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Abschlussarbeit ÖÄK Diplomlehrgang Geriatrie Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Franz Böhmer Prim. Univ. Prof . Dr. Monika Lechleitner Rückfragen: Österreichische Akademie der Ärzte GmbH Weihburggasse 2/5 A-1010 Wien Tel.: +43 1 512 63 83

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Abschlussarbeit

ÖÄK Diplomlehrgang Geriatrie

Wissenschaftliche Leitung:

Prof. Dr. Franz Böhmer

Prim. Univ. Prof . Dr. Monika Lechleitner

Rückfragen:

Österreichische Akademie der Ärzte GmbH Weihburggasse 2/5 A-1010 Wien Tel.: +43 1 512 63 83

Entlassungsmanagement

am Beispiel

einer akutgeriatrischen

Abteilung

des SMZ Sophienspitals

Abschlußarbeit für den Diplomlehrgang Geriatrie

der Österreichischen Akademie der Ärzte, ÖGGG und dem Referat für Geriatrie

der Österreichischen Ärztekammer

Dr. med. Elise Maria Magenheim

Inhaltsangabe:

I. Einleitung

II. Zielsetzung der vorgelegten Arbeit:

a) Definition unterschiedlicher Formen des Entlassungsmanagements

Indirektes Entlassungsmanagement – Entwicklung und praktische

Umsetzung

Direktes Entlassungsmanagement im Sophienspital

b) Das im SMZ Sophienspital durchgeführte direkte

Entlassungsmanagement und sein Outcome in einem bestimmten

Zeitraum darzustellen

III. Methode

IV. Diskussion

V. Zusammenfassung

VI. Quellen

Ich danke meinem Sohn für die Unterstützung bei der statistischen Auswertung der

erhobenen Daten

Hinweis Im Sinne der flüssigen Lesart sind alle personalen Begriffe

geschlechtsneutral zu lesen.

I. Einleitung:

Im Spital der Zukunft richtet sich das größte Augenmerk auf die Erstversorgung, es

hat weniger stationäre Betten, aber erhöhte Anzahl der Intermediate Care - und

Intensivbetten. Durch die Schaffung von Tages- und Wochenkliniken verbunden mit

geringerer Verweildauer der Patienten im stationären Bereich wird eine angestrebte

Reduktion der Betten ermöglicht (Spitalskonzept 2030, Presseaussendung März

2011).

Mit der Konzentration auf Krankenhäusern mit Schwerpunktabteilungen ist es zu

erwarten, dass die Abteilungen in den Akutspitälern zunehmend spezialisiert und auf

die Behandlung der gerade aktuellen Krankheit ausgerichtet sind.

Der geriatrische Patient stellt jedoch andere Anforderungen an die Medizin.

Die mehrfach chronischen Erkrankungen erfordern ein breites medizinisches Denken

und Wissen. Durch Multimorbidität verbunden mit Funktionseinbußen oder –verlusten

ist sein Gesundheitszustand in einem labilen Gleichgewicht, welches mit

zunehmendem Alter bereits durch „einfache“ akute Erkrankungen (z.B.

Harnwegsinfekte) oder Stürze empfindlich gestört werden kann und erhöhte

Pflegebedürftigkeit bedingt.

Der alte Mensch benötigt eine deutlich längere Rekonvaleszenz, auch wenn die

ursächliche, zur Aufnahme führende Gesundheitsstörung bereits erfolgreich

behandelt wurde. Begleitende therapeutische und pflegerische Maßnahmen

unterstützen das Bestreben nach Rekonditionierung, um dem Patienten eine

größtmögliche selbstbestimmte Lebensführung zu ermöglichen.

Für Patienten mit einem komplexen Nachversorgungsbedarf stellt ein koordiniertes

Entlassungsmanagement eine große Herausforderung dar.

Aufgabe ist die individuelle Entlassungsvorbereitung durch Einschätzung des

zu erwartenden Unterstützungsbedarfes (quantitativ und qualitativ), Information und

Beratung von Patienten und Angehörige über mögliche Betreuungsformen und

finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten, Organisation von Patienten- und

Angehörigenschulung durch Mobile Krankenpflege, bei Bedarf Wohnungsabklärung

durch ambulante Ergotherapie zuhause, Organisation mit eventuell vorheriger

Einholung von Bewilligungen bedarfsgerechter Heil- und Hilfsmitteln sowie

Verbandsstoffen.

