leseprobe zum titel: erläuterungen zu theodor fontane, irrungen

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Page 1: Leseprobe zum Titel: Erläuterungen zu Theodor Fontane, Irrungen
Page 2: Leseprobe zum Titel: Erläuterungen zu Theodor Fontane, Irrungen

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Inhalt

Vorwort ............................................................... 5

1. Theodor Fontane: Leben und Werk .................. 61.1 Biografie ................................................................ 61.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund ............................. 91.3 Angaben und Erläuterungen

zu wesentlichen Werken ........................................ 12

2. Textanalyse und -interpretation ........................ 152.1 Entstehung und Quellen ........................................ 152.2 Inhaltsangabe ........................................................ 172.3 Aufbau .................................................................. 292.3.1 Die Grundstruktur der Handlung .......................... 292.3.2 Chronologie ........................................................... 302.3.3 Orte und Geografie ................................................ 322.4 Personenkonstellation und Charakteristiken .......... 362.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen ............... 472.6 Stil und Sprache ..................................................... 532.6.1 Die zwei Teile des Romans .................................... 532.6.2 Dynamik des Erzählens: Vorausdeutungen ............ 542.6.3 Dynamik des Erzählens: Das Spiel mit Wörtern ..... 562.6.4 Dynamik des Erzählens: Motivverdoppelungen

und Motivwiederholungen ..................................... 592.6.5 Moderne Literaturtheorie:

Diskurs und Intertextualität ................................... 632.6.6 Erzählperspektiven und Perspektivenwechsel ........ 682.7 Interpretationsansätze ........................................... 772.7.1 Fontanes Realismus ............................................... 772.7.2 Irrungen, Wirrungen – ein Zeitroman ...................... 802.7.3 Irrungen, Wirrungen – ein psychologischer Roman .. 812.7.4 Irrungen, Wirrungen – ein Entwicklungsroman ....... 83

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3. Themen und Aufgaben ....................................... 86

4. Rezeptionsgeschichte .......................................... 89

5. Materialien .......................................................... 945.1 Die Menschen im Deutschen Kaiserreich ............... 945.2 Äußerungen Fontanes ............................................ 965.3 Berühmte Deutungen ............................................ 985.4 Moderne Beobachtungen ....................................... 100

Literatur .............................................................. 102

Inhalt

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1. Theodor Fontane: Leben und Werk

1.1 Biografie

Jahr Ort Ereignis

1819 Neuruppin Geburt am 30. 12. als ältesterSohn des Apothekers LouisHenri Fontane und seiner FrauÉmilie, geb. Labry. Beide habenfranzösische Vorfahren.

1827 Swinemünde Nach Pleite des Vaters Neu-(an der existenzOdermün-dung, heute:Swinoujscie)

1833 Berlin Schüler der Berliner ‚Gewerbe-schule‘ (Oberrealschule)

1836 Berlin Fontane erwirbt das ‚Einjähri-ge‘, d. h. die Mittlere Reife. Be-ginn seiner Apothekerlaufbahn(in Berlin, Leipzig, Dresden,Letschin)

1846 Berlin Fontane trägt im ‚Tunnel überder Spree‘, einem literarischenKlub, seine Balladen vor; da-runter Der alte Zieten.

1848 Berlin Während der Revolution Teil-nahme an Barrikadenkämpfen:Fontanes rebellische Zeit

Alter

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1.1 Biografie

1. Theodor Fontane: Leben und Werk

Page 5: Leseprobe zum Titel: Erläuterungen zu Theodor Fontane, Irrungen

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Jahr Ort Ereignis

1849 Berlin Fontane gibt den Apotheker-beruf auf. Im folgenden JahrHeirat mit Emilie, geb. Rouanet.Erste Gedichtbände erscheinen.

1855 London Pressebeauftragter der preußi-schen Regierung; bis 1859. Indieser Zeit Reise nach Schott-land

1860 Berlin Fontane wird Redakteur bei derkonservativen Preußischen Zei-tung, genannt Kreuz-Zeitung.Fontanes konservatives Jahr-zehnt beginnt. Vorbereitung derWanderungen durch die MarkBrandenburg, die ab 1862 er-scheinen.

1870 Berlin Fontane verlässt die Kreuz-Zeitung und wird Theater-kritiker für die Vossische Zei-tung.

Herbst Lothringen, 2-monatige Gefangenschaft in1870 Besançon, Frankreich während des deutsch-

Atlantikinsel französischen KriegesOléron

1874 Venedig, 3-wöchige Reise nach ItalienFlorenz, Rom,Neapel

Alter

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(in der fol-genden ZeitReisen in dieMark und zuKriegsschau-plätzen)

1.1 Biografie

1. Theodor Fontane: Leben und Werk

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Jahr Ort Ereignis

1878 Berlin Vor dem Sturm erscheint. Es ist(seit 1872 der erste von insgesamt 17 Ro-endgültige manen Fontanes.WohnungPotsdamerStraße 134 c)

1880 Berlin Erscheinen der Ballade DieBrück am Tay

1885 Berlin Unterm Birnbaum, eine vonFontanes Kriminalgeschichten

1887 Berlin Irrungen, Wirrungen1890 Berlin Stine erscheint, nach Cécile

(1886) und Irrungen, Wirrungender dritte Roman über eineFrau, deren Liebe von der Ge-sellschaft verachtet wird.

