Öwf newsletter september 2012

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Die süd-marokkanische Sahara weist erstaun- liche Ähnlichkeiten mit dem Mars auf. September 2012 ÖWF Mission „MARS2013“ offiziell vorgestellt Stratosphärenballon zu Hess-Jubiläum gestartet „Mars500”-Teilnehmer im Interview NEWSLETTER Das Monatsmagazin des Österreichischen Weltraum Forums.

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Highlights im September: ÖWF Mission „MARS2013“ offiziell vorgestellt, Stratosphärenballon zu Hess-Jubiläum gestartet, „Mars500”-Teilnehmer im Interview

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Page 1: ÖWF Newsletter September 2012

Die süd-marokkanische Sahara weist erstaun-liche Ähnlichkeiten mit dem Mars auf.

September 2012

� ÖWF Mission „MARS2013“ offiziell vorgestellt

� Stratosphärenballon zu Hess-Jubiläum gestartet

� „Mars500”-Teilnehmer im Interview

NEWSLETTER D a s M o n a t s m a g a z i n d e s Ö s t e r r e i c h i s c h e n W e l t r a u m F o r u m s .

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INHALT Das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) ist ein Netzwerk für Raumfahrtspezialisten und Weltrauminteressierte. Es arbeitet mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen, Industrie und Politik zusammen.

ÖWF Mission „MARS2013“ Erste Pressekonferenz zur Feldsimulation

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ÖWF Zieleworkshop 2012 Jahrestreffen im Salzburger Seenland

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PolAres Ballon: SHERPA Start Sturzflug ins Ungewisse

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Victor Hess Jubiläumsveranstaltung Ein Ballon auf rauen Pfaden in die Ferne

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PolAres Workshop 2nd GeoScience Training in Innsbruck

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Burggespräche 2012 Jährliches Treffen der Astronomiefreunde

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ÖWF Praktikanten 2012 Sommer im Suit-Lab

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ÖWF Interview Diego Urbina: 500 Days on “Mars”

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Kopf des Monats Marlen Raab

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Ankündigungen & Buchtipps Wettbewerbe, Jobs und Fragebogen

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International News Nachruf auf Neil Armstrong

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ÖWF Mission „MARS2013“ in Marokko

Mars-Feldsimulation der Öffentlichkeit präsentiert

Das Österreichische Weltraum Forum entwickelt für die Erkundung des Roten Planeten Konzepte und Technologien für eine bemannte Mission. Seit vielen Monaten schon arbeitet das ÖWF-Team hinter den Kulissen an seiner aktuellen Mission – einer Mars-Feldsimulation in der Wüste Marokkos. Am 20. September 2012 war der Zeitpunkt gekommen, dieses Vorhaben der Öffentlichkeit zu präsentieren.

In der oberen Kuppelhalle des Naturhistorischen Museums in Wien hatte das ÖWF zur Pressekonferenz geladen und zahlreiche Medienvertreter waren diesem Ruf gefolgt.

Unter dem Blitzlichtgewitter der Fotografen stellten die Vorstandsmitglieder Dr. Gernot Grömer (Leiter der Marokko Mars Simulation 2013 „MARS2013“), Dr. Rudolf Albrecht(Liaison internationale Organisa-tionen), DI Norbert Frischauf (Leiter des PolAres Marsrovers) und Willibald Stumptner (Leitung und Koordination ÖWF-Aktivitäten Graz) das neue Projekt des Österreichischen Weltraum Forums vor. Links: Eingangshalle des Naturhistorischen Museums Wien Unten: Pressekonferenz im Kuppelsaal (Fotos: ÖWF/Tlustos)

Von 1. bis 28. Februar 2013 wird das ÖWF – in Zusammenarbeit mit dem Ibn Battuta Center in Marrakesch – im Rahmen des PolAres Wissenschaftsprogramms in der nördlichen Sahara in der Nähe von Erfoud, Marokko, eine vierwöchige Mars-Feldsimulation durchführen. Dabei wird die Feldcrew in Marokko von der Missionskontrolle, dem Mission Support Center in Innsbruck, angeleitet und überwacht. Die geplanten Experimente dienen der Grundlagenforschung für zukünftige bemannte Marsmissionen. Sie stammen vor allem aus den Bereichen Ingenieurwissenschaften, Arbeitseinsätze auf Planetenoberflächen, Astrobiologie, Geophysik, Geologie und Biowissenschaften.

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ÖWF Media Officer Monika Fischer moderierte den Abend. Neben den Vorständen des ÖWF standen auch Prof. Mazlan Othman, Direktorin der UNOOSA (United Nations Office for Outer Space Affairs), und Dr. Rüdiger Köster, CTO des ÖWF Technologiepartners T-Mobile, für Fragen zur Verfügung. T-Mobile hat bereits 2011 die ÖWF Mission in Rio Tinto (Spanien) unterstützt und wird das auch in Marokko wieder tun. Mit der Technologie LTE (Long Term Evolution) werden Datenraten mit bis zu 100 MBit pro Sekunde ermöglicht. Das ist besonders für das Missionskontrollzentrum in Innsbruck wichtig, das als Kommunikationsknotenpunkt zwischen dem Team in der Sahara und den beteiligten internationalen Wissenschaftlern fungiert, wobei große Datenmengen transportiert werden müssen.

V.li.n.re.: Monika Fischer, Dr. Ing. Sandra Häuplik-

Meusburger, Univ.-Ass. DI Polina Petrova Dr. Gernot Grömer, Prof. Mazlan Othman, Dr.

Rüdiger Köster (ÖWF/Scheer) Mitte Juli hat das Österreichische Weltraum Forum aus zahlreichen internationalen Einreichungen 14 Experimente aus 10 Ländern ausgewählt, um an der Mars-Feldsimulation in Marokko teilzunehmen. Die geplanten Aktivitäten umfassen unter anderem ausführliche Tests mit den beiden Raumanzugsimulatoren Aouda.X und Aouda.S des ÖWF, den Einsatz von vier Mars-Rovern, aufblasbare Mars-Habitate, humanmedizinische Experimente, Testung von Verfahren zur Entdeckung von biologischen Markern sowie den Wechsel der Missionskontrolle von einem Kontrollzentrum zu einem anderen, während ein Außeneinsatz auf der „Marsoberfläche“ gerade durchgeführt wird.