Die Weiterleitung der gesammelten Informationen an weiterbetreuende

Organisationen und Einrichtungen erfolgt durch Erstellen eines Situationsberichtes -

die vorher eingeholte Einverständniserklärung des Patienten zur Datenweitergabe

vorausgesetzt.

Die Planung der Entlassung erfolgt im multiprofessionellen Team, in Abstimmung mit

dem Patienten und seinen Angehörigen und den extramuralen Partnern.

Am Entlassungstag werden ärztlicher Befundbericht, Pflegebericht, Rezepte und

Verordnungsscheine dem Patienten mitgegeben.

Ziel ist es, die Betreuungs- und Versorgungskontinuität des Patienten nach

der Entlassung durch verbesserte Kooperation von intra- und extramuralen

Einrichtungen (Schnittstellenmanagement) zu gewährleisten, um Versorgungslücken

und/oder rasche Wiederaufnahmen zu vermeiden („Drehtürpatient“)

II. Zielsetzung der vorgelegten Arbeit:

a) Definition der unterschiedlichen Formen des Entlassungsmanagements

b) Das im SMZ Sophienspital durchgeführte direkte Entlassungsmanagement

und sein Outcome in einem bestimmten Zeitraum darzustellen

Indirektes Entlassungsmanagement: Entwicklung und praktische Umsetzung

In meiner Zeit als Famulantin und auch als privat Betroffene erlebte ich es immer

wieder, dass bei der Visite Entlassungen von geriatrischen Patienten für denselben

Tag ausgesprochen wurden. Durch oftmals unzureichende Kommunikation zwischen

Krankenhausmitarbeitern und Patienten und deren Betreuungspersonen erfolgte die

Entlassung für diese häufig überraschend, sodass die nötigen Vorbereitungen zur

weiteren poststationären Betreuung oftmals nicht oder nur unzureichend erfolgen

konnten.

Grund war, dass durch die Einführung der Leistungsorientierten

Krankenanstaltenfinanzierung die Verweildauer der Patienten in stationärer

Betreuung massiv verkürzt wurde. Patienten wurden unmittelbar nach medizinischer

Behandlung entlassen, auch wenn noch ein erhebliches Selbstfürsorgedefizit

bestand. Eine rasche Wiederaufnahme war oftmals das Resultat.

Um diese für alle Beteiligten belastenden Situationen zu minimieren, wurden

in den letzten Jahren immer wieder Modellprojekte zur Qualitätssicherung im Bereich

Entlassungsmanagement durchgeführt.

1998 wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes des Wiener Roten

Kreuzes in Zusammenarbeit mit dem Hanusch-Krankenhaus der Wr.

Gebietskrankenkasse ein Modus für Entlassungsvorbereitung entwickelt. Das Modell

folgte dem Ansatz des Indirekten Entlassungsmanagements. Die Übernahme in den

Regelbetrieb erfolgte 1999 und wurde vom Krankenhausträger finanziert.

Ausführende sind diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen ambulanter

Anbieterorganisationen (Rotes Kreuz, Volkshilfe Wien).

2002 wurde im Auftrag der Stadt Wien und der WGKK das Projekt

„Patientenorientierte integrierte Krankenbetreuung“ (PIK) gestartet, das sich mit der

Verbesserung des Schnittstellenmanagements zwischen den unterschiedlichen

Bereichen der Krankenversorgung befasste. Vertreten waren Teilnehmer aller

relevanten Partner der Krankenbetreuung mit systematischer Einbindung einer

Gruppe von Patienten und Angehörigen. Die Ergebnisse sollten in 5 Teilprojekten

Wien weit zur Umsetzung gelangen. Das Projekt war zunächst bis Ende 2008

befristet, im Herbst 2008 wurde von der Wiener Gesundheitsplattform eine

Verlängerung bis Ende März 2010 beschlossen.

Die 2 vorrangigsten Teilbereiche waren Entlassungsmanagement und

Standardisierter elektronischer Informationstransfer.

Für den Teilbereich Entlassungsmanagement wurde 2006 der österreichische

„Standard Entlassungsmanagement“ präsentiert, in dem Prozessabläufe,

Kernaufgaben und Anforderungsprofil des EM definiert wurde.

