Entscheidungsfindung irgendwann der Zeitpunkt kommt, an dem weiteres Grü-beln, Vergleichen und Informieren zu keinem besseren Ergebnis führt. Spätestens dann heißt es: einfach loslegen und machen. Studieninteressierte können mit dieser Erkenntnis angstfreier eine Basis für die Wahl eines Studienfaches legen. Dazu gehört, die eigenen Interessen und Fähigkeiten auszuloten, sich über die späteren Chancen am Arbeitsmarkt sowie Verdienstmöglichkeiten zu informieren, aber im Abwä-gungsprozess auch die persönlichen Bedürfnisse im Auge zu behalten. Braucht man die Großstadt oder eher ein familiäres Flair in einem ländlichen Gebiet? Will man nach dem Studium noch flexibel bei der Be-rufswahl bleiben, und kann man im Studienalltag wirklich die Juristensprache ertragen, Leichen sezieren oder als Geisteswissenschaftler Tonnen von Fachliteratur bewältigen?

Einen Weg, über eine Selbsteinschätzung die Studienneigung zu erkennen, bieten Online-Self-Assess-ments, die als internetbasierte Angebote bei der Entscheidungsfindung helfen. Der Studium-Interessen-test (SIT) von ZEIT ONLINE und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) bietet eine Orientierung über mögliche Studienfächer. Auf Basis von 72 Selbsteinschätzungsfragen wird für Studieninteressierte ein persönliches Interessenprofil erstellt. So erfahren sie, welche Interessen über- oder unterdurchschnittlich ausgeprägt sind und welche Tätigkeitsbereiche dazu am besten passen. In Kombination mit der Such-maschine für Studiengänge, die mit über 18.000 Studienangeboten alle 432 staatlich anerkannten Hoch-schulen in Deutschland listet, wird das Testergebnis mit den Profilen aller Erststudiengänge deutscher Hochschulen abgeglichen. So erhalten die Teilnehmer individuelle Ergebnislisten mit passenden Studien-gängen. Mit dem CHE-Hochschulranking des Centrums für Hochschulentwicklung können Studieninteres-sierte anschließend die aufgezeigten Vorschläge miteinander vergleichen und als Ausgangspunkt für die weitere Orientierung nutzen.

Arbeitsblatt 1 enthält zwei Artikel, die zusammen ein Plädoyer für einen entspannteren Umgang bei der Entscheidungsfindung zur Studienwahl bilden. Die Schüler wägen die Thesen des Autors kritisch in Form einer Gliederung für eine Pro-und-Contra-Erörterung ab und analysieren ihre eigenen Bedürfnisse und Motive bei der Studienwahl. Sie erstellen eine Linkliste zu Orientierungsangeboten und führen den Studi-um-Interessentest (SIT) auf ZEIT ONLINE durch. Auf Grundlage des gewonnenen persönlichen Interessen-profils ermitteln sie mögliche Studienfächer mithilfe der Suchmaschine für Studiengänge auf ZEIT ONLINE.

Arbeitsblatt 2 bietet einen Leitfaden zum Bachelor-Studium, in dem zentrale Begriffe des Bachelor-Sys-tems wie Credit Points oder Module erläutert werden. Die Schüler entwickeln hieraus ihr persönliches Studium-Glossar, das sie im Verlauf ihrer Orientierungsphase erweitern können. In einer Übung machen sich die Schüler mit Musterstundenplänen, Modulhandbüchern und Vorlesungsverzeichnissen vertraut, recherchieren anschließend nach alternativen Studien- und Hochschulformen und ermitteln online mithilfe des CHE-Hochschulrankings und des Lebenshaltungskosten-Rechners auf ZEIT ONLINE geeignete Hoch-schulen für das zuvor ermittelte Interessenprofil.

Einleitung: Thema und Lernziele

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Herzlichen Glückwunsch. Mit diesen Worten müsste jede Erstsemester-Vorlesung beginnen, in jedem Hör-saal an jeder Hochschule dieses Landes. Denn wer ein Studium beginnt, hat bereits Unwahrscheinliches geleistet: Er hat sich für eine aus 18.534* Möglichkeiten entschieden. So viele Studiengänge hat die Hoch-schulrektorenkonferenz im letzten Wintersemester in Deutschland gezählt.

Niemand informiert sich ernsthaft über 18.534 Optionen. Doch auch wer weiß, was er will, steht heute vor einem ziemlich unübersichtlichen Angebot. Wer früher zum Beispiel BWL gewählt hätte, ein Fach, das in so gut wie jeder Hochschulstadt angeboten wurde und das fast überall denselben Namen trug, muss sich heute schon vor dem Bachelor entscheiden: lieber International Business studieren oder International Management? Oder International Business Management? Wobei, was unterscheidet das eigentlich von International Business Administration und International Business Studies?