V.li.n.re.: R. Havlicek, G. Grömer, Dr. R. Köster Gruppenbild mit Aouda.X (ÖWF/Tlustos)

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Sowohl zu den geplanten Experimenten dieser Feldsimulation als auch zu zukünftigen realen Marsmissionen hatten die anwesenden Medienvertreter einige Fragen: Wie kann man sicher sein, dass gefundene Lebensspuren nicht von der Erde mitgebracht wurden? Welche Möglichkeiten gibt es, um am Mars zu heizen? Was muss man bei der Kommunikation zur Erde berücksichtigen? Auf welche Weise könnte man einem Astronauten im Raumanzug bei einem medizinischen Notfall eine Injektion geben? Können Sandstürme auf dem Mars gefährlich werden und kann man diese Windenergie nutzen? Müssen alle dort benötigten Ressourcen auf die Reise zum Mars mitgenommen werden? Warum ist Hygiene im Raumanzug ein eigenes Forschungsprojekt?

W. Stumptner, Dr. Köster, R. Havlicek, Dr. Grömer Dr. Werner Balogh (2.v.re) im Gespräch (ÖWF/Scheer)

Auch nach dem offiziellen Teil der Pressekonferenz wurde am Buffet noch angeregt weiterdiskutiert, während vor den Fenstern der "Kathedrale der Naturwissenschaften" die Nacht hereinbrach und die sichtbar werdenden Sterne dem Ereignis auch von außen die angemessene Hintergrundstimmung verliehen.

Daniela Scheer Mehr zum PolAres Forschungsprogramm: http://www.oewf.org/cms/polares-forschungsprogramm.phtml

ÜBERSETZER GESUCHT!

Wir suchen noch dringend Mitarbeiter für die Übersetzung unserer „Mars2013“-Pressemappe in französische Sprache und zum Korrekturlesen.

Interessierte melden sich bitte so rasch als möglich bei Monika Fischer!

Telefon: +43 699 12134610 E-Mail: [email protected]

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ÖWF ZIELEWORKSHOP 2012

Jahrestreffen im Salzburger Seenland (14.-16. September)

Der ÖWF Zieleworkshop war diesmal ein bisschen anders. Es gab drei funkelnde Seen. Ein mittelalterliches Gemäuer. Eine Kuh auf einer Sonnen-uhr. Und ein Geheimnis hinter den Holztüren eines alten Schuppens.

Am Ende konnte es nur einen Sieger geben. Olivia Haider, ÖWF Finanzvorstand, und Thomas Turetschek vom PolAres Ballonteam, die wohl zum ersten Mal gemeinsam im Cockpit eines Renn-Tretbootes Platz genommen hatten, konnten die erste offizielle ÖWF Regatta für sich entscheiden. Acht Boote und 16 ÖWF Mitglieder waren am Start. Dräuende Wolkengebilde über dem Salzburger Mattsee zögerten jedoch es regnen zu lassen, und entschieden sich schließlich ganz zum Rückzug und zur Freigabe eines wunderbaren Sonnenuntergangs.

Die Institution Zieleworkshop, zehn Jahre lang auf der Munding-hütte über Innsbruck zu Hause, zog diesmal um in den Salzburger Flachgau; genauer gesagt in den kleinen Ort Berndorf im soge-nannten Seenland: Dort bilden der Obertrumer See, der Mattsee und der Grabensee, drei eiszeitlich geformte Badewannen, das Zentrum einer nicht von ungefähr als „lieblich“ bezeichneten, sanften Hügellandschaft an der Grenze zu Oberösterreich. Der geografischen Wechsel machte sich auch an der Teilnehmerzahl bemerkbar: 24 angemeldete und 20 anwesende ÖWF Mitglieder machten diesen Zieleworkshop zum bisher größten überhaupt.

Die Raumfahrt- und Weltraumenthusiasten wohnten standesgemäß. Das „Prälat Sebastian Ritter Haus“ ist ein trutziges, altes Gemäuer aus dem sechzehnten Jahrhundert, mit großem Garten und einem Barock-Brunnen. Geschichte trifft Science Fiction, könnte man sagen. Jedenfalls war es wahrscheinlich das erste Mal, dass hier Mars-Analogforschung und Space-Tweetups diskutiert wurden.

ÖWF-Tretbootrennen am Mattsee (ÖWF/Grömer)

Im Mittelpunkt des Wochenendes standen fünf „Workshops“. Es gab Rundblicke zum aktuellen Raumfahrtgeschehen, Gernot Grömer und Bianca Gubo erklärten administrative Abläufe im ÖWF, es gab Updates zu den Programmen und Projekten, Freitagnacht eine Wanderung durch die Sternbilder des Herbsthimmels und Samstagnacht eine stimmungsvolle Fackelrunde im Garten. Ein Höhepunkt war die ÖWF-Bootsfahrt an Bord der „Seenland“ über den Mattsee und den Obertrumer See. Zieleworkshop-Organisator Alexander Soucek lud das Team an Bord auf einen „Sundowner“ ein: ein Gläschen Grüner Veltliner mit Blick auf die tiefstehende Sonne, dazu Reflexionen im Bugwellenwasser und Plaudereien. So entspannend kann’s sein.

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Gemeinsam wurde aber auch viel gearbeitet und noch mehr diskutiert. Das ist der Sinn des Zieleworkshops: sich abseits von Projekthektik zu treffen, sich auszutauschen und über Neues nachzudenken. Die ÖWF Academy wurde diesmal von Roberta Paternesi gehalten, die dem Team erklärte, wie in der Raumfahrt ein gutes „Statement of Work“ geschrieben wird. Roberta, Science Data Officer in PolAres und IT Support, hatte dabei viele Beispiele aus ihrem Arbeitsleben in der ESA parat. Ebenso aus dem Erfahrungsschatz plauderte ÖWF-Vorstandsmitglied Rudi Albrecht, der in einem Stegreif-Solo darstellte, was gutes Management eigentlich ausmacht.