Bei der Präsentation zum Start der Projekt - Umsetzung wurden Berechnungen

angeführt, wonach für ein flächendeckendes Entlassungsmanagement (zunächst an

allen am Projekt teilnehmenden Krankenhäusern) ein Bedarf von 95 Vollzeitkräften

angegeben wurde. Man plante, bis zum Projektende 2010 etwa 80% des Bedarfes

abdecken zu können.

Ein Evaluierungsbericht der Alpen-Donau-Universität Klagenfurt 2009 zeigte aber,

dass zum Beurteilungszeitpunkt erst 26% des Zielstandes erreicht wurde. Eine

absolute Zielerreichung bis Projektende erschien unwahrscheinlich.

Das eingeführte Curriculum Entlassungsmanagement – abgehalten von der

Fortbildungsakademie des KAV standen und stehen unterschiedlichen

Berufsgruppen offen. In bisher 5 abgehaltenen Lehrgängen wurden bisher 63

Personen (nur Frauen!) ausgebildet, davon 57 Angehörige des gehobenen Dienstes

für Gesundheits- und Krankenpflege, 4 diplomierte Sozialarbeiterinnen, 1 Ärztin und

1 Physiotherapeutin. Das Ziel eines multiprofessionellen EM-Teams scheint hier

noch in weiter Ferne zu liegen.

Weitere Ausbildungslehrgänge finden an der Sophos – Akademie statt, Zahlen über

Absolventen liegen mir leider nicht vor.

Als Ergebnis des 2. Teilbereiches – Standardisierter elektronischer

Informationstransfer – wurde der multiprofessionelle standardisierte elektronische

Situationsbericht entwickelt, in dem pflegerische und therapeutische Informationen

an den Fonds Soziales Wien (FSW) weitergeleitet sowie in Folge an weiter

betreuende Anbieterorganisationen übermittelt wird. Die Umsetzung ist bereits

annähernd flächendeckend erfolgt. Die Übermittlung des Situationsberichtes soll 3

Tage vor Entlassung erfolgen und kann am Entlassungstag nochmals evaluiert und

modifiziert werden. Durch den Wechsel von traditionellen Übergabeformen (Telefon,

Fax) zur elektronischen Datenübermittelung konnte eine höhere

Übertragungssicherheit und verbesserter Datenschutz erzielt werden. Die zusätzlich

eingefügten therapeutischen Informationen erweitern die Kenntnisse über

Ressourcen und Probleme der Patienten.

Beim indirekten Entlassungsmanagement sind die damit betrauten und entsprechend

ausgebildeten Personen zumeist für mehre Abteilungen zuständig und sind daher

nicht direkt auf der Station verortet. Die Patienten werden von der Station meist

elektronisch dem zuständigen Entlassungsmanager zugewiesen. Oftmals nehmen

auch Angehörige und Betreuungspersonen direkt für ein Beratungsgespräch Kontakt

auf. Nach Einblick in die Krankenakte und Pflegedokumentation – und idealerweise

Interpretation erhobener Assessments - wird mit Patienten, Angehörigen und

Betreuungspersonen auf der Station eine Bedarfserhebung durchgeführt und die

Informationen beim Entlassungsmanager gebündelt.

Vorteil dieser Betreuungsform liegt darin, dass nicht viele Einzelpersonen Aufgaben

übernehmen, sondern und die Vernetzung zwischen Patienten, Angehörigen, Station

und externer Partner durch eine Person erfolgt

Nachteil kann mitunter sein, dass der EM sich aktiv Informationen von verschiedenen

Berufsgruppen holen muss, die Teilnahme an Stationsbesprechungen nicht immer

möglich ist.

Direktes Entlassungsmanagement im Sophienspital

Im Sophienspital wurde von Beginn an ein direktes Entlassungsmanagement

ausgeführt. Etwa 2003 startete ein Projekt mit einer externen

Entlassungsmanagement – Betreuung. Durch die unregelmäßige Anwesenheit des

EM vor Ort war der erhoffte Benefit der Entlastung des pflegerischen

Stationspersonals nur bedingt gegeben, weshalb man wieder zum direkten

Entlassungsmanagement zurückkehrte.

Diese Leistung wird durch Ärzte, Pflegepersonen, Therapeuten und Sozialarbeiter im

Rahmen des stationären Alltags erbracht. Bei Aufnahme wird neben medizinischer

Anamnese und klinischer Untersuchung eine ausführliche Sozialanamnese

durchgeführt, der Mobilitätsgrad sowie die Betreuungssituation zuhause erfragt und

eventuell vorhandene Hilfsmittel und Heilbehelfe erhoben. Patienten werden im

ärztlichen Aufnahmegespräch (Internist, Physikalist) über die durchschnittliche

Liegedauer informiert und ein Therapieziel definiert.