Nach der Entscheidung für ein Fach folgt für viele Leute die Wahl einer Stadt, dann die Zimmersuche, Mit-bewohnercastings, die Frage nach Auslandssemestern (wo?) und Praktika (wann?), verbunden mit neuer Wohnungssuche und neuen Castings, dieses Mal für Zwischenmieter. Wer sich dann noch verliebt (treu bleiben oder offen? Monogam leben? Poly?), über den Traumjob grübelt oder über das kommende Wo-chenende, der ahnt: Das Studium ist die entscheidungsreichste Zeit des Lebens. Und jede Entscheidung, so ist das wohl bei den meisten Menschen, ist verbunden mit der Angst, eine falsche Wahl zu treffen – und das Beste im Leben zu verpassen. Kann man dem entkommen? Man kann. Ein Fluchtplan in vier Schritten.

Erstens: Das Problem erkennen[…] Glaubt man Barry Schwartz und seinem Buch »Anleitung zur Unzufriedenheit«, dann führt mehr Aus-wahl ab einem bestimmten Punkt nicht zu mehr Freiheit, sondern bloß zu mehr Stress. Statt uns zu be-freien, so schreibt er, lähme sie uns. Es gibt Experimente, die zeigen: Je größer das Angebot ist, aus der Probanden eine Tafel Schokolade, einen Kugelschreiber oder ein Glas Marmelade auswählen sollen, desto schwerer fällt ihnen das.

Selbst wenn man sich für eine von vielen Möglichkeiten entschieden habe, so argumentiert der Psycho-loge, sei man damit oft unzufrieden. Denn mit der Anzahl der Optionen steigen auch die Ansprüche. […] Und außerdem, sagt Schwartz, sind da die Zweifel: Was wäre, wenn ich mich anders entschieden hätte? […] Nicht gut, aber zumindest gut zu wissen: Wer sich mit Entscheidungen quält, ist nicht allein, sondern umgeben von Menschen, denen es ähnlich geht. Und die Ursachen sind nicht die Folge irgendwelcher Naturgesetze, sondern von Menschen gemacht.

*Die Anzahl der Studiengänge wurde für dieses Arbeitsblatt gemäß der aktuellen Daten der Studiengangsdatenbank von ZEIT ONLINE aktualisiert, Stand 31.05.2016

Arbeitsblatt 1 - Text 1Entscheidungen treffen: Was soll ich tun?Wer länger nachdenkt, fällt die besseren Entscheidungen? Stimmt nicht. Wer die falsche Wahl trifft, ist verloren? Quatsch. Einfach mal machen wird belohnt? Genau. Eine Kampfschrift gegen die Qual der Wahl

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Zweitens: Falsche Helden entlarven[…] Heute inszenieren sich Politiker […] gerne als knallharte Entscheider, und zwar ganz unabhängig von ihren politischen Überzeugungen. Unternehmer nennen sich inzwischen sogar so: Man kann kaum den Wirtschaftsteil einer Zeitung aufschlagen, ohne von »den Entscheidern« zu lesen, was auch gleich viel lebendiger klingt als »Vorstandsvorsitzende« oder »CEOs«. Und erfolgreiches Entertainment ist, wenn sich Menschen im Fernsehen für ihre Entscheidungen quälen. Zum Beispiel, weil sie entschieden haben, Millionär, Topmodel oder schuldenfrei zu werden. Unentschiedene Kandidaten werden rausgevotet, un-entschiedene Manager abgesägt und unentschiedene Politiker verspottet, etwa als »Zauder-Künstlerin«, wie ein Journalist kürzlich seine Abrechnung mit Angela Merkel betitelte.

Wie man sich entscheidet, so wirkt das alles, ist gar nicht so wichtig. Hauptsache, man ist überhaupt in der Lage, irgendeine Entscheidung zu treffen und durchzuziehen. […]

Diese Vorstellung ist Quatsch. Man wird nicht als Entscheider oder als Grübler geboren. Niemandem ge-hen alle Entscheidungen leicht von der Hand. Der moderne Heldenkult um »die Entscheider« bringt uns nicht weiter. Was übrigens auch nicht hilft: von der guten alten Zeit träumen.

Drittens: Denkfehler vermeiden»Man kann heute nicht nur jederzeit den Arbeitsplatz, sondern auch das Geschlecht wechseln«, klagt Oliver Jeges. Er ist Anfang 30 und hat ein Buch namens »Generation Maybe« geschrieben. Jeges glaubt, dass die Entscheidungsunfähigkeit ein Generationending sei. Schuld ist seiner Meinung nach der Libera-lismus. Wir lebten heute in der »totalen Multioptionsgesellschaft«, schreibt er. »Herkömmliche Grenzen verschwimmen«, »neue Grenzen gibt es keine«. Es fehlten »Halt und Orientierung«, es gebe »gar keine Regeln mehr«.