1892 Berlin Frau Jenny Treibel, der Romanüber das Berliner Bürgertum,erscheint.

Ende Berlin, Fontane, an Gehirnanämie er-1892 Riesengebirge krankt, genest durch die Arbeit

an Meine Kinderjahre.1894 Berlin Effi Briest erscheint.1898 Berlin Tod am 20. 09.

Der Stechlin, im Jahr zuvor in ei-ner Stuttgarter Wochenzeitungerschienen, kommt als Buchheraus.

Alter

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1.1 Biografie

1. Theodor Fontane: Leben und Werk

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1.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

In den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts war Preu-ßen mit seiner Hauptstadt Berlin erstarkt wie nie zuvor. Imdeutsch-dänischen Krieg 1864 hatte es das heutige Schleswig-Holstein und Nordschleswig hinzugewonnen, und im deutsch-französischen Krieg 1870/71 hatte es, gemeinsam mit den süd-deutschen Staaten, Elsass-Lothringen erobert. Im Jahre 1871,am Ende dieses Krieges, war in Versailles bei Paris der preußi-sche König Wilhelm I. zum deutschen Kaiser ausgerufen wor-den. Das Deutsche Reich war damit gegründet, Preußen hattedarin eine Vormachtstellung.Das Deutsche Reich hatte Frankreich eine Kriegsentschädi-gung von 5 Milliarden Franken abgefordert, eine riesige Sum-me, die die Wirtschaft ankurbelte und auch den Ausbau desEisenbahnnetzes vorantrieb. Mannennt diese Zeit die ‚Gründerjahre‘.Den Fabrikanten und Industriellen brachten diese Jahre einenbisher unbekannten Reichtum. Auch der kleinbürgerliche Mit-telstand, Gewerbetreibende und Handwerksmeister – wie derGärtnereibesitzer Dörr in Irrungen, Wirrungen –, hatten Teil andiesem Aufschwung. Das Kapital der Fabrikanten beherrschtedie Wirtschaft. Die politische Macht jedoch hatte der Adel.In hohem Ansehen stand das Militär, denn die militärischenSiege, zusammen mit Bismarcks Diplomatie, hatten die Grün-dung des Deutschen Reichs ermöglicht. Nur Adelige konntenOffiziere werden.Berlin, die Reichshauptstadt, wuchs, da seine aufstrebendeIndustrie die Arbeiter anzog. Auch junge Frauen kamen alsDienstmädchen in großer Zahl nach Berlin. Für diese Unter-schicht war das Elend groß; fünfköpfige und noch größere

Gründerjahre

1.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

1. Theodor Fontane: Leben und Werk

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Familien wohnten oft in einem einzigen Raum zusammen.1871 hatte Berlin 930.000 Einwohner, 1875, zur Handlungs-zeit von Irrungen, Wirrungen, waren es etwa 1.100.000, und imJahre 1887, als der Roman erschien, waren es fast 1.800.000Einwohner. Das war eine Verdoppelung der Bevölkerung bin-nen 16 Jahren! Die wilden Müll- und Schutthaufen im 9. Kapi-tel des Romans waren typisch für die wachsende Großstadt.Allmählich wurde die Infrastruktur Berlins aufgebaut: 1881fuhr die erste Straßenbahn, 1882 wurde das erste Stück derStadtbahn (S-Bahn) eröffnet, und um 1888 begann der Bau derunterirdischen Kanalisation. Schon vorher waren viele Aus-flugsziele mit der Eisenbahn zu erreichen (siehe 2.3.3).

Otto von Bismarck, der Reichskanzler,betrieb eine Politik der Festigung des

deutschen Staates. Dabei arbeitete er vor allem mit den Natio-nalliberalen, der Partei des wohlhabenden Bürgertums, zusam-men. Die Adeligen, die auf ihre Privilegien bedacht waren,waren in vielen Fragen Bismarcks Gegner. (Auch der erzkon-servative Adelige Onkel Kurt in Irrungen, Wirrungen sieht inBismarck seinen Feind.) Die entschiedensten GegnerBismarcks, der selbst überzeugter Monarchist war, waren je-doch die Sozialdemokraten. 1878, mit den so genanntenSozialistengesetzen, wurden die sozialdemokratischen Bestre-bungen im Reich verboten, doch dieses Verbot, formal gültigbis 1890, ließ sich nicht durchsetzen. Ab 1883 betrieb Bismarckseine Sozialgesetzgebung, die die Krankenversicherung für Ar-beiter einführte. Ein Ziel Bismarcks war dabei auch, dieKampfbereitschaft der Sozialdemokraten zu schwächen.Im Jahre 1888 stieg Wilhelm II. auf den Kaiserthron. 1890entließ er Bismarck. Unter Wilhelm II. verfolgte Deutschlandimmer mehr ein Großmachtstreben in Konkurrenz mit denanderen europäischen Mächten.

Otto von Bismarck

1.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

1. Theodor Fontane: Leben und Werk