Die multiprofessionelle Aufteilung des direkten Entlassungsmanagement macht eine

hohe Kommunikatonskultur unabdingbar, um einen Informationsverlust zu

vermeiden. In den regelmäßig abgehaltenen Stationsbesprechungen müssen neben

Berichten erreichter Therapiefortschritte und Evaluierung des Therapiezieles auch

die erhaltenen Informationen gebündelt werden. Eventuell ist auch ein

therapeutischer Ausgang zu planen, um - zur besseren poststationären Versorgung

mit Gehbehelfen und Hilfsmitteln - unklare wohnbauliche Situationen abzuklären.

Als Vorteil zeigt sich, dass durch multiprofessionelle und interdisziplinäre Betreuung

der Patient mit seinen individuellen Problemen und Ressourcen aus dem

Stationsalltag heraus wahrgenommen und der IST-Zustand realistisch eingeschätzt

werden kann. Durch Gespräche mit Angehörigen und Begleitpersonen können

Angaben des Patienten bei der Aufnahme nochmals überprüft und eventuell ergänzt

werden, aber auch deren Erwartungen und Ängste erkannt werden. Die frühzeitige

Einbindung in den Rehabilitationsprozess hilft Angehörigen und

Betreuungspersonen, die Ressourcen des Patienten oftmals besser einschätzen zu

können.

Im interdisziplinären Team wird die Entlassung geplant, der in der Therapie erhobene

Bedarf an Gehbehelfen und anderen Hilfsmittel wird in Absprache mit dem Patienten

verordnet und die Zustellung auf die Station oder am Entlassungstag nach Hause

organisiert. Vereinzelt können auch nur Empfehlungen ausgesprochen und

Verordnungen mitgegeben werden, wenn sich der Patient trotz Beratung nicht für

eine Versorgung entscheiden kann. Von medizinischer und pflegerischer Seite wird

der poststationäre Betreuungsbedarf erhoben und in die Wege geleitet, bei Bedarf

wird auch die vor Ort tätige diplomierte Sozialarbeiterin hinzugezogen.

III. Methode: 1) Internetrecherche zum Thema Entlassungsmanagement in Österreich

2) Die erhobenen Daten wurden retrospektiv aus den Krankendokumentationen von

insgesamt 283 Patienten erfasst, die im Zeitraum vom 1.Jänner bis 30. Juni 2012 an

einer der beiden AG/R - Abteilungen des SMZ Sophienspitals aufgenommen waren.

Sie wurden in Open Office calc tabellarisch erfasst und die Ergebnisse mittels

deskriptiver bzw. kumulativer Statistiken berechnet und in Form von Tabellen und

Diagrammen dargestellt.

Erhobene Parameter:

Anzahl der Gesamtaufnahmen und Anzahl der zur physikalisch-medizinischen

Begutachtung zugewiesenen Patienten.

Alter- und Geschlechtsverteilung bei stationärer Aufnahme

Zuweisende Fachabteilungen

Lokalisation der versorgten Frakturen

Häufigkeit der verordneten Therapien

Aufenthaltsdauer

Wohin führte die Entlassung?

Welcher Mobilitätsgrad bestand bei der Entlassung im Vergleich zu

prästationär / prätraumatisch und wie veränderte er sich?

Wieviele Hilfsmittel waren bei Aufnahme bereits vorhanden, wieviele wurden

vor der Entlassung verordnet?

Wie änderte sich die Häufigkeit der Unterstützung durch soziale Dienste im

Vergleich prästationär/prätraumatisch zur Entlassung

IV. Diskussion:

Insgesamt wurden an beiden Stationen im genannten Zeitraum 283 Personen

aufgenommen.

Davon erfolgte 9 x keine Zuweisung zur physikalisch-medizinischen Begutachtung,

2 x konnte die Begutachtung aufgrund des schlechten Allgemeinzustandes nicht am

Aufnahmetag erfolgen. 1 x hat der zugewiesene Patient die Untersuchung strikt

abgelehnt

Altersverteilung der Patienten in Dekaden

w m

Insgesamt 241 42 283

<60J 8 5 13

60-69J 19 5 24

70-79J 63 7 70

80-89J 128 19 147

>90J 23 6 29

Tab1.