»Generation Maybe« ist eines von vielen Büchern darüber, »warum wir uns so schwer entscheiden kön-nen«, wie es in einem anderen Titel heißt, oder »warum es heute so kompliziert ist, eine Haltung zu haben«. War früher also alles besser? Damals, als man noch weniger unter Entscheidungszwang stand? Als es für jeden Menschen einen festen Platz in der Gesellschaft gab? Nein, nein, nein!

Stimmt schon, in den 1960er Jahren war die Studienplatzwahl für die meisten sehr einfach: Sie entfiel. Weniger als zehn Prozent eines Jahrgangs konnten damals in Westdeutschland überhaupt studieren. Kniffelige Entscheidungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielten bis Ende der 1970er keine Rolle. Dafür gab es ja ein Gesetz: »Die Frau führt den Haushalt in eigener Verantwortung«, hieß es in Paragraf 1356 des Bürgerlichen Gesetzbuches, der Frauen die Erwerbsarbeit verbot, wenn diese mit der Erfüllung fa-miliärer Pflichten konkurrierte. Nicht nur die Lebensentscheidungen von Frauen übernahm der Staat: Noch Anfang der 1990er waren Männer gesetzlich zur Heterosexualität verpflichtet. […] Die angebliche »Erosion aller Werte«, die selbst in wissenschaftlichen Aufsätzen beklagt wird, ist in Wirklichkeit eine Befreiung.

Mit der Freiheit wächst auch die individuelle Verantwortung. Aber warum sollte das etwas Schlechtes sein?

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Viertens: Die Entscheidung liebenDie Philosophin Ruth Chang geht von der Theorie aus, dass eine Entscheidung leichtfällt, sobald eine Op-tion eindeutig besser ist als die andere. Zum Beispiel: Ein Geflügelschnitzel mit Pommes kostet 3,10 Euro. Ein Geflügelschnitzel mit Pommes inklusive eines Desserts nach Wahl kostet 2,95 Euro. […] Schwere Ent-scheidungen sind anders: Ein Geflügelschnitzel mit Pommes kostet 3,10 Euro. Zum gleichen Preis gibt es Mangocurry mit Paprika und Reis. Die Portionen sind gleich groß. Und beide lecker […]: Keine der beiden Optionen ist eindeutig besser.

Schwere Entscheidungen müssen nicht wichtig sein, aber viele wichtige Entscheidungen sind schwer: Soll ich in der Stadt leben oder auf dem Land? Eine Familie gründen oder Single bleiben? Philosophie studieren oder Jura? Bei schweren Entscheidungen sieht es oft so aus, als habe man nicht genug Informationen, um die richtige Wahl zu treffen. Deshalb liest man Ratgeberbücher, schreibt Pro-und-Contra-Listen, besucht Coaching-Sitzungen und grübelt. Das ist falsch, sagt Ruth Chang. Egal, wie lange man über eine schwere Entscheidung nachdenkt, man wird nie zu einem Ergebnis kommen, das so unzweifelhaft richtig ist wie die bessere Option bei einer leichten Entscheidung. Es bleibt das Dilemma, dass es gute Argumente für die eine Option gibt und gute Argumente für die andere: Jura ist sicherer, Philosophie ist interessanter.

»Man sollte nicht zu viele Informationen sammeln, denn das schadet der Entscheidungsfindung«, sagt auch der Psychologe Gerd Gigerenzer, der das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung leitet. Seine Experimente zeigen, dass es oft besser ist, auf das eigene Bauchgefühl zu hören, als lange zu grübeln. Nach der perfekten Lösung zu suchen mache unglücklich – die gebe es meistens nämlich gar nicht, sagt Gigerenzer. »Wer immer versucht, Fehler zu vermeiden, und zu vorsichtig ist, vergibt wichtige Chancen.«

Tatsächlich sollten wir für schwere Entscheidungen sogar dankbar sein, sagt die Philosophin Ruth Chang. Denn sie erlaubten es uns, die »Autorenschaft über das eigene Leben zu übernehmen«. [...] Schwere Ent-scheidungen muss jeder für sich selbst begründen. Was für ein Typ bin ich? Ist mir Sicherheit wichtiger als Selbstverwirklichung? Familie oder Freiheit? Die Ruhe des Landes oder der Abwechslungsreichtum der Stadt? Mit jeder Begründung schreiben wir an der Geschichte weiter, die wir selber sind. Wir erfinden uns selbst. Es wäre schlecht, wenn es nur leichte Entscheidungen gäbe. Denn dann wäre immer klar, wie wir zu entscheiden hätten. Wir wären nicht mehr freie Menschen, sondern würden zu Sklaven der Vernunft werden […].

Wer ewig grübelt, wer versucht, sich alle Optionen offenzuhalten um sich bloß nicht zu früh festzulegen, der betrügt sich selbst: Er scheut sich, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, und tut so, als gebe es dafür gute Gründe. Dabei stimmt das Gegenteil: Keine Entscheidung ist so schlecht wie keine Entscheidung.