Dann ging es vor den großen, alten Schuppen am anderen Ende des Gartens. Das gesamte Team wurde noch kurz instruiert, bevor sich mit einem Knarren die Türen öffneten. Im Halbdunkel erkannte man sie dann – die Umrisse der (fast) originalgetreu nachgebauten Brücke des Raumschiffs Enterprise! In 30 atemlosen Minuten spielten die ÖWF Mitglieder eine fiktive Folge „Star Trek – The Next Generation“ nach.

Vollgetankt mit Sauerstoff wurde im Anschluss über das ÖWF selbst reflektiert: Warum sind wir eigentlich dabei? Was haben wir gelernt, was macht das ÖWF einmalig, und was wollen wir erreichen? Ein ominöser Geschäftsmann legte 50.000 Euro auf den Tisch für eine neue Projektidee; der Geschäftsmann war leider nur ein Gedankenspiel, aber die durch ihn gesammelten Ideen des Teams konnten sich sehen lassen. Fotos: ÖWF/Grömer So rauchten die Köpfe, bis sich spät am Abend, nach dem gemeinsamen Abendessen am langen Tisch des Refektoriums, das alte Gemäuer in ein Kino verwandelte. Auf dem Programm stand „The Red Stuff“, die beeindruckende Dokumentation über die ersten russischen Kosmonauten (die „Gruppe der 20“). Helden der Sowjetunion, projiziert auf die meterdicke Wand eines ehemaligen Pfarrhofes: so versöhnlich kann Geschichte sein.

Sonntagvormittag, herrlicher Herbsttag im Salzburger Seenland. Blauer Himmel, grüne Hügel, weiße Segelschiffe drüben am Obertrumer See. Beim Rundgang durch Berndorf fiel dem Team ein astronomisches Kleinod ins Auge: Eine Sonnenuhr mit Analemma, standesgemäß mit Zeichnungen aus dem Bauernleben geschmückt: Acker, Kuh, Pflug. Und so ging der Zieleworkshop 2012 dann zu Ende, zwischen Herbstbäumen und Weltraumträumen. „Hier kommen wir wieder her“, hörte man, als die Tür der kleinen „ÖWF-Trutzburg“ ins Schloss fiel. Das könnte sich machen lassen… (Alexander Soucek)

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POLARES Ballon: SHERPA Start

Donnerstag, 30. August: Meteorologie gegen Bauchgefühl

Was macht die Medienbeauftragte des ÖWF bei gefühlten 40 Grad Celsius mit ein paar Metallstangen und einer japanischen Gebrauchsanweisung auf dem Dach eines Observatoriums? Sie baut eine 2 m YAGI-Antenne zusammen und sorgt damit für eine von mehreren Funkverbindungen zu unseren „Fluggeräten“ – und das ist immerhin auch eine Art von Kommunikation.

Eine kleine Vorhut des Ballonteams des ÖWF Polares Programms hat bereits heute Nachmittag das Grazer Lustbühel Observatorium in Beschlag genommen und das Dachgeschoss mit Kabeln, Laptops, Seilen, Stangen, Kisten, Funkgeräten, Decken, Werkzeug, noch mehr Schachteln und noch mehr Kabeln vollgestopft. Eine von vielen Funkantennen, die das Ballon-Team schon am Vortag des Starts auf dem Dach des Lustbühel Observatoriums aufgestellt hat.

Die Vorbereitungen für die am Wochenende geplanten Starts von zwei Stratosphärenballons laufen sehr routinemäßig an. Schließlich haben wir seit der 50-Jahre-Sputnik Feier 2007 bereits acht Ballons von hier aus gestartet. Der Flug von Ballon Nr. 9 ist für morgen vorgesehen.

Radarreflektor/Fallschirm (Fotos o.u.li: ÖWF/Scheer). Michi Taraba mit Nutzlastgondel (ÖWF/Grömer). Die Nutzlastgondel Passepartout „Sherpa III Airsampler 2“ wird etwa 2 kg schwer sein und einiges an Technik enthalten: Neben Sensoren für Höhe, Druck, Feuchtigkeit und Temperatur, einem Bordcomputer namens STACIE (Stratosphere Telemetry And Control Interface Equipment) und einigen Spezial-Akkus wird auch ein speziell entwickeltes Gerät zum Filtern von Luftproben in großer Höhe mit dabei sein – der sogenannte Airsampler. Damit soll versucht werden, mikrobielles Leben in der Stratosphäre nachzuweisen. Ob unsere Ballons – Nr. 10 ist am Samstag für die Jubiläumsveranstaltung zu Ehren von Victor Hess vorgesehen – an diesem Wochenende planmäßig starten werden, hängt allerdings selbst für die Meteorologen noch in den Wolken des aktuellen atlantischen Tiefdruckgebiets. Es bleibt also spannend...

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Freitag, 31. August: Sturzflug ins Ungewisse

Team bei Ballonbefüllung (oben) und Ballonstart (Fotos: ÖWF/Grömer)

Dichte graue Regenwolken nehmen uns am Morgen die Sicht auf den Sonnenaufgang. Ihren Inhalt geben sie vorerst nur tröpfchenweise preis, was uns vorsichtig optimistisch stimmt. Leichter Regen sollte unseren Stratosphärenballon „Sherpa III Airsampler 2“ auf dem Weg nach oben nicht aufhalten. Aus aktuellem Anlass trägt er den Beinamen „Neil Armstrong“ - nach dem ersten Mann auf dem Mond. Kurz nach dem Start gegen 9 Uhr öffnen sich allerdings die Schleusen und die Konsequenzen lassen nicht lange auf sich warten.