Neben der allgemein bekannten Tatsache, dass Frauen durchschnittlich ein höheres

Lebensalter als Männer erreichen, liegt der Grund für den drastischen Unterschied in

der Geschlechterverteilung (Tab.1) auch in den strukturellen Gegebenheiten des

Hauses. An beiden AG/R Abteilungen sind zwei 4-Bett-, sechs 2-Bett- und 4

Einzelzimmer vorhanden. Es werden wohl weniger Männer zur Remobilisation

angemeldet, aber es muß auch die Zimmerbelegung entsprechend koordiniert

werden, um die Anzahl der freien Betten minimal zu halten. Eine

Geschlechtermischung- sofern die Personen nicht verheiratet oder in sonstiger enger

Verbindung stehen, ist nicht angedacht.

Insgesamt 13 Personen (8 Frauen, 5 Männer) waren jünger als 60 Jahre. Dabei

handelte es sich größtenteils um Zuweisungen aus den hauseigenen Ambulanzen

mit akutem Behandlungsbedarf. Eine Person wurde nach operativ versorgter

Schenkelhalsfraktur (erlitten im Rahmen eines Arbeitsunfalles) zugewiesen und als

bewusster Fehlbelag aufgenommen, da Rehabilitationsbedarf bestand, ein Aufenthalt

in eine Rehabilitationszentrum aus familiären Gründen jedoch zu diesem Zeitpunkt

nicht möglich war.

Zuweisende Fachabteilungen

Ziel der AG/R Abteilungen war primär, durch enge Kooperation mit

unfallchirurgischen Abteilungen von Spitälern des Krankenanstaltenverbandes (KAV)

sowie der AUVA ältere und alte Patienten nach erlittener und bei Bedarf operativ

stabilisierter Fraktur zu rehabilitieren, um eine Rückkehr in die eigene Wohnung – mit

größtmöglicher Selbstständigkeit und optimierter poststationärer Betreuung – zu

ermöglichen.

Fig.1

In des letzten Jahren hat sich das Zuweiserspektrum zwar etwas erweitert, der

unfallchirurgische Schwerpunkt ist jedoch geblieben, wie die grafische Aufarbeitung

(Fig.1) zeigt.

Insgesamt wurden 195 Patienten von unfallchirurgischen Abteilungen aufgenommen.

Ein Großteil der Patienten (n=145) hatten Einfach-Frakturen erlitten.

Das Verteilungsmuster wird in Tab.2 als absoluter Wert und als prozentueller Anteil

dargestellt.

Schulter Radius/UA Schambein hüftnahe USCH andere

5 2 6 112 6 14

3,42% 1,37% 4.11% 76,11% 4,11% 9,59%

Tab.2

186

18

6

7

14

5

12

23

12

Unfallchirurgie

Orthopädie

Herz-Thorax-Chirurgie

Chirurgie

Interne Abteilung

Neurologie

andere Fachabteilungen

Zuhause

Ambulanzen im Haus

Zur besseren Veranschaulichung wurden die hüftnahen Frakturen nicht weiter

unterteilt. In der Gruppe „andere“ wurden Femurschaft-, Wirbelkörper-, Humerus-

und Ellbogenfrakturen zusammengefasst.

12 Patienten wurden von unfallchirurgischer Abteilungen zugewiesen, die keine

Frakturen erlitten hatten. Darunter subsumieren sich eine elektive Hüftoperation,

Revisionsoperationen nach Infekt oder Materialbruch sowie Kontusionen.

In den letzten 2 Jahren werden zunehmend Patienten mit Mehrfachfrakuren (n=37)

zugewiesen, wobei sehr häufig Kombinationen von proximaler Humerusfraktur oder

distaler Radiusfraktur mit hüftnahen Frakturen auftreten. Vor allem die Kombination

mit einer zweiten Fraktur auf der kontralateralen Seite stellt eine große

Herausforderung an Patient und Therapeuten dar. Durch die angelegten

Fixationsbände der Schulter verbunden mit Belastungsschmerzen im Bereich der

hüftnahen Fraktur werden Mobilitätsfortschritte oft nur zögerlich erreicht. Ebenso wie

bei der distalen Radius-/Unterarmfraktur nach Gipsabnahme sind auch proximale

Humerusfrakturen nach Abnahme des Fixierungsverbandes nicht immer sofort zur

axialen Belastung freigegeben. Die Patienten sind daher in Alltagssituationen über

längere Zeit auf vermehrte Unterstützung angewiesen.