Fehler machen bringt uns weiter, als abzuwarten. Nämlich mindestens bis zur nächsten Entscheidung. Darf ich? Kann ich? Muss ich? Will ich? Soll ich? Egal, ich mach das jetzt!

Oskar Piegsa, ZEIT Campus Nr. 5/2014, http://www.zeit.de/campus/2014/05/entscheidungen-treffen-stress-zufriedenheit

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Arbeitsblatt 1 – Text 2Schon mal dran gedacht?Auf den zweiten Blick: Klar, Interesse am Fach ist wichtig für die Studienwahl. Aber auch diese Faktoren zählen

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Der Wohlfühl-FaktorDer Studiengang ist spitze, nur leider nervt der Studienort? Damit das nicht passiert, sollte man sich vorher überlegen, in welcher Umgebung man sich wohlfühlt. Braucht man die Großstadt? Oder will man seinen Mitstudenten nicht nur im Seminar, sondern auch im Supermarkt begegnen? Wenn möglich, sollte man vorher hinfahren und die Atmosphäre vor Ort auf sich wirken lassen.

Der Flexi-FaktorNach ein paar Semestern umziehen und anderswo weiterstudieren? Das kann schwierig werden, zum Bei-spiel wenn man einen Reformstudiengang in Medizin gewählt hat oder auf Lehramt studiert. Wer sich den Ortswechsel während des Bachelors offenhalten will, sollte klären, wie kompatibel ein Studiengang mit anderen Studiengängen im selben Fach ist.

Der Gruppen-FaktorDer eine sitzt mit Hunderten im Hörsaal, der andere diskutiert mit seinem Prof. Wie voll es wird, hängt vom Fach ab (BWL ist stärker besucht als Latinistik), aber auch von der Hochschule. An FHs werden selbst große Fächer wie BWL in überschaubaren Gruppen unterrichtet. Mit wie vielen Mitstudenten man rechnen muss, kann man zum Beispiel über die Fachschaft herausfinden.

Der Alltags-FaktorGeisteswissenschaftler lesen oft Hunderte Seiten Fachliteratur in der Woche, wer Jura studiert, bekommt es mit einer gewöhnungsbedürftigen Fachsprache zu tun. Medizinstudenten müssen Leichen sezieren, in Chemie steht man stundenlang im Labor. Daher: Vorab mit Studenten reden und realistische Vorstellun-gen vom Alltag in einem Fach entwickeln.

Der Schwerpunkt-FaktorBei einigen Fächern macht es einen Unterschied, an welcher Uni man sie studiert – es werden andere Schwerpunkte gesetzt. Zum Beispiel gibt es in Politikwissenschaft an der Uni Regensburg einen Regional-schwerpunkt Osteuropa, an der Uni Mannheim liegt der Fokus auf statistischen Methoden und empirischer Sozialforschung.

Der Reise-FaktorDas Studienfach kann Einfluss darauf haben, wie viel man später im Job unterwegs ist (oder sein muss) und ob es die Möglichkeit gibt, im Ausland zu arbeiten. Mit einem deutschen Jura-Abschluss zum Beispiel kann man nur unter engen Voraussetzungen in anderen Ländern arbeiten. Ingenieure wiederum sind oft unter-wegs, denn Baustellen und Kunden gibt es überall. Häufig leiten sie auch Projekte im Ausland.

Marie Gamillscheg, ZEIT Studienführer 2016, S. 32

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Aufgaben

1. Die Thesen des Autors wiedergeben, mit Gegenpositionen abgleichen und bewerten Der Autor des Artikels »Entscheidungen treffen: Was soll ich tun?« (Seite 3) plädiert dafür, eher auf sein Bauchgefühl zu hören als wichtige Entscheidungen lange zu überdenken. a. Fassen Sie die wichtigsten Thesen und Begründungen des Autors in Form einer Gliederung für

eine textgebundene Pro-und-Contra-Erörterung zusammen. b. Erweitern Sie die Gliederung durch Thesen und Argumente, die die Position des Autors widerle-

gen.c. Formulieren Sie ein Fazit: Wägen Sie die Argumente gegeneinander ab, und stellen Sie Ihren

eigenen, begründeten Standpunkt dar.

2. Selbstreflexion: Die eigenen Motive und Bedürfnisse bei der Studienwahl analysieren Bei der Entscheidung für ein Studienfach spielen neben Interesse, Fähigkeiten und Berufsaussichten auch noch weitere, persönlichere Überlegungen eine Rolle. Bewerten Sie die gelisteten Entschei-dungsfaktoren im Artikel »Schon mal dran gedacht?« (S.6) mit dem Sterne-System (  = spielt für mich kaum eine Rolle bis  = spielt für mich eine entscheidende Rolle). Führen Sie für die einzelnen Punkte aus, welche konkreten Erwartungen Sie daran knüpfen.