Bei einer maximalen Höhe von 1.353 m über dem Meeresspiegel verzeichnet die ÖWF-Balloncrew plötzlich ein Absinken des Ballons auf etwa 600-700 Meter. Danach erfolgt wieder ein Anstieg um etwa 200 Meter und schließlich beginnt ein gemächlicher aber diesmal unaufhaltsamer Sinkflug. Offenbar ist Passepartout Sherpa genau in die Schlechtwetterfront gedriftet und hat dort die Bekanntschaft einer Gewitterwolke gemacht. Im starken Regen sammelt sich viel Wasser auf der Ballonhülle, was ihn in der Folge wieder nach unten drückt anstatt ihn weiter aufsteigen zu lassen. Ein Besuch in der Stratosphäre erscheint unserem Ballon heute demnach weniger verlockend als ein Rundflug über Graz und Umgebung. In Straßgang streift er nach Aussagen von Zeugen zuerst eine Straßenlampe, bevor er von einem Wohnhaus nach einmal den „Sprung“ auf ein Hochhaus schafft. Dort bleibt er gegen 9:45 Uhr hoch oben an einem Balkon hängen. Soweit – so gut. Wir können ihn orten und ein Suchteam macht sich auf den Weg um den Ballon und seine Nutzlast einzusammeln.

Hoffen und Bangen nach dem Start

Kurz nachdem unsere Crew Sichtkontakt hergestellt hat, passiert allerdings etwas Unvorhergesehenes. Da unsere Ballons eine Vorliebe für Landungen in hohen Bäumen in unwegsamen Gebieten haben, wurde erstmals eine Vorrichtung zur ferngesteuerten Ablösung der Kapsel vom Ballon eingesetzt. Bevor das Bergeteam diese Apparatur allerdings planmäßig auslösen kann, aktiviert sie sich aus ungeklärter Ursache selbst.

Das bewirkt, dass unsere Nutzlastgondel mit all ihren empfindlichen Geräten ungebremst aus dem 4. Stock auf den Boden kracht. Gleichzeitig nimmt die Ballonhülle mit dem Fallschirm wieder Fahrt auf und entschwindet in den Gewitterhimmel.

Alle Zeugen des Vorfalls befinden sich in sicherer Entfernung, die einzige Beteiligte, die Schaden nimmt, ist die Styrodur-Kapsel selbst. Nach eingehender Untersuchung der Nutzlast steht fest, dass sie an diesem Wochenende nicht noch einmal fliegen wird. Die zunehmende Verschlechterung des Wetters würde auch keinen weiteren Start zulassen. Somit muss unser Airsampler-Experiment weiter auf seinen Einsatz warten. Bei diesem Projekt wird versucht, in einer Höhe von 20-30 Kilometern Luft durch einen Filter zu pressen um darin Spuren von Leben zu finden. Dieses wird sich – sollte es dort oben tatsächlich existieren – nun wohl noch eine Weile vor uns verstecken können. Bericht: Daniela Scheer

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VICTOR HESS Jubiläumsveranstaltung

Samstag, 1. September 2012: Auf rauen Pfaden in die Ferne

Heuer wird das „Victor-Hess-Jahr“ gefeiert. Der österreichische Physiker entdeckte 1912 bei einer Ballonfahrt in fünf Kilometer Höhe die kosmische Strahlung und legte damit den Grundstein für die Teilchenphysik. Für diese Errungenschaft erhielt er den Nobelpreis für Physik. Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums dieser Entdeckung hat das Institut für Hochenergiephysik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften am Grazer Schloßberg ein Vortrags-Event organisiert.

Oben: Norbert Frischauf moderiert. Unten: Andrang am ÖWF-Stand. (ÖWF/Daniela Scheer)

Da bei dem Motto „Auf ins All“ natürlich auch eine entsprechende Demonstration nicht fehlen darf, ist das Highlight der Veranstaltung der Start des ÖWF Stratosphärenballons Sherpa I „Viktor Hess“, der bis in 35 km Höhe fliegen und dabei mit einem Geigerzähler die Höhenstrahlung messen soll. Leider ist das Wetter immer noch alles andere als einladend. Dennoch haben sich einige Interessierte eingefunden, um in warme Jacken gehüllt und mit Regenschirmen gewappnet bei gerade mal 13 Grad Celsius den Erläuterungen der eingeladenen Redner zu lauschen.

Nach einer Einführung zum Thema "Victor F. Hess und die Entdeckung der Kosmischen Strahlung" von Heinz Krenn (Victor-Franz-Hess-Gesellschaft) und einem Vortrag über "Ballonfahren einst und jetzt" von Josef Starkbaum (mehrfacher Weltmeister im Ballonfahren) erfährt das Publikum weitere spannende Details in dem Beitrag "Kosmische Strahlung in Alltag und Technik" von Thomas Bergauer (Institut für Hochenergiephysik). Wer zwischendurch etwas Bewegung braucht um sich aufzuwärmen, besucht die Info-Stände vom Österreichischen Weltraum Forum (ÖWF), dem Institut für Hochenergiephysik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (HEPHY) und dem Österreichischen Versuchssender Verband (ÖVSV).

Der ÖVSV hat die Aufgabe übernommen, für die Über-tragung der Live-Bilder von der Ballon-Kamera auf die Großbildleinwände in den Kasematten zu sorgen.

Moderator Norbert Frisch-auf vom ÖWF muss aller-dings mit den einzelnen Programmpunkten der Ver-anstaltung anfangs etwas jonglieren, da sich der Regen partout nicht an den geplanten Ablauf halten will.

Mit einer halben Stunde Verspätung starten wir dann um 11 Uhr unseren Ballon, der unter großer Anteilnahme von Publikum und Medienvertretern bei starkem Wind gerade noch die Kurve in den Himmel kriegt, bevor er Proben von der umgebenden Vegetation nehmen kann.

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Dann ist er weg, unser Sherpa und wir warten gespannt auf die ersten Bilder. Sie kommen leicht verzögert und wegen des starken Regens immer wieder durch Störungen unterbrochen, aber der Anblick von Graz aus der Vogelperspektive lohnt die Geduld. Nach einer Weile verschwindet der Ballon in der dichten grauen Wolkendecke und die Aufmerksamkeit wendet sich wieder den Vortragenden zu.