Eine weitere sehr häufige Kombination sind Schambeinfrakturen mit

Frakturausläufern ins Acetabulum oder in Kombination mit Sakrumfrakturen. In

beiden Fällen wird die zusätzliche Fraktur oftmals erst nach längerer Zeit durch

Computertomografie verifiziert. In der Zeit von Fraktur bis erweiterter

Diagnosestellung kommt es schmerzbedingt zu Verzögerungen in der Mobilisation

mit einer Verschlechterung des Mobilitätsgrades im Vergleich zur prätraumatischen

Situation

Häufigkeit der verordneten Therapien:

Von der Gesamtanzahl der aufgenommenen Patienten (n=283) erhielten 264

Patienten Physiotherapien sowie 253 Patienten Ergotherapie.

Die Differenz zur Gesamtsumme ergibt sich dadurch, dass einige Patienten nicht zur

Therapie zugewiesen waren, noch am selben Tag wieder entlassen wurden oder

wegen Komplikationen knapp nach der Aufnahme in andere Spitäler transferiert

werden mussten.

Die zusätzlich verminderte Anzahl an zugewiesener Ergotherapie beruht darauf,

dass einige Patienten vor kurzem stationär aufgenommen waren und zu diesem

Zeitpunkt bereits eine ausführliche Hilfsmittelabklärung und -versorgung erfolgt war.

Logopädische Therapie auf der Station erfolgte nur in 3 Fällen (Insultpatienten). Da

die Hörprüfung mit Befundbesprechung, Beratung und Einleitung einer

Hörgeräteversorgung über die hauseigene HNO-Ambulanz erfolgt, wird diese

Leistung nicht auf der Station erfasst - wiewohl die Ergebnisse aber regelmäßig

kommuniziert werden.

Ebenfalls nicht erfasst wurden physikalische Therapieanwendungen, die individuell

für den Patienten zusammengestellt werden und sich im Laufe des stationären

Aufenthaltes ändern.

Auffällig in der grafischen

Darstellung ist der hohe Anteil an

begleitenden psychologischen

Gesprächen.

Der therapeutische Outcome in der

Behandlung der Patienten ist häufig

durch posttraumatische/-operative

Belastungsreaktionen, Sturzangst

oder Depressionen limitiert. Auch

Patientengespräche zur Entlassungsvorbereitung oder Einbeziehen von Angehörigen

in der Krankheitsbewältigung stellen eine große Unterstützung im stationären und

therapeutischen Alltag dar.

Aufenthaltsdauer:

Maximale Aufenthaltsdauer = 104 Tage; der Procuratio - Patient wartete auf einen

Platz auf einer Langzeitpflegestation

Minimale Aufenthaltsdauer 1Tag (n=3): 2 Patienten entschieden sich nach erfolgter

Aufnahme gegen den Verbleib im Spital, 1 Patient wurde am Aufnahmetag aufgrund

kardialer Probleme mit Indikation zur Schrittmacherimplantation in ein anderes Spital

transferiert.

Die mittlere Aufenthaltsdauer betrug 28.5 Tage und liegt damit im oberen Bereich der

für akutgeriatrische Abteilung definierten Liegedauer.

0

50

100

150

200

250

300

Fig.2 Therapieformen

Physiotherapie

Ergotherapie

Psychologische

Begleitung

Fig.3 Liegedauer

Wenn man sich allerdings die graphische Darstellung der patientenbezogenen

Einzelwerte ansieht, zeigt sich doch eine deutliche Schwankbreite. Die geplante

Aufenthaltsdauer von 3-max. 4 Wochen wurde etwa von der Hälfte aller Patienten

überschritten. Die Gründe sind vielfältig – zumeist kommt es aber durch

Verschlechterung von chronischen Begleiterkrankungen mit Auftreten von

Komplikationen zu Verzögerungen oder passageren Rückschritten in der Therapie.

Wohin führte die Entlassung?

Figur 3:

Entsprechend der Zielsetzung der AG/R- Abteilungen ist die Rückkehr in die eigene

Wohnung als primäres Ziel anzustreben und konnte auch in den überwiegenden

Fällen erreicht werden.