3. Entscheidungshilfen zusammentragen und auswählen Tragen Sie in einer Mind-Map zusammen, auf welche weiteren Hilfen Sie bei der Wahl eines Studien-ganges zurückgreifen können (Personen, Institutionen, Internetangebote, Workshops etc.). Notieren Sie zu jeder Entscheidungshilfe Vor- und Nachteile. Markieren Sie die fünf Punkte, von denen Sie glauben, dass Sie Ihnen am meisten helfen, und wählen Sie mindestens eine aus, die Sie tatsächlich nutzen und umsetzen.

4. Informationsquellen im Internet recherchieren und eine kommentierte Linkliste erstellen Verfassen Sie in Gruppenarbeit eine kommentierte Linkliste von Angeboten im Internet, die Ihnen helfen, für folgende Entscheidungen eine Orientierung zu finden.a. Studium oder Ausbildung?b. Alternativen, wenn man die Zulassungsvoraussetzungen für sein Studienfach nicht erfülltc. Berufsfelder und Tätigkeitsprofiled. Städtevergleich/Lebenshaltungskostene. Schnupperstudiumf. Vor-Ort Beratungsangebote (Arbeitsagentur, Hochschule, Workshops etc.)g. Selbsteinschätzungstest/Online-Self-Assessments

Hinweis: Diese Linkliste ist umfangreicher, hieran kann eine größere Gruppe arbeiten

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5. Orientieren: einen Test zu den eigenen Studieninteressen durchführena. Führen Sie den Studium-Interessentest (SIT) auf ZEIT ONLINE durch, und ermitteln Sie, welche

Interessen und Tätigkeitsfelder für Sie empfohlen werden. Halten Sie stichpunktartig fest, ob das Ergebnis Ihren Erwartungen entsprach, und suchen Sie nach Gründen hierfür. (Dauer des Tests ca. 15 Minuten)

b. Filtern Sie die für Sie ermittelten Studiengänge bzw. Fachrichtungen nach Kriterien, die Ihnen wichtig sind: Fachgruppe, Studienziel oder Lehramt etc. Erstellen Sie eine Auswahl an Favoriten. Link: Studium-Interessentest (SIT), www.zeit.de/sit.

c. Ziehen Sie anschließend ein Fazit, und erörtern Sie, inwiefern der Studium-Interessentest für Sie hilfreich war oder nicht. Begründen Sie Ihre Einschätzung. Vorschlag für eine Ausweitung des Studium-Interessentests (Hausaufgabe): Wiederholen Sie den Test mit einer Person, die Sie gut kennt. Beantworten Sie die Fragen im Rollenwechsel, indem einer die Einschätzung zu den Interessen und Fähigkeiten für den jeweils anderen bearbeitet. Vergleichen Sie die Ergebnisse, die Sie für sich selbst ermittelt haben, mit den Testergebnissen, die Ihr Lernpartner für Sie erhalten hat.

6. Informieren und vergleichen: konkrete Studiengänge ermitteln Recherchieren Sie fünf konkrete Studienangebote an Hochschulen, die für Ihren Studien- bzw. Berufswunsch infrage kommen. Ziehen Sie hierfür Ihre Ergebnisse aus dem Studium-Interessentest (SIT) heran, berücksichtigen Sie aber auch Ihre Motive und Bedürfnisse aus Aufgabe 2. Protokollieren Sie dabei, welche Filter Sie in der Suchmaschine gesetzt haben und nach welchen Gesichtspunkten Sie Ihre Auswahl trafen. Link: Suchmaschine für Studiengänge, www.zeit.de/studiengaenge

7. Ein Fazit ziehen und Lösungswege in einer Entscheidungskrise finden Notieren Sie, in welchen Punkten Sie bei der Studienwahl noch besonders unsicher sind. Beantworten Sie für sich folgende Fragen: a. Was sagt das Bauchgefühl? Was sagt die Vernunft?b. Gehe ich von realistischen Vorstellungen aus?c. Komme ich zu einer Neubewertung meiner Einschätzung, wenn ich versuche, meine bisherigen

Thesen zu meinen Optionen zu widerlegen (in positiver oder negativer Richtung)?d. Gibt es noch Hilfen, die ich zurate ziehen kann oder möchte? Habe ich noch Informationsbedarf,

oder würde ein weiteres Abschätzen mich nur noch weiter verunsichern?

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Was ist ein Bachelor?Wer heute ein Studium aufnimmt, tut dies mit großer Wahrscheinlichkeit in einem Bachelorstudiengang: Knapp drei Viertel der Studienanfänger beginnen laut Hochschulrektorenkonferenz ein Studium mit dem Bachelor als Abschluss, und fast 80 Prozent aller Studienangebote in Deutschland funktionieren inzwi-schen nach dem Bachelor-Master-System. Ausnahmen sind in erster Linie Kunst und Musik, Medizin und Rechtswissenschaft sowie in einigen Bundesländern das Lehramt.