Oben: Ballonstart (ÖWF/Grömer) Unten: Interview mit Michi Taraba, Leiter des Ballon-Teams (ÖWF/Scheer)

Nicht so am Observatorium Lustbühel – dort beginnt der spannende Teil jetzt erst. Wir haben ein Signal von der Barke in der Kapsel und können den Weg von Sherpa I „Viktor Hess“ weiterhin beobachten, gemeinsam mit vielen Hobby-Funkern in ganz Österreich. Auch das Österreichische Bundesheer, mit dem das ÖWF schon seit einigen Jahren erfolgreich kooperiert, unter-stützt uns freundlicherweise wieder bei der Verfolgung und zwar mit ihrem militärischen Überwachungsradar, der Goldhaube.

Allerdings rechnet zu diesem Zeitpunkt niemand damit, dass unser Stratosphärenballon mit seiner Reise einen neuen Weitflugrekord aufstellt, denn sie dauert sehr viel länger als wir erwartet haben. Eine halbe Stunde nach dem Start ist „Sherpa I“ bereits auf 4000 Meter Höhe gestiegen und zieht pfeilgerade nach Norden. Die Richtung ändert sich danach kaum noch, die Höhenwerte dagegen gleichen einer Berg- und Talfahrt. Die schwere Regenfront drückt den Ballon immer wieder nach unten, so dass er ständig zwischen 2.000 und 4.000 m pendelt.

Seinen vorläufigen Höchstwert erreicht er gegen 14:20 Uhr an der Grenze zu Niederösterreich mit 4.800 m. Um 16:00 sinkt er über St. Pölten noch einmal auf 2.000 m bevor er endlich einen Weg aus der Wolkendecke findet und doch noch an Höhe gewinnt. Dabei ist er ziemlich flott unterwegs – eine Dreiviertelstunde später ist er bei Pulkau bereits auf über 10.000 m gestiegen und kurz vor 17 Uhr überquert er in einer Höhe von 12.000 m die Grenze zu Tschechien.

Nördlich von Dukovany erreicht der Ballon schließlich bei 20.067 km seine Gipfelhöhe und zerplatzt gegen 17:45 Uhr. Dabei dreht er eine Schleife über einem Stausee, wird dann aber auf seinem Weg nach unten von der vorherrschenden Windströmung weiter Richtung Nord-Nord-Ost gezogen. Nach einem fast siebenstündigen Flug landet unsere Nutzlast schließlich gegen 18:00 Uhr westlich von Brünn, wo sie vom Recovery-Team des ÖWF wohlbehalten geborgen wird.

Diese Mission wird als der bisher längste und weiteste Flug eines ÖWF Passepartout-Ballons in die Vereinsgeschichte eingehen. Die Auswertung der während des Fluges der erfassten Daten und Bilder wird in den nächsten Tagen zeigen, ob Sherpa I „Viktor Hess“ noch andere Überraschungen für uns bereithält.

Bericht: Daniela Scheer

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POLARES Workshop

2nd GeoScience Training in Innsbruck The Second GeoTraining of PolAres project was held in Innsbruck between 17. - 19. August 2012. The goal of this investigation was to prepare the Aouda.X suit-testers step by step for geological field work during the next desert mission in Morocco, called “MARS2013”.

Figure 1.: Csilla Orgel from Eötvös Loránd University in Budapest is holding lectures to the participants of the GeoScience training about basics in geology and shows analogue images to compare Earth to Mars.

During the first day, suit-testers and others – who will complete the field crew and Remote Science Support Team – have participated on lectures in Innsbruck. In the first session these lectures were related to basics of geology such as mineralogy, petrology, as well as some definitions and processes of physical and structural geology (Fig.1.). In the second session the lecturers (Isabella Achorner, Csilla Orgel) introduced the participants to the geological field work. These presentations were focusing on the description of the outcrops from the distance to closer view and visual observation of rock samples in the field.

After another teaching session in the class room on Saturday the team went to the Bletterbach-Graben in Italy to practice geological field observations in the “real” situation (Fig.2.). The team was split into two different teams and a BASE, which was in contact with the groups by radio. Every team took observations step by step as they had learned during the theoretical session. The Bletterbach canyon was a very good place for the training session with its variation of different rock types and colors as well as fossils.

Figure 2.: Aouda.S team's suit-tester (Christoph Gautsch) practices geological measurements using the gloves of Aouda.X in Bletterbach Graben, Italy.

During the second training session we visited some outcrops near Innsbruck on Sunday to practice a new sequence of the documentation of geological observations and to allow the suit-testers to identify and describe interesting outcrops. As a conclusion, this weekend was very fruitful and lots of geological terminology and field work measurements were learned successfully. Csilla Orgel

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BURGGESPRÄCHE 2012

Treffen der Astronomiefreunde – mit prominenten Gästen Vom 10. bis 12. August 2012 sah Schloss Albrechtsberg in Niederösterreich die vierten „Burggespräche“. Organisiert und durchgeführt wurde die Veranstaltung vom neu gegründeten Förderkreis für Raumfahrt und Astronomie „Der Orion“ (siehe auch http://www.der-orion.com). Die Burggespräche begannen Freitagmittag mit einer Exklusivführung durch das Stift Melk durch Paul Beck und endeten mit einer Besichtigung des altehrwürdigen Renaissanceschlosses Albrechtsberg.

Der Samstag war Babak Tafreshi gewidmet, dem Gründer von „The World at Night“ (http://www.twanight.org/newTWAN/index.asp) und vor allem Astrofotografen ein Begriff. Babak spannte den Bogen von den Grundlagen der Nachtfotografie im TWAN-Stil zu Detailfragen für die Fortgeschrittenen unter den TeilnehmerInnen.