Der zweitgrößte Anteil der aufgenommenen Patienten musste nach Auftreten von

postoperativen Komplikationen oder neu aufgetretenen Erkrankungen mit

chirurgischem Interventionsbedarf an andere Abteilungen transferiert werden. Einige

wurden nach einigen Tagen wieder rückübernommen und scheinen als

Zweitaufnahme in der Statistik auf.

War es absehbar, das der Patient sein Rehabilitationsziel erst nach längerer Zeit

erreichen wird (weil z.B. über längerer Zeit die Entlastung einer UE vorgeschrieben

n.H.

KZPF

PH

transferiert

Familie/Bekannte

verstorben

PWH/Appartement216

12

13

31

6 23

<10 10 – 19 20 – 29 30 – 39 40 – 49 50 – 59 >60

0,00%

5,00%

10,00%

15,00%

20,00%

25,00%

30,00%

35,00%

40,00%

45,00%

ist), wurde in Übereinstimmung mit dem Patienten die Aufnahme an einer

Kurzzeitpflegestation beantragt - während des ersten Halbjahrs 2012 wurden

insgesamt 12 Personen an eine entsprechende Abteilung transferiert.

Trotz intensiver Bemühungen aller beteiligten Betreuungspersonen kann es

vorkommen, dass ein sehr hoher Pflegeaufwand besteht bleibt und/oder die

Mobilitätseinschränkung so hoch ist, sodass eine suffiziente Betreuung im

gewohnten Umfeld nicht mehr möglich sein wird. In diesen Fällen (n=13) wurde ein

Wechsel in eine institutionalisierte Pflegeeinrichtung empfohlen. War eine

Permanentbetreuung zuhause aus wohnbaulichen oder finanziellen Gründen nicht

möglich, wurde um Procuratio eingereicht.

Welcher Mobilitätsgrad bestand bei der Entlassung im Vergleich zu

prästationär / prätraumatisch und wie veränderte er sich?

prästationär poststationär

freigehend 122 43,11% 29 10,25%

Gehstock 55 19,43% 39 13,78%

Krücken 22 7,77% 47 16,61%

Rollmobil 55 19,43% 109 38,52%

Rollator 8 2,83% 35 12,37%

Rollstuhl 6 2,12% 7 2,47%

n. selbstständig 8 2,83% 12 4,24%

immobil 3 1,06% 5 1,76%

n. erhebbar 4 1,41%

Tab.3

Fig.4.

Verbesserung

gleichbleibend

Verschlechterung

nicht erhebbar

5.30%

35.34%

57.60%

1.77%

Der überwiegende Anteil (57,60%, n=163) konnte seinen präoperativen /

prästationären Mobilitätsgrad bei der Entlassung noch nicht oder nicht mehr

erreichen.

35,34% (n= 100 Patienten) verwendeten denselben Gehbehelf wie bisher.

5,30% (n=15 Patienten) konnten durch das regelmäßige Gehtraining sogar eine

Verbesserung erzielen.

Die Zahlen beziehen sich auf eine selbstständige und sichere Mobilität. Nicht

berücksichtigt wurde die Verwendung eines Gehbehelfes mit Begleitperson, auch

wenn hier ein anderer „höherwertiger“ Gehbehelf verwendet wurde (z.B.

selbstständige Mobilität mit Rollmobil und in Begleitung mit Krücken).

Wieviele Hilfsmittel (ohne Gehbehelfe) waren bei Aufnahme bereits

vorhanden, wieviele wurden vor der Entlassung verordnet?

Von 283 Patienten wurden 253 in die Berechnung einbezogen. Die Differenz ergibt

sich aus nicht zugewiesenen Patienten, Entlassungen in Kurzeit- oder

Langzeitpflegestationen sowie betreutes Wohnen: Weiters waren Patienten, die in

andere Krankenhäuser transferiert und dann wieder rückübernommen wurden, nur

einmal zu werten.

Die im Aufnahmegespräch erhobenen Daten zeigen, dass 30,83% der Patienten (n =

78) mit Hilfsmittel (z.B. Zimmertoilette, …) versorgt waren. Das kann natürlich

bedeuten, dass bis zu diesem Zeitpunkt kein Bedarf bestand oder eine

Unterversorgung vorlag.