Bachelorstudiengänge dauern meist sechs oder sieben Semester. Die Studenten erwerben entweder ei-nen Bachelor of Arts, der nach einem geistes- oder sozialwissenschaftlichen Studium verliehen wird, oder einen Bachelor of Science für einen Abschluss in Natur- oder Ingenieurwissenschaften. In den Naturwis-senschaften studiert man in der Regel ein einzelnes Fach; in den Geistes- und Sozialwissenschaften und beim Lehramt bieten die Hochschulen häufig Bachelor aus einem Haupt- und ein bis zwei Nebenfächern oder aus zwei gleichberechtigten Fächern an.

Was passiert in einem Modul?Das Studium ist in Module unterteilt. Ein Modul behandelt über ein oder zwei Semester ein übergeordne-tes Thema in verschiedenen Veranstaltungen. […] Am Ende müssen die Studenten in der Modulprüfung ihr Wissen unter Beweis stellen.

Vorlesungen geben meist einen Überblick über ein Thema – ein Professor steht vorne und redet, die Stu-denten schreiben mit. Die Seminare, die von wissenschaftlichen Mitarbeitern oder Professoren gehalten werden, vertiefen den Stoff. Hier sollen die Studenten selbstständig wissenschaftlich arbeiten: Alle Teil-nehmer lesen sich zur Vorbereitung in die Literatur zum Thema ein, während meist einer oder eine Gruppe ein Referat vorbereitet, über das dann in der Runde diskutiert wird.

Seminare sind die gängige Veranstaltungsform in den Sozial- und Geisteswissenschaften. In Jura und in den Wirtschaftswissenschaften dominieren Vorlesungen, die von Übungen begleitet werden. In Übungen werden meist einige Themen oder Problemstellungen anschaulich und praxisnah gemeinsam erarbeitet. In Tutorien werden Seminare oder Vorlesungen nachbereitet, man lernt schwierigen Stoff gemeinsam und übt wissenschaftliche Arbeitstechniken – betreut von Studenten höherer Semester. In Laborpraktika expe-rimentieren Studenten naturwissenschaftlicher Fächer in Kleingruppen. Sein Wissen anwenden kann man in praxisnahen Projekten: Ethnologiestudenten zum Beispiel gestalten ihre eigenen Ausstellungen – etwa zu den Lebenswelten von Jugendlichen – oder dokumentieren in Projektseminaren die Lebensgeschich-ten von Migranten. In den meisten Studiengängen sind außerdem Kurse Pflicht, in denen berufsbezogene Qualifikationen vermittelt werden: Die Studenten lernen dort etwa, wie man sich für ein Praktikum bewirbt oder welche Berufsfelder für Geisteswissenschaftler infrage kommen.

Arbeitsblatt 2Studienanfänger: So geht der BachelorOb Module oder Credit Points – Studienanfänger müssen sich mit vielem Neuen vertraut ma-chen. Ein Leitfaden

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Für Vorlesungen braucht man sich in der Regel nicht anzumelden, für kleinere Kursformen hingegen muss man sich wegen der begrenzten Teilnehmerzahl oft vor Semesterbeginn einschreiben. An den meisten Unis geschieht das inzwischen online über ein elektronisches Buchungssystem. Auch hier gilt aber teils noch das »Windhund-Prinzip«: Wer zuerst klickt, kriegt in Kursen mit großem Andrang den Platz.

Was sind Credit Points?Anders als viele glauben, haben Credit Points nichts mit Noten zu tun. Sie werden unabhängig davon gesammelt und stehen für den Arbeitsaufwand (Workload), den eine Studieneinheit mit Vor- und Nach-bereitung erfordert. Ein Credit Point (CP) oder Leistungspunkt (LP) soll laut Hochschulrektorenkonferenz 25 bis 30 Stunden Arbeitsaufwand entsprechen. Die Menge der CPs, die pro Modul vergeben werden, ist je nach Zahl der Veranstaltungen, Lernstoff und Lektüreumfang ganz unterschiedlich – mal gibt es nur ein paar, mal sogar bis zu 15 für ein einzelnes Modul; mal erhält man Credit Points allein für die Teilnahme, mal müssen bestimmte Leistungen wie eine Hausarbeit erbracht werden. Pro Semester sammelt man rund 30 Credit Points – bei einem sechssemestrigen Bachelor macht das insgesamt 180. Dahinter stecken 900 Stunden Arbeit pro Semester und 5400 Stunden bis zum Abschluss.

Darüber hinaus werden wie in der Schule auch im Studium die Leistungen bewertet – je nach Fach und Thema in Klausuren, Seminararbeiten, schriftlichen oder mündlichen Prüfungen und in Projektarbeiten. Es werden Noten zwischen 1 und 5 vergeben; alles, was schlechter als 4,0 ist, gilt als nicht bestanden. Die Ergebnisse aus sämtlichen Modulen und der Bachelorarbeit werden zu einer Gesamtnote verrechnet, die später auf dem Abschlusszeugnis steht.