Highlight am späten Nachmittag war der Vortrag von Prof. Heinz Oberhummer, Atomphysiker und Mitglied der Wissenschafts-Kabarettgruppe „Science Busters“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Science_Busters). Er berichtete über „Conan das Bakterium“, warum es sich bei diesen Lebewesen vielleicht um Aliens handelt, und dass es ein ganz spezielles Verhältnis zu Alpakas hat. Dieser Vortrag war auch für die Öffentlichkeit zugänglich – ein Novum bei den Burggesprächen. Danach gab es den schon traditionellen Grillabend mit Eugen Reichl (Astra) und als astronomisches Highlight die Beobachtung der Perseiden (und, als “Bonusmaterial”, auch der ISS).

Mond, Jupiter und Pleiaden gehen über Schloss Albrechtsberg auf (c) Gerwin Sturm Am Sonntag war das Wort an Jerry Bonnell, dem Mitherausgeber von „Astronomy Picture of the Day“ (http://apod.nasa.gov/apod/astropix.html). Neben den tollen astronomischen Aufnahmen war vor allem der Blick hinter die Kulissen von APOD sehr interessant. Maria Pflug-Hofmayr konnte dazu einiges beisteuern, weil sie seit bereits fünf Jahren APOD täglich vom Englischen ins Deutsche übersetzt (http://www.starobserver.org/).

Der Termin für die nächste Veranstaltung steht bereits fest, Schloss Albrechtsberg ist schon gebucht. Die fünften Burggespräche finden von 9. bis 11. August 2013 statt. Voranmeldungen dafür werden etwa ab Januar 2013 gerne entgegengenommen (maximale TeilnehmerInnen-Anzahl: 25 Personen).

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ÖWF PRAKTIKANTEN 2012

Woche 7: Drei Prinzessinnen im Suit-Lab (13.-17. August)

Diese Woche hat spannend begonnen. Wir hatten nur noch einen Tag Zeit, um Aouda.D („D“ steht für Dachstein) fertigzustellen, da sie am Mittwoch in einer der Dachsteinhöhlen präsentiert wurde (http://blog.oewf.org/2012/08/aouda-d-die-eisprinzessin/). Bis unsere Prinzessin bereit war, konnte man doch einige Schweißperlen auf den Stirnflächen der Beteiligten erkennen. Nochmals vielen Dank an Daniel und Isabella für die tatkräftige Unterstützung! Am Dienstag wurde weiter am Oberkörper der Aouda.S („S“ steht für Science), der kleinen Schwester der Aouda.X („X“ steht für Experimental), gewerkelt. Wie auch bei Menschen, ist es gar nicht so einfach den Oberkörper in Form zu bringen ;-).

Nach dem Feiertag am Mittwoch wurde unsere Werkstatt ein bisschen auf Vordermann gebracht. Alle Kabel und Boxen, welche durch die vergangenen Feldeinsätze etwas in Mitleidenschaft gezogen wurden, erstrahlen nun in neuem Glanz. Am letzten Tag der Woche begann für einige Interessierte das GeoScienceTraining mit mehreren Vorträgen. Daher hatte ich endlich Zeit, mich in aller Ruhe der TCS-Platine (Thermo Control System) zu widmen. Sie nimmt langsam Gestalt an.

Oben: Alexander Hotter bei der Arbeit. Rechts: Aufräumen im Suit-Lab ist angesagt. Fotos: ÖWF

Die Teilnehmer des GeoScienceTrainings erreichten aufgrund der Verkehrslage erst nach über vier Stunden Fahrtzeit den Bletterbach in Aldein und Radein in Südtirol. Nach einer kleinen Wanderung blickten sie dort auf die fantastischen Wände einer Schlucht. Hier konnten sie ihr neues Wissen anwenden und verschiedene Gesteinsarten mit geologischen Mitteln bestimmen.

Sonntags erfolgte noch ein kurzer Ausflug Richtung Karwendelgebirge in Innsbruck. Dort wurden die Abläufe noch einmal geprobt. Völlig geschafft ließen die Teilnehmer den Tag bei einem gemeinsamen Essen ausklingen, bevor es für die meisten am nächsten Tag wieder zurück an die Arbeit ging. Alexander Hotter Bildquelle: www.karwendelgebirge.com

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Woche 8: Eine Anprobe, viele Raketen (20.-24. August) Eine sonnige Woche neigt sich dem Ende zu. Zusammen mit Alexander Hotter konnte ich die verschieden Teilen der Aouda.S, der kleinen Schwester der Aouda X, bearbeiten. Die meisten Bestandteile, wie HUT (Hard Upper Torso) und Lüfter-Leitungen, nehmen langsam ihre endgültige Form an. Auch konnten wir mit Hilfe unseres Suittesters Daniel Föger eine erste Anprobe des HUT durchführen und die letzten Kleinigkeiten ausbessern. Nun fehlt dem Ganzen nur noch der richtige Anstrich.

Im Labor: Collage HUT; Schleifen, streichen, schreiben, löten – es gibt immer was zu tun. (Julia Neuner) Als Vorbereitung für Marokko haben wir unser Lager auf den Kopf gestellt. Tastaturen, Monitore, Rechner, Mäuse und Kabel wurden gezählt und geputzt. Zudem wurde auch gleich eine aktuelle Inventarliste erstellt. Am Freitag wurde es dann doch noch nass, als wir mit 12 Kindern der Kinderstadt zum vorerst letzten Mal in diesem Jahr Wasserraketen bastelten. Alexander fesselte die Kinder mit einem spannenden Vortrag und selbst die Betreuer bastelten begeistert mit den Kindern. Die anschließenden Starts glückten und die ganze Gruppe verließ uns mittags mit bester Laune. Alles in allem eine sehr erfolgreiche Woche. Julia Neuner

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Woche 9: Endspurt im Suit-Lab (27.-31. August) In meiner letzten Woche widmete ich meine ganze Aufmerksamkeit wieder dem TCS-Board. Die Platine, welche letzte Woche ein bisschen zu kurz gekommen ist, wurde nun fast fertig bestückt. Leider werde ich das TCS-Board nicht ganz fertigstellen können, da noch ein paar Bauteile nachbestellt werden müssen.