Bei der Entlassung wurden 85 Personen (33,6%%) neu versorgt, 18 Personen

(7,11%) mit weiteren HM versorgt; 60 Patienten (23,72%) waren bei Aufnahme

bereits ausreichend versorgt, bei 90 Personen (35,57%) war eine

Hilfsmittelversorgung nicht notwendig

Fig.5. Anzahl de Personen mit Hilfsmitteln bei Aufnahme

ohne HM

mit HM

ohne HM

mit HM

HM

neuversorgt

HM erweitert

HM

unverändert

Aufnahme Entlassung

Wie änderte sich die Häufigkeit der Unterstützung durch soziale Dienste im

Vergleich prästationär / prätraumatisch zur Entlassung:

Eine Steigerung der Betreuung wurde bei etwa 1/3 der Patienten veranlasst. Der

Summenwert setzt sich aus jenen Patienten mit Ersteinsatz (n=49) sowie Patienten

mit Steigerung der bereits bestandenen Betreuungsintensität zusammen. Bei etwa

65% war die Betreuungsintensität gleichbleibend. 2 Personen waren prästationär /

prätraumatisch mit sozialen Hilfsdiensten versorgt, wurden dann zu Angehörigen

ohne Einleitung von Hilfsdiensten entlassen

Steigerung gleichbleibend Senkung Gesamtzahl

absolut 86 165 2 254

prozentual 33,86% 64,96% 0,79% 99,61%

Bei der Versorgung mit mobiler Essenszustellung zeigt sich ein hoher Prozentsatz

(~93%) derer, die eine bereits bestehende Betreuung auch nach der Entlassung in

Anspruch nehmen. Eine Neueinleitung erfolgte nur in etwa 5%.

0 1 2 3 4 nicht erhebbar

0,00%

10,00%

20,00%

30,00%

40,00%

50,00%

60,00%

70,00%

80,00%

VI. Zusammenfassung:

Auch das motivierteste Entlassungsmanagement oder Stationsteam stößt manchmal

an seine Grenzen.

Vor allem Patienten, die vor dem zur Aufnahme führenden Ereignis in allen Belangen

selbstständig waren, können einen bestehenden Betreuungsbedarf oft nur schwer

anerkennen. Der Verlust von Autonomie und teilweise auch eine im Alter

zunehmende Angst vor fremden Personen (v. a. mit zusätzlichem

Migrationshintergrund), negative Erfahrungsberichte von Bekannten und Freunden

und schließlich auch der Kostenfaktor lassen Patienten immer wieder eine Betreuung

durch soziale Hilfsdienste ablehnen oder sie kurz nach der Entlassung stornieren.

Ein weiterer Schwachpunkt bleibt die mangelnde Evaluierungsmöglichkeit der

gesetzten Maßnahmen. Häufig zeigt sich bei zufälligen späteren Aufnahmen im

Spital, dass zum Beispiel mitgegebene Verordnungsscheine für Hilfsmittel nicht

eingelöst wurden oder verordnete und organisierte Hilfsmittel unbenützt wieder an

die Versorgerfirma retourniert wurden.

Ein großer Problemfaktor im Schnittstellenmanagement ist der Kontakt zu den

betreuenden Allgemeinmedizinern und niedergelassenen Fachärzten. Die

elektronische Informationsübermittelung - wie im PIK Projekt eigentlich geplant – ist

kaum umgesetzt. Die bei der Entlassung mitgegebenen ärztlichen Befundberichte

erreichen den praktischen Arzt oft mit großer Verzögerung, wenn überhaupt.

6. Quellen:

- Leopold, Stricker: Entlassungsmanagement; österr. Pflegezeitschrift 11/03

- Michor, E: Kooperationsgestaltung Station und Entlassungsmanagement

-Goreis,M: Entlassungsmanagement im Spannungsfeld von Erwartungen,

Möglichkeiten und Grenzen der Akteure in intra- und extramuralen

Gesundheitseinrichtungen; Diplomarbeit zum Abschluss des Studiums der

Pflegewissenschaften 2009

- Modellprojekt „PatientInnenorientierte Integrierte Krankenbetreuung (in Wien 14.-

17.Bezirk) 11/2004

- Standard Entlassungsmanagement -.PIK 2006

- Evaluierungsbericht PIK August 2009

- Hladik, Regina: Aus- und Fortbildungsakademie des Krankenanstaltenverbundes

- Homepage Fonds Soziales Wien