Die Noten werden entsprechend dem Workload eines Moduls gewichtet, die in einem Modul mit vielen Credit Points wiegen also schwerer. Neben der absoluten Note gibt es eine relative Notenskala von A bis E nach ECTS, dem European Credit Transfer and Accumulation System. Ein A bekommen nur die besten zehn Prozent der Studenten, ein E die schwächsten zehn Prozent. Noten und Credit Points nach ECTS sollen Leistungen europaweit vergleichbar machen und den Wechsel an andere Hochschulen erleichtern.

Wie erstelle ich meinen Stundenplan?Der Stundenplan sollte nicht mehr als 15 bis 20 Semesterwochenstunden umfassen – damit sind die Stun-den gemeint, die ein Student pro Woche tatsächlich in Lehrveranstaltungen verbringt. Mehr sollte man sich nicht zumuten, denn auch die Lektüre von Fachliteratur, die Vor- und Nachbereitung kosten Zeit. Laut einem Rechenbeispiel der Universität Bochum kommen Studenten insgesamt auf eine 40-Stunden-Woche bei 46 Arbeitswochen pro Jahr – vorausgesetzt, die Hochschule hat den Workload realistisch berechnet: 46 Arbeitswochen deshalb, weil die Semesterferien (korrekt: »vorlesungsfreie Zeit«) keine echten Ferien sind. Die Studenten lernen dann für Prüfungen und schreiben Hausarbeiten.

Den Stundenplan bastelt sich jeder aus Modulen zusammen: Pflichtmodule sind vorgeschrieben, bei Wahl-pflichtmodulen sucht man sich aus mehreren vorgegebenen Angeboten eines aus. Reine Wahlmodule können meist frei nach persönlichem Interesse zusammengestellt werden – oft auch aus dem Programm anderer Fakultäten. […]

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Zu jedem Modul gehören unterschiedliche Veranstaltungen, aus denen jeder Student selbst seinen Stun-denplan bastelt. Das geht mithilfe der Prüfungsordnung, der Studienordnung und des Vorlesungsver-zeichnisses. In der Prüfungsordnung steht, wie viele Credit Points und welche Leistungsnachweise vorge-schrieben sind, in der Studienordnung oder dem Modulhandbuch, welche Veranstaltungen wann belegt werden sollten. Aus dem Vorlesungsverzeichnis sucht man sich die heraus, die im aktuellen Semester angeboten werden. Manche gibt es zu mehreren Terminen, sodass man sie nach eigenen Vorlieben in den Stundenplan einbauen kann.

Das mag kompliziert klingen, ist aber halb so schlimm. Gerade am Anfang sind viele Veranstaltungen vor-gegeben und somit automatisch Teil des Stundenplans. Zudem gibt es oft exemplarische Studienverlaufs-pläne, an denen sich Anfänger orientieren können. […] Teils kann man sich den Stundenplan auch online über die elektronischen Verwaltungssysteme zusammenstellen.

Kann ich an der Uni sitzen bleiben?In gewisser Weise schon: Wer durch Prüfungen fällt oder zu oft nicht da ist, dem wird das Modul nicht angerechnet, und die entsprechenden Credit Points fehlen ihm. Wie es dann weitergeht, regelt jede Hoch-schule anders: In manchen Studiengängen können verpatzte Teilprüfungen über gute Noten in anderen Prüfungen ausgeglichen werden, sodass dann am Ende eine 4,0 in der Modulnote ausreicht. In anderen muss man die Prüfung wiederholen – ein bis zwei Versuche bleiben, um endgültig zu bestehen. Es kann jedoch auch sein, dass man den Kurs noch einmal besuchen muss und das Modul so lange als nicht belegt gilt. Im schlimmsten Fall wird der Kurs nur entweder im Sommer- oder im Wintersemester angeboten; weil manche Module aufeinander aufbauen, verlieren die Studenten dann ein Jahr.

Wie in der Schule besteht auch im Studium in der Regel Anwesenheitspflicht. Daher werden in Seminaren und Übungen und in manchen Vorlesungen Anwesenheitslisten geführt, auch wenn sich bei mehreren Hundert Teilnehmern mitunter schwer kontrollieren lässt, wer wirklich da war. Fehlt jemand zu oft und/oder unentschuldigt, muss er unter Umständen – je nach Hochschule – das Modul wiederholen.

Ein Weltuntergang ist das aber nicht: Die Regelstudienzeit von meist sechs oder sieben Semestern ist eine Orientierungsgröße und eine Verlängerung des Studiums ohne rechtliche Konsequenzen möglich. Allerdings kann ein längeres Studium finanziell Schwierigkeiten machen, weil das Bafög am Ende der Re-gelstudienzeit ausläuft oder Langzeit-Studiengebühren anfallen.