Der 3D Drucker war in letzter Zeit sehr beschäftigt. Mit seiner Hilfe konnten wir die Teile für die Lüfter-Systeme drucken. Sie wurden schon zusammengefügt, geschliffen und bemalt. Der Hard Upper Torso der Aouda S., unsere kleine Prinzessin, wurde nun zum letzten Mal gestrichen und sieht wirklich klasse aus. Julia hat großartige Arbeit geleistet! Fertig gedruckte, bemalte Lüfter-Systeme f. Aouda.S

Suitlab Rundumsicht ( Martin Hirtreiter) Während sich meine Praktikumszeit nun dem Ende zu neigt, stehen viele ÖWF-Mitglieder schon in den Startlöchern für ein spannendes Wochenende. Am 1. September wird in Graz der Stratosphärenballon Passepartout Sherpa III zum 100-jährigen Jubiläum der Entdeckung der kosmischen Strahlung durch Viktor Franz Hess starten. Ich kann zwar selbst nicht daran teilnehmen, wünsche dem anwesenden Team aber einen guten Start und eine gelungene Landung. Alexander Hotter

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ÖWF INTERVIEW

500 Days on “Mars”

Diego Urbina, a participant of the Mars500 study from ESA and Roscosmos shares with us his impressions of the simulated flight to Mars.

Credits: ESA/Anneke Le Floch

How did you get the chance to participate in the Mars500 study? I applied, ESA did a review of the curricula of the candidates and called by phone the shortlisted ones. Those who passed the phone interview had psychological tests and an interview with a panel in Cologne at EAC. Those who passed the panel interview went to a hospital in Moscow to do medical checks for one week. After the medical checks, a few candidates were shortlisted and we started training for several months. Based on the results of the training, the final crew of six was chosen.

Have you personally changed by the long period of isolation? Did the relationship to your fellow travelers change significantly over the 500 days? It mostly changed the perspective in daily life, one has more appreciation for many simple things one usually didn’t pay much attention to. The relationship between the group changed only in that we got to know better and better, so we could understand each other more and more easily than before.

How real felt the simulated trip to Mars for you? It was real in that the tasks, that we were assigned, were similar to those of a real spacecraft, and in that we were isolated and autonomous. During the landing on Mars, it all felt the most real to me because we were even further isolated and with a specific mission in front of us.

To my knowledge, the participants have had the chance to leave the simulation study at any time. From the psycho-logical view - isn’t this less pressure than in a real Mars mission, where you cannot get off? We were allowed to leave the simulation because of ethics, but in reality it would not be as simple as taking the decision to go home and open the door. There are so many factors at stake, it doesn’t really even cross the mind as a real option.

Credits: Diego Urbina

Did you miss the contact with nature (plants and animals)? We had some plants inside. I missed nature, the sea, the sun, but I missed more friends and family.

After your experience with the isolation would you like to fly to Mars one day for real? Yes, having done one of the hardest parts, why not doing the fun part!

What was the first thing you wanted to do after the end of the simulation – and what have you really done first? I wanted to meet my family; in reality we got medical checks and then a delicious lunch before we could meet them. I also wanted to ride a rollercoaster for a good part of the mission, and haven’t had the chance to do it so far.

Thank you very much, Mr. Urbina!

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KOPF DES MONATS

MARLEN RAAB

Aufgaben im ÖWF: Redaktion (Interviews) Hauptberuf(ung) auf

der Erde: Marketingspezialistin

Persönliches Spezialgebiet:

Familienmanagerin

Was ich am besten kann:

Organisation & Konfliktmanagement

Was ich überhaupt nicht kann:

richtig Abschalten (leider)

Was ich gerne können möchte: viele Sprachen dieser Welt – ein gewisses Maß an

Missverständnissen ließe sich damit eliminieren – und natürlich: Abschalten

Mein erster Berufswunsch war: Krankenschwester im Kindergartenalter, Tierärztin oder Pferdepflegerin als Teenager

Freunde würden mich in 5

Worten so beschreiben: ruhig (im Sinne von gelassen, ich selbst sehe das oftmals anders ;)), zuverlässig, organisiert, hilfs-bereit, diskret

Was mich auf die Palme bringt: Arroganz, Dummheit, Hinterlistigkeit Bevorzugte

Freizeitbeschäftigung: Familie, Bewegung an frischer Luft und wenn ich dann noch Zeit habe, lese ich, was ich in die Finger bekommen kann

Ein idealer Tag sieht bei mir so aus:

ausschlafen (!!!), gesund aufwachen, keine Termine und Verpflichtungen, viel Zeit für die Familie, lecker kochen und dann genießen

Eher würde ich… verhungern, als für ein Unternehmen der Rüstungsindustrie arbeiten.

Was mich von anderen Menschen in meiner Umgebung

unterscheidet:

Ich durfte schon an einem Buch (Wissenschafts-thriller) mitwirken.

Dieses Ziel würde ich gerne erreichen:

Gesund alt werden und immer neugierig bleiben.

Ich arbeite beim ÖWF mit,

weil … ich dort nette Menschen treffen durfte und so einen winzig kleinen Beitrag zum Projekt Mars leisten kann.

Das war mein Schlüsselerlebnis zur Weltraumbegeisterung:

Star Trek TNG (danach war ich süchtig) und ein TV-Interview mit Jesco von Puttkamer, alles schon lange her. Der Weltraum kam nach den Pferden. Versteht mich jemand? ;)

Wenn ich auf den Mars fliegen könnte, würde ich diese 3 Dinge

mitnehmen:

Mein iPad (Musik, Bilder, Bücher, viele Erinne-rungen), eine kleine Kuscheldecke o. ä. von meinen Kindern (eben was zum Anfassen), eine getrocknete Blume aus unserem Garten.

Wo siehst du das ÖWF in 10 Jahren?

Am Mars. ;)

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ANKÜNDIGUNGEN & BUCHTIPPS

European Mars Conference

The 12th consecutive issue of the annual European Mars Conference (EMC12) will be held in Neubiberg near Munich from 12-14 October, 2012. As in the past years will scientists, Mars enthusiasts and all those involved or interested in manned and unmanned Mars exploration meet in order to learn more about Mars and exchange experience, information and views.

On Saturday, 13th of October, Gernot Grömer (Austrian Space Forum) will talk about “Aouda.X and long-range mars (analog) exploration challenges” in the category “Mars Simulation”.

Image credit: NASA

Dressing for Altitude U.S. Aviation Pressure Suits

Anybody who has watched many movies or television shows has seen them—the ubiquitous silver suits worn by pilots as they explore the unknown. They are called pressure suits, and one can trace their lineage to Wiley Post or, perhaps, a bit earlier.

Although space suits, which differ from pressure suits in subtle, but important ways, have been well covered in literature, pressure suits have gone unheralded except as introductions to the space suit histories. This e-book is an attempt to correct that, and covers pressure suits from the beginning through the end of the Space Shuttle Program.

Free Download: http://www.nasa.gov/connect/ebooks

Soft Law in Outer Space

Non-binding norms have become increasingly popular in the law of outer space. After the 1979 Moon Agreement, no further international treaty has been adopted. Instead, a number of non-binding instruments has been produced. This book analyses to what extent such soft law fulfills its function and has in fact an influence on states and private actors. The authors discuss the different instruments in the fields of space debris, nuclear power sources, remote sensing, registration practice, liability, and demilitarization. http://www.amazon.de/Soft-Law-Outer-Space-International/dp/3205787978

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WETTBEWERBE & JOBS

ESA Zeichenwettbewerb

Die Europäische Weltraumorganisation ESA lädt Kinder bis 14 Jahre zum Zeichenwettbewerb ein. Thema im September ist das Wetter. Die besten Einsendungen werden ausgewählt und in die online Weltraumgalerie der ESA gestellt. Einsendeschluss ist 30. September 2012 Nähere Informationen: http://www.ffg.at/news/esa-laedt-kinder-zum-zeichenwettbewerb-ein-4

FFG Jugendwettbewerbe

Odysseus Wettbewerb für SchülerInnen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren aus Schulen der Europäischen Union. Einsendeschluss: 15. Jänner 2013 Nähere Infos: http://www.ffg.at/news/odysseus-wettbewerb

Der Mensch im All - Jugendkunstwettbewerb für Kinder im Alter zwischen 10 und 18 Jahren: Wie wird der Mensch Wissenschaft und Technologie nutzen, um den Weltraum zu erkunden? Einsendeschluss: 21. Oktober 2012 Nähere Infos: http://www.ffg.at/news/der-mensch-im-all

NASA/GSFC: Asteroid-Naming Contest

Students worldwide have an opportunity to name an asteroid from which an upcoming NASA mission will return the first samples to Earth. Text & Video: http://www.nasa.gov/topics/solarsystem/features/name-asteroid.html

Post Doc Positions / IST

The recently introduced postdoctoral research fellowship scheme 'ISTFELLOW' offers in total 40 Postdoc positions at the Institute of Science and Technology Austria (IST Austria). Further information: http://ist.ac.at/istfellow

PhD positions in Heidelberg

Applications are invited for the doctoral program of the International Max Planck Research School for Astronomy & Cosmic Physics at the University of Heidel-berg (IMPRS-HD) starting summer/autumn 2013. We invite highly-qualified and well-motivated students aiming for a doctoral degree in astrophysics to apply by December 1, 2012 for the academic year starting Sept. 2013. Link: http://www.mpia.de/imprs-hd/

Questionnaire about suborbital flights

The FAST20XX project, which is funded by the European Commission and coordinated by ESA, is looking into potential scientific applications of suborbital flights. A short questionnaire has been posted on the internet to collect representative inputs from the user community: http://www.orbspace.com/Suborbital-research-survey.html Please help to shape the future of space flight!

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INTERNATIONAL NEWS

Der stille Überirdische Christoph Seidler zum Tod von Neil Armstrong

Als erster Mensch auf dem Mond hat Neil Arm-strong die Welt in kollektives Staunen versetzt. Doch der NASA-Astronaut wollte partout kein Held sein. Nach seiner historischen Mondfahrt meldete er sich nur noch selten groß zu Wort. Doch eines lag ihm am Herzen: die weitere Erkundung des Kosmos.

Badische-Zeitung.de

Als sich der Mann im sperrigen Anzug die Leiter hinuntertastet, halten die Menschen auf dem Planet Erde kollektiv den Atem an. Etwa eine halbe Milliarde Zuschauer verfolgt am 21. Juli 1969, wie der Amerikaner Neil Alden Armstrong als erster Mensch in den Staub des Mondes tritt. Um genau 2 Uhr 39 koordinierter Weltzeit ist es soweit. Die Heerschar der Augenzeugen muss sich allerdings etwas anstrengen. Der Nasa-Astronaut ist auf den verwaschenen Live-Bildern aus rund 400.000 Kilometern Entfernung nur schwer zu erkennen. Doch Armstrongs Stimme ist über dem Hintergrundflirren des Funksignals klar und deutlich hörbar. Der 38-Jährige spricht Worte, die zur Legende werden: "That's one small step for (a) man, one giant leap for mankind." Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer für die Menschheit. Armstrongs Auftritt als veritabler Außerirdischer elektrisiert den Planeten: Es ist das erste Mal, dass ein Mensch einen anderen Himmelskörper betritt. Für den Moment ist eine im Kalten Krieg geteilte Welt, ist ein in Rassen- und Klassenunruhen zerstrittenes Amerika im Staunen vereint. Eine technikgläubige Gesellschaft beklatscht sich selbst. Und das, obwohl eben nicht Computer, sondern Armstrongs fliegerisches Können die Mission gerettet haben. […] Quelle: Spiegel Online – Vollständiger Artikel mit Video: http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/zum-tod-von-nasa-astronaut-und-erstem-mann-auf-mond-neil-armstrong-a-852123.html

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