Sabrina Ebitsch, ZEIT Studienführer 2010, http://www.zeit.de/studium/studienfuehrer-2010/studium-bachelor-leitfaden/komplettansicht

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Aufgaben

1. Grundlegende Strukturen eines Bachelorstudiums verstehena. Erstellen Sie ein Handbuch mit Definitionen zu einem Bachelorstudium, in dem sie folgende Be-

griffe erläutern: Semesterwochenstunden, Prüfungsordnung, Studienordnung, Modulhandbuch, Credit Points (Leistungspunkte), ECTS-Credits (Studienpunkte), Vorlesung, Seminar.

b. Notieren Sie weitere Fachbegriffe mit Definition im Verlauf dieser Unterrichtseinheit und Ihrer weiteren Studienorientierung, und erweitern Sie Schritt für Schritt Ihr Glossar.

2. Musterstundenpläne und Vorlesungsverzeichnisse im Internet untersuchen Für folgende Aufgaben können Sie ein Bachelorstudium eines beliebigen Faches an einer beliebigen Hochschule heranziehen. Nicht alle Musterstundenpläne, Modulhandbücher oder Vorlesungsver-zeichnisse sind leicht verständlich aufbereitet. Suchen Sie gegebenenfalls nach einer Alternative. a. Recherchieren Sie in Gruppenarbeit nach Hilfsangeboten zur Erstellung eines Stundenplans.

Erstellen Sie aus den besten Funden eine Linkliste.b. Laden Sie einen beliebigen Musterstundenplan für das erste Semester herunter. Identifizieren

bzw. berechnen Sie folgende Punkte: Semesterwochenstundenzahl, Modulbeschreibung, Credit Points (Leistungspunkte).

c. Wählen Sie ein aktuelles Vorlesungsverzeichnis und ein korrespondierendes Modulhandbuch zu einem beliebigen Studienfach. Finden Sie ein Beispiel für eine Pflichtveranstaltung, und suchen Sie im Vorlesungsverzeichnis eine entsprechende Veranstaltung hierzu heraus.

3. Sich über unterschiedliche Studien- und Hochschulformen informierena. Stellen Sie nach einer Internetrecherche eine Liste weiterer Studienformen und Hochschultypen

mit Erläuterung in einem Handout zusammen.b. Diskutieren Sie die Vor- und Nachteile der alternativen Studienformen, und überlegen Sie, wel-

chen Bedürfnissen diese entgegekommen.

4. Nach einer passenden Hochschule für ein Studienfach recherchieren Das CHE-Hochschulranking ist eine Orientierung für Studierende bei der Wahl der für sie passenden Hochschule. Maßstab für die Bewertung sind die Bedürfnisse der Studierenden.a. Führen Sie das CHE-Hochschulranking für drei Studiengänge durch. Filtern Sie das Ranking nach

Ihren persönlichen Kriterien für die Hochschulwahl (z. B. Betreuung durch Lehrende, IT-Infra-struktur, internationale Ausrichtung etc.) und nach Ihren favorisierten Standorten. Ermitteln Sie so die fünf Hochschulen mit der besten Bewertung für das Studienfach. Link: ZEIT ONLINE: CHE-Hochschulranking 2016/17, www.zeit.de/ranking

b. Vergleichen Sie nun die Lebenshaltungskosten an den fünf Standorten dieser Hochschulen. Link: ZEIT ONLINE: Lebenshaltungskosten – Was kostet mein Studium?, http://ranking.zeit.de/lebenshal-

tungskosten/ (Hinweis: Es bietet sich an, diese Aufgabe mit den ermittelten Studieninteressen, der Fächeraus-wahl und den eigenen Bedürfnissen und Motiven aus Arbeitsblatt 1 zu kombinieren).

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»ZEIT für die Schule«-Arbeitsblätter | Was studieren? Wo studieren? Wie studieren? 13

IMPRESSUMProjektleitung: Katja Grafmüller, Zeitverlag G. Bucerius GmbH & Co. KG, Projektassistenz: Anna Hubmann, Zeitverlag G. Bucerius GmbH & Co. KG, Didaktisches Konzept und Arbeitsaufträge: Susanne Patzelt, Wissen beflügelt

ZEIT Campus: Was soll ich studieren?http://studiengaenge.zeit.de/artikel/was-soll-ich-studieren.html

ZEIT Campus: Studienorientierung für Schülerhttp://studiengaenge.zeit.de/artikel/was-soll-ich-studieren/schueler/

ZEIT Campus: Die Suchmaschine für Studiengängehttp://studiengaenge.zeit.de

ZEIT ONLINE: CHE-Hochschulranking 2016/17http://ranking.zeit.de/che2016/de/

ZEIT ONLINE: SIT – Studium-Interessentest – Welches Studium passt zu mir?http://studiengaenge.zeit.de/sit

ZEIT ONLINE: Lebenshaltungskosten – Was kostet mein Studium?http://ranking.zeit.de/lebenshaltungskosten/

Hochschul-Kompasshttp://www.hochschulkompass.de/

Bundesagentur für Arbeit: studienwahl.dehttp://www.studienwahl.de/de/chnews.htm

Internetseiten zum Thema: Was studieren? Wo studieren? Wie studieren